Advent Calendar: Door/Türchen #19

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Damian

Helle Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch die nicht komplett zugezogenen Vorhänge und mit einem Grummeln erwachte Damian langsam aus einem erholsamen Schlaf. Er brauchte einen Moment um richtig wach zu werden, stand auf und wusch sie das Gesicht mit dem Wasser, das gestern bereits in sein Zimmer gebracht worden war. Nachdem er sich angekleidet hatte breitete er die entwendeten Geldbeutel auf seinem Bett aus und überlegte, wie er ein paar von ihnen wieder ihren Besitzern zukommen lassen würde, ohne sich auffällig zu machen.
Den Inhalt des größten Beutels verteilte er. Einen Teil steckte er in die anderen Beutel, einen Teil noch zusätzlich in seinen eigenen Beutel, ein paar Münzen ließ er in diverse Taschen seines Rucksacks und seiner Kleidung wandern. Ein paar Geldstücke ließ er im eigentlichen Beutel, da er diesen später auf der Treppe fallen lassen würde, sodass es Aussah, als wäre er ausgekippt und der Inhalt verteilt und aufgesammelt worden.
Einen weiteren Beutel würde er unter einen Tisch im Schankraum werfen und darauf warten, dass jemand anderes ihn fand.
Einen Dritten würde er dem Wirt geben und behaupten, dass er ihn gefunden hatte, in diesen würde er fast den gesamten Inhalt lassen, damit niemand erkannte, dass er sich daran bedient hatte.
Sobald sein Plan stand machte sich Damian an die Arbeit ihn umzusetzen. Er verstaute die restlichen Beutel in seinem Rucksack und steckte die ausgewählten drei Beutel in seine Jackentaschen, dann machte er sich auf zum Frühstück.
Auf der Treppe schaute er sich um und lies dann nach einigen Stufen den großen Beutel unauffällig fallen. Ein paar der verbliebenen Münzen rollten klirrend die Stufen hinab, aber sie waren nicht laut genug um Aufmerksamkeit zu erregen und das Geräusch hätte genauso gut davon kommen können, dass er eine der Münzen mit dem Fuß erwischt hatte.
Unten im Schankraum war noch nicht sonderlich viel Betrieb. Ein paar vereinzelte Gäste saßen und aßen ihr Frühstück, einige lagen noch auf den Bänken und schliefen ihren Rausch von der vorherigen Nacht aus.
Damian beschloss, dass er das Fallenlassen des zweiten Beutels auf später verschieben und erst einmal nur den anderen Beutel abgeben würde. Er setzte sich an einen der leeren Tische und der Wirt kam auch bald auf ihn zu.
„Na was darf’s zum Frühstück sein?“, fragte er sogleich.
Damian bestellte und fragte dann: „Könnt Ihr herumfragen, wem dieser Beutel gehört? Ich habe ihn vorhin gefunden“ und zeigte dem Wirt den vorbereiteten Geldbeutel.
„Natürlich. So ehrliche Finder gibt es nicht häufig. Der Besitzer wird sich sicherlich freuen!“, kommentierte der Wirt und nahm ihm den Beutel sogleich ab.
„Ich will nur helfen, Ihr dürft den Ruhm und Finderlohn gerne für Euch nehmen“, schlug Damian mit einem Lächeln vor.
„Sehr großzügig“, bemerkte der Wirt und machte sich auf in die Küche.
Während er auf sein Essen wartete beobachtete Damian den Schankraum und überlegte, wie er den letzten Beutel am besten loswerden würde. Ihn fallen zu lassen und mit dem Fuß wegzuschließen hielt er momentan für zu gefährlich. Irgendwer würde es in der Stille des Morgens sicherlich bemerken, aber es würde sich schon eine Gelegenheit bieten.
Sein Frühstück war noch nicht mal halb aufgegessen als ein spitzer Schrei durch das Gasthaus hallte. Damian und viele der anderen Gäste schreckten auf, einige eilten sogar die Treppe herauf, als ein weiterer, tieferer, Schrei und lautes Gepolter ihnen entgegen kamen. Ein Knecht war auf einer der Goldmünzen ausgerutscht und rutschte nun die Treppe hinunter in den Strom der Männer hinein. Damian stand mittlerweile und beobachtete das Geschehen aus der Ferne, dann drangen Stimmen von der Treppe.
„Meine Herrin! Ihr Schmuck! Gestohlen!“, keuchte der gefallene Knecht.
Stimmen wurden laut, als einer er Männer den Beutel fand und ein weitere sich über seinen eigenen Verlust beklagte. Es war Zeit für Damian zu verschwinden, aber die Meute auf der Treppe versperrte ihm den Weg und von außen hatte er keine Chance in sein Zimmer zu gelangen, das hatte er am Vortag bereits ausgekundschaftet. Er könnte sich Ohrfeigen über diese Wendung, warum hatte er sich nicht schon längst auf den Weg gemacht? Warum hatte er sich entschieden noch etwas zu bleiben? Der Wirt rief die Männer von der Treppe weg und Damian nutzte den Moment um den letzten Beutel auf den Boden fallen zu lassen und wegzutreten.
„Hey~!“, lallte jemand plötzlich hinter ihm.
„Du has‘ was fall’n lass’n“, schrie der noch immer Betrunkene ihn regelrecht an.
Die Männer, die bereits von der Treppe weg getreten waren schauten nun zu ihm herüber und Damian versuchte so zu tun, als wäre er lediglich gegen den Beutel getreten und hob ihn mit leicht zittriger Hand auf.
„Das hab ich also getreten“, überlegte er laut.
„Pah! Das aus dein‘ Tasche ‘fallen“, lallte der Andere, der anscheinend mehr gesehen, als Damian gehofft hatte und deutete auf Damian mit schwankendem Arm.
Einer der Männer kam auf ihn zu und nahm ihm den Beutel aus der Hand.
„Kam der aus deiner Tasche?“, fragte er ruhig, aber betont und schaute eindringlich auf Damian herab.
„Nein, hab ich doch gesagt! Ich bin dagegen getreten und das hat den Suffkopf geweckt!“, verteidigte sich Damian.
„Quatsch! Hab’s doch selb’s seh’n!“, maulte der Betrunkene.
„Wo ist deine Kammer?“, fragte der Große – wie Damian den anderen Mann mittlerweile nannte, woraufhin Damian nur mit einem verwirrten „Was?“ reagierte, als auch schon der Wirt dazu kam und sagte: „Im ersten Stock. Ich zeig‘s Dir!“
„Hey! Ihr habt kein Recht einfach in mein Zimmer zu gehen!“, beschwerte Damian sich und versuchte den Wirt festzuhalten.
„Verbirgst du etwas, Bursche?“, wollte der Große wissen.
„Nein, aber ich habe nichts getan! Ich habe vorhin sogar einen anderen Beutel abgegeben, den ich gefunden habe!“, versuchte Damian sich zu verteidigen.
„Gefunden oder gestohlen?“, mischte sich nun ein weiterer ein.
„Lass uns einen Blick in dein Zimmer werfen und alle Beschuldigungen werden beseitigt sein, wenn wir nichts finden“, schlug der Große vor und Damian hatte keine andere Wahl, als nachzugeben und gemeinsam mit ihm und den anderen nach oben zu gehen.
Ängstlich sah Damian sich nach einem Fluchtweg um. Er würde seine Sachen, seine Beute und alles verlieren, was er nicht am Leib trug, wenn er jetzt floh, aber er würde eventuell eine Chance haben davon zu kommen und nicht für seine Tat bestraft zu werden.
Als sie im Zimmer angekommen waren überlegte er, ob er schnell genug war zwischen den Beinen der Männer, die die Tür blockierten hindurch zu krauchen, aber der Große, der ihn hochgeführt hatte, schien seinen Gedanken zu folgen und hielt ihn an der Schulter fest. Ein weiterer Mann war indes dabei seinen Rucksack auszuräumen.
„Sieh auch in den Taschen nach!“, bemerkte ein anderer.
Damian wand sich im Griff des Großen, aber er hatte keine Chance sich zu befreien. Schließlich schüttete der andere den Rucksack kopfüber auf das Bett aus und einige Geldstücke lösten sich aus dem Wirrwarr aus Stoff und Leder und rollten auf den Boden. Der Mann warf den Rucksack vorerst Beiseite und fing an den Inhalt zu durchwühlen.
„Na was haben wir denn da?!“, sagte er triumphierend und drehte sich mit der geöffneten Schatulle zu ihnen um, das feine Tuch sorgfältig über den Rand ausgebreitet.
Für alle sichtbar lagen darin die Ohrringe der Rittersdame, die Kette und die Ringe, die Damian entwendet hatte. Damian wäre am liebsten im Erdboden versunken, aber auch dazu ließ ihm sein Bewacher keine Chance.

Hinter den Kulissen

Mit Damian’s Geschichte geht es weiter hinter dem 22. Türchen.

Wenn ihr in der Zwischenzeit bei den anderen vorbei schauen möchtet, dann startet neu bei Türchen 1 und entscheidet euch zwischen Sasha und Mina.
Abgesehen davon, dass Damian ja scheinbar doch kein so guter Dieb ist wie er denkt, ist dieser Beitrag trotzdem was besonderes.
Er ist nämlich mein:

300. Beitrag!

Und das obwohl die 200 gerade mal Anfang des Jahres war und ich gefühlt sehr wenig veröffentlicht habe…
Mal schauen, ob ich irgendwas dazu mache, die Auflösung des Gewinnspiel’s vom letzten Mal lässt ja auch noch auf sich warten… >_<
Wie auch immer, ich hoffe euch gefällt die Geschichte bisher.
Bis Morgen,
PoiSonPaiNter
© Für Geschichte und Charaktere liegen bei mir. Verwendung oder Weitergabe nicht ohne meine Zustimmung.
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Lies auf Deutsch

Bright rays of sunlight made their way through the not entirely closed curtains and with a groan Damian slowly awoke from a restive sleep. He needed a moment wake up entirely, stood up and washed his face with the water had been brought to his room the day before. Next he got dressed and spread the pilfered purses on the bed and thought of how he could return some of them to their owners without getting noticed.
He split the content of the largest purse. A part of it he put into the other purses, another he added to his own purse, a few coins wandered into the different pockets of his backpack and clothing. A few coins he left in the actual purse as he wanted to drop it on the stairs later, so that it would like as if it had tipped over and the content had been scattered and collected.
Another purse he wanted to drop below a table in the bar and wait for someone else to find it.
The third one with nearly all its content, so that no one noticed that he’d taken something from it, he would give to the innkeeper and claim that he had found it.
As soon as his plan was ready Damian got to work and realize it. He stashed the remaining purses in his backpack and put the selected three purses into his jacket pickets then he went down to get breakfast.
On the stairs he looked around and inconspicuously dropped the large purse after a few steps. Some of the remaining coins rolled down the steps with a clanking noise, but they weren’t loud enough to attract attention and the noise sounded as if he had simply kicked a coin with his foot.
Down in the bar not much was happening yet. A few lonely guests sat and ate their breakfast; some still lay on the benches sleeping off their hangovers from the previous night.
Damian decided that he’d shelve the dropping of the second purse for later and would only give away the other purse. A sat down at an empty table and waved the innkeeper over.
“Well, what should it be for breakfast?” He asked right away.
Damian ordered and then asked: “Could you ask around whom this purse belongs to? I found it earlier” and showed the innkeeper the prepared purse.
“Of course. There rarely are such honest finders. The owner will certainly be delighted!” The innkeeper commented and took the purse from him.
“I only want to help, you may take the glory and the finder’s fee”, Damian suggested with a smile.
“How generous”, the innkeeper noted and retreated to the kitchen.
While he was waiting for his meal Damian watched the bar and thought about how he could best get rid of the last purse. Dropping it and kicking it away with his foot would be too dangerous at the moment, he reckoned. Someone would certainly notice it in the silence of the morning, but there would come an opportunity.
His breakfast wasn’t even half finished as a high pitched scream echoed through the inn. Damian and some of the other guests startled, some even hurried up the stairs as a second, deeper, scream and loud rumbling came towards them. A servant had slipped on one of the gold coins and now slid down the stairs into the stream of men. Damian stood by now and watched the events from a far, then voices came from the stairs.
“My Mistress! Her Jewels! Stolen!” The Servant panted.
Voices rose as one of the men found the purse and another complained about his own loss. It was time for Damian to disappear, but the men on the stairs blocked his way and from outside he didn’t have a chance to get to his room, he had checked that the day before. He could slap himself for this turn of events, why had he not left already? Why had he decided to stay a bit longer? The innkeeper called the men away from the stairs and Damian used the moment to drop the last purse and kick it away.
“Hey~!” Someone suddenly slurred behind him.
“You’ve dropp’d som’thin’”, the still drunk downright yelled at him.
The men who had already gotten away from the stars now looked towards him and Damian tried to act as we had simply kicked the purse and picked it up with a shaking hand.
“So that’s what I kicked”, he thought loudly.
“Pah! I’ fell fr’m yo pock’t”, the other slurred, who had apparently seen more than Damian had hoped and pointed towards Damian with a shaky arm.
One of the man came over to him and took the purse from his hand.
“Did this come from your pocket?” He asked calmly, but emphasized and looked insistently down to Damian.
“No, I just said it! I kicked it and it woke the drunkard!” Damian defended himself.
“Nonshense! Saw It m’self!” The drunkard grumbled.
“Where is your room?” The Tall Guy – as Damian called the man by now, asked whereas Damian could only react with a confused “What?” before the innkeeper got involved and said: “On the first floor. I’ll show you!”
“Hey! You have no right to just enter my room!” Damian complained and tried to hold back the innkeeper.
“Are you hiding something, boy?” The Tall Guy wanted to know.
“No, but I didn’t do anything! Earlier I even gave him a purse that I had found!” Damian tried to defend himself.
“Found or stolen?” Another guy now butted in.
“Let us take a look into your room and all accusations will be cleared if we don’t find anything”, Tall Guy suggested and Damian had no choice but to give in and go upstairs with them.
Frightened Damian looked around for an exit route. He would have to leave his belongings, his loot and everything that he didn’t carry on him if he fled now, but he might have a chance to get away without being punished for what he had done.
As they arrived in the room he thought if he was fast enough to crawl between the legs of the men that blocked the entrance, but the Tall Guy, who had lead him upstairs seemed to follow his though and grabbed him by the shoulder. Meanwhile another man cleared his backpack.
“Look into the pockets!” Another suggested.
Damian wiggled in the hold of Tall Guy, but he didn’t have a chance to free himself. Finally the other guy lifted the backpack head first and emptied onto the bed and a few coins got loss and rolled out of the tangle of cloth and leather onto the ground. The man threw the backpack aside for the moment and started picking through its content.
“Well, look what we have here!” He said triumphantly and turned around to them, the open jewel case with the scarf neatly folded across the edges in his hand.
The earrings of the knight’s lady, the necklace and the rings, that Damian had pilfered all lay visible for everyone to see. Damian wished the ground would swallow him up, but his guard didn’t give him a chance to do that either.

Behind the Scenes

Damian’s story will continue behind the 22nd door.
If you want to see what the others are doing in the meantime, go back to the 1st door and choose between Mina and Sasha.
Aside from the fact that Damian seems to be not as good a thief as he thought he is, is this post still something special.
Because it is my:

300th post!

And that even though the 200 was just at the beginning of the year and it feels like I haven’t published that much…
Well see, if I do something for the occasion, the conclusion from last times raffle still hasn’t been published after all… >_<
Anyway, I hope you like the story so far.
See you tomorrow,
PoiSonPaiNter
© For the story by me. Do not use or repost either without my permission.

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