Damian
Als Damian die nächste Stadt noch nicht ganz erreicht hatte fielen ihm bereits die Menschenströme auf, die sich ebenfalls dorthin begaben. Einige schoben oder zogen schwere und voll beladene Karren, andere trugen zahlreiche, prall gefüllte Körbe und wieder andere schlenderten einfach zwischen den Leuten hindurch. Damian grinste vor Freude, es musste Markttag sein. Hier würde er reiche Beute machen können.
Schon während er dem Ort immer näher kam beobachtete er die Menge und schlenderte schließlich über den Markt um sich die Waren, Käufer und Verkäufer genau anzusehen.
Bald hatte er sich einen guten Überblick verschafft und geeignete Opfer gefunden und begann seine Jagd.
Hier und da rempelte er einen wohl gekleideten Herren oder eine Dame an, um deren lose hängenden Geldbeute zu entwenden. Manchmal entnahm er nur etwas Geld daraus und rief dann nach seinem Opfer, um nicht als Dieb aufzufallen.
„Ihr habt etwas verloren!“, log er dann und zupfte an deren Gewändern.
Wenn sie sahen, was er gefunden hatte schaute sie erst erschrocken nach ihrem Geldbeutel und nahmen ihn dann von ihm entgegen. Gelegentlich, meistens bei Frauen, bekam er dann noch einen kleinen Finderlohn.
Die Reichen merkten fast nie, dass bereits etwas aus dem Beutel fehlte.
Mit dem so erworbenen Geld stockte er sofort seine Vorräte auf. Bei armen Marktleuten und Bauern etwas zu entwenden, war selbst ihm zuwider und das bisschen, was sie hatten, konnte er ihnen auch abkaufen.
Wenn man als Dieb unterwegs war, sah man mehr von den Leuten, als die meisten anderen.
Hier gab es hungrige Kinder, die nur darauf warteten, dass der Händler wegschaute, um etwas zu stehlen. Dort gab es ein heimliches Liebespaar, dass es sich nicht wagte sich mehr als nötig zu berühren, auch wenn das noch sehr häufig war. Manche gut gekleideten Leute gaben sich nur als solche aus und hatten eigentlich kaum Geld in der Tasche. Er selbst fiel in diese Kategorie, denn obwohl seine Kleidung schlicht und auch schon vom Reisen abgetragen war, wirkte sie doch elegant genug, um ihn als kleineren Adligen durchgehen zu lassen.
Und dann waren da die anderen Diebe.
Wenn man wusste, wonach man Ausschau halten musste, erkannte man sie schnell.
Dort spähte ein Mann die Bewegungen eines Adligen aus, da war ein Jungspund dabei die Taktik zu kopieren und dicht vor Damian war eine hübsche, junge Frau, die den Stoffladen begutachtete.
Es waren gute und dementsprechend teure Stoffe und der Händler sah wohlhabend genug aus, um etwas von seiner Ware zu entwenden. Damian entschied sich also der Frau zu helfen.
„Na, meine Liebe hast du schon etwas gefunden, dass dir gefällt?“, grüßte er sie unverhohlen und legte einen Arm um ihre Hüfte.
Sie erkannte ihn sofort, von dem Moment als ihre Blicke sich zuvor in Verständnis getroffen hatten.
„Ach weißt du Schatz, ich kann mich einfach nicht entscheiden.“, seufzte sie spielerisch und legte ihm eine Hand auf die Brust.
Dann nahm sie eine Stoffbahn und ein Tuch gleichzeitig auf und zeigte es ihm. Während sie die Vorzüge des Stoffes erklärte, stopfte Damian das Tuch in seinen Ärmel. Das Spiel wiederholte sich mehrmals bis sie resigniert sagte: „Nein. Hier ist doch nichts für mich dabei. Ich danke Euch für Eure Mühe“ und dem Händler ein paar Kupferstücke zuwarf.
Dieser grunzte nur, sammelte das Geld ein und kümmerte sich weiter um seine andere Kundschaft. Arm in Arm gingen die beiden Diebe an den Rand des Marktes zu einem Dachvorsprung unter dem die leeren Kisten der Händler gestapelt wurden, um ihre Beute zu teilen. Sie lachten und scherzten auf den Weg dorthin und als sie endlich ankamen, lies sie seinen Arm los, drehte sich zu ihm und streckte ihm die Hand entgegen: „Ich bin übrigens Chloe“
„Damian“, erwiderte er und schüttelte ihre Hand.
Er gab ihr die entwendeten Tücher und die beiden unterhielten sich über das Geschäft auf dem Markt. Sie beide hatten den Schmuckhändler ins Auge gefasst, der mindestens genauso ein hochnäsiger Genosse wie der Tuchhändler war, doch alleine war auch er ein Risiko. Also beschlossen sie kurzerhand auch ihm gemeinsam einen Besuch abzustatten und ihm ein paar Güter zu entwenden.
Wieder nutzten sie die gleiche Taktik. Chloe zeigte ihm etwas und erzählte laut darüber, während er seine Finger über die Auslage huschen ließ. Auf diese Weise wanderten diverse Ringe, Ketten und andere Schmuckstücke in seine Tasche, bis nichts mehr passte. Auch diesmal teilte Chloe dem Händler mit, dass sie nichts gefunden hatte und warf ihm hochnäsig ein paar Kupferstücke hin. Der Händler verscheuchte sie regelrecht mit seinem Blick, da er seine Waren lieber verkauft sah als schlecht geredet. Der Raubzug war wieder ein voller Erfolg und die beiden kehrten zum Lager zurück, um die Beute zu teilen.
Hinter den Kulissen
Mit Damian’s Geschichte geht es weiter hinter dem 9. Türchen.
Wenn ihr in der Zwischenzeit bei den anderen vorbei schauen möchtet, dann startet neu bei Türchen 1 und entscheidet euch zwischen Mina und Sasha.
Ich hoffe euch gefällt die Geschichte bisher.
Chloe is übrigens ein Charakter den ich mal für ein RPG (Belua) mit Fairy und ein paar anderen Leuten kreiert hatte. Das RPG war ziemlich cool, aber leider ist es irgendwann eingeschlafen. Ich hab sie gerne geschrieben und auch in einer DSA Runde mal verwendet, bei der Fairy extrem genervt von ihr war. 😀
Da sie mir eigentlich nie wirklich aus dem Kopf ging, habe ich mich entschieden sie in dieser Geschichte sozusagen wiederzubeleben. Auch wenn ihre Hintergrundgeschichte sich jetzt etwas verändert hat, denn Brüder hatte sie in Belua nicht. 😀
Schönen Nikolaus-Tag noch und bis Morgen,
PoiSonPaiNter
© Für Geschichte und Charaktere liegen bei mir. Verwendung oder Weitergabe nicht ohne meine Zustimmung.
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Lies auf Deutsch
Damian
When Damian hadn’t even reached the next town he already noticed the masses of people that were on their way as well. Some of them pushed or pulled heavy and fully loaded carts, others carried several baskets filled to the rim and there were those that just sauntered between all these people. Damian grinned in delight, it had to be market day. He’d score well today.
While he was getting closer to the town he already observed the crowd and eventually sauntered over the market to take a closer look at the goods, buyers and merchants.
Soon he had a good overview and had found his victims and started his hunt.
Here and there he bumped into a well-dressed lord or lady to pilfer their loosely hanging purses. Sometimes he just took some money out of it and called after his victim to not be recognized as a thief.
“You lost something!” He would lie and tug at their robes.
When they saw what he had found they first looked frightened for their purse and then took it from him. Occasionally, usually with women, he even got a little finders fee.
The rich ones rarely noticed that something was already missing from the purse.
With the newly acquired money he restocked his supplies right away. To pilfer something from poor merchants or farmers was repugnant even to him and the little they had, he could as well buy from them.
When you travel as a thief, you notice more about people than others do.
Here, there were hungry children, waiting for the merchant to look away so they could steal something. There, there were secret lovers that did not dare to touch each other more than necessary, even if that was still quite often. Some people dressed up well, but did not have any money in their pockets. He himself fell into that category, because even if his clothes were plain and travel worn, they still seemed elegant enough to make him look like a minor noble.
And then there were the other thieves.
If you knew what to look for, you noticed them fast.
There was a man who spied out the movements of a noble, there was a youngling mimicking the tactic and close to Damian there was a beautiful, young woman that examined cloths.
They were good and therefore expensive cloths and the merchant looked wealthy enough to pilfer some of his goods. Damian thus decided to help the woman.
“Well, dear, have you found anything you like?” He greeted her blatantly and put his arm across her hips.
She recognized him right away from the moment they had locked eyes in understanding earlier.
“Ah, you know, love, I just can’t decide”, she sighed theatrically and put her hand on his chest.
She took one of the panels and a shawl up at the same time and showed it to him. While she explained the advantages of the cloth, Damian stuffed the shawl into his sleeve. The play repeated itself several times until she said in resignation: “No. There is nothing for me here. I do thank you for your effort” and tossed the merchant a couple of copper coins.
He only grunted, collected the money and returned to his other customers. Arm in arm the two thieves made their way to the edge of the market to a roof overhang where the merchants stored empty boxes, to share their loot. They laughed and joked all the way to it and when they finally arrived she let go of his arm, turned around and held out her hand: “I’m Chloe by the way”
“Damian”, he returned and shook her hand.
He gave her the pilfered shawls and the two of them talked about the business on the market. Both of them had considered the jewellery merchant, who was at least as snobbish a fellow as the draper, but on their own the risk was too high. So they decided on a whim to pay him a visit together as well and pilfer some of his goods.
They used the same tactic as well. Chloe showed something to him and talked loudly about it, while he let his fingers wander over the display. This way several rings, necklaces and some pieces of jewellery went into his pockets until it was full. Again Chloe told the merchant that she hadn’t found anything and snobbishly tossed him a few copper coins. The merchant downright shooed them away with his stare, as he wanted to rather see his goods sold than talked down. The raid had been another full success and the two of them returned to the storage to share their loot.
Behind the Scenes
Damian’s story will continue behind the 9th door.
If you want to see what the others are doing in the meantime, go back to the 1st door and choose between Mina and Sasha.
I hope you enjoy the story so far.
Chloe is by the way a character that I created for a RPG (Belua) with Fairy and a couple of others. The RPG was quite cool, but unfortunately it fizzled out at some point. I liked writing her and also used her in a DSA round where Fairy was extremely annoyed by her. 😀
As she never really left my mind, did I now decide to re-animate her story so to speak. Even though her background story has changed a bit as she didn’t have any brothers in Belua. 😀
Have a nice St. Nicholas‘ Day and we’ll see us tomorrow,
PoiSonPaiNter
© For the story by me. Do not use or repost either without my permission.