Mina
Noch etwas zittrig vor Wut und Überraschung stand Mina nun auf der Straße und wusste nicht, in welche Richtung der Dieb verschwunden war.
Aus Verzweiflung stieg die Wut erneut in ihr auf und aus dem Bauch heraus entschied sie sich schließlich nach Westen zu laufen.
Sie rannte und rannte und konnte doch nichts sehen.
Keine Fußspuren auf dem Pflaster verrieten ihr, wohin sie sich wenden musste, aber selbst wenn es sie gegeben hätte, wäre Mina’s Wut zu groß gewesen, um sie wahrzunehmen.
Am anderen Ende der Stadt angekommen, fand sie auch hier keinen Hinweis und kehrte wieder um.
Sie rannte durch jede Gasse, jede Straße, über Märkte und durchquerte die Stadt mehrere Male, bis sie sich erneut am Stadtrand befand und mit einem Aufschrei zu Boden sank.
Sie schrie ihre Wut aus sich heraus und schlug dabei auf die Erde ein; heiße Tränen liefen ihr dabei über die Wangen.
Schließlich ließ sie ihre Arme sinken, sackte in sich zusammen und ließ den Tränen freien Lauf.
Alles was sie von ihrer Familie bekommen hatte, um diese Reise zu überstehen, alles mühsam ersparte, das sie und die anderen über Jahre hinweg zurückgelegt hatten war fort.
Kein Geldstück ihres Lohns von Yagai war mehr übrig.
Er hatte einfach alles genommen und sie mittellos zurückgelassen.
Langsam öffnete und schloss Mina ihre verkrampften Hände und wischte sich die Tränen am Ärmel ab. Ihr Blick schweifte in die Ferne und Mina überlegte, ob sie nach Hause zurückkehren sollte oder gar zu Yagai.
Sie fühlte sich geschlagen, aber dennoch wollte sie nicht aufgeben.
Sie wusste, dass es schwer werden würde ohne Geld, aber sie hatte bei Yagai bereits Arbeit gefunden, vielleicht würde sie wieder jemand einstellen; ihr Wissen über Kräuter würde ihr dabei zu Gute kommen.
Mina sammelte sich etwas und blickte auf ihre Hände.
Erst jetzt wo ihr Blick sich etwas geklärt hatte, bemerkte sie die Wurzeln, die vor ihr wie Spieße aus der Erde heraus ragten. Verwirrt betrachtete sie sie für einen Moment und umfasste schließlich eine von ihnen zögerlich. Sie spürte die Magie, die noch immer in den Pflanzen lag, ihre Magie, sie hatte die Wurzeln aus dem Erdreich geholt.
Erschrocken fuhr Mina zurück und merkte, wie auch hinter ihr Wurzeln aus dem Boden geschossen waren, als sie mit den Händen schmerzhaft dagegen stieß.
Nun sah sie sich richtig um: Wie ein Schutzwall umgaben sie verschieden hohe Wurzelspieße.
Je länger sie die Pflanzen betrachtete, umso schlechter fühlte Mina sich dafür, sie aus ihrem Reich gerissen zu haben. Sie versuchte sich zu beruhigen, ihre Wut und ihre Angst zu überwinden und legte die Hände flach auf den Boden. Erneut ließ ihre Magie hineinsickern.
Nach und nach erbebte eine jede Wurzel und kehrte zurück zu ihrem angestammten Platz. Mit erschöpfter Erleichterung setzte Mina sich auf den Hosenboden.
Dies war ihre Schuld gewesen, genauso, wie sie es gewesen war, die das Gasthaus zum Beben gebracht hatte. Sie hatte die Kontrolle über ihre Gabe verloren und sie wagte sich nicht sich auszumalen, was sie getan hätte, wenn jemand zu Schaden gekommen wäre.
Sie konnte nicht umkehren, sie musste einen Lehrmeister finden, der ihr beibrachte ihre Gabe nur dann einzusetzen, wenn sie es wollte.
Noch einen Moment blieb sie sitzen und schaute in die Ferne. Sie würde weiterreisen und einen Lehrmeister finden. Vielleicht würde sie auf ihrer Reise sogar noch einmal auf den Dieb treffen und könnte ihn dann zur Rede stellen, auch wenn er vermutlich ihr Geld eh bereits verschleudert hatte.
Neuen Mut gefasst, rappelte sie sich auf, entstaubte ihre Kleidung, rückte ihren Rucksack zurecht und folgte der Straße weiter ins Land hinein.
Ohne Ziel, einfach geradeaus.
Hinter den Kulissen
Mit Mina’s Geschichte geht es weiter hinter dem 18. Türchen.
Wenn ihr in der Zwischenzeit bei den anderen vorbei schauen möchtet, dann startet neu bei Türchen 1 und entscheidet euch zwischen Sasha und Damian.
Ich hoffe euch gefällt die Geschichte bisher.
Bis Morgen,
PoiSonPaiNter
© Für Geschichte und Charaktere liegen bei mir. Verwendung oder Weitergabe nicht ohne meine Zustimmung.
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Lies auf Deutsch
Mina
Still shaking from her anger and surprise Mina now stood on the street not knowing which direction the thief had taken.
Anger rose again inside her and she decided to run into the West based on a gut feeling.
She ran and ran and could not see a thing.
No footprints on the pavement told her, which way she had to turn, but even if they had existed, her anger would be too great to see them.
When she reached the end of the town she did not find a clue either and turned back around.
She ran through every alley, every street, across markets and crossed the town several times until she was once again at the town’s border and dropped down to the ground with an outcry.
She cried out her anger and hit the ground vigorously; hot tears running down her cheeks.
Eventually she lowered her arms and slumped down and simply let her tears flow.
Everything she had gotten from her family to get through her journey, every painfully saved coin that she and the others had put aside for years was gone.
No coin from the salary she got from Yagai left.
He had simply taken everything and left her penniless.
Slowly Mina opened and closed her cramped hands and wiped he tears away with her sleeve. Her gaze drifted into the distance and Mina wondered if she should return home or even to Yagai.
She felt defeated, but she still did not want to give up.
She knew it would be hard without money, but she had found work with Yagai, maybe someone else would hire her as well; her knowledge about herbs would certainly come in handy.
Mina gathered herself and looked down to her hands.
Only now as her view had cleared a little she noticed the roots that pointed like spears out of the ground. Confused she looked at them for a moment and hesitantly closed her hand around one of them. She felt the magic still lingering in the plant, her magic; she had raised the roots from the ground.
Frightened Mina backed away and noticed that more roots had risen from the ground behind her, as she painfully hit them with her hands.
Now she took a closer look around: Like a protective barrier she was surrounded by differently high root-spears.
The longer she looked at the plants the worse Mina felt about having ripped them from their realm. She tried to calm down, to overcome her anger and her fear, and put her put her hands flat on the ground. Again she let her magic sink into it.
One after the other each root trembled and returned to their actual place. With exhausted relief Mina sat down on her bottom.
This had been her fault, just like she had caused the earthquake in the inn. She had lost control over her gift and she didn’t dare to think about what she would have done if anyone had suffered from it.
She couldn’t turn back; she had to find a teacher who taught her to use her gift only when she wanted to.
For a moment longer she said there and looked into the distance. She would continue and find a teacher. She might even run into the thief again on her journey and she could take him to task, even though he probably had wasted all her money by now.
With a newly found courage she picked herself up, dusted her clothes, adjusted her backpack and followed the road further into the land.
Without destination, simply forward.
Behind the Scenes
Mina’s story will continue behind the 18th door.
If you want to see what the others are doing in the meantime, go back to the 1st door and choose between Sasha and Damian.
I hope you like the story so far.
See you tomorrow,
PoiSonPaiNter
© For the story by me. Do not use or repost either without my permission.