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Nachdem ihr im  bereits die Rezension zum GalgenmÀrchen KindsrÀuber von Nora Bendzko lesen konntet, folgt nun die Doppel-Rezension zu Wolfssucht (angelehnt an RotkÀppchen) und dessen Vorgeschichte BÀrenbrut (angelehnt an Der BÀrenhÀuter).
Worum geht’s?
BÀrenbrut erzÀhlt die Geschichte von Thorben, der seinen Vater durch einen BÀren verliert und erfahren muss, dass ein dunkles Geheimnis in ihm steckt. Ein Geheimnis, das nicht nur ihn, sondern auch seine Frau Elfriede und seinen Sohn Skandar in Gefahr bringen könnte.
Wolfssucht spielt einige Jahre nach dem Ende von BĂ€renbrut. Irina musste mit ihrer Familie aus ihrem Heimatdorf fliehen und wurde dabei von Skandar gerettet. Als die beiden heranwachsen will er sie zur Frau nehmen, doch sie widersetzt sich ihm. Stattdessen versucht sie aus ihrer RealitĂ€t zu fliehen und fĂŒhlt sich dabei von dem Monster, das ihren Wald bedroht, angezogen.
Das Leseerlebnis
BĂ€renbrut zĂ€hlt nur als Kurzgeschichte, dementsprechend klein und kurz ist die Printausgabe. Als Novelle ist Wolfssucht allerdings auch recht schmal. Das Nervige ist an dieser Stelle mein innerer Monk, der es furchtbar findet dass alle drei BĂ€nde ( Die beiden hier und KindsrĂ€uber) unterschiedliche Formate haben…
WĂ€hrend BĂ€renbrut nur einige Ausschnitte aus Thorbens Leben aufgreift, geht Wolfssucht etwas mehr ins Detail und auch in tiefere AbgrĂŒnde des menschlichen Daseins. Wer bereits selbst Erfahrungen mit sexueller Gewalt gemacht hat oder nicht gerne ĂŒber dieses Thema liest, sollte das Buch mit Vorsicht genieĂen, denn diese ist grundlegende Plotelemente hinter den Ereignissen.
Was mich beim Lesen von Wolfssucht etwas irritierte, war eine RĂŒckblende, die von einer anderen ErzĂ€hlerin stammte und entsprechend anders war. Ich verstehe, wieso die Szene nicht einfach erzĂ€hlt wurde, fand es dennoch merkwĂŒrdig, weil ich so nie weiĂ, was der Charakter dem die Geschichte erzĂ€hlt wird, wirklich erfĂ€hrt.
Die Charaktere
Wo ich in BÀrenbrut die Handlungen von Thorben und den andere noch nachvollziehen konnte, fiel es mir in Wolfssucht sehr schwer, da die Charaktere doch sehr eigensinnig sind. Einen wirklichen Bezug konnte ich zu keinem von ihnen entwickeln.
Skandar hat sich von der Vorgeschichte zum eigentlichen Teil extrem verĂ€ndert, was zwar zum Teil an den Ereignissen aus BĂ€renbrut liegt, dennoch keine Entschuldigung fĂŒr sein ĂŒberzogenes Verhalten ist. Die Macht, die er durch seine Position als JĂ€ger hat, nutzt er schamlos aus, um sich die Dinge so zurechtzubiegen, wie er es will. Ein Verhalten, dass ich im wahren Leben grauenvoll finde, hier aber glaubhaft dargestellt wurde.
Auch Irina ist nicht viel besser. Sie ist arrogant und ĂŒberheblich und je weiter die Geschichte voran schreitet, umso mehr entrĂŒckt sie der Wirklichkeit, bis sie die Dinge ganz und gar nicht mehr so sieht, wie sie tatsĂ€chlich sind. Anders kann ich mir ihr verstörendes Verhalten nicht erklĂ€ren. Sie verliert sich vollends in ihrer Andersartigkeit und sucht die Gefahr, bis sie sĂŒchtig nach ihr wird und keine logischen Argumente mehr annehmen kann. Dennoch ist es auf eine merkwĂŒrdige Art faszinierend ihrem Weg zu folgen, auch wenn es kein Guter ist.
Der Wolfsmensch wird hauptsÀchlich als Monster charakterisiert, erst spÀter erfÀhrt man, warum er so handelt, wie er es tut. Es ist grauenhaft und erschreckend zugleich. Gelungen finde ich an dieser Stelle, dass [SPOILER]kein Wolf wie im UrsprungsmÀrchen, sondern ein verwilderter Mensch dahinter steckt.[/SPOILER]
Leider wird jedoch nicht erklĂ€rt, wie(so) Irina dazu in der Lage ist, die Erinnerungen des Wolfsmenschen zu sehen …
Da das Dorf, in dem beide Geschichten spielen, sehr isoliert ist, erfĂŒllen die anderen Charaktere hauptsĂ€chlich entsprechenden Stereotypen mit dazugehörigem Aberglauben.
Generelle Meinung
Beide BĂ€nde haben kein Happy End, was sie schon allein von den meisten MĂ€rchenadaptionen abhebt. Hinzu kommt, dass Wolfssucht mich mit einem merkwĂŒrdigen GefĂŒhl zurĂŒcklieĂ. Zu sagen, die Geschichte hĂ€tte mir gefallen, wĂ€re in dem Sinne falsch, als dass es kein traditionelles Gefallen ist, aber sie hat mich als Studie in die AbgrĂŒnde des menschlichen Verhaltens definitiv fasziniert.
FĂŒr mich wird die Geschichte eines MĂ€dchens erzĂ€hlt, dass alles verloren hat und sich in ihrer Andersartigkeit verliert und dafĂŒr verurteilt wird. Die Spirale des Hasses und der Verzweiflung ist dadurch auf wunderbar verstörende Weise aufgezeigt und mit sehr bildhafter und fesselnder Sprache unterlegt. Wer sich in die dĂŒstere Welt von RotkĂ€ppchen wagen möchte, ist hier gut aufgehoben.
In BĂ€renbrut hĂ€tte ich mir ein bisschen mehr Bezug zu den Charakteren gewĂŒnscht und in beiden eine ErklĂ€rung der ĂŒbernatĂŒrlichen Elemente.
Dinge, die ich hinzufĂŒgen möchte
Dadurch, dass Wolfssucht vor BĂ€renbrut geschrieben wurde, taucht ein SchlĂŒsselcharakter aus der Vorgeschichte nicht weiter in der Hauptgeschichte auf, doch eine Ereignis lĂ€sst vermuten, dass er im Hintergrund dennoch seine Finger im Spiel hatte.
Kurz nachdem ich die BĂŒcher gelesen hatte, veröffentlichte Mareike von Crow and Kraken ihre Rezension zu Wolfssucht und ich war erstaunt, wie anders sie das Buch interpretiert hat. Auch ein paar andere Leserstimmen Ă€uĂerten sich genervt oder entsetzt, der GroĂteil lobte bisher die fĂŒr den dpp 2017 nominierte Novelle, fĂŒr ihren Mut, die Dinge genau so verstörend zu beschreiben, wie sie es tat. Es ist faszinierend zu verfolgen, wie andere reagieren und ein gutes Beispiel dafĂŒr, wie sehr Meinungen auseinandergehen können.
Ăbrigens ist das Original RotkĂ€ppchen auch sehr sexuell – und streckenweise kannibalistisch. Da gab es im letzten MĂ€rchensommer einen Beitrag zu: Das wahre Ende deutscher MĂ€rchen (Teil 1).

Letztes Jahr habe ich Nora bereits interviewed, wer also gerne nachlesen möchte, kann das gerne tun. Gerade arbeitet sie an einem weiteren GalgenmÀrchen zu Rapunzel.
Ein paar von euch können Goodies zu diesen BĂŒchern, und ein*r sogar eine Printausgabe von „KindsrĂ€uber“, wĂ€hrend des Sommers gewinnen. (Das Schreiben eigener Rezensionen zu MĂ€rchen(adaptionen) bringt ĂŒbrigens auch 3 Punkte. đ )
Anne/PoiSonPaiNter
© FĂŒr das Cover gehören den rechtmĂ€Ăigen Besitzern.
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Lies auf Deutsch
After you were able to read the review of Nora Bendzko’s KindsrĂ€uber(Child thieve) during the MĂ€rchensommer, here is the double review of Wolfssucht (Wolfaddiction – based on Little Red Riding Hood) and its prequel to BĂ€renbrut (Bearspawn – based on The Bearskin).

What is it about?
BĂ€renbrut tells the story of Thorben, who loses his father because of a bear and has to learn that there is a dark secret within him. A secret that could endanger not only him, but also his wife Elfriede and his son Skandar.
Wolfssucht takes place a few years after the end of BÀrenbrut. Irina had to flee her home village with her family and was saved by Skandar. As the two grow older, he wants to marry her, but she rejects him. Instead, she tries to escape her reality and is drawn to the monster threatening their forest.
The reading experience
BĂ€renbrut is only a short story, so the print edition is accordingly small and short. As an novella, however, Wolfssucht is also quite slender. The annoying thing at this point is my inner Monk, who finds it terrible that all three volumes ( These two and KindsrĂ€uber) have different formats…
While BĂ€renbrut only touches on a few aspects of Thorben’s life, Wolfssucht goes into more detail and also into deeper depths of human existence. Those who have already experienced sexual violence themselves or do not like to read about this topic should read the book with caution, because this is the basic plot element behind the events.
What irritated me when reading Wolfssucht was a flashback that came from another narrator and was therefore different. I understand why the scene was not simply told, but I found it strange, because I never know what the character to whom the story is told really learns.
The characters
Where I could still understand the actions of Thorben and the others in BĂ€renbrut, it was very difficult for me in Wolfssucht, since the characters are really obstinate. I couldn’t really relate to any of them.
Skandar has changed extremely from the prequel to the actual part, which is partly due to the events from BĂ€renbrut, but is nevertheless no excuse for his exaggerated behavior. He shamelessly uses the power he has through his position as the hunter to bend things the way he wants. A behaviour that I find horrible in real life, but which has been portrayed here in a credible way.
Irina isn’t much better either. She is arrogant and prideful and the more the story progresses, the more she is detached from reality until she no longer sees things as they really are. Otherwise I can’t explain her disturbing behavior. She loses herself completely in her otherness and searches for danger until she becomes addicted to it and can no longer accept logical arguments. Nevertheless, it is in a strange way fascinating to follow her path, even if it is not a good one.
The wolf man is mainly characterized as a monster, only later one learns why he acts the way he does. It’s horrible and frightening at the same time. At this point I find it well done that[SPOILER]it is not a wolf like in the original fairy tale, but an feral human behind it[/SPOILER].
Unfortunately, it is not explained how/why Irina is able to see the memories of the wolf man…
Since the village in which both stories are set is very isolated, the other characters mainly fulfill respective stereotypes with associated superstitions.
General Opinion
Neither volume has a happy ending, which alone sets them apart from most fairy tale adaptations. In addition, Wolfssucht left me with a strange feeling. To say that I liked the story would be wrong in the sense that it is not a traditional liking, but it has definitely fascinated me as a study into the abysses of human behavior.
For me it tells the story of a girl who has lost everything and loses herself in her otherness and is condemned for it. The spiral of hatred and despair is thus shown in a wonderfully disturbing way and underscored with very pictorial and captivating language. If you want to venture into the dark world of Little Red Riding Hood, you are in good hands here.
In BĂ€renbrut I would have liked to have had a little more of a connection to the characters and in both of them an explanation of the supernatural elements.
Stuff Iâd like to add
The fact that Wolfssucht was written before BĂ€renbrut means that a key character from the prequel no longer appears in the main story, but an event suggests that he still had his fingers in the background.
Shortly after reading the books, Mareike von Crow and Kraken published her review of Wolfssucht and I was intrigued at how differently she interpreted the book. A few other readers‘ voices were also annoyed or appalled, the majority praised the novella nominated for the dpp 2017, for its courage to describe things just as disturbingly as it did. It is fascinating to see how others react and a good example of how much opinions can diverge.
By the way, the original Little Red Riding Hood is also very sexual – and sometimes cannibalistic. Last fairytale summer there was a contribution about it: The true ending of German Fairy Tales (Part 1).

Last year I already interviewed Nora, so if youâd like to read it, youâre welcome to do so. She is currently working on another GalgenmĂ€rchen  about Rapunzel.
Anne/PoiSonPaiNter
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