Category Archives: Story

#CroMär: Kapitel 19

Das #CroMär geht weiter.

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Kapitel 19

Als Ralf endlich ankam, stand Regina mehrere Meter von Mischa entfernt. Ihre Nase lief, ihre Augen tränten und am liebsten wäre sie einfach weggerannt und hätte den Kater stehen lassen. Ihr schlechtes Gewissen ließ das nicht zu.

»Du siehst -«, noch bevor Ralf den Satz beenden konnte, tat Regina es für ihn: »Scheiße aus. Ich weiß.«

Ohne, dass sie fragen musste, reichte er ihr eine Tinktur, die sie sogleich hinunterstürzte. Zum Glück dauerte es nicht lange bis die Wirkung einsetzte, sodass sie endlich wieder frei atmen konnte. Nach einem knappen Danke, brachte sie ihn auf den aktuellen Stand während sie zu Mischa zurückkehrten.

»Der Zauber des gestiefelten Kater, lässt das Tier die neue Person spüren, wenn der Besitz wechselt«, erklärte Ralf ruhig. »Das heißt, wenn du dich weiter durch die Stadt bewegst, wirst du irgendwann Hannchen begegnen und sie erkennen.«

»Dann is doch alles geregelt?«, wollte Regina die Situation so schnell wie möglich beenden. Vielleicht konnte sie so doch noch ein paar Vorlesungen heute mitmachen.

»So einfach ist das leider nicht. Ja, ohne die Stiefel aktiv zu tragen, kann die Verwandlung aufrechterhalten werden, aber nur für einen begrenzten Zeitraum.« Ralf sah Mischa eindringlich an. »Je länger es dauert, deine Stiefel oder deine neue Herrin zu finden, umso mehr wirst du vergessen wen du suchst und was deine Aufgabe ist.«

»Ich hasse Zeitfenster«, brummte Regina genervt und verschränkte die Arme. Das hätte ihr bei der Entzauberung von Wolf schon mal fast das Genick gebrochen. »Wie schlimm wäre es, wenn das passiert?«

»Das kommt auf Mischa an«, entgegnete Ralf und hob eine Augenbraue in Richtung des Katers. »Wenn du ein ganz normaler Kater werden willst, kannst du den Zauber auslaufen lassen.«

Entsetzt riss Mischa Augen und Mund auf. »Niemals!«, schrie er ihnen entgegen und Regina war sich sicher, ein Fauchen hinter dem Wort zu hören. »Meine Herrin hat mich Hannchen vermacht und ich werde sie unterstützen und beschützen, bis sie im hohen Alter einschläft und mich weitergibt!«

Regina war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte. Wenn sie den Zauber richtig verstand, war der Kater nahezu ein Sklave der Magie, allerdings schien er ihm auch gewisse Freiheiten wie den Gestaltwandel und die damit verbundenen Möglichkeiten zu geben. Und wer war sie ihm seinen Lebensstil auszureden?

»Seit wie vielen Generationen bist du schon Gestiefelt?«, fragte Ralf unvermittelt und kramte nebenbei in seiner Tasche.

Mischa kratzte sich mit der eingeknickten Hand am Ohr, sah hin und her, dann zuckte er mit den Schultern. »Die Zeit ist so lang, ich habe die ersten mittlerweile vergessen. Vor meiner alten Herrin erinnere ich mich an vier andere, aber ich weiß, da waren mehr.«

»Und du bleibst immer bei ihnen bis sie sterben?«, hakte Regina nach, während sie im Kopf nachrechnete, wie alt der Kater sein musste und ob er dadurch älter war als Ralf.

»Oder sie mich weiterschicken«, kommentierte Mischa nur mit einem erneuten Schulterzucken.

»Es gibt einen Weg, wie wir die Suche beschleunigen können«, verkündete Ralf und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden.

Mischa folgte ihm sogleich in die Hocke und sah ihn neugierig an, Regina betrachtete die Szene vor sich skeptisch. Auf Ralfs Schoß lag ein Zeichenblock, neben ihm ein schwarzes Kästchen mit einem seltsamen Stein und einem Pinsel. Aus einer Flasche tropfte Ralf etwas Wasser in das Kästchen und rieb dann in langsamen Kreisen den Stein darüber. Diesen Vorgang wiederholte er einige Male, dann sah er Mischa erwartungsvoll an.

»Ich brauche einen Tropfen Blut von dir für den Zauber.«

Erschrocken fiel Mischa auf den Hosenboden, aber dann streckte er pflichtbewusst die Hände über die Flüssigkeit, die sich im Kästchen gesammelt hatte, und piekte sich mit dem spitzen Fingernagel in den Finger der anderen Hand. Ein einzelner Tropfen fiel in die seltsame Mischung und Ralf zog erneut einen Kreis, diesmal mit dem Pinsel. Dann setzte er diesen auf das Papier und begann zu zeichnen. Erst jetzt verstand Regina, dass er eine Art Kalligraphie-Technik verwendet, um den Zauber zu wirken.

Einen Zauber, der ein reales Ebenbild der gezeichneten Katze aus dem Papier steigen ließ.

Nachwort

Auch diesmal behandeln die einzelnen Kapitel wieder märchenhafte Aspekte. Könnt ihr erraten, welches hier thematisiert ist?

Übrigens heißt das Kapitel in meinen Notizen: Der Zauberer der Katzen malte

Nächsten Mittwoch geht es weiter!

Anne/Poisonpainter

#CroMär: Kapitel 18

Das #CroMär geht weiter.

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Kapitel 18

Resigniert nahm Regina das Handy aus der Tasche und schrieb Becky, dass sie es nicht schaffen würde und dass sie sie bitte abmelden und ihr die Mitschrift schicken solle. Auf die Nachfrage, ob etwas Schlimmes sei, kommentierte Regina nur, es sei nervig und fragte sich wiederholt, ob sie ihre Freundin einweihen sollte und ob sie das überhaupt durfte. Uni für den Tag abgehakt, ging sie ein paar Schritte Beiseite und rief ihren Joker in Sachen magische Probleme an. Es dauerte einen Moment bis er mit einem verschlafenen »Guten Morgen« antwortete.

Verdammter Langschläfer, sie wollte auch zurück ins Bett!

»Raaaalf! Du musst mir helfen!«, flehte sie durch den Hörer. »Ich habe einen gestiefelten Kater ohne Schuhe und Herrin und muss die ganze Zeit niesen. Das pack ich nicht allein, wenn ich ihm helfen soll!« Zur Bestätigung tat sie genau das.

»Kannst du nicht deine Oma fragen?«

»Was meinst du, von wem ich die Katzenhaar-Allergie habe?« Sie wusste nicht, ob das so stimmte, aber so konnte sie jemanden anderen die Schuld in die Schuhe schieben. Immerhin hatte der Kater sie vermutlich aufgrund ihrer Magie oder magischen Aura oder so etwas überhaupt erst angesprochen.

Ralf seufzte, rieb sich vermutlich die Augen, wie sie es schon oft gesehen hatte, wenn sie sich verquatscht hatten und es spät geworden war. »Okay«, sagte er schließlich. »Was ist genau passiert?«

Regina murmelte eine Kurzfassung, beschäftigt damit, ihre laufende Nase zu bändigen.

Wieder seufzte Ralf, verstand sie ohne viele Worte. »Wo bist du?«

»In der Uni, wo ich eigentlich die Vorlesung hätte, auf die ich mich schon die ganze Woche freue!« Ihr Frust war unverkennbar in ihrer Stimme. Im Augenwinkel sah sie, wie Mischa sich zusammenkrümmte, aber das war ihr nur recht.

»Gib mir zwanzig Minuten, dann bringe ich dir was für deine Nase. Bis dahin hast du vielleicht schon mehr aus dem Katerchen herausbekommen.«

»Einverstanden. Danke!«

Sie drehte sich wieder zu Mischa und nahm den vorherigen Faden wieder auf. »Du hast dir dann also Klamotten besorgt und bist hergekommen?«

»Genau, die hingen auf einer Leine!«

Regina nickte, das erklärte zumindest die unpassende Kleidung, aber eine Sache nicht: »Wie kannst du überhaupt menschliche Gestalt annehmen ohne Stiefel?«

»Ich muss meine Stiefel nicht tragen, um es zu können, aber sie dürfen nicht zerstört werden, dann verwandel ich mich wieder zurück. Außer meine neue Herrin schenkt mir neue Stiefel.«

»Hast du denn den Namen von ihr?«

»Hannchen«, verkündete er stolz.

»Und sie geht hier zur Uni?«

Das ließ ihn in sich zusammensinken. »Meine Herrin hat immer gesagt, was für ein kluges Mädchen ihr Hannchen ist.«

»Das ist keine Antwort auf meine Frage.«

»Ich habe Orte gesucht, wo kluge Menschen sind und dann habe ich Euch bemerkt.« Der Kater verbeugte sich, was Regina noch mehr irritierte als die Förmlichkeit. Immerhin wusste sie jetzt, dass er ihre Magie tatsächlich erkannt.

»Du hast also keine Ahnung, wer sie ist, wo sie wohnt und wie du sie finden kannst«, fasste Regina die Situation zusammen.

Mischa zuckte mit den Schultern, ein unschuldiges Lächeln im Gesicht.

»Großartig.«

Nachwort

Auch diesmal behandeln die einzelnen Kapitel wieder märchenhafte Aspekte. Könnt ihr erraten, welches hier angedeutet ist?

Übrigens heißt das Kapitel in meinen Notizen: Der Kater der auszog, sein neues Zuhause zu finden

Nächsten Mittwoch geht es weiter!

Anne/Poisonpainter

#CroMär: Kapitel 17

Auch in diesem Märchensommer möchte ich die Geschichte um Regina weitererzählen und habe ein Update des #CroMär für euch vorbereitet.

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Doch zunächst …

Was bisher geschah …

Regina soll ihrer kranken Oma etwas zu Essen vorbeibringen. Auf dem Weg dahin begegnet sie ihrer Tante, die ihr einen Diät-Apfel andreht und ihrem Jugendschwarm Wolf, der sie zum Wunderjunggesellenball einlädt. Hin und hergerissen schließt Regina einen Deal um den ersten Kuss des Abends mit einem seltsamen Förster, damit sie den Apfel, den sie grad erst entsorgt hat, zurückbekommt.
Allerdings war das erst der Anfang der bizarren Ereignisse, denn bald stellt sich heraus, dass ihre Oma keine geringere als Frau Holle ist und mit der Baba Yaga eine ernstzunehmende Rivalin hat.
Das am Ende des Ballabends Wolf dann ein Frosch ist, war auch nicht das was Regina davon erwartet hatte.

Am nächsten Morgen hat Regina ein schleimiges Erwachen, denn sie hat Wolf mit nach Hause genommen. Mit Hilfe ihrer Familie und dem Förster, der eigentlich Ralf heißt und sich als Rumpelstilzchen vorstellt, macht Regina sich daran in wieder zurückzuverwandeln. Was gar nicht so leicht ist, da er einsehen muss, wie sehr sein Handeln sie verletzt hat …

Ausführlich könnt ihr es hier nachlesen: #CroMär

Ein paar Monate später trifft Regina erneut mit Marie zusammen, die verzweifelt ihre mal wieder ausgebüchste Ziege sucht. Doch bald stellt sich heraus, dass sie nicht nur gerne Ralfs Rapunzeln frisst, sondern auch ein verzauberter Mensch ist. Gemeinsam befreien sie die junge Frau von ihrem Fluch. Doch Regina erfährt dabei ein Geheimnis über Ralf, denn Rumpelstilzchen ist nur ein Deckname. Früher nannten sie ihn Koscheii und er ist der Sohn eines Aspekts der Baba Yaga.

Und nun geht es wieder ein paar Monate später weiter mit:

Kapitel 17

Regina war schon wieder viel zu spät dran. Sie hielt die Schlinge ihrer Laptoptasche fest im Griff als sie schnellen Schrittes auf das Unigebäude zulief. Warum musste ihre Mutter auch darauf bestehen, dass sie jetzt jeden Morgen Magieübungen machte, bevor sie aus dem Haus ging? Damit verbrachte sie schon nahezu alle Nachmittage, Abende und Wochenenden. Sie hatte dadurch kaum noch Zeit für ihre Freunde, denn wenn sie nicht übte, musste sie Unikram nachholen, den sie deswegen hinauszögerte. Es war zum Kotzen. Viel lieber würde sie in die Zeit zurückkehren, in der sie eine ganz normale Informatikstudentin gewesen war. Ohne den ganzen magischen Firlefanz. Sollte doch wer anderes den Mantel der Holle übernehmen. Bisher hatte sich noch immer eine passende Frau für die Rolle gefunden.

»Die Magie befindet dich für würdig, du wirst die nächste Holle!«, klingelten ihr die Worte ihrer Oma in den Ohren und Regina schüttelte sie energisch weg.

Algorithmen und Datenstrukturen, das war jetzt wesentlich wichtiger als Wetterzauber oder Backmischungen mit dem gewissen Etwas.

»Entschuldigung?«, riss eine verängstigte Stimme sie aus ihrer Eile.

Regina hielt inne und fand eine merkwürdig gekleidete junge Person an die Hauswand gedrängt. »Ja?«

»Ich brauche Hilfe«, eröffnete die Person, als wenn das nicht offensichtlich wäre.

Die Jacke war viel zu groß, die Hose hingegen zu kurz und Schuhe trug sie gar nicht erst.

»Brauchst du die Polizei? Wurdest du überfallen?«

Die Person schüttelte den Kopf. Aus ihrem androgynen Aussehen konnte Regina nichts ableiten, dass ihr bei der weiteren Identifizierung helfen konnte.

»Ich suche meine Herrin, aber ich bin neu in der Stadt und kenne mich noch nicht mit all dem aus.«

Ein Gefühl beschlich Regina, dass dies ein magisches Problem war, aber sie verdrängte den Gedanken. Stattdessen fragte sie nach einem Namen und stellte sich selbst ebenfalls vor.

»Ich heiße Mischa.« Ihr Gegenüber grinste so breit, dass Regina scharfe Eckzähne erkennen konnte. Auch das sprach für ihre Befürchtung, aber noch gab es dafür keine Beweise. Stattdessen fragte sie nach dem Geschehen.

Nach ein wenig rumdrucksen packte Mischa aus. »Meine alte Herrin ist gestorben und ich soll jetzt ihrer Enkelin zur Seite stehen, also habe ich eine menschliche Gestalt angenommen und mich auf den Weg gemacht. Aber als ich hier ankam, habe ich mich verlaufen und in einer Gasse mich zum Schlafen gelegt. Als ich aufgewacht bin, waren die Sachen weg, die meine alte Herrin mir geschenkt hatte. Inklusive meiner Stiefel! Meiner wunderbaren Stiefel!« Mischa schnupfte, wischte sich mit dem Handgelenk über die Nase.

Regina klappte die Kinnlade runter. Hatte sie das gerade richtig gehört? Menschliche Gestalt angenommen? Sie wiederholte die Worte skeptisch.

»Ja, ich bin ein waschechter gestiefelter Kater!«, verkündete Mischa stolz.

Wie zur Bestätigung nieste Regina. Kein es-kribbelt-in-der-Nase-Niesen, nein, ein Allergie-Niesen. Regina stöhnte. Es war ein magisches Problem.

»Ein gestiefelter Kater, nur, dass …«, sie sah zu seinen schuhlosen Füßen, »du keine trägst.«

»Das ist Teil meines Problems.«

Wieder stöhnte Regina, den Kopf gen Himmel gestreckt. Das konnte heiter werden.

Nachwort

Auch diesmal behandeln die einzelnen Kapitel wieder märchenhafte Aspekte. Könnt ihr erraten, welches hier thematisiert ist?

Übrigens heißt das Kapitel in meinen Notizen: Der ungestiefelte Kater.

Nächsten Mittwoch geht es weiter!

Anne/Poisonpainter

Buchmesse und Bild-Schreib-Werkstatt

Bevor am 2.7. die siebte Runde des Märchensommers startet, möchte ich euch noch ein kleines Veranstaltungsupdate geben, denn es stehen interessante Termine an!

Buchmesse Krembz

Noch nie von gehört? Könnt ihr auch nicht!

Autorin Rebekka Jost organisiert dieses Jahr zum ersten Mal in Westmecklenburg diese Messe und ich werde dabei sein.

Mit Stand, Lesung und Vortrag!

Buchmesseplakat mit unterschiedlichen Figuren und Grafiken. Zusätzlich zu den im Beitrag enthaltenen Informationen ebenfalls zu lesen: “ca. 30 Autoren freuen sich auf Ihren Besuch”, “Programm für Erwachsene und Kinder”, “Speisen und Getränke vor Ort”, “Veranstalter: Rebekka Jost und der Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Krembz Unterstützt durch den Kulturausschuss der Gemeinde”

Alle Infos auf einen Blick:

Wann? 8. Juli 2023, 11- 18 Uhr
Wo? Dorfgemeinschaftshaus Krembz, (Stöllnitzer Str. 9, 19205 Krembz)

Lesung aus dem #Neubrandenwolf:
Wann? 14:35 – 15:00 Uhr

Vortrag
Thema: Vom Bunny zum Plot – Wie aus einer Idee eine Geschichte wird
Wann? 15:05 – 15:30 Uhr

Alle Veranstaltungen des Tages – und es wird viele interessante Lesungen geben! – finden in einem Zirkuszelt statt, aber es gibt auch so noch viele spannende Dinge zu entdecken.

Ich bin auf alle Fälle schon sehr nervös mit meinen Anthologien – und Schneerot und Infiziert, sowie Rosenweiß Crowdfunding-Goodies von Elenor Avelle – dort zu sein und mich das erste Mal alleine zu präsentieren. Auch wenn ich schon ein paar bekannte Namen im Programm entdeckt habe!

Übrigens ist der Vortrag eine kleine „Trockenübung“ für das was Anfang August ansteht …

“Wenn der Fluss erzählen könnt …”

Vor einiger Zeit, wurde ich über einen Kontakt aus dem neuen Brotjob, angefragt, ob ich bei einem Projekt mich als Workshop-Leitung beteiligen möchte und ich habe zugesagt.

Die zweiteilige Bild-Schreib-Werkstatt von und mit Rainer Grasmuck ist ein Projekt des Kulturverein Schloss Broock.
Unter dem Motto Nachhaltigkeit und Naturschutz werden am ersten Wochenende (29./30.07.) gemeinsam Fotos entlang der Tollense gemacht und mit Umweltwissenschaftlerin Kathrin Bozio die Einzigkeit der Flusslandschaft und den dazugehörigen Mooren vermittelt.
Am zweiten, von mir geleiteten, Wochenende (05./06.08.) werden den Fundstücken und Eindrücken ihre Geschichten entlockt. Auf dem Weg zu einem fertigen Werk wird es für die Schreibenden Tipps und Tricks zu Inspiration, Schreibtypen und Weltenbau geben.

Weiße Grafik, die von einem blauen, schlängelnden Fluss durchzogen wird. Text: “Kostenlose Bild-Schreib-Werkstatt Workshop-Wochenenden "Wenn der Fluss erzählen könnt ..." 29./30.07. Bildwerkstatt mit Kathrin Brozio und Rainer Grasmuck 05./06.08. Schreibwerkstatt mit Anne Zandt je 10-17 Uhr im Kunsthaus Frank Kamp / Wietzow” Darunter das Logo des Kulturverein Schloss Broock e.V., sowie “gefördert durch NUE Bingo! Die Umweltlotterie (jeweils als Logos)

Wer also Lust hat nach Mecklenburg-Vorpommern zu kommen und mitzumachen – oder Leute kennt, für die es etwas wäre, bitte anmelden unter: info@kulturverein-schloss-broock.de oder 0177 4277 922

Alle Infos unter: Bild-Schreib-Werkstatt

Würde mich freuen einige von euch auf einer oder beiden Veranstaltungen zu sehen!

Anne

Lesung in der Heimat!

Auf den Sozialen Medien habt ihr es vielleicht schon gesehen: In zwei Wochen werde ich in meiner Heimatstadt lesen! Ich bin schon sehr gespannt!

Wie es dazu kam …

Ende letzten Jahres entschied ich mich spontan endlich mal beim Lebendigen Adventskalender in meiner Heimatstadt mitzumachen. Seit Jahren habe ich wieder und wieder darüber nachgedacht, aber da es 2022 in der Kirche und nicht an den Haustüren stattfand, sah ich meine Chance.

Die Stellen dafür waren schnell rausgesucht: Einerseits meine überarbeitete Kurzgeschichte aus dem Adventskalender 2014, die 2021 zu einem Kalenderblatt wurde. Andererseits, den Anfang des #Eishörnchen aus dem Adventskalender von 2017.

Diese beiden Texte begeisterten eine ehemalige Lehrerin so sehr, dass sie mir gegenüber direkt andeutete, mich für den Adventsmarkt 2023 einzuplanen …

Eine Weile geschah nichts, dann kam ich einen Tag nach meinem Geburtstag (im Januar) nach Hause und Papa erzählte mir von ihrem Besuch.

Das Resultat? Ich sollte mit anderen Autorinnen aus dem Ort/der Gegend einen Leseabend füllen!

Natürlich habe ich direkt zugesagt!

Was erwartet euch?

Wann: Am 31.3. ab 19:30 Uhr
Wo: Gaststätte, „Stadt Jarmen“, Alter Markt 10, 17126 Jarmen (Mecklenburg-Vorpommern)
Wer? Stephanie Moll, Torine Mattutat und natürlich ich

Ich werde voraussichtlich aus meiner Kurzgeschichte aus Dunkle Federn Scharfe Kralle lesen und exklusiv einen Einblick in den #Neubrandenwolf geben.

Grafik zur Lesung. Links ein Stockfoto einer Bibliothek mit Überschrift “Leseabend in Jarmen” und Fußnote “jarmen.de”, rechts der Text: (groß) Freitag 31.03.2023 mit Anne Zandt, Stephanie Moll und Torine Mattutat Beginn 19:30 Uhr Gaststätte “Stadt Jarmen” (klein) “Eintritt kostenlos, Getränke können käuflich erworben werden”, das Logo der Stadt Jarmen mit dem Ortsnamen umgeben von ortsspezifischen Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten, Fußnote: “Kulturausschuss der Stadt Jarmen/Festkomitee der Stadt Jarmen”
Lesungsplakat

Würde mich freuen, das eine oder andere bekannte Gesicht im Publikum zu sehen! (Falls ihr Unterstützung zwecks Unterkunft oder Tipps für weitere interessante Dinge in der Gegend braucht, damit es sich noch mehr lohnt herzukommen, meldet euch gern!)

Anne

Grusellektüre á la Poison

Da ich gerade im Hintergrund dabei bin, meine Geschichten aus dem Dein Bild – Eine Geschichte Projekt auf diesen Blog umzuziehen, bin ich auch über den Beitrag gestolpert, in dem Darkfairy/Marina und ich „einst“ (2015) unsere gruseligeren Geschichten für Halloween zusammenfassten. Um nach 10 Jahren bloggen die fast 10 Jahren Halloween Beiträgen nicht reißen zu lassen, gebe ich euch heute eine aktualisierte Übersicht.

Total uneigennützig, da ich – wie auf den SoMes (TwitterInsta) erwähnt – überlege eben jene Geschichten in einer Anthologie herauszubringen. Gebt mir also gerne Feedback, ob ihr die Geschichten gruselig findet! (Vom Inhalt/Thematik her, nicht vom Schreibstil! XD)

Dein Bild – Eine Geschichte

Auf der Flucht spielt mit der Angst eines jungen Mannes, der seinen Häschern zu entkommen versucht.

In D[er] Legende vom verlorenen Schlüsselbund nimmt eine simple Schussligkeit eine nicht so schönes Ende.

Und Das Geheimnis der Milton Road solltet ihr nicht im dunklen Kämmerlein erforschen. Zu dieser Geschichte gibt es auch noch zusätzlich zwei Englische Blickwinkel auf die Ereignisse.

Wo die Seelen wandern geh’n ist tatsächlich eine Samhain Geschichte, die zusätzlich auch einen neuen Blickwinkel bekommen hat.

Herzlos hingegen ist auch gleichzeitig zeitlos, zumindest wenn in der Zeit noch an Hexen geglaubt wurde.

Vor meiner Geschichte aus Acht Wochen Dunkelheit, war Der Zufluchtsort meine erste Zombie-Geschichte.

Bücherstadt Kurier

Seit 2015 erschienen Beiträge von mir im Büchstadt Kurier, natürlich waren ein paar davon auch gruselig!

In Trügerische Klarheit wird schnell klar, dass nicht alles so harmlos ist, wie es scheint.

Geisterhaft geht es sowohl in Ungreifbare Geschichte als auch bei Spuk im Tierpark vor sich (eine Fortsetzung von Teufelsmauer).

Heimatlose Geschichten

Ein paar meiner sehr alten (2008/9) Kurzgeschichten gibt es noch hier auf dem Blog, vielleicht wollt ihr sie euch ja antun. Ansonsten werde ich sie und andere noch unveröffentlichte Geschichten entsprechend aufarbeiten für die potentielle Anthologie.

Rot glühende Augen verfolgen eine junge Frau, die doch einfach nur ein bisschen über den Eulenmann von Cornwall recherchieren wollte. Diese Geschichte habe ich mittlerweile komplett überarbeitet, aber vielleicht seid ihr ja neugierig auf die Version von 2008.

Getrieben vom Sand der Zeit begibt sich ein Mann auf eine Reise mit ungewissem Ausgang.

Auch in Wissen ist Macht ist eine Gruppe von Männern auf einer Suche, die sie bald bereuen angetreten zu sein.

Für die von euch mit guten Englisch Kenntnissen gibt es auch noch The Quest for Ore, dass zwar nicht unbedingt gruselig ist, aber doch ein paar Schreckmomente hat. Eine weitere Geschichte in dieser Welt existiert bereits, da ist ein anderes Team verloren in den Tunneln.

Wer jetzt Lust bekommen hat, mir bei der Zusammenstellung der Gruselantho zu helfen, möge sich gern bei mir melden! B)

Geht mir nicht verloren heute Nacht!

Ein geschnitzter und beleuchteter Kürbis mit Wolfsgesicht.

Anne

Zombies? Zombieapokalypse!

Da erwähne ich im BuchBerlin Post, dass eine neue Anthologie mit einer Geschichte von mir erscheint und habe euch auch einen Monat später noch gar nichts von den Hintergründen erzählt!

Tagebuch schreiben, wie ging das nochmal?

Cover Acht Wochen Dunkelheit

Acht Wochen Dunkelheit aus dem Alea Libris Verlag sammelt Tagebucheinträge aus der düstersten Zeit und dem härtesten Winter der Zombieapokalypse.

Doch diesen, meinen, Tagebucheintrag zu verfassen, war gar nicht so einfach …

Als Vorgabe wurden den Schreibenden kleine Schnipsel gegeben, die die Grundsituation der Woche darstellten, entsprechend daraus konnte sich eine Woche ausgesucht und ausführlicher beschrieben werden.

Wer mich kennt, weiß, dass ich eigentlich nichts für Zombies übrig habe. Ich finde die Standard-Dinger auch ziemlich langweilig. Dennoch reizte mich die Idee, vor allem, da eine Woche an meinem Geburtstag anfing …

Da ich selbst nie Tagebuch geschrieben habe – bzw. es nach ein oder zwei Versuchen aufgab – nutzte ich diesen Unwillen als Grundeinstellung meiner Figur. Zusätzlich dazu, wusste ich, wie sehr es mich ärgert, wenn Chat-Geschichten oder Tagebucheinträge so wirken, als wenn mir live erzählt wird, was gerade passiert. Das ist für mich einfach unlogisch und das wollte ich definitiv nicht.

Aus 2 mach 1 …

Werbegrafik zur Anthologie, Links Text, rechts ein Mock-Up des Buchs (Dunkelblau mit Titel in hellblauer Schrift, die wie Einritzungen aussieht, darüber verteilt einzelne Blutflecken). Text: "Fakt ist: Die Zombies sind gekommen, die Welt hat sich verändert und doch klammern wir uns an die Momente der Normalität, die uns begegnen." Anne Zandt - "Kontrolle" "Acht Wochen Dunkelheit" - die kälteste Anthologie seit es Untote gibt! 23.09.2022

Also setzte ich mich hin und überlegte, meine Grundidee zum Wochenthema war dann aber leider weit unter der gewünschten Wortzahl, also musste weiter und weiter aufgestockt werden. Dadurch habe ich allerdings die Welt um meine Kolonie herum sehr stark ausgebaut, das es für meine gewählte Woche eher unpraktisch war …

Doch Herausgeberin Juliane Schiesel hielt das nicht davon ab, meine Geschichte zu genießen, im Gegenteil, sie wollte sie sogar als Einstiegsgeschichte habe!

Ich willigte ein unter der Bedingung, dass mein Geburtstag zumindest weiterhin teil meiner Geschichte blieb, was ich sie genehmigte und wofür ich sehr dankbar bin.

Dadurch habe ich jetzt eine Anthologie wo ich als erste Geschichte und eine Anthologie wo ich als letzte Geschichte drin bin und alles andere ist irgendwo dazwischen!

Easter Eggs

Ich baue gerne Anspielungen und Referenzen in meine Geschichten und Beiträge ein. In dieser Geschichte sind es drei mehr oder weniger eindeutige:

Werbegrafik zur Anthologie, Links Text, rechts ein Mock-Up des Buchs (Dunkelblau mit Titel in hellblauer Schrift, die wie Einritzungen aussieht, darüber verteilt einzelne Blutflecken). Text: "Auch, wenn für gewöhnlich alles fünfzig Jahre braucht, bis es Mecklenburg-Vorpommern erreicht, hielt es die Zombies nicht davon ab, den Norden zu überrennen. In der Kolonie behält Anne Zandt den Überblick über die Ressourcen und das Überlebenstraining, weiß immer, was noch zu erledigen ist. Zusätzlich koordiniert sie die kniffligen Plünder-Touren und lässt es sich nicht nehmen, das Schutzauto dafür zu fahren. Anne Zandt - Team Logistik in der Kolonie der Überlebenden."

Sagt mir gerne Bescheid, wenn ihr sie entdeckt habt!

Eine weitere Spielrei, die mir unglaublich viel Spaß gemacht hat, war es für die Werbeaktion meine reguläre Vita anzupassen, damit ich einem Zombie-Überlebensteam zugeordnet werden kann.

Team Logistik passt verdammt gut und auf die Vita bin ich ein bisschen Stolz, weil die echt cool geworden ist. Und ich glaube, so schnell werde ich nicht vergessen, dass ich die auf dem Schreiburlaub in Dänemark verfasst habe!

Nur, als es darum ging, Überlebenstipps zu geben – oder in den Lesungen über Zombies zu sprechen, hab ich mich etwas schwer getan. Ich habe den Vorteil, dass ich Elenor und Juliane schon ein paar Mal über Zombies hab reden hören, aber ich selbst – wie eingangs erwähnt – habe eigentlich so überhaupt kein Interesse an Zombies.

Werbegrafik zur Anthologie, Links Text, rechts ein Mock-Up des Buchs (Dunkelblau mit Titel in hellblauer Schrift, die wie Einritzungen aussieht, darüber verteilt einzelne Blutflecken). Text: "Fall nicht in deine eigene Falle!" Der einzig wahre Überlebenstipp von Anne Zandt aus ihrer Kurzgeschichte "Kontrolle"! "Acht Wochen Dunkelheit" - die Zombieanthologie aus dem Alea Libris Verlag! Selbst Schnee hält die Untoten nicht auf!" 23.09.2022

Ich habe mich beim Schreiben tatsächlich eher am zwischenmenschlichen orientiert, vor allem in Zusammenhang zur „damals“ noch sehr frischen Pandemie. Wenn die Leute sich schon bei einem potentiell tödlichen „Erkältungsvirus“ wie die letzten Vollhorste benehmen, warum sollte es in der Zombieapokalypse anders sein? Das ist tatsächlich etwas, das ich wiederum auch ein wenig kritisiert habe in der Geschichte. Es ist subtil, aber wer die Frustration der letzten Jahre genauso hat wie ich, wird es vermutlich herauslesen können.

Es haben sich auch noch ein paar mehr philosophische Gedanken hineingeschlichen, bin gespannt, was ihr von der Geschichte haltet!

Viel Spaß beim Lesen!

Anne

P.S. Das ist übrigens nicht meine erste Geschichte über die Zombieapokalypse, zumindest in der Theorie. In der Praxis habe ich nie erwähnt, wer sie in „Der Zufluchtsort“ wirklich sind …

#CroMär: Kapitel 16

Und nun sind wir auch schon beim letzten Teil des diesjährigen #CroMärs angelangt …

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Weiter geht’s …

Ralf führte sie in ein niedrigeres Zimmer des Turms, dessen Wände mit Kleiderschränken unterschiedlichster Bauart vollgesellt war. Einige von ihnen wirkten wie noch aus dem Mittelalter, einige etwas moderner.

»Wozu brauchst du so viele Klamotten?«, konnte Regina sich die Frage nicht verkneifen.

Ralf zuckte mit den Schultern. »Es hat sich über die Jahre angesammelt und vielleicht kann man es ja mal wieder gebrauchen.«

Regina betrachtete ihn skeptisch. »Du hast hier Klamotten aus mehreren Jahrhunderten?«

Erneut tat er es mit einem Schulterzucken ab.

»Du würdest vermutlich diversen Museen eine gigantische Freude damit machen, wenn du hier mal ausmistest …«, überlegte Regina laut und verschränkte die Arme, »für meine Mutter wäre das schon wie Weihnachten und Geburtstag zusammen.«

Mit einem bestätigenden Brummen widmete Ralf sich einem der älteren Schränke aus dunklem Holz. Zwischen Mänteln zog er ein Leinenhemd hervor, dass ihm bis zu den Knien reichen musste. »Das trug man früher so«, erklärte er beiläufig auf ihren fragenden Blick und ging zu einem modernen Schrank aus dem er eine Jogginghose zog.

Für den Moment ging Regina nicht weiter darauf ein und entschied sich das Thema zu wechseln. »Ist Russisch eine der Sprachen, die du über die Jahrhunderte gelernt hast?«

Ralf drehte sich von ihr weg, aber seine Anspannung war deutlich zu erkennen. Anstatt seines sonst lockeren Tons, wenn er ihr von seinen Erfahrungen berichtete, wirkte er eher bedrückt. Ganz so, als ob er es ihr nicht sagen wollte. »Es ist meine Muttersprache.«

Regina stutzte, verdrehte den Kopf und kniff die Augen zusammen. »Dann ist Ralf Stöckel wirklich nur ein Pseudonym.« Zumindest brachte sie ihn damit zum Lachen, auch wenn er immer noch verkrampft wirkte.

»Ich hatte über die Jahre hinweg so viele Namen, dass ich mich gar nicht mehr an alle erinnere«, gab er schließlich zu. Ein trauriger Unterton schwang in seinen Worten mit.

»Magst«, Regina hielt inne, zumindest so viel Märchenbildung hatte sie, dass Rumpelstilzchen und Namen eine schwierige Kombination war, »beziehungsweise kannst du mir deinen echten Namen verraten?«

Er betrachtete sie sehr lange, dann senkte er den Kopf. »Als ich … jünger war, nannten sie mich Koschei.«

Irgendwie hatte Regina das Gefühl, dass das nicht sein Name, sondern ein weiterer Titel war. Sie sollte später mal das Internet danach durchsuchen. »Und zwischendrin Rumpelstilzchen?«

Diesmal schüttelte er den Kopf, ein leichtes Lächeln im Gesicht. »Nein, das war tatsächlich ein anderes Wesen vor langer, langer Zeit.«

»Hast du es … getötet?«

Schnaubend verdreht er die Augen und verschränkte die Arme über die Kleidung, die er noch immer in den Händen hielt. »Wenn du nicht weißt, wie das Märchen endet, sollten wir vielleicht doch mehr Zeit in deine literarische Bildung investieren.«

Gerade als Regina auf diese Unverschämtheit eingehen wollte, begriff sie, was Ralf wirklich tat: Ablenken. Also schnaubte sie nur. »Soll ich dich dann weiter Ralf nennen?«

»Für den Moment«, antwortete er nach kurzem Zögern. »Wir sollten die Sachen hochbringen.«

Mit der Hand bedeutete Regina ihm vorauszugehen. Sie hatte mehr Fragen als vorher und holte sogleich ihr Smartphone hervor. Zum Glück hatte sie die Kunst des Treppensteigens-während-sie-am-Handy-liest mehr als gemeistert. Der Turm hatte genügend Stufen, um es beim Lesen von Uni-Lektüre zwischen den Etagen zu üben. Bald schon hatte sie einen passenden Artikel gefunden, der sie unvermittelt innehalten ließ: Er war irgendwie mit der Baba Yaga verknüpft. Und anscheinend unsterblich.

»Alles okay?«, rief Ralf von wesentlich weiter oben.

Mehrmals öffnete und schloss Regina den Mund, bevor sie ein wenig überzeugendes »Alles okay« hervorpresste. Schnell steckte sie ihr Handy ein und schloss zu ihm auf. Einen besorgten Blick fing sie sich dennoch ein, auch wenn sie ihm nicht in die Augen sehen konnte.

Ein schweres Seufzen entwich Ralf. »Du hast den Namen nachgeschlagen oder?«

Ertappt konnte Regina das nur mit einem Nicken bestätigen.

Mit einem weiteren Seufzen setzte er sich auf die Stufen, die Kleidung im Schoß und klopfte auf den freien Platz neben sich. Regina folgte der Aufforderung, ließ geradeso einen Spalt zwischen ihnen frei. Sie richtete den Blick starr nach vorne. Nach unten schauen hätte vermutlich eher für Schwindel gesorgt.

»Ein Aspekt der Baba Yaga ist meine Mutter«, verkündete Ralf schließlich in die Stille zwischen ihnen.

Regina drehte sich ruckartig zu ihm, schlug dabei mit ihrem Knie gegen seines und zog es wieder ein Stück an sich.

Doch noch bevor sie fragen konnte antwortete er: »Die Yaga, die deine Großmutter angegriffen hat, ist ein anderer Aspekt.«

Sie verstand nicht was das genau bedeutete, aber es half, dass er nicht direkt mit Derjenigen verwand war, die sie und ihre Oma in Pantoffeln verwandelt hatte. »Wenn das hier vorbei ist, möchte ich die ganze Geschichte hören«, bat sie ihn dennoch.

»Irgendwann einmal«, versprach er, sein Mundwinkel zuckte leicht nach oben und Regina stöhnte.

»Jaaa, wenn ich mich ein bisschen mehr weitergebildet habe und meine Kräfte besser unter Kontrolle habe, blablabla…«, äffte sie ihn nach. Teils aus echter Genervtheit, teils um ihn ein wenig aufzuheitern.

»Wenn ich soweit bin«, widersprach Ralf ruhig.

Regina schluckte. Diese Variante hatte sie nicht bedacht. Empathie war definitiv auch etwas, an dem sie noch arbeiten musste. »Tut mir leid.«

Ralf schüttelte den Kopf und stand auf. »Lass uns nach den beiden sehen. Irgendetwas sagt mir, dass wir sie sonst erstmal eine Weile allein lassen sollten, wenn wir uns nicht beeilen.«

Leichte Röte stieg in Reginas Gesicht als sie sich ebenfalls aufrappelte. Und tatsächlich: Als sie das Turmzimmer wieder betraten waren Marie und Maria in einen leidenschaftlichen Zungentango verwickelt. Ralf räusperte sich laut und die beiden sprangen regelrecht auseinander.

»Ich-wir-das-ähm«, stammelte Marie und sah zwischen ihnen hin und her.

Ohne darauf einzugehen überreichte Ralf die Kleidung und drehte sich um. »Du kannst jederzeit herkommen, wenn du Fragen hast oder sich etwas komisch anfühlt«, bot er ruhig an, bevor er etwas auf Russisch sagte.

Auch wenn er es vorhin gesagt hatte, war es seltsam zu hören, wie leicht er in die andere Sprache wechselte. Heute war Regina besonders deutlich geworden wie wenig sie über ihn wusste. Was zwischen Mentor und Lehrling nicht verwunderlich war, aber irgendwie fühlte es sich an, als wenn sie vielleicht eines Tages Freunde werden könnten. Eine innere Stimme sagte ihr, dass ihre Oma sich nie soweit auf ihn eingelassen hatte.

Unerwartet sprang Marie Regina in die Arme und riss sie damit aus den Gedanken.

»Ich meld’ mich bald bei dir!«, versprach sie und drückte sie fest.

Regina tätschelte ihr etwas überfordert den Rücken und nach einer knappen Verabschiedung waren die beiden verschwunden. Unweigerlich musste Regina Lachen, ein richtig tiefes Lachen, dass sie beinahe in die Knie zwang. Sie hatte tatsächlich durch diese absurden Geschehnisse scheinbar eine Freundin gefunden.

Auf Ralfs fragenden Blick hin erklärte sie nur amüsiert: »Die meisten Leute kenn’ ich aus dem Hörsaal nicht durch tierische Rückverwandlungen.«

Das wiederum ließ ihn schnauben. Auf gewisse Weise waren auch sie enger zusammengewachsen. Vielleicht würde er eines Tages genügend Vertrauen zu ihr finden, um ihr mehr zu erzählen. Bis dahin und auch darüber hinaus würde sie sein Geheimnis für sich behalten. Was war schon eines mehr in der Reihe von Dingen, über die sie besser nicht mit Uninvolvierten sprach?

Nachwort

Könnt ihr erraten, welches Märchen hier thematisiert ist?

Ich hoffe euch hat diese kleine Fortsetzung des #CroMär gefallen, vermutlich wird es nächstes Jahr damit weitergehen und wenn alles klappt, könnt ihr vielleicht die ersten drei Teile eines Tages auf einer Messe erwerben. Haltet also die Augen offen!

Anne/Poisonpainter

#CroMär: Kapitel 15

Heute geht es weiter mit dem #CroMär!

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Weiter geht’s …

Viel später als es Regina lieb war kamen sie zurück an den Turm. Die Sonne hatte schon viel an Kraft verloren, nicht mehr lange und sie würde untergehen. Hoffentlich funktionierte der Apparat auch unter diesen Bedingungen und sie müssten nicht erst bis morgen warten. Da Marie sie überredet hatte, mit ihr Telefonnummern zu tauschen, als sie sich auf der Suche nach den Pilzen getrennt hatten, konnte Regina sich vorstellen, was sie entsprechend in der Nacht erwartete. Unzählige Nachrichten, wenn nicht sogar ein stundenlanges Telefonat.

»Das seid ihr ja endlich!«, begrüßte sie auch Ralf als er die Tür öffnete.

»Ja, Oma war neugierig …« Und das war noch eine Untertreibung.

Nicht nur, wollte sie wissen, warum Regina sich nicht gemeldet hatte, sondern auch alles über Marie und die Ziege erfahren. Immer und immer wieder hatte Regina beide gedrängt endlich loszugehen, wurde aber jedes Mal wieder ignoriert. Erst die kleine Schneewolke, die sich aus Wut über ihrem Kopf gebildet hatte und den Sessel einweichte auf dem sie saß, sorgte für ihren Erfolg.

Im Turmzimmer stand eine seltsame Konstruktion aus Rohren und Linsen so auf ein großes, offenes Dachfenster gerichtet, dass es wie ein umgedrehtes Teleskop aussah. An ihrem Ende stand eine tönerne Schüssel in der ein Sonnenstrahl sich bündelte. Regina blinzelte mehrfach, aber es änderte nichts an der Tatsache, dass dieser sich verflüssigt hatte. So ergab mit einem Sonnenstrahl zu kochen wesentlich mehr Sinn. Auch, wenn sie nicht verstand, wie das Ganze funktionierte. Sie legte die restlichen Zutaten auf den Tisch und Ralf nahm sie sogleich und zerbröselte sie in die Schüssel. Anschließend vermengte er alles mit der Hand, bedacht darauf, die Maschine nicht anzustoßen. Erst als er mehrere Kugeln geformt hatte, drehte er die Linsen mit einem Hebel zur Seite und zog die Schüssel vor. Mit dieser in der Hand kniete er sich vor die Ziege und bat sie zu essen.

Wie schon bei Wolf geschah zunächst nichts, dann begann die Ziege merkwürdig zu zucken. Schmerzensschreie hallten durch den Raum und Regina trat weiter von ihr zurück. Was, wenn sie zu spät waren und der Erlösungszauber sie nur noch tötete? Tief bohrte sie die Finger in ihre Oberarme und versuchte ruhiger zu atmen. Marie neben ihr erging es nicht besser. Dann war es still. Der Ziegenkörper nur noch eine Pfütze auf dem Fußboden. Regina wollte etwas sagen, doch kein Ton gelangte über ihre Lippen. Erst, als eine Hand sich aus der glibberigen Masse streckte schrie sie vor Schreck auf, krallte sich an Marie, die sich ebenso an ihr festhielt. Einige Minuten später kniete eine junge Frau vor ihnen, die Kleider zerrissen und viel zu klein für ihren erwachsenen Körper.

»Sie ist hübsch!«, flüsterte Marie und ließ Regina los, um sich vorsichtig vor die ehemalige Ziege zu hocken.

»Hi, ich bin Marie, aber das weißt du bestimmt. Wie heißt du?«, fragte sie schüchtern und, wenn Regina es richtig deutete, nervös.

Die andere sah sich hilfesuchend um, öffnete den Mund und schloss ihn wieder und starrte auf den Boden.

»Kannst du nicht sprechen?«, fragte Marie und Mitgefühl schwang in ihrer Stimme mit.

Das Ziegenmädchen zuckte mit den Schultern, schüttelte den Kopf, als wäre sie sich nicht sicher.

»Du konntest als Ziege sprechen«, erinnerte Ralf sie, bot ihr dennoch einen Zettel und Stift an, die sie dankbar entgegennahm.

Als sie ihn zu ihnen drehte stand ein einziges Wort darauf: Мария

Regina kniff die Augen zusammen, das Wort wollte sich ihr nicht erschließen. Mapur? Sollte das ihr Name sein?

»Maria«, übersetzte Ralf und ergänzte auf ihren fragenden Blick mit einem Schulterzucken: »Das sind kyrillische Buchstaben. So wie man sie zum Beispiel im Russischen verwendet.«

»Maria und Marie, wie passend!«, freute sich Marie und strahlte Maria an. Dann stand sie auf und bot Maria ihre Hand an. Zögerlich ließ diese sich aufhelfen und zu einer Bank am Tisch führen.

»Hast du irgendwelche Klamotten, die sie nutzen kann?«, fragte Regina, um sich zumindest ein bisschen nützlich zu fühlen.

Ralf nickte und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Hinter ihnen sprach Marie leise zu Maria und hatte irgendwoher eine Bürste geholt, mit der sie deren lange Haare sorgfältig kämmte.

Nachwort

Könnt ihr erraten, welches Märchen hier thematisiert ist?

Es ist mir bewusst, dass es diesmal wirklich mit Hühneraugen zukneifen nur erkennbar ist, aber vielleicht hat ja wer von euch ’ne Idee!

Nächsten Mittwoch geht’s weiter.

Anne/Poisonpainter

#CroMär: Kapitel 14

Heute geht es weiter mit dem #CroMär!

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Weiter geht’s …

Erneut seufzte Regina, sah zwischen den anderen hin und her, dann fragte sie resigniert: »Und, was müssen wir dafür tun?«

»Wie beim letzten Mal auch schon, braucht es ein paar Zutaten. Einen Pilz, einen Laib Brot und Sonnenlicht.«

Regina blinzelte und sah Ralf verwirrt an. »Wie verwendet man denn bitte Sonnenlicht?«

»Oh, da ist wie bei Allerleirauh!«, rief Marie begeistert aus.

Regina musste definitiv mehr Märchen lesen, sie kam nicht mehr mit.

»Da mussten sie je ein Kleid aus Sonnenlicht, Mondstrahlen und Sternen machen«, erklärte Marie Stolz.

»Und wie haben sie das gemacht?«

Marie zuckte mit den Schultern. »Sowas wird im Märchen nicht erklärt.«

Brummend sah Regina zu Ralf, der ebenfalls mit den Schultern zuckte. »Keine Ahnung, wie die das gemacht haben, aber für das Rezept habe ich etwas. Ich muss es nur vorbereiten, während ihr den Rest sucht.«

»Hast du wieder etwas wie die Federn, dass uns den Weg zeigt?«, wollte Regina als nächstes Wissen. So ganz ohne irgendwelche Kenntnisse, was sie überhaupt suchte, wollte sie nicht im Wald umherirren.

»Federn?«, fragte Marie verwirrt und Regina vertröstete sie auf eine spätere Erklärung.

»Nicht direkt.« Damit nickte Ralf zum Eingang des Turmes.

Im Gänsemarsch folgten sie ihm die Wendeltreppe hinauf, die Ziege stolperte gelegentlich auf den Stufen. Ganz oben angekommen, sah Marie sich im Turmzimmer um. Die Schränke und Tische waren mit allerlei magischem Gerümpel gefüllt. Da ihre Stunden hier stattfanden, kannte Regina das meiste davon, trotzdem entdeckte auch sie jedes Mal etwas Neues. Währenddessen wuselte Ralf durch den Raum, öffnete diverse Türen und Schubladen auf seiner Suche bis er eine alte hölzerne Schatulle auf eine freie Ecke einer Kommode stellte. Mit dem Ärmel wischte er den Staub davon ab und öffnete vorsichtig den Deckel.

Regina trat neben ihn als eine goldene Kugel sich gerade wieder in den Hohlraum legte, wo sie eben noch über einen Spiegel getanzt war. »Und was kann das Ding?«, fragte sie synchron mit ihrem Spiegelbild.

»Wenn du dich konzentrierst, kann der Spiegel dir alles zeigen, was du – finden willst.«

»Finden?«, kommentierte Regina die zögerliche Wortwahl.

»Finden, begehren, es ist schwammig, wofür er genau da ist. Es hilft auf alle Fälle sich darauf zu konzentrieren.« Ralf ging einen Schritt zur Seite.

»Also muss ich jetzt an einen Pilz denken und dann sagt uns das Ding, wo wir ihn finden?«, versuchte Regina noch einmal klarzustellen.

»Nicht irgendeinen Pilz«, widersprach Ralf, ein altes Buch in der Hand. Er drehte es zu ihr und auf der aufgeschlagenen Seite war ein glatter Pilz mit dunkler Kappe als Bleistiftzeichnung abgebildet. »Einen Butterpilz.«

Bevor Regina sagen konnte, dass sie keine Ahnung hatte, was das überhaupt für ein Pilz war, geschweige denn, wie sie sich ihn vorstellen sollte, drängte Marie sie zur Seite und kniete sich vor das Kästchen. »Oh, kann ich es ausprobieren?«

Wieder sprang die Kugel über das nun milchige Bild, erst jetzt erkannte Regina, dass es ein goldener Apfel war. Nach mehreren Runden offenbarte es das Bild einer Pilzgruppe, die der Zeichnung ähnelten.

»Und wo ist das jetzt?«, fragte Regina und legte den Kopf schief.

Marie tat es ihr gleich. Gemeinsam versuchten sie etwas in dem winzigen Ausschnitt zu erkennen. Erst ein Wink von Ralf zoomte aus dem Bild raus und es wurde eindeutiger.

»Die Stelle kenn ich!«, rief Marie begeistert aus. »Da ganz in der Nähe wohnt ‘ne verdammt coole alte Dame, die immer die besten Geschichten auf Lager hat!«

Regina konnte sich denken, wen sie damit meinte, Maries Bekräftigung, dass sie sehr genialen Apfelkuchen buk bestätigte es nur. Über die Schulter blickte sie zu Ralf. »Ist das Zufall?«

Dieser zuckte mit den Schultern. »Auf alle Fälle seid ihr dann in der Nähe von magischem Brot.«

Mit zusammengekniffenen Augen, starrte sie Ralf für einen Moment an. Natürlich brauchten sie die Fähigkeit der Holle für den Laib, einfach einen im Supermarkt kaufen, war auch zu viel verlangt. Da zutantenloses Backen noch nicht zu den Dingen gehörte, die Regina bereits gemeistert hatte, wären sie so oder so auf ihre Oma angewiesen gewesen. »Okay, also holen wir erst den Pilz und backen damit das Brot?«

»Nein, ihr bringt beides her. Der Pilz und das Brot werden mit dem Sonnenlicht … nennen wir es verschmolzen.«

Wieder starrte Regina ihn verwirrt an, beließ es aber bei einem resignierten Schulterzucken.

»Bis ihr wieder da seid, habe ich die Maschine aufgebaut, mit der wir das Sonnenlicht einfangen können.«

Das schien Marie auszureichen, denn sie sprang direkt auf und zog Regina am Arm um sich auf den Weg zu machen. »Bis dann, Herr Stöckel, passen Sie gut auf die Ziege auf!«, verabschiedete sie sich und Regina blieb nichts Anderes übrig, als ihr mit einem letzten verzweifelten Blick auf Ralf zu folgen.

Nachwort

Könnt ihr erraten, welches Märchen hier thematisiert ist?

Es gibt da übrigens eine Verfilmung, in der gezeigt wird, wie die Materialien gesammelt werden. Mit Käschern zum Beispiel die Sterne und der Mondschein wird aus dem Wasser gefischt.

Ob das „damals“ so wirklich war? Wer weiß!

Nächsten Mittwoch geht’s weiter.

Anne/Poisonpainter