Adventskalender: Türchen #2

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Merkwürdige Post

Leicht gelangweilt blätterte der Angestellte die Buchseite um. Noch war die Story nicht wirklich fesselnd, obwohl der Klappentext deutlich etwas anderes versprochen hatte. Allerdings war er gerne bereit, ihr noch etwas Zeit zu geben. Der tollpatschige Protagonist gefiel ihm. Er erinnerte in ein klein wenig an seinen kleinen Bruder, den er schon viel zu lange nicht mehr besucht hatte. Für den nahenden Sommer hatte er jedoch fest einen Urlaub Zuhause eingeplant, auch wenn es ihm in Spanien mittlerweile eigentlich immer viel zu warm war.

Noch heute war er dem Schicksal dankbar, dass ihn in diese abgelegene Gegend geführt hatte. Eigentlich hatte er nur eine Weile raus gewollt aus seiner Routine und weit weg von seinem nervigen Chef, seiner Familie, überhaupt allem. Kurzentschlossen war er daher dem heißen spanischen Sommer entflohen und in den Norden Europas gereist. Er hatte kein genaues Ziel vor Augen gehabt, als er in Oslo aus dem Flugzeug gestiegen war. Nach ein paar Tagen in der Hauptstadt war er weiter nach Norden gefahren. Die Landschaft um ihn herum hatte ihn fasziniert und auf eine Art angezogen, die er bis zu diesem Zeitpunkt nicht kannte. Als er kurz vor dem Ende seines Urlaubs am Nordkap angekommen war, hatte er sich geschworen, so bald wie möglich wieder zu kommen. Dann kam der Schneesturm und erwischte ihn als er alleine draußen unterwegs war. Orientierungslos und halb erfroren war er durch die Schneewüste gestapft, als der Sturm sich gelegt hatte. Das Letzte, an das er sich erinnern konnte, war ein Rentierschlitten, eine Blondine im roten Schneeanzug … Dann war er in einem warmen Bett aufgewacht, wurde von einer netten Dame im Alter seiner eigenen Mutter umsorgt, die eine angenehme Wärme ausstrahlte, die bis in sein Innerstes vorzudringen schien.

Das Geräusch des herannahenden Transporters riss ihn aus seinen Gedanken und Carlos trat an das Fenster seines Büros und öffnete dieses. Er liebte die Frühlingsluft und spürte das kribbeln der Sonnenstrahlen auf seiner Haut. Genoss es in vollen Zügen hier mit der Natur eins sein zu können. Er rechnete nicht mit viel Post heute. Wahrscheinlich ein paar verspätete Reklamationen und letzte Dankesschreiben für die Weihnachtsgeschenke. Immerhin war das Fest nun schon fünf Monate her. Trotzdem wichtelten die kleinen Helfer jahrein jahraus durch die Menschenwelt und sammelten Briefe ein, die an Santa adressiert waren.

Er trat hinaus vor die Tür und begrüßte den Fahrer fröhlich. Sie waren hier mehr oder weniger alle eine große Familie. Schon allein aus Geheimhaltungsgründen. Und sie konnten ja auch nicht einfach raus, denn das Weihnachtsdorf lag total abgeschieden. Dass Nicole damals über ihn gestolpert war, war reiner Zufall.

Gewissenhaft öffnete er die eingegangen Briefumschläge und notierte die Eingänge in seinem Buch. Drei waren Dankesschreiben mit Fotos von den Kindern und ihren Geschenken. Carlos lächelte beim Anblick des kleinen Mädchens in der pink-glitzernden Reituniform, die ihm Santa geschenkt hatte, und dem kleinen weißen Pony mit regenbogenbunt gefärbter Mähne und einem kleinen Knubbelhorn auf der Stirn. Er steckte die Briefe in die entsprechenden Fächer und wendete sich dann dem letzten Brief zu, der augenscheinlich als einziger von einer erwachsenen Person stammte. Aus Erfahrung wusste er, dass diese Briefe immer etwas Besonderes waren. Schließlich verloren die Menschen im Lauf der Zeit den Glauben an den Weihnachtsmann oder wie auch immer er im jeweiligen Land hieß.

Bereits die Anrede ließ ihn erschrocken zusammenfahren. Niemand kannte die Vornamen der Santas. Jedenfalls niemand außerhalb ihres Dorfes. Und was sollte das heißen „unser Treffen“ … Kontakt mit den Menschen war streng verboten. Jedenfalls durften sie sich nicht zu erkennen geben. Irgendetwas war da gewaltig schief gelaufen. So viel stand fest.

Mit dem Brief in der Hand verließ Carlos hastig sein Büro. Natürlich nicht ohne eine Nachricht zu hinterlassen, wohin er gegangen war. Auf dem Weg zum Haus des Chefs überlegte er, wie er die Sache am besten erklären konnte. Er hatte sogar das Postbuch des letzten Jahres herausgesucht, um zu beweisen, dass er keinen Fehler gemacht hatte.

Behind the Scenes

Und schon sind wir beim ersten Gastkapitel angelangt. Heute von der wunderbaren Irina Christmann, die außerdem gleich Carlos mit in die Geschichte gebracht hat. Ursprünglich war das heutige und das morgige Kapitel eines, da es aber etwas länger geworden ist, ist es der Umsortierung zum Opfer gefallen, d.h. morgen bekommt ihr den zweiten Teil  mit der Reaktion auf den Brief.

Das Pony mit Horn hat Irina übrigens kurz nachdem sie das Kapitel geschrieben hat als kleines Figürchen von mir bekommen. Als ich es im Prater gesehen habe, musste ich es ihr einfach mitbringen. 😉

PoiSonPaiNter

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I’m sorry so far there is no translation of this door

PoiSonPaiNter

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