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Warum wir aus unserem MĂ€rchentĂŒmpel auftauchen mĂŒssen! – Teil 2

Die Grundlagen gelegt, hier nun der zweite Teil von Palandurwens MĂ€rchensommer Gastbeitrag zu den Meerjungfrauen von u.a. Hans-Christian Andersen – jetzt geht es um die Flossen!.

Das MĂ€rchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "MĂ€rchensommer" ĂŒber einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grĂŒnen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Tief Luft holen: Die Meerjungfrauen des 19. Jahrhunderts

Frauen wurden also lange Zeit schon als Unheilbringerinnen gezeichnet. Sie galten als verfĂŒhrerisch, was die MĂ€nner anzog, aber gleichzeitig auch in Gefahr brachte. Sie wurden mit der Natur gleichgesetzt, u. a. eben dem Wasser. Doch genau wie bei diesem Element wollte der Mensch – um genau zu sein der Mann – auch die Frau als fĂŒr ihn nutzbar gestalten, sie kontrollieren und dadurch seine Macht demonstrieren. 

Es traten also immer hĂ€ufiger ErzĂ€hlungen auf, in denen die weibliche Hauptfigur – einst frei, ungehemmt, mit eigenen Gedanken und WĂŒnschen – aus irgendwelchen GrĂŒnden erlöst oder gerettet werden musste, um eine höhere Ebene erreichen zu können. Und selbstverstĂ€ndlich konnte diese Ruhmestat nur ein Mann vollbringen.

Um diesem Narrativ Gestalt zu verleihen, wurden die Meerjungfrauen aus den Untiefen hervorgezogen. Ihnen wurde eine ErlösungsbedĂŒrftigkeit angedichtet, untermauert mit diversen religiösen Spielarten, um dem Bild eine quasi göttliche Legitimierung zu verleihen. Demnach hatten sie keine Seele, waren dadurch also verdammt. Um diesen Umstand auszurĂ€umen, gab es nur einen Weg: die Liebe eines Mannes. Diese wurde allerdings meist mit der Ehe gleichgesetzt, bei der es sich zu jener Zeit aber eher um einen wirtschaftlichen Vertrag zwischen zwei Herren (Vater und BrĂ€utigam) handelte und die Frau das zu verschachernde Gut war. Somit hatte hier nie wirklich jemand ihr Wohl im Auge. Es wurde nur eine weitere BegrĂŒndung fĂŒr die gĂ€ngigen ZustĂ€nde gesucht. 

Denken wir diesen Gedanken einmal ein StĂŒckchen weiter, könnten wir sogar so weit gehen und sagen, dass Frauen vor der Hochzeitsnacht keine Menschen waren, sondern vermeintlich nur durch die Zusammenkunft mit dem Ehemann an Wert gewannen. Die ohnehin schon stets der Weiblichkeit entgegen gebrachte Skepsis und Verachtung gipfelt hier also in zunĂ€chst einer völligen Entmenschlichung, die durch einen sexuellen Akt (die Hochzeitsnacht) erst “behoben” wird. Ein erneutes hierarchisches GefĂ€lle auf Kosten der Frau.

Genau diese Entwicklung ist in Friedrich de la Motte FouquĂ©s “Undine” zu beobachten. Zu Beginn ist sie ein ungestĂŒmes Wesen, wunderschön, mit lauter Stimme. Sie ist neugierig, sie lacht und ist manchmal auch ein wenig egoistisch. Eine von der Gesellschaft losgelöste, junge Frau. Kein Wunder, dass sie die Aufmerksamkeit des Ritter Huldbrands auf sich zieht. NatĂŒrlich gerĂ€t dieser durch ihre Schuld zunĂ€chst einmal in eine gefĂ€hrliche Situation. Dennoch wĂŒrde er sie gern zur Frau nehmen.

Gesagt, getan. Und als wĂ€re ein DĂ€mon in der Hochzeitsnacht in sie gefahren, verliert Undine in dieser all ihre vorab so reizvollen Eigenschaften. Sie wird sanft, geduldig, demĂŒtig – und still. Sie versucht sogar, ihren Mann vor ihrer Familie aus Wassergeistern zu schĂŒtzen. Doch letztendlich kommt es zum ZerwĂŒrfnis, die Wasserfrau muss zurĂŒck zu ihren Verwandten und soll, als der Ritter erneut heiraten will, diesen auf Geheiß ihres Vaters töten. Selbst jetzt versucht sie, ihn zu retten. Doch sie kann es nicht verhindern und gibt ihm in der Nacht vor seiner Hochzeit einen tödlichen Kuss. Aus Trauer darĂŒber wird sie zu einer Quelle auf seinem Grab.

Undine ist eine tragische Figur, die betrogen und gezwungen wird. Denn im Laufe der Geschichte kommt heraus, dass es eben ihr Vater war, der sie dazu getrieben hat, ĂŒberhaupt erst eine Ehe einzugehen, um eine unsterbliche Seele zu erlangen. Sie ist somit – ganz im gesellschaftlich bekannten Sinne – ein Spielball zweier MĂ€nner und wird am Ende dennoch als Unheilsbringerin stilisiert. Sie verliert alles, was sie ausmacht, alles, was sie liebt. Sie gibt sich selbst völlig auf, um zwei MĂ€nnern zu gefallen. Die Frau wird leidend, ja mĂ€rtyrerhaft dargestellt. Es erinnert an christliche Motive, in denen der fast schon dankbar erduldete Schmerz der SchlĂŒssel zum Seelenheil sei. Die Gewalt und den Zwang im Leben zu ertragen, soll somit also der Weiblichkeit erstrebenswert gemacht werden. Und mit solchen Versprechungen zementiert sich das ewige MachtgefĂ€lle weiter fest.

Eine Schippe drauf legte einige Zeit spĂ€ter Hans Christian Andersen. Auch er verfasste ein KunstmĂ€rchen, das uns allen wohl spĂ€testens seit Disneys “Arielle” bestens bekannt ist – oder etwa doch nicht? TatsĂ€chlich hat der Zeichentrickfilm kaum etwas mit dem dĂ€nischen Original zu tun.

In “Die kleine Meerjungfrau” strebt die Heldin immerhin aus eigenem Willen danach, eine unsterbliche Seele zu erringen, zusammen mit der Liebe eines jungen Prinzen. Diesen hatte sie vor dem Ertrinken gerettet, obwohl sie das nicht durfte. Ein weiteres Anzeichen einer gewissen SelbststĂ€ndigkeit. Doch die wird sie nicht lange behalten dĂŒrfen.

Um sich ihre beiden WĂŒnsche zu erfĂŒllen, nimmt sie die gefĂ€hrliche Reise zur Meerhexe auf sich. Diese braut ihr einen Trank, der ihr unter großen Schmerzen zwei Beine wachsen lĂ€sst, auf denen sie zwar nach wie vor einen fast schwebenden Gang hat, jedoch jeder Schritt ist, als trete sie in Glas. Der Preis dafĂŒr: Sie wird fĂŒr immer stumm und kann nie wieder zu ihrer Familie zurĂŒck. Wenn der Prinz sich nicht in sie verliebt, wird sie zudem zu Meerschaum werden.

Sie trifft auf den besagten Königssohn, dem sie auch gefĂ€llt. Allerdings nicht wie eine Frau und Partnerin, sondern wie ein kleines Kind. Als solches erfĂ€hrt sie mit einer SelbstverstĂ€ndlichkeit diverse DemĂŒtigungen, welche sie geduldig hinnimmt. So schlĂ€ft sie beispielsweise auf einem Kissen vor seiner TĂŒr statt in einem Bett. 

Als der Mann sich schließlich entscheidet, eine andere zu heiraten, kommen die Schwestern der Meerjungfrau ihr zur Hilfe. Sie ĂŒberreichen ihr einen magischen Dolch. Wenn sie den Prinzen mit diesem ersticht, wĂ€chst ihr Fischschwanz wieder und sie darf zurĂŒck nach Hause. Doch sie kann es nicht, wirft das Messer ins Meer und springt hinterher. Statt zu Meerschaum wird sie durch diese selbstlose Tat allerdings zu einer Tochter des Windes und kann, wenn sie weiter Gutes bewirkt, doch noch irgendwann eine unsterbliche Seele erlangen.

Klingt tragisch-schön? In der Tat. Allerdings zeichnet der ErzĂ€hler auch hier wieder ein Frauenbild, welches hochgradig toxisch ist. Um dem Mann zu gefallen, darf sie nicht sprechen, muss Schmerzen und DemĂŒtigung erdulden und kann nur durch ihren Körper seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Und trotz all des Leides wĂ€hlt sie am Ende den Freitod, die totale Selbstaufgabe, um ihn zu schĂŒtzen. Aber selbst dadurch erhĂ€lt sie keine wirkliche Belohnung, sondern muss sich weiterhin beweisen, um ihr Ziel zu erreichen. Das MachtverhĂ€ltnis bleibt also sogar nach ihrem Tod bestehen. 

Andersens Meerjungfrau spiegelt die damalige kleinbĂŒrgerliche Geschlechtermoral somit sehr deutlich wider. Die Frau wird einerseits als aufopferndes Wesen, andererseits als unschuldig-naiv gezeichnet. Die kleine Meerjungfrau ist zwar liebreizend und versucht zu gefallen. Sie nimmt auch alles Leid als Lebensinhalt fĂŒr das höhere Ziel in Kauf. Aber wenn der Mann es nicht will, erreicht sie dieses nie. Die AbhĂ€ngigkeitsverhĂ€ltnisse zwischen den Geschlechtern werden hier beeindruckend erkenntlich.

Man reiche mir ein Handtuch: das Fazit 

WĂ€hrend Frauen in den tradierten ErzĂ€hlungen, Sagen, Mythen und MĂ€rchen immer entweder gruselig und mĂ€chtig oder aber liebreizend und hilflos waren, zeigen die KunstmĂ€rchen uns eine andere Art der Weiblichkeit. Sie ist anfangs facettenreicher, doch es wird auch eindeutig kommuniziert, dass das unerwĂŒnscht ist. Die angedachte Rolle der Frau ist klar abgesteckt. Erst, wenn sie dem Wunsch des Mannes entspricht, kann sie GlĂŒck erfahren. Und selbst dann nur so lange, wie es ihm gefĂ€llt. Ihm wird jegliche Dominanz zugesprochen und diese mit einer scheinbaren AllgemeingĂŒltigkeit, weil es ja auch im echten Leben so ist, legitimiert. 

Niemand hinterfragt diese Darstellung. Keinem fĂ€llt daran etwas auf. Es wird als gegeben betrachtet. Der Deckmantel der Romanze darĂŒber ausgebreitet. Doch der kann kaum den wahren Kern der Sache verbergen. Wir mĂŒssen uns nur trauen, hinzuschauen. Uns der Erkenntnis stellen, dass unsere MĂ€rchen in diesem Punkt Wunden reißen – seit Generationen. Und wir mĂŒssen uns darin einig werden, diese endlich zu schließen. Indem wir das Bewusstsein dafĂŒr schĂŒren und die richtigen Fragen stellen. Indem wir das Wissen annehmen und daraus lernen. Und indem wir damit wunderschöne neue MĂ€rchen entstehen lassen, die die Welt so zeigen, wie sie hoffentlich eines Tages auch wirklich ist.

Die Gastautorin

Palandurwen macht im echten Leben fĂŒr andere etwas mit Wörtern. DafĂŒr muss sie nicht einmal ihr malerisch im Elbtal, direkt an einem Weinberg gelegenes Zuhause verlassen. So kann sie sich rund um die Uhr von ihrer Katze herumkommandieren lassen, ob sie arbeitet oder in ihrem Atelier malt und scrapbookt. MĂ€rchen haben sie schon seit frĂŒhester Kindheit fasziniert und inspiriert. Doch spĂ€testens durch ihr Germanistik-Studium scheut sie sich nicht mehr, diese auch kritisch zu hinterfragen, immer mit dem Ziel, irgendwann ein eigenes verfassen zu können.

Instagram: @palandurwen
Twitch: palandurwen

Anne/PoiSonPaiNter

Warum wir aus unserem MĂ€rchentĂŒmpel auftauchen mĂŒssen! – Teil 1

Heute hinterfragt Palandurwen in ihrem MÀrchensommer Gastbeitrag ein Element von u.a. einem der bekanntesten KunstmÀrchen von Hans-Christian Andersen, doch bevor sie damit richtig im zweiten Teil einsteigt, zunÀchst ein paar Grundlagen.

Das MĂ€rchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "MĂ€rchensommer" ĂŒber einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grĂŒnen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Warum wir aus unserem MĂ€rchentĂŒmpel auftauchen mĂŒssen!

Was sind GrĂŒnde dafĂŒr, dass wir heutzutage MĂ€rchen lesen? Die meisten antworten darauf wohl: “Schöne Kindheitserinnerungen wachrufen.” Und zu diesen Personen zĂ€hle ich mich selbst genauso. Allerdings ist da noch eine andere Seite in mir, die mit erwachsenen Augen auf diese Texte, Zeugen ihrer Zeit, schaut und zĂ€hneknirschend feststellt, dass nicht jedes StĂŒckchen davon heute so sorglos oder zumindest kommentarlos konsumiert werden kann wie frĂŒher.

Dazu gehört auf jeden Fall die in MĂ€rchen stĂ€ndig dargestellte, traditionelle Geschlechterrollen-Verteilung. GemĂ€ĂŸ Bruno Bettelheims 1977 erschienenen Klassikers “Kinder brauchen MĂ€rchen” soll diese zwar keinerlei negative Auswirkungen auf die Kinder haben. Allerdings verfolgt die moderne PĂ€dagogik inzwischen immer stĂ€rker geschlechtsneutrale AnsĂ€tze, denn sie hat in diversen Studien festgestellt, dass die mediale Darstellung von Frauen und MĂ€nnern Kinder definitiv schon von Beginn an beeinflusst und in Klischees treibt. Entsprechend gibt es immer mehr moderne MĂ€rchen, die neutrale Darstellungen ihrer Figuren wĂ€hlen. 

Vielleicht grĂŒbeln jetzt einige und finden, dass das doch gar nicht so schlimm war. Aber ich muss hier einmal den Finger in die Wunde legen, um deutlich zu machen: Doch, leider war es das. Und dessen mĂŒssen wir uns bewusst werden, um daraus zu lernen und es in Zukunft besser zu machen. Denn MĂ€rchen zeigen sehr oft stereotype und gefestigte patriarchale Strukturen, die wir alle so verinnerlicht haben, dass sie uns gar nicht mehr auffallen. Kein Wunder, denn die aufschreibenden Personen waren in den meisten FĂ€llen MĂ€nner. Und sie gestalteten die Geschichten so, wie sie es fĂŒr richtig hielten. 

In diesen ErzĂ€hlungen waren Frauen den MĂ€nnern stets entweder untergeordnet oder fĂŒr sie gefĂ€hrlich. Sie wurden als Bedrohung gezeichnet oder klein gehalten, um eine (scheinbar der Sache inhĂ€rente) Überlegenheit darzustellen. Man(n) wĂ€hlte fĂŒr Frauen Bilder, die diese Gefahr symbolisierten. Man(n) dichtete ihnen dĂ€monische KrĂ€fte an (etwa bei Hexen) oder eine allumfassende Hilflosigkeit. Frauen wurden nur positiv bewertet, wenn sie mit der Wunschvorstellung der Dichter ĂŒbereinstimmten. Ein beeindruckendes Beispiel dafĂŒr sind die beiden miteinander eng verwandten KunstmĂ€rchen “Undine” von Friedrich de la Motte FouquĂ© sowie deren Nachfolgerin “Die Kleine Meerjungfrau” von Hans Christian Andersen.

Hinein ins KĂŒhle Nass: Ursprung der Meerjungfrauen

Dies lĂ€sst sich aber bereits viel frĂŒher beobachten: So faszinierten Elemente uns Menschen schon immer. Wir stellten sie uns als belebt vor, als mĂ€chtig. Kein Wunder, waren wir ihnen doch ausgeliefert. Wir ersannen sogar Gottheiten, die mit ihnen zusammenhingen – so war etwa die griechische Aphrodite bzw. spĂ€ter im römischen Reich die Venus eine gewisse Art des Wassergeistes. Geboren aus dem Meerschaum galt sie als die Schutzherrin der Liebe, Schönheit und Sinnlichkeit. Sie konnte mit diesen Attributen aber auch gefĂ€hrlich werden, etwa wenn jemand sie reizte. 

Dieser zweischneidige Gedanke speiste viele weitere Geschichten um Wassergeister. Sie wurden oft als verlockende Wesen beschrieben. Sie konnten zwar Leben spenden, aber auch Menschen ins Verderben treiben. Und in den meisten FĂ€llen wurden sie (von den tendenziell mĂ€nnlichen ErzĂ€hlern) weiblich dargestellt. 

Ein gĂ€ngiges Beispiel sind die Sirenen. Sie waren ursprĂŒnglich zwar Mischwesen aus Menschen und Vögeln, wurden im Mittelalter aber zu halben Fischen umgedeutet. In ihnen vereinte sich die Schönheit mit der Gefahr, denn wenn die hĂŒbsch anzusehenden Halb-Frauen auftauchten und zu singen begannen, erlagen ihnen reihenweise Seefahrer. Kaum dass die MĂ€nner aber in Reichweite der vermeintlichen Jungfern kamen, rissen diese sie blitzschnell in die Tiefen des Meeres, wo sie jĂ€mmerlich starben. 

Aus heutiger Sicht sollten hier doch die Alarmglocken ringen. Denn das Narrativ der schönen, aber todbringenden Frau wird auch heute immer noch allzu gern verwendet, ist aber schlichtweg eine völlige Verzerrung der Tatsachen. Denn beispielsweise haben ca. 90 % der gewaltsamen TodesfĂ€lle in Partnerschaften Frauen zum Opfer – die TĂ€ter dabei MĂ€nner. Möglich sind solche Femizide durch nach wie vor herrschende MachtgefĂ€lle und hierarchische Unterlegenheit der weiblichen Beteiligten. Und diese Quote wird frĂŒher nicht wesentlich anders gewesen sein. 

Im Laufe der Zeit wandelten sich die Geschichten der Wassergeister allerdings. Immer hĂ€ufiger konstruierten sich auch Begebenheiten, in denen die Frau zwar das schreckliche Wesen war, aber durch einen Mann auch errettet werden konnte. Ein sehr prominentes Beispiel hierfĂŒr ist die Melusinen-Sage, welche vielfach verarbeitet wurde.

Grob zusammengefasst verlĂ€uft die ErzĂ€hlung immer nach einem Ă€hnlichen Muster: Ein Ritter trifft eine schöne Frau. Er will sie heiraten, sie stellt davor aber eine Bedingung: Wenn er sie niemals (oder nie an einem bestimmten Tage) nackt sehen wĂŒrde, kĂ€me großes GlĂŒck ĂŒber ihn. Bricht er sein Versprechen, wĂŒrde er allerdings alles verlieren. NatĂŒrlich kommt es, wie es kommen muss, und der Ritter sieht sie doch nackt im Bade. Melusine verwandelt sich wahlweise in eine Schlange oder einen Drachen und ist auf und davon samt dem GlĂŒck des Mannes.

Mal wieder wird der Fokus auf den Mann gerichtet, der wegen einer Frau Unheil erfĂ€hrt. Dass sie selbst von nun an als Monster umherirren muss, weil sie eigentlich verflucht war, ignorieren die meisten ErzĂ€hlungen. HĂ€tte der Ritter zu seinem Wort gestanden, wĂ€re die junge Frau erlöst gewesen. Es lag also nie in ihrer Absicht, ihm Schlechtes zu wollen, ganz im Gegenteil. Dennoch wird auch hier ein eigentlicher Betrug sowie eine klare Übergriffigkeit an ihr zu einem knappen Entkommen seinerseits umstilisiert.

Schwimmt nicht zu weit raus, wir sehen uns morgen mit der Fortsetzung!

Die Gastautorin

Palandurwen macht im echten Leben fĂŒr andere etwas mit Wörtern. DafĂŒr muss sie nicht einmal ihr malerisch im Elbtal, direkt an einem Weinberg gelegenes Zuhause verlassen. So kann sie sich rund um die Uhr von ihrer Katze herumkommandieren lassen, ob sie arbeitet oder in ihrem Atelier malt und scrapbookt. MĂ€rchen haben sie schon seit frĂŒhester Kindheit fasziniert und inspiriert. Doch spĂ€testens durch ihr Germanistik-Studium scheut sie sich nicht mehr, diese auch kritisch zu hinterfragen, immer mit dem Ziel, irgendwann ein eigenes verfassen zu können.

Instagram: @palandurwen
Twitch: palandurwen

Anne/PoiSonPaiNter

Von Kompassen und MĂ€rchen

Heute stellt Kaja Paulan in ihrem MĂ€rchensommer Gastbeitrag eine ganz besondere Sammlung von MĂ€rchenadaptionen vor.

Das MĂ€rchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "MĂ€rchensommer" ĂŒber einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grĂŒnen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Von His Dark Materials zu den Grimmschen MĂ€rchen – Eine fantastische Reise

Philip Pullman ist ein Schriftsteller, der mit seinen Werken neue MaßstĂ€be in der Fantasy Literatur gesetzt hat. Seine epische „His Dark Materials“ Trilogie ist weltbekannt und begeistert immer noch die Menschen ĂŒberall. Mit dieser Trilogie eröffnete er seinen Leser*innen nicht nur eine faszinierende Fantasy Welt, er beeindruckte sie auch durch deren philosophische und moralische Elemente. Doch wer von euch weiß eigentlich, dass er sich auch den Grimmschen MĂ€rchen zuwandte? Ich selbst bin ziemlich spĂ€t darauf gestoßen, und doch ist es eigentlich naheliegend, denn wir alle schreiben ja nicht im luftleeren Raum, auch die berĂŒhmtesten FantasyerzĂ€hler nicht.

Der Spiegel schreibt ĂŒber Philip Pullman: „Wie alle großen MĂ€rchenerzĂ€hler bedient Philip Pullman sich ohne Scheu aus anderen MĂ€rchen. Nach der Maxime »Lies wie ein Schmetterling und schreib wie eine Biene!« hat er, wie er selbst sagt, »Ideen aus jedem Buch gestohlen, das ich gelesen habe«.“

Einige dieser Ideen stammen sicher aus den Kinder- und HausmĂ€rchen der BrĂŒder Grimm, wie ich euch in meinem Beitrag zeigen möchte.  Dabei beziehe ich mich vor allem auf Pullmans Kommentare und Anmerkungen aus „Grimm Tales: For Young and Old“, erschienen 2012.

In „Grimm Tales: For Young and Old“ hat Philip Pullman 50 MĂ€rchen der BrĂŒder Grimm neu interpretiert. Dabei hat er sie nicht umgeschrieben oder verĂ€ndert, er hat versucht, sie mit seiner eigenen Stimme zu erzĂ€hlen. Selbst sagte er darĂŒber: „Doch mein vorrangiges Interesse galt immer der Frage, wie die MĂ€rchen als Geschichten funktionieren. Mit diesem Buch verfolge ich einzig und allein das Ziel, die besten und interessantesten von ihnen zu erzĂ€hlen und alles aus dem Weg zu rĂ€umen, was ihren freien Lauf hindert. “

Sein Ziel war es also, die MĂ€rchen fĂŒr ein modernes Publikum zugĂ€nglicher zu machen, indem er den ErzĂ€hlstil und die Sprache an die heutige Zeit anpasste. Er wollte die zeitlose Bedeutung und die moralischen Botschaften der Menschen bewahren, aber gleichzeitig auch seinen eigenen, kĂŒnstlerischen Stil einbringen.

MĂ€rchen im Wandel der Zeit – Pullmans kreative NeuerzĂ€hlungen

Wie eingehend Philip Pullman sich mit den MĂ€rchen befasst hat, zeigt sich in mehreren Interviews und Artikeln, die er diesem Thema gewidmet hat. Hier versucht er, dem Wesen der MĂ€rchen auf den Grund zu gehen. Er setzt sich mit ihren Figuren, ihrem Tempo, ihrer Poesie und der Bildsprache auseinander. Dabei stellt er fest, dass MĂ€rchen nicht einfach Texte sind, die aufgeschrieben wurden und nun unverĂ€ndert so stehenbleiben wie die Werke großer Schriftsteller. Er meint, dass sich MĂ€rchen fortwĂ€hrend im Wandel befinden, sich durch die Jahrhunderte hinweg stĂ€ndig verĂ€ndert haben und verĂ€ndern werden.  Der Grund ist seiner Meinung nach, dass es mĂŒndlich ĂŒberlieferte Geschichten sind. Viele Details hĂ€ngen von der Befindlichkeit des ErzĂ€hlers, der ErzĂ€hlerin, ab. Pullman also schreibt die MĂ€rchen neu mit der Leitfrage im Kopf: „Wie wĂŒrde ich diese Geschichte erzĂ€hlen, wenn ich sie von jemand anderem gehört hĂ€tte und sie weitergeben wollte?“

Jeder MĂ€rchenerzĂ€hler, jede MĂ€rchenerzĂ€hlerin drĂŒckt den MĂ€rchen einen individuellen, unverwechselbaren Stempel auf.  So auch Philip Pullman. Er sieht sich in der Tradition von MĂ€rchenerzĂ€hler*innen wie Dorothea Viechmann, Otto Runge, Dortchen Wild und all den anderen, die den BrĂŒdern Grimm damals die MĂ€rchen erzĂ€hlt haben, um sie zu bewahren.

Logik und Dramaturgie – Die Quellenforschung

Insgesamt hat Philip Pullman eine Menge Arbeit in seine MĂ€rchensammlung investiert. Er las die Kinder- und HausmĂ€rchen in allen verschiedenen Auflagen und untersuchte ihre VerĂ€nderungen, er befasste sich mit ihren Quellen und wĂ€hlte fĂŒr seine NacherzĂ€hlung immer die seiner Meinung nach passendste Version aus. Er erklĂ€rt in den Anmerkungen zu „Grimm Tales: For Young and Old“, warum er gerade diese Versionen ausgewĂ€hlt hat, wie er versuchte, logische SchwĂ€chen auszugleichen und aus dramaturgischen GrĂŒnden kleine Details hinzufĂŒgte. Pullman hat jedes MĂ€rchen grĂŒndlich untersucht und dabei BezĂŒge zu anderen MĂ€rchen hergestellt. Er untersuchte Quellen und entdeckte manchmal sogar Logikfehler, die im Verlaufe der MĂ€rchenbearbeitung durch die BrĂŒder Grimm aufgetaucht sind. Auch hier beziehe ich mich wieder auf sein Buch „Grimm Tales: For Young and Old“. Seine Kommentare zu jedem einzelnen MĂ€rchen sind dort zwar recht knapp gehalten, aber dennoch Ă€ußerst informativ und interessant.

DenkanstĂ¶ĂŸe und VerĂ€nderungen – Tradition und Moderne

WĂ€hrend Philip Pullman die meisten MĂ€rchen unverĂ€ndert ließ und ihnen nur durch seinen ErzĂ€hlton eine eigene Note gab, fĂŒgte er an anderen Stellen kleine Verbesserungen hinzu. Beispielsweise gab er im MĂ€rchen „BrĂŒderchen und Schwesterchen“ dem Reh die Möglichkeit, an Stelle der Kinderfrau den König ĂŒber die böse Hexe aufzuklĂ€ren. Denn es ist fĂŒr ihn, und da stimme ich ihm zu, völlig unverstĂ€ndlich, warum dieses Reh keine andere Funktion mehr im zweiten Teil des MĂ€rchens ĂŒbernimmt. Im MĂ€rchen von Rapunzel griff er eine ursprĂŒngliche Nuance auf, indem er die Schwangerschaft der Hauptfigur wieder einfĂŒhrte. Pullman dachte auch ĂŒber die Rolle des Vaters im MĂ€rchen von HĂ€nsel und Gretel grĂŒndlich nach. Er versuchte, logische SchwĂ€chen auszugleichen und ergĂ€nzte aus dramaturgischen GrĂŒnden kleine Details. In einigen FĂ€llen entwickelte Pullman sogar alternative Versionen oder Lösungen fĂŒr die MĂ€rchen. Im MĂ€rchen „Allerleirau“ suchte er nach einer Möglichkeit, den Vater zu bestrafen, der sein Kind durch geplanten Missbrauch aus dem Palast trieb. Jedoch verĂ€nderte er das MĂ€rchen nicht direkt, sondern fĂŒgte seine Gedanken und Ideen in die Kommentare ein, um die Lesenden zum Nachdenken anzuregen.

So stellt er die MĂ€rchen auf den PrĂŒfstand, gibt moralische und philosophische DenkanstĂ¶ĂŸe und liefert Diskussionsstoff fĂŒr heutige Betrachtungs- und ErzĂ€hlweisen.

Philip Pullman – MĂ€rchenerzĂ€hler des 21. Jahrhunderts

Mit „Grimm Tales: For Young and Old“ hat Philip Pullman bewiesen, dass er nicht nur ein Meister der Fantasy-Literatur ist, sondern auch ein herausragender Interpret der Grimmschen MĂ€rchen. Pullmans grĂŒndliche Untersuchung und seine Ideen fĂŒr Verbesserungen oder alternative Versionen verleihen diesen MĂ€rchen eine neue Tiefe und regen dazu an, sie heute aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

Philip Pullman hat mit seinem Werk einen wertvollen Beitrag zur MĂ€rchentradition geleistet und den Leser*innen die Möglichkeit gegeben, die Grimm’schen MĂ€rchen in einem neuen Licht zu sehen. Seine Interpretationen laden dazu ein, ĂŒber die moralischen, philosophischen und zeitlosen Botschaften der MĂ€rchen nachzudenken und sie in den heutigen Kontext zu ĂŒbertragen.

Quellen

Die Autorin

Kaja Paulan ist eine Autorin, die bereits als Kind ihre Liebe zum Schreiben entdeckte. Sie verbrachte Stunden damit, abenteuerliche und spannende Geschichten zu erfinden und in fantastischen Buchwelten zu versinken. Sie hat bereits mehrere Veröffentlichungen vorzuweisen, darunter den Fantasyroman „Ragnamar – Einbruch der DĂ€mmerung“.

Die Leidenschaft fĂŒr das ErzĂ€hlen von Geschichten begleitet sie auch in ihrer Arbeit als Grundschullehrerin. Kaja Paulan hat zwei erwachsene Kinder und wohnt mit ihrem Mann in der NĂ€he der Ostsee. Dort arbeitet sie unermĂŒdlich an weiteren Geschichten und Romanen.

Homepage: Kaja Paulan
Facebook: Kaja Paulan Autorin
Instagram: @kajapaulan_fantasy oder @kajapaulan_kinderbuch

NĂ€chste Woche erfahrt ihr noch mehr ĂŒber Kaja und Ragnamar, bleibt gespannt!

Anne/PoiSonPaiNter

Was passiert danach? – Eine Schreibaktion von Gipfelbasilisk

Heute stellt euch Gipflebasilisk in seinem MĂ€rchensommer Gastbeitrag eine sehr coole Aktion vor, die seit letztem Jahr thematisch auf den Sommer abgestimmt ist!

Das MĂ€rchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "MĂ€rchensommer" ĂŒber einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grĂŒnen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Was ist das, „Was passiert danach?“

Es ist ein monatlich stattfindender kleiner Schreibwettbewerb, bei dem die Freude am Schreiben vermittelt werden soll. Jeden Monat gibt es drei bis vier AnfĂ€nge + eine Sonderaufgabe. Die Teilnehmer*innen sollen sich im Idealfall von AnfĂ€ngen und Sonderaufgabe inspirieren lassen und dazu einen Text schreiben. Aber wie ich schon sagte, die Freude am Schreiben ist das, was mir wichtig ist zu vermitteln. Sprich, wenn euch meine Überschrift inspiriert, der Rest aber nicht interessiert, ist das vollkommen okay. Ich möchte mit diesem Projekt Menschen zum Schreiben ermutigen, den Spaß vermitteln.

Im September diesen Jahres wird das „Was passiert danach?“ Drei Jahre alt. Was bedeutet, es gab 36 Aufgabenstellungen, von denen fĂŒnf ein MĂ€rchenthema hatten.

Das „Was passiert danach?“ nimmt in diesem Jahr zum zweiten Mal am MĂ€rchensommer teil.

MĂ€rchen im „Was passiert danach?“

MĂ€rchen haben mich schon immer fasziniert. Sie waren auch schon immer Teil meines Twitch-Kanals und im ersten Wpd? Jahr (ein Wpd? Jahr beginnt im September) hatten wir im Januar 2020 den MĂ€rchenadaptionsmonat.

Ich war zu diesem Zeitpunkt noch neu auf Twitch und hatte nur wenige Zuschauer*innen. Zu dem Zeitpunkt hatte auch nur Chaotisch_Aber_Liebenswert und ich am „Was passiert danach?“ teilgenommen. Es gab auch noch keine Gewinne und nur einen Anfang in diesem Fall ein MĂ€rchen: Rumpelstilzchen.

Ich kann mich an Chaotisch_Aber_Liebenswerts Geschichte noch hervorragend erinnern, sie hatte ihre Adaption in die Moderne gezogen und Influencer-Marketing als Thema gesetzt.

Zitat: »Heute feil ich, morgen peel ich,
ĂŒbermorgen bin ich die berĂŒhmteste der Welt;
Ach, wie gut ist, dass niemand weiß,
dass ich Stella Kuppström heiß!«

Ich weiß noch, wie ĂŒberrascht ich war, als ich den Text das erste Mal las, und habe mich ĂŒber die Reaktionen im Chat sehr gefreut, denn ich find’ die Idee und den Witz des Textes recht gelungen. An meine eigene Adaption erinnerte ich mich gar nicht. Ich musste sie fĂŒr diesen Text nachlesen. Offen gestanden, weiß ich, warum ich sie verdrĂ€ngt hatte, ich finde sie nicht sonderlich gelungen. Ich habe mich mit dem Namen vom Rumpelstilzchen auseinandergesetzt, genauer gesagt mit dem Umstand, dass der Name Macht ĂŒber das kleine Wesen hat.

Im Februar 2022 kehrte das: „Was passiert danach?“ mit dem Thema MĂ€rchenadaption zurĂŒck. Der goldene SchlĂŒssel, Der Froschkönig und Rapunzel standen zur Wahl. Als Sonderaufgabe sollte ein LGBTQIA+ Aspekt in die Geschichte eingebaut werden.

Es gab vier Einsendungen, zwei zum goldenen SchlĂŒssel und zwei zum Froschkönig. Auch hier wurden die Geschichten zum Teil modern, zum Teil mit VerĂ€nderungen, aber in alter Zeit erzĂ€hlt.

Ich habe zugegebenermaßen mir diese Aufgabe mit ebendiesen MĂ€rchen gewĂŒnscht, weil mich schon immer genervt hat, dass der Froschkönig am Ende die Prinzessin heiratet, obwohl die ihn schlecht behandelt hat. Weshalb in meiner Variante der Froschprinz am Ende den eisernen Heinrich geheiratet hat. Ich finde, gerade bei diesem MĂ€rchen bot sich die Gay-Romance an, weil der eiserne Heinrich, als hingebungsvoller Diener schon im OriginalmĂ€rchen angelegt ist. Warum, wenn er ihn nicht wirklich innig liebt, sollte er sich eiserne Bande ums Herzen legen lassen? Es war auch mein zweites Jahr auf Twitch, ich habe sehr viel gelernt und sehr viel in der Zeit geschrieben und bin wesentlich zufriedener mit diesem Text, als mit meiner ersten MĂ€rchenadaption.

Im Juni und Juli 2022 gab es dann im Rahmen des MĂ€rchensommers zwei weitere mĂ€rchenhafte Themen. Im Juni innerhalb der Sonderaufgabe, man sollte seinem Text einen mĂ€rchenhaften Aspekt beimischen, das konnte mehr oder weniger direkt umgesetzt werden und im Juli, dienten MĂ€rchenlieder als Inspiration fĂŒr den Text. Im Juni gab es sechs und im Juli fĂŒnf Texte. In beiden Monaten erinnere ich mich sehr an die Texte von Palandurwen, die in beiden Texten mĂ€rchenhafte Motive eingebaut hatte, aber es geschafft hat, schwierige Themen in ihren Geschichten zu verarbeiten.

Die Teilnehmer*innen gehen die Aufgabenstellungen sehr unterschiedlich an. Am „Was passiert danach?“ im Allgemeinen, aber insbesondere bei den MĂ€rchenthemen, finde ich, merkt man erst wie unterschiedlich. Wir alle kennen die MĂ€rchen, wir interpretieren sie oft aber völlig unterschiedlich, je nach individueller Wahrnehmung. Jede schreibende Person hat einen anderen Blick und gewichtet die Themen innerhalb des Textes unterschiedlich. Ich glaube, gerade hier zeigt sich, dass obwohl wir alle denselben Startpunkt haben, sehr unterschiedliche Texte am Ende entstehen.

Das ist das, was mich nach wie vor an diesem Projekt fasziniert und weswegen ich es seit fast drei Jahren jeden Monat durchfĂŒhre.

Im Juli 2023 haben wir nun erneut eine Aufgabe zum Thema MĂ€rchenadaption. Zur Auswahl stehen drei Klassiker der BrĂŒder Grimm: Frau Holle, Sneewittchen und Die Wassernix. Die Sonderaufgabe fordert, sich mit dem Thema Gut gegen Böse auseinanderzusetzen und der damit einhergehenden schwarz/weiß Malerei. Es geht darum, ebendiese aufzubrechen. Stellt euch die Frage, was wĂ€re, wenn die böse Königin aus Sneewittchen einen triftigen Grund außer Eitelkeit gehabt hĂ€tte, so zu handeln. Was wĂ€re, wenn es gar keine wirklich bösen Charaktere in einem diesen MĂ€rchen geben wĂŒrde und alle grau wĂ€ren?

Hier geht es zur Aufgabe – bis 26.07. könnt ihr eure Texte noch einreichen!

Ich freue mich schon sehr auf eure Interpretationen dieser klassischen MĂ€rchen.

(Alle angesprochenen Texte findet ihr hier)

Der Gastautor

Gipfelbasilisk wurde in Hannover geboren und verbrachte seine Jugend in Langenhagen. Der Liebe wegen zog es ihn in den Harz, wo er seit 2011 zusammen mit seinem Mann in einem 300 Jahre alten Haus wohnt. Er liebt den Harz, die Natur und seinen verwilderten Garten. Sein BĂŒcherregal wird von den Genres Horror und Fantasy dominiert. Wenn er nicht gerade schreibt, streamt er regelmĂ€ĂŸig auf Twitch als Gipfelbasilisk. Im Sommer 2023 wird sein erster Roman: Die Myzelchroniken ein High Fantasy Abenteuer erscheinen.

Website: https://gipfelbasilisk.de/
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Anne/PoiSonPaiNter

Antisemitismus in MĂ€rchen

Heute widmet sich Rachel in ihrem MĂ€rchensommer Gastbeitrag einem Thema, dass, wenn es um MĂ€rchen geht, hĂ€ufig verschwiegen wird. Dennoch bildet genau das die Grundlage fĂŒr so viele Anwendungen in modernen Medien.

Das MĂ€rchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "MĂ€rchensommer" ĂŒber einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grĂŒnen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Antisemitismus in MĂ€rchen

2017 hat Eva-Maria Obermann uns schon etwas ĂŒber die MĂ€r fĂŒrs Volk erzĂ€hlt, doch was ist ĂŒberhaupt Folklore?

Laut Wikipedia:

Die Folklore (von englisch folk „Volk“, und lore „Überlieferung“ oder „Wissen“) ist der sichtbare Ausdruck des immateriellen kulturellen Erbes einer ethnischen oder religiösen Gemeinschaft. Sie umfasst althergebrachte Traditionen des Volkes und beruht auf generationsĂŒbergreifender Überlieferung, die in mĂŒndlicher, unter UmstĂ€nden aber auch schon seit geraumer Zeit schriftlich oder bildlich fixierter Form vorliegen kann.

Folklore geht oftmals auch mit Nationalismus und dem Genre der Romantik einher. Daraus entstand im 18. Jahrhundert die Mischbewegung des romantischen Nationalismus, das als Antwort auf diverse politische Krisen. Ein gutes Beispiel ist die Französische Revolution. Religiöse Strukturen wurden massiv geschwĂ€cht, viele Technologische Fortschritte standen an einen Wendepunkt, dies in Kombination mit den politischen Ereignissen stĂŒrzte die Bevölkerung in eine tiefe IdentitĂ€tskrise. Um dem entgegen zu wirken und eine neue nationale IdentitĂ€t aufzubauen, haben einzelne LĂ€nder Heilung in einem gemeinsamen Erbe gesucht. Kultur umfasste Sprache, Geografie, Politik und Geschichte und erlaubte dem Nationalismus Fuß zu fassen.

Romantik, deren Hauptinhalte die Liebe zur Folklore, Mystik und Erhabenheit sind, ließ sich sehr gut mit den Konzepten des Nationalismus vereinen und somit wurde die Romantik das Mittel der Wahl um Nationalismus in die Gesellschaft einzufĂŒhren. So wurden z.B. in Deutschland nach der Napoleonischen Invasion, Herder dessen Ideen zur Nationsgestaltung und die Werke der BrĂŒder Grimm miteinander verschmolzen um so der Gesellschaft eine nationale IdentitĂ€t wiederzugeben.

So hatten die Nazis im 3. Reich die Geschichten der BrĂŒder Grimm instrumentalisiert und umgeschrieben, sodass ~der Jude~ jeder einzelne Bösewicht war. ~Der Jude~ wurde die böse Stiefmutter, das Monster im Wald, der Untermensch, der von Gold besessene Kobold. So wurde z.B. RotkĂ€ppchen zum unschuldigen deutschen MĂ€dchen, das dem großen jĂŒdischen Wolf zum Opfer fiel u.v.m.. So geschah es auch mit anderen Folklore Werken. Sie haben vor allem mĂŒndliche Folklore in Form von MĂ€rchen, Legenden, Witten und Sprichwörtern verwendet um „zu beweisen, dass der gesunde Menschenverstand schon lange all die negativen Eigenschaften des Juden erkannt haben.“ (Steven K. Baum, Psychologe) Antisemitismus und Folklore haben aber ein Tandem miteinander entwickelt, schon 2000 Jahre bevor Hitler ĂŒberhaupt geboren wurde. Die Nazis haben hier also nicht Sachen aus dem nichts erfunden, sondern sie einfach weiter auf die Spitze getrieben.

In der Romantik wurde z.B. das Stereotyp des wandernden Juden weiter verstĂ€rkt. Dieses Stereotyp, das schon seit dem 13. Jahrhundert existiert, stellt den Juden als ein unsterbliches Wesen da, das dazu verdammt ist auf ewig in der Welt „umherzuwandern“ als Strafe fĂŒrs verhöhnen Jesu vor seiner Kreuzigung. Es wird davon ausgegangen, dass diese Legende ihren Ursprung im Johannes Evangelium hat (18:20-22) wo von einem Beamten berichtet wird, der Jesus geschlagen haben soll. Dieses Stereotyp erlebte im Deutschland des Jahres 1602 ein Revival. Er wurde auf Pamphlete gedruckt, die in der Bevölkerung große Beliebtheit fanden und antisemitische Unruhen weiter vorantrieben und wurde spĂ€ter von Dichtern der Romantik als sehr beliebter Trope verwendet.

Auch die Darstellung spezifischer MĂ€rchengestalten, bediente sich einer Vielzahl antisemitischer Stereotype. Wie wird die klassische Hexe in einem MĂ€rchen oder Kinderbuch portraitiert? Meistens hat sie eine lange Hakennase, ist gierig, hat einen enormen Appetit auf Kinder … Klingelt da was? Lange Hakennasen, gierig, opfert Kinder…..u get it? So wurden auch JĂŒdinnen*Juden dargestellt. Ritualmord an Kindern inklusive. Als die Hexenverfolgung im Mittelalter Fahrt aufnahm, fielen auch viele jĂŒdische Menschen dem zum Opfer. Hexen wurden als Teufelsanbeter*innen angesehen und jĂŒdische Menschen, waren der Teufel selbst. Dieser galt als enorm verfĂŒhrerisch, ĂŒbermĂ€ĂŸig sexuell und zudem auch den christlichen Menschen ĂŒberlegen. Auch die Bezeichnungen fĂŒr die Hexenversammlungen waren deutlich antisemitisch markiert. Es wurde von einem ‚Hexensabbat‘ und zuvor von ‚Hexensynagogen‘ gesprochen.

Im Endeffekt waren die Hexenverfolgungen stark davon motiviert, die „Ketzer“ zu entlarven und wir alle wissen, dass das lediglich ein Synonym fĂŒr „nicht-christlich“ ist – und wer war offen nicht-christlich? Bingo! JĂŒdinnen*Juden!

Ich hatte ja auch einen Thread zu Antisemitismus in der Folklore und Romantik geschrieben, da findet ihr nochmal mehr Beispiele, aber der antisemitische Dreisatz:

  • Lange Hakennase
  • Geldgier
  • Ritualmord an Kindern

bewĂ€hrte sich anschließend oft, wie in Roald Dahls „Hexen Hexen„.

Die Gastautorin

Rachel, 27 Jahre aus Köln, ist jĂŒdische Buchbloggerin & Buchtuberin, die sich desweiteren auch als Aktivistin gegen Antisemitismus und fĂŒr jĂŒdischen Leben einsetzt.

Twitter: @livenitup_de
Instagram: @livenitup_de

Anne/Poisonpainter

Hans Christian Andersen – Zwischen Armut, Ruhm und Phobien

Na, habt ihr schon den Weg durch die MĂ€rchenrallye gefunden?

Heute starten wir mit dem ersten Gastbeitrag dieses MĂ€rchensommers. Bisher haben wir uns ja recht hĂ€ufig mit den BrĂŒder Grimm beschĂ€ftigt. Mit diesem Gastbeitrag von Carola KĂ€pernick von der Textgemeinschaft widmen wir uns dem wohl berĂŒhmtesten Autoren von KunstmĂ€rchen: Hans Christian Andersen.

Das MĂ€rchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "MĂ€rchensommer" ĂŒber einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grĂŒnen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Hans Christian Andersen – Zwischen Armut, Ruhm und Phobien

In dem Fall des Dichters Hans Christian Andersen trifft das Sprichwort „Eigenlob stinkt“ wohl nicht so gut zu. Sicherlich war er ein begnadeter Schriftsteller, doch er beschĂŒttete sich nicht mit Eigenlob – auch, wenn er es aufgrund der Bekanntheit und der Beliebtheit seiner Werke durchaus verdient hĂ€tte. Die breite Öffentlichkeit kennt ihn als Verfasser verschiedener KunstmĂ€rchen, doch er schrieb auch in anderen Genren, was zu seinem eigenen Verdruss aber nur wenige Menschen wahrnahmen. Auch heute ist es vielen unbekannt.

Aus Hans Christian Andersens insgesamt MĂ€rchen sind vor allem diese bekannt:

  • Das hĂ€ssliche Entlein,
  • Die Prinzessin auf der Erbse,
  • DĂ€umelinchen,
  • Die kleine Meerjungfrau
  • Des Kaisers neuen Kleider
  • Die Schneekönigin
  • Das MĂ€dchen mit den Schwefelhölzern

Aber er schrieb auch sechs Romane, sieben ReisebĂŒcher, 46 TheaterstĂŒcke und 1000 Gedichte. Er wollte auf keinen Fall das Bild des „harmlosen Idyllikers“ verkörpern, sondern von den Menschen ernstgenommen werden. Erst acht Jahre, nachdem seine ersten MĂ€rchen erschienen sind, fand er sich damit ab, als Dichter fĂŒr Kinder berĂŒhmt geworden zu sein.

Doch, wer war Hans Christian Andersen ĂŒberhaupt? Was wissen wir ĂŒber den Schriftsteller, der so viele schöne KunstmĂ€rchen geschrieben hat und somit eine echte Konkurrenz fĂŒr die GebrĂŒder Grimm darstellt?

Hans Christian Andersen – eine kleine Biographie

Hans Christian Andersen erblickte am 2. April 1805 in Odense, DĂ€nemark als das Kind eines Schuhmachers und einer WĂ€scherin das Licht der Welt. Weder seine Mutter noch sein Vater verdienten viel Geld, weshalb er in Armut groß wurde und die Eltern so wenig Geld zur VerfĂŒgung hatten, dass es ihnen schwerfiel ihrem Sohn einen Besuch in der Schule zu ermöglichen.

Das soll nun keine Steilvorlage fĂŒr Kinder sein, die Andersen als Beispiel nutzen, um ihre Aussage zu unterstreichen, dass man auch ohne Schulbesuch berĂŒhmt und reich werden kann. Zwar mag das auf ihn zutreffen, doch das Leben in Armut war fĂŒr ihn kein Zuckerschlecken.

Hintergrundwissen: In dem MĂ€rchen „Das hĂ€ssliche Entlein“ reflektiert Hans Christian Andersen seine eigenen GefĂŒhle sich selbst und seines Erscheinungsbildes gegenĂŒber. Als Junge war er aufgrund seiner Optik und seiner recht hohen Stimme oft Opfer von Mobbing.

Mit nur 14 Jahren verlor Hans Christian Andersen seinen Vater, was nicht nur emotional einen großen Einschnitt in seinem Leben darstellte. Er zog in die dĂ€nische Hauptstadt Kopenhagen und arbeitete dort als Schauspieler in einem Theater. In diesem Zusammenhang fĂŒhrte er auch eigene verfasste Texte auf, die die Menschen ansprachen, sodass die Menschen schnell das große Talent erkannten, das in ihm steckte.

Der Direktor des königlichen Theaters nahm Andersen auf und ließ ihn sogar bei sich wohnen. Dank seiner Hilfe besuchte er nach der Lateinschule spĂ€ter auch die UniversitĂ€t und schrieb weiterhin eigene Texte. Seine Werke gibt es heute in mehr als 120 Sprachen. Doch auch Andersen selbst kam viel in den Kontakt mit anderen LĂ€ndern, da er ab dem Jahr 1831 leidenschaftlich gerne reiste und sich so oft, wie es ihm möglich war, in andere LĂ€nder begab. In diesem Zusammenhang verbrachte er auch einige Zeit in Deutschland.

Hintergrundwissen: Dass viele der MĂ€rchen, die Hans Christian Andersen verfasste mit einer augenscheinlich aussichtslosen und schlechten Situation der Protagonisten starten, kommt nicht von ungefĂ€hr. Der Schriftsteller verarbeitete in den Geschichten seine persönlichen Traumata, wie die Kindheit in Armut und den Tod des Vaters. 

Hans Christian Andersen heiratete nie und hat auch keine Kinder bekommen, wobei diese beiden Aspekte fĂŒr ihn keine zwingenden Bestandteile eines Happy Ends darstellten – zumindest nicht fĂŒr sein eigenes Leben. Denn in seiner spĂ€teren Autobiographie schrieb er Folgendes: „Mein Leben ist ein hĂŒbsches MĂ€rchen, so reich und glĂŒcklich.“

In dem Alter von 70 Jahren starb Andersen am 4. August 1875 an Leberkrebs und hinterließ der Welt viele schöne Werke, die Kinder und Erwachsene in vielen LĂ€ndern auch heute noch in ihren Bann ziehen, aber auch Kritiker finden, die in MĂ€rchen nur von wahrwerdenden TrĂ€umen lesen möchten.

Hintergrundwissen: Obwohl er selbst sein Leben als hĂŒbsches MĂ€rchen, reich und glĂŒcklich beschreibt, litt Hans Christian Andersen sein ganzes Leben lang unter vielen Phobien. So hatte er unter anderem Angst vor Hunden und aß kein Schweinefleisch, weil er Angst vor dem Parasiten „Trichinae“ hatte, der in Schweinefleisch vorkommen kann. Eine seiner grĂ¶ĂŸten Phobien war es allerdings fĂ€lschlicherweise fĂŒr Tod erklĂ€rt und lebendig begraben zu werden. Aus diesem Grund schrieb er jeden Abend, bevor er zu Bett ging einen Zettel auf dem er festhielt: „Ich scheine nur tot zu sein“, um sicher zu gehen, nicht lebendig begraben zu werden.

Wer einmal in die eigenen Kindheitserinnerungen zurĂŒckreist wird sich bestimmt an eines oder auch mehrere MĂ€rchen des beliebten Schriftstellers zurĂŒckerinnern. Nicht nur Hans Christian Andersens Leben selbst war also ein hĂŒbsches MĂ€rchen, sondern auch seine MĂ€rchen selbst verzaubern vielen Kindern das Leben und bescheren ihnen ganz besondere Momente. Nicht zuletzt aus diesem Grund gilt Andersen in seinem Heimatland DĂ€nemark als „national treasure“ – also als „Schatz der Nation“.

Zu Ehren von Hans Christian Andersen:

  • feiern wir immer am 2. April (dem Geburtstag des beliebten Schriftstellers) den internationalen Kinderbuchtag.
  • ließ die dĂ€nische Regierung damals eine Statue fĂŒr ihn bauen, die sich im Königsgarten in Kopenhagen wiederfindet. Andersen konnte diese noch zu Gesicht bekommen, starb jedoch vier Monate spĂ€ter, nachdem sie zu Ehren seines 70. Geburtstags aufgestellt wurde.
  • kann man sich heute sein Geburtshaus in Odense ansehen.
  • gibt es an der Langelinje SeebrĂŒcke eine Statue von der kleinen Meerjungfrau, die in der Originalfassung im ĂŒbrigen weitaus grausamer ist und kein Happy End findet, wie wir das von der heute bekannten und beliebten Filmadaption gewöhnt sind.

Die Gastautorin

Geboren im Februar 1969, lebt Carola KĂ€pernick in SĂŒdbaden. Sie betreibt die Textgemeinschaft als Herzensprojekt und sieht sich als Netzwerkerin fĂŒr Autor:innen. Zudem schreibt sie eigene BĂŒcher in verschiedenen Genren von der Romanze bis zum Krimi. MĂ€rchen liebt sie und hat mit einer ihrer Anthologieausschreibungen auch MĂ€rchen fĂŒr Erwachsene von verschiedenen Autor:innen gesammelt und herausgegeben (FrĂŒhlingserwachen im MĂ€rchenwald, dass diesen Sommer auch wieder einer der Preise ist).

Homepage: Carola KĂ€pernick
Twitter: @Textgemeinscha1

Writing for The Extremis Review

As I wrote in the introduction to my post Thor: Movie vs. Myth was the topic given to me by The Extremis Review to see if my writing is good enough for them.
What can I say?

As of today I am officially in the roster for The Extremis Review. 🙂

On a monthly basis I will be providing a short post to a given topic, though I am also able to make suggestions as to what I would like to write about. My first post is due at the end of May, so you will have to continue reading my work here for now, until a post of mine will be published there.
Before you start wondering: Yes, I decided to use both my usual nickname (PoiSonPaiNter) and my Jesterdeer (my avatar that looks like a donkey with a jester-hat, yet calling it Jesterdonkey sounds stupid), even though everyone else uses a name that at least sounds like it could be a real one; but I already mentioned why I prefer the nickname.
I’m curious which topics I will be able to cover and what their readers will think of my contributions. Though probably the hardest thing for me will be the word count as my posts are supposed to be around 500 words and as you might have noticed I am rarely able to keep things short, even though I did have a few goes at it recently.
Anyway, I’m looking forward to this new challenge and am now off to rest a bit before Walpurgis Night tomorrow. 🙂
PoiSonPaiNter

Frohe Weihnachten

or Merry Christmas as you would say in English. Alternatively I could wish you many other things for all those other holidays that are celebrated around this time of the year, but I stick with this one today.

A few weeks ago I was asked by the Fairytale Traveler Christa Thompson to write a guest post about the Christmas traditions in Germany.
Between writing my Bachelor’s thesis, getting sick and my laptop deciding to bit its final farewell, I managed to write a bit about how Christmas is celebrated around here. You can find the full post on her website: Christmas Traditions in Germany.
Thanks to TheFairytaleTraveler again for publishing my post. 🙂

Foto eines metallischen Adventskranzes mit vier roten angezĂŒndeten Kerzen.
Adventskranz (by SolLuna from Wikimedia)

Christmas is a time for the family to get together, a time of light and a time of wonder. Experiences you gain from your childhood sip into your adult life. For a long time now Santa Claus is just a man in a suit for me, but I still think it’s great that children do believe in this being, this guardian of wonders (A few weeks ago I reflected on my experiences on this Guardian of Childhood).
The lights that shines through the streets at this time of year. The candles that are lighted in the rooms. The Christmas pyramids turning their wheels and creating magical picture on the ceiling. It all has something special, something unique, that isn’t quite the same at any other time of the year. In short you could say: Halloween is fascinating for me because of the darkness surrounding it, Christmas because of its lights.

Also the Christmas markets that you can spend hours at with friends and families. Drinking GlĂŒhwein (hot spiced wine), eating Mutzen or roasted almonds. If you pass through a market on an every day basis like I have to with the Weberglockenmarkt in Neubrandenburg you could think you’d become tired of it, but it’s different. If you go there in private the atmosphere becomes different than just going there for lunch or passing through. I can’t explain why, but it just is that way and I don’t mind. This way a Christmas market can still be nice even though you’ve been at it several times.
So far I haven’t been at that many different markets. The most times I was at the ones in Neubrandenburg and Greifswald.
And only this year did I read the story behind the name of the Weberglockenmarkt, which is quite interesting as I might add

In a cold winter night a weaver (Weber) made his way home to Neubrandenburg, home to his family for Christmas. Shortly before he reached his destination he ended up in a horrible snow storm. The storm was that bad that he could not see where he was going. Whether he was coming closer to the city or straying further away.
For hours he wandered through the snowy forests until he heard the bells (Glocken) of the St. Marien church. The sound of those bells finally helping him to find his way or he would have frozen outside the gates of his home town.
In his memory the bells ring throughout Christmas and the market (Markt) gained its name.
(Read the full story in German here: Weberglockengeschichte)

Greifswald was always closer to my home town than Neubrandenburg. But it is a quite charming one with occasionally a Ferris Wheel that allows you to look high above the city, an area for children with booths were different Fairy Tales are portrayed and just a nice atmosphere in the more historic part of the city.
One time visits include Schwerin, Berlin (Gendarmenmarkt) and a small one in Hamburg and passing through the one in Elmshorn.

Schwerin was in my school time when we made a visit to the art museum and finished the trip with a stroll over the market. I can’t really remember it any more though.
The Gendarmenmarkt is a smaller and secluded market in Berlin where you even have to pay a small entrance fee. When I was there with Conan and Plusquamperfekt from The Forum and a childhood friend of mine, several years ago, it was just 1 Euro (as I just found the ticket in a book I’m trying to finish until the 31st). It was also quite full. Full of people and full of interesting (and quite expensive) self made goods. It still had a nice atmosphere for chatting about projects and Fantasy stuff.

I can’t remember which one we visited in Hamburg, but it was only a small one we had chosen for the Christmas staff party for the Eventteam (a small student project team for creating events for the students). It still was a great evening with some former, some current and new members of the team and a nice market.

I would like to see a couple of more markets in the future, even some bigger ones. They, however, have so many attendees that it’s far more stressful than fun and maybe not worth the trouble.

Even though there is much good done throughout the season for my family it unfortunately is also a time of mourning.
It was this day, five years ago that my grandfather passed away.
The first passing I consciously experienced within the direct family and it is still a sad memory. He will always be dearly remembered. Christmas time is a time to remember after all.
To remember what we have, what he have lost and to decide where we can go from there.
With this I wish you all a Merry Christmas and hope you will have some quiet time with your loved ones.

PoiSonPaiNter