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Warum wir aus unserem Märchentümpel auftauchen müssen! – Teil 2

Die Grundlagen gelegt, hier nun der zweite Teil von Palandurwens Märchensommer Gastbeitrag zu den Meerjungfrauen von u.a. Hans-Christian Andersen – jetzt geht es um die Flossen!.

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Tief Luft holen: Die Meerjungfrauen des 19. Jahrhunderts

Frauen wurden also lange Zeit schon als Unheilbringerinnen gezeichnet. Sie galten als verführerisch, was die Männer anzog, aber gleichzeitig auch in Gefahr brachte. Sie wurden mit der Natur gleichgesetzt, u. a. eben dem Wasser. Doch genau wie bei diesem Element wollte der Mensch – um genau zu sein der Mann – auch die Frau als für ihn nutzbar gestalten, sie kontrollieren und dadurch seine Macht demonstrieren. 

Es traten also immer häufiger Erzählungen auf, in denen die weibliche Hauptfigur – einst frei, ungehemmt, mit eigenen Gedanken und Wünschen – aus irgendwelchen Gründen erlöst oder gerettet werden musste, um eine höhere Ebene erreichen zu können. Und selbstverständlich konnte diese Ruhmestat nur ein Mann vollbringen.

Um diesem Narrativ Gestalt zu verleihen, wurden die Meerjungfrauen aus den Untiefen hervorgezogen. Ihnen wurde eine Erlösungsbedürftigkeit angedichtet, untermauert mit diversen religiösen Spielarten, um dem Bild eine quasi göttliche Legitimierung zu verleihen. Demnach hatten sie keine Seele, waren dadurch also verdammt. Um diesen Umstand auszuräumen, gab es nur einen Weg: die Liebe eines Mannes. Diese wurde allerdings meist mit der Ehe gleichgesetzt, bei der es sich zu jener Zeit aber eher um einen wirtschaftlichen Vertrag zwischen zwei Herren (Vater und Bräutigam) handelte und die Frau das zu verschachernde Gut war. Somit hatte hier nie wirklich jemand ihr Wohl im Auge. Es wurde nur eine weitere Begründung für die gängigen Zustände gesucht. 

Denken wir diesen Gedanken einmal ein Stückchen weiter, könnten wir sogar so weit gehen und sagen, dass Frauen vor der Hochzeitsnacht keine Menschen waren, sondern vermeintlich nur durch die Zusammenkunft mit dem Ehemann an Wert gewannen. Die ohnehin schon stets der Weiblichkeit entgegen gebrachte Skepsis und Verachtung gipfelt hier also in zunächst einer völligen Entmenschlichung, die durch einen sexuellen Akt (die Hochzeitsnacht) erst “behoben” wird. Ein erneutes hierarchisches Gefälle auf Kosten der Frau.

Genau diese Entwicklung ist in Friedrich de la Motte Fouqués “Undine” zu beobachten. Zu Beginn ist sie ein ungestümes Wesen, wunderschön, mit lauter Stimme. Sie ist neugierig, sie lacht und ist manchmal auch ein wenig egoistisch. Eine von der Gesellschaft losgelöste, junge Frau. Kein Wunder, dass sie die Aufmerksamkeit des Ritter Huldbrands auf sich zieht. Natürlich gerät dieser durch ihre Schuld zunächst einmal in eine gefährliche Situation. Dennoch würde er sie gern zur Frau nehmen.

Gesagt, getan. Und als wäre ein Dämon in der Hochzeitsnacht in sie gefahren, verliert Undine in dieser all ihre vorab so reizvollen Eigenschaften. Sie wird sanft, geduldig, demütig – und still. Sie versucht sogar, ihren Mann vor ihrer Familie aus Wassergeistern zu schützen. Doch letztendlich kommt es zum Zerwürfnis, die Wasserfrau muss zurück zu ihren Verwandten und soll, als der Ritter erneut heiraten will, diesen auf Geheiß ihres Vaters töten. Selbst jetzt versucht sie, ihn zu retten. Doch sie kann es nicht verhindern und gibt ihm in der Nacht vor seiner Hochzeit einen tödlichen Kuss. Aus Trauer darüber wird sie zu einer Quelle auf seinem Grab.

Undine ist eine tragische Figur, die betrogen und gezwungen wird. Denn im Laufe der Geschichte kommt heraus, dass es eben ihr Vater war, der sie dazu getrieben hat, überhaupt erst eine Ehe einzugehen, um eine unsterbliche Seele zu erlangen. Sie ist somit – ganz im gesellschaftlich bekannten Sinne – ein Spielball zweier Männer und wird am Ende dennoch als Unheilsbringerin stilisiert. Sie verliert alles, was sie ausmacht, alles, was sie liebt. Sie gibt sich selbst völlig auf, um zwei Männern zu gefallen. Die Frau wird leidend, ja märtyrerhaft dargestellt. Es erinnert an christliche Motive, in denen der fast schon dankbar erduldete Schmerz der Schlüssel zum Seelenheil sei. Die Gewalt und den Zwang im Leben zu ertragen, soll somit also der Weiblichkeit erstrebenswert gemacht werden. Und mit solchen Versprechungen zementiert sich das ewige Machtgefälle weiter fest.

Eine Schippe drauf legte einige Zeit später Hans Christian Andersen. Auch er verfasste ein Kunstmärchen, das uns allen wohl spätestens seit Disneys “Arielle” bestens bekannt ist – oder etwa doch nicht? Tatsächlich hat der Zeichentrickfilm kaum etwas mit dem dänischen Original zu tun.

In “Die kleine Meerjungfrau” strebt die Heldin immerhin aus eigenem Willen danach, eine unsterbliche Seele zu erringen, zusammen mit der Liebe eines jungen Prinzen. Diesen hatte sie vor dem Ertrinken gerettet, obwohl sie das nicht durfte. Ein weiteres Anzeichen einer gewissen Selbstständigkeit. Doch die wird sie nicht lange behalten dürfen.

Um sich ihre beiden Wünsche zu erfüllen, nimmt sie die gefährliche Reise zur Meerhexe auf sich. Diese braut ihr einen Trank, der ihr unter großen Schmerzen zwei Beine wachsen lässt, auf denen sie zwar nach wie vor einen fast schwebenden Gang hat, jedoch jeder Schritt ist, als trete sie in Glas. Der Preis dafür: Sie wird für immer stumm und kann nie wieder zu ihrer Familie zurück. Wenn der Prinz sich nicht in sie verliebt, wird sie zudem zu Meerschaum werden.

Sie trifft auf den besagten Königssohn, dem sie auch gefällt. Allerdings nicht wie eine Frau und Partnerin, sondern wie ein kleines Kind. Als solches erfährt sie mit einer Selbstverständlichkeit diverse Demütigungen, welche sie geduldig hinnimmt. So schläft sie beispielsweise auf einem Kissen vor seiner Tür statt in einem Bett. 

Als der Mann sich schließlich entscheidet, eine andere zu heiraten, kommen die Schwestern der Meerjungfrau ihr zur Hilfe. Sie überreichen ihr einen magischen Dolch. Wenn sie den Prinzen mit diesem ersticht, wächst ihr Fischschwanz wieder und sie darf zurück nach Hause. Doch sie kann es nicht, wirft das Messer ins Meer und springt hinterher. Statt zu Meerschaum wird sie durch diese selbstlose Tat allerdings zu einer Tochter des Windes und kann, wenn sie weiter Gutes bewirkt, doch noch irgendwann eine unsterbliche Seele erlangen.

Klingt tragisch-schön? In der Tat. Allerdings zeichnet der Erzähler auch hier wieder ein Frauenbild, welches hochgradig toxisch ist. Um dem Mann zu gefallen, darf sie nicht sprechen, muss Schmerzen und Demütigung erdulden und kann nur durch ihren Körper seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Und trotz all des Leides wählt sie am Ende den Freitod, die totale Selbstaufgabe, um ihn zu schützen. Aber selbst dadurch erhält sie keine wirkliche Belohnung, sondern muss sich weiterhin beweisen, um ihr Ziel zu erreichen. Das Machtverhältnis bleibt also sogar nach ihrem Tod bestehen. 

Andersens Meerjungfrau spiegelt die damalige kleinbürgerliche Geschlechtermoral somit sehr deutlich wider. Die Frau wird einerseits als aufopferndes Wesen, andererseits als unschuldig-naiv gezeichnet. Die kleine Meerjungfrau ist zwar liebreizend und versucht zu gefallen. Sie nimmt auch alles Leid als Lebensinhalt für das höhere Ziel in Kauf. Aber wenn der Mann es nicht will, erreicht sie dieses nie. Die Abhängigkeitsverhältnisse zwischen den Geschlechtern werden hier beeindruckend erkenntlich.

Man reiche mir ein Handtuch: das Fazit 

Während Frauen in den tradierten Erzählungen, Sagen, Mythen und Märchen immer entweder gruselig und mächtig oder aber liebreizend und hilflos waren, zeigen die Kunstmärchen uns eine andere Art der Weiblichkeit. Sie ist anfangs facettenreicher, doch es wird auch eindeutig kommuniziert, dass das unerwünscht ist. Die angedachte Rolle der Frau ist klar abgesteckt. Erst, wenn sie dem Wunsch des Mannes entspricht, kann sie Glück erfahren. Und selbst dann nur so lange, wie es ihm gefällt. Ihm wird jegliche Dominanz zugesprochen und diese mit einer scheinbaren Allgemeingültigkeit, weil es ja auch im echten Leben so ist, legitimiert. 

Niemand hinterfragt diese Darstellung. Keinem fällt daran etwas auf. Es wird als gegeben betrachtet. Der Deckmantel der Romanze darüber ausgebreitet. Doch der kann kaum den wahren Kern der Sache verbergen. Wir müssen uns nur trauen, hinzuschauen. Uns der Erkenntnis stellen, dass unsere Märchen in diesem Punkt Wunden reißen – seit Generationen. Und wir müssen uns darin einig werden, diese endlich zu schließen. Indem wir das Bewusstsein dafür schüren und die richtigen Fragen stellen. Indem wir das Wissen annehmen und daraus lernen. Und indem wir damit wunderschöne neue Märchen entstehen lassen, die die Welt so zeigen, wie sie hoffentlich eines Tages auch wirklich ist.

Die Gastautorin

Palandurwen macht im echten Leben für andere etwas mit Wörtern. Dafür muss sie nicht einmal ihr malerisch im Elbtal, direkt an einem Weinberg gelegenes Zuhause verlassen. So kann sie sich rund um die Uhr von ihrer Katze herumkommandieren lassen, ob sie arbeitet oder in ihrem Atelier malt und scrapbookt. Märchen haben sie schon seit frühester Kindheit fasziniert und inspiriert. Doch spätestens durch ihr Germanistik-Studium scheut sie sich nicht mehr, diese auch kritisch zu hinterfragen, immer mit dem Ziel, irgendwann ein eigenes verfassen zu können.

Instagram: @palandurwen
Twitch: palandurwen

Anne/PoiSonPaiNter

Warum wir aus unserem Märchentümpel auftauchen müssen! – Teil 1

Heute hinterfragt Palandurwen in ihrem Märchensommer Gastbeitrag ein Element von u.a. einem der bekanntesten Kunstmärchen von Hans-Christian Andersen, doch bevor sie damit richtig im zweiten Teil einsteigt, zunächst ein paar Grundlagen.

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Warum wir aus unserem Märchentümpel auftauchen müssen!

Was sind Gründe dafür, dass wir heutzutage Märchen lesen? Die meisten antworten darauf wohl: “Schöne Kindheitserinnerungen wachrufen.” Und zu diesen Personen zähle ich mich selbst genauso. Allerdings ist da noch eine andere Seite in mir, die mit erwachsenen Augen auf diese Texte, Zeugen ihrer Zeit, schaut und zähneknirschend feststellt, dass nicht jedes Stückchen davon heute so sorglos oder zumindest kommentarlos konsumiert werden kann wie früher.

Dazu gehört auf jeden Fall die in Märchen ständig dargestellte, traditionelle Geschlechterrollen-Verteilung. Gemäß Bruno Bettelheims 1977 erschienenen Klassikers “Kinder brauchen Märchen” soll diese zwar keinerlei negative Auswirkungen auf die Kinder haben. Allerdings verfolgt die moderne Pädagogik inzwischen immer stärker geschlechtsneutrale Ansätze, denn sie hat in diversen Studien festgestellt, dass die mediale Darstellung von Frauen und Männern Kinder definitiv schon von Beginn an beeinflusst und in Klischees treibt. Entsprechend gibt es immer mehr moderne Märchen, die neutrale Darstellungen ihrer Figuren wählen. 

Vielleicht grübeln jetzt einige und finden, dass das doch gar nicht so schlimm war. Aber ich muss hier einmal den Finger in die Wunde legen, um deutlich zu machen: Doch, leider war es das. Und dessen müssen wir uns bewusst werden, um daraus zu lernen und es in Zukunft besser zu machen. Denn Märchen zeigen sehr oft stereotype und gefestigte patriarchale Strukturen, die wir alle so verinnerlicht haben, dass sie uns gar nicht mehr auffallen. Kein Wunder, denn die aufschreibenden Personen waren in den meisten Fällen Männer. Und sie gestalteten die Geschichten so, wie sie es für richtig hielten. 

In diesen Erzählungen waren Frauen den Männern stets entweder untergeordnet oder für sie gefährlich. Sie wurden als Bedrohung gezeichnet oder klein gehalten, um eine (scheinbar der Sache inhärente) Überlegenheit darzustellen. Man(n) wählte für Frauen Bilder, die diese Gefahr symbolisierten. Man(n) dichtete ihnen dämonische Kräfte an (etwa bei Hexen) oder eine allumfassende Hilflosigkeit. Frauen wurden nur positiv bewertet, wenn sie mit der Wunschvorstellung der Dichter übereinstimmten. Ein beeindruckendes Beispiel dafür sind die beiden miteinander eng verwandten Kunstmärchen “Undine” von Friedrich de la Motte Fouqué sowie deren Nachfolgerin “Die Kleine Meerjungfrau” von Hans Christian Andersen.

Hinein ins Kühle Nass: Ursprung der Meerjungfrauen

Dies lässt sich aber bereits viel früher beobachten: So faszinierten Elemente uns Menschen schon immer. Wir stellten sie uns als belebt vor, als mächtig. Kein Wunder, waren wir ihnen doch ausgeliefert. Wir ersannen sogar Gottheiten, die mit ihnen zusammenhingen – so war etwa die griechische Aphrodite bzw. später im römischen Reich die Venus eine gewisse Art des Wassergeistes. Geboren aus dem Meerschaum galt sie als die Schutzherrin der Liebe, Schönheit und Sinnlichkeit. Sie konnte mit diesen Attributen aber auch gefährlich werden, etwa wenn jemand sie reizte. 

Dieser zweischneidige Gedanke speiste viele weitere Geschichten um Wassergeister. Sie wurden oft als verlockende Wesen beschrieben. Sie konnten zwar Leben spenden, aber auch Menschen ins Verderben treiben. Und in den meisten Fällen wurden sie (von den tendenziell männlichen Erzählern) weiblich dargestellt. 

Ein gängiges Beispiel sind die Sirenen. Sie waren ursprünglich zwar Mischwesen aus Menschen und Vögeln, wurden im Mittelalter aber zu halben Fischen umgedeutet. In ihnen vereinte sich die Schönheit mit der Gefahr, denn wenn die hübsch anzusehenden Halb-Frauen auftauchten und zu singen begannen, erlagen ihnen reihenweise Seefahrer. Kaum dass die Männer aber in Reichweite der vermeintlichen Jungfern kamen, rissen diese sie blitzschnell in die Tiefen des Meeres, wo sie jämmerlich starben. 

Aus heutiger Sicht sollten hier doch die Alarmglocken ringen. Denn das Narrativ der schönen, aber todbringenden Frau wird auch heute immer noch allzu gern verwendet, ist aber schlichtweg eine völlige Verzerrung der Tatsachen. Denn beispielsweise haben ca. 90 % der gewaltsamen Todesfälle in Partnerschaften Frauen zum Opfer – die Täter dabei Männer. Möglich sind solche Femizide durch nach wie vor herrschende Machtgefälle und hierarchische Unterlegenheit der weiblichen Beteiligten. Und diese Quote wird früher nicht wesentlich anders gewesen sein. 

Im Laufe der Zeit wandelten sich die Geschichten der Wassergeister allerdings. Immer häufiger konstruierten sich auch Begebenheiten, in denen die Frau zwar das schreckliche Wesen war, aber durch einen Mann auch errettet werden konnte. Ein sehr prominentes Beispiel hierfür ist die Melusinen-Sage, welche vielfach verarbeitet wurde.

Grob zusammengefasst verläuft die Erzählung immer nach einem ähnlichen Muster: Ein Ritter trifft eine schöne Frau. Er will sie heiraten, sie stellt davor aber eine Bedingung: Wenn er sie niemals (oder nie an einem bestimmten Tage) nackt sehen würde, käme großes Glück über ihn. Bricht er sein Versprechen, würde er allerdings alles verlieren. Natürlich kommt es, wie es kommen muss, und der Ritter sieht sie doch nackt im Bade. Melusine verwandelt sich wahlweise in eine Schlange oder einen Drachen und ist auf und davon samt dem Glück des Mannes.

Mal wieder wird der Fokus auf den Mann gerichtet, der wegen einer Frau Unheil erfährt. Dass sie selbst von nun an als Monster umherirren muss, weil sie eigentlich verflucht war, ignorieren die meisten Erzählungen. Hätte der Ritter zu seinem Wort gestanden, wäre die junge Frau erlöst gewesen. Es lag also nie in ihrer Absicht, ihm Schlechtes zu wollen, ganz im Gegenteil. Dennoch wird auch hier ein eigentlicher Betrug sowie eine klare Übergriffigkeit an ihr zu einem knappen Entkommen seinerseits umstilisiert.

Schwimmt nicht zu weit raus, wir sehen uns morgen mit der Fortsetzung!

Die Gastautorin

Palandurwen macht im echten Leben für andere etwas mit Wörtern. Dafür muss sie nicht einmal ihr malerisch im Elbtal, direkt an einem Weinberg gelegenes Zuhause verlassen. So kann sie sich rund um die Uhr von ihrer Katze herumkommandieren lassen, ob sie arbeitet oder in ihrem Atelier malt und scrapbookt. Märchen haben sie schon seit frühester Kindheit fasziniert und inspiriert. Doch spätestens durch ihr Germanistik-Studium scheut sie sich nicht mehr, diese auch kritisch zu hinterfragen, immer mit dem Ziel, irgendwann ein eigenes verfassen zu können.

Instagram: @palandurwen
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Anne/PoiSonPaiNter

Von Kompassen und Märchen

Heute stellt Kaja Paulan in ihrem Märchensommer Gastbeitrag eine ganz besondere Sammlung von Märchenadaptionen vor.

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Von His Dark Materials zu den Grimmschen Märchen – Eine fantastische Reise

Philip Pullman ist ein Schriftsteller, der mit seinen Werken neue Maßstäbe in der Fantasy Literatur gesetzt hat. Seine epische „His Dark Materials“ Trilogie ist weltbekannt und begeistert immer noch die Menschen überall. Mit dieser Trilogie eröffnete er seinen Leser*innen nicht nur eine faszinierende Fantasy Welt, er beeindruckte sie auch durch deren philosophische und moralische Elemente. Doch wer von euch weiß eigentlich, dass er sich auch den Grimmschen Märchen zuwandte? Ich selbst bin ziemlich spät darauf gestoßen, und doch ist es eigentlich naheliegend, denn wir alle schreiben ja nicht im luftleeren Raum, auch die berühmtesten Fantasyerzähler nicht.

Der Spiegel schreibt über Philip Pullman: „Wie alle großen Märchenerzähler bedient Philip Pullman sich ohne Scheu aus anderen Märchen. Nach der Maxime »Lies wie ein Schmetterling und schreib wie eine Biene!« hat er, wie er selbst sagt, »Ideen aus jedem Buch gestohlen, das ich gelesen habe«.“

Einige dieser Ideen stammen sicher aus den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm, wie ich euch in meinem Beitrag zeigen möchte.  Dabei beziehe ich mich vor allem auf Pullmans Kommentare und Anmerkungen aus „Grimm Tales: For Young and Old“, erschienen 2012.

In „Grimm Tales: For Young and Old“ hat Philip Pullman 50 Märchen der Brüder Grimm neu interpretiert. Dabei hat er sie nicht umgeschrieben oder verändert, er hat versucht, sie mit seiner eigenen Stimme zu erzählen. Selbst sagte er darüber: „Doch mein vorrangiges Interesse galt immer der Frage, wie die Märchen als Geschichten funktionieren. Mit diesem Buch verfolge ich einzig und allein das Ziel, die besten und interessantesten von ihnen zu erzählen und alles aus dem Weg zu räumen, was ihren freien Lauf hindert. “

Sein Ziel war es also, die Märchen für ein modernes Publikum zugänglicher zu machen, indem er den Erzählstil und die Sprache an die heutige Zeit anpasste. Er wollte die zeitlose Bedeutung und die moralischen Botschaften der Menschen bewahren, aber gleichzeitig auch seinen eigenen, künstlerischen Stil einbringen.

Märchen im Wandel der Zeit – Pullmans kreative Neuerzählungen

Wie eingehend Philip Pullman sich mit den Märchen befasst hat, zeigt sich in mehreren Interviews und Artikeln, die er diesem Thema gewidmet hat. Hier versucht er, dem Wesen der Märchen auf den Grund zu gehen. Er setzt sich mit ihren Figuren, ihrem Tempo, ihrer Poesie und der Bildsprache auseinander. Dabei stellt er fest, dass Märchen nicht einfach Texte sind, die aufgeschrieben wurden und nun unverändert so stehenbleiben wie die Werke großer Schriftsteller. Er meint, dass sich Märchen fortwährend im Wandel befinden, sich durch die Jahrhunderte hinweg ständig verändert haben und verändern werden.  Der Grund ist seiner Meinung nach, dass es mündlich überlieferte Geschichten sind. Viele Details hängen von der Befindlichkeit des Erzählers, der Erzählerin, ab. Pullman also schreibt die Märchen neu mit der Leitfrage im Kopf: „Wie würde ich diese Geschichte erzählen, wenn ich sie von jemand anderem gehört hätte und sie weitergeben wollte?“

Jeder Märchenerzähler, jede Märchenerzählerin drückt den Märchen einen individuellen, unverwechselbaren Stempel auf.  So auch Philip Pullman. Er sieht sich in der Tradition von Märchenerzähler*innen wie Dorothea Viechmann, Otto Runge, Dortchen Wild und all den anderen, die den Brüdern Grimm damals die Märchen erzählt haben, um sie zu bewahren.

Logik und Dramaturgie – Die Quellenforschung

Insgesamt hat Philip Pullman eine Menge Arbeit in seine Märchensammlung investiert. Er las die Kinder- und Hausmärchen in allen verschiedenen Auflagen und untersuchte ihre Veränderungen, er befasste sich mit ihren Quellen und wählte für seine Nacherzählung immer die seiner Meinung nach passendste Version aus. Er erklärt in den Anmerkungen zu „Grimm Tales: For Young and Old“, warum er gerade diese Versionen ausgewählt hat, wie er versuchte, logische Schwächen auszugleichen und aus dramaturgischen Gründen kleine Details hinzufügte. Pullman hat jedes Märchen gründlich untersucht und dabei Bezüge zu anderen Märchen hergestellt. Er untersuchte Quellen und entdeckte manchmal sogar Logikfehler, die im Verlaufe der Märchenbearbeitung durch die Brüder Grimm aufgetaucht sind. Auch hier beziehe ich mich wieder auf sein Buch „Grimm Tales: For Young and Old“. Seine Kommentare zu jedem einzelnen Märchen sind dort zwar recht knapp gehalten, aber dennoch äußerst informativ und interessant.

Denkanstöße und Veränderungen – Tradition und Moderne

Während Philip Pullman die meisten Märchen unverändert ließ und ihnen nur durch seinen Erzählton eine eigene Note gab, fügte er an anderen Stellen kleine Verbesserungen hinzu. Beispielsweise gab er im Märchen „Brüderchen und Schwesterchen“ dem Reh die Möglichkeit, an Stelle der Kinderfrau den König über die böse Hexe aufzuklären. Denn es ist für ihn, und da stimme ich ihm zu, völlig unverständlich, warum dieses Reh keine andere Funktion mehr im zweiten Teil des Märchens übernimmt. Im Märchen von Rapunzel griff er eine ursprüngliche Nuance auf, indem er die Schwangerschaft der Hauptfigur wieder einführte. Pullman dachte auch über die Rolle des Vaters im Märchen von Hänsel und Gretel gründlich nach. Er versuchte, logische Schwächen auszugleichen und ergänzte aus dramaturgischen Gründen kleine Details. In einigen Fällen entwickelte Pullman sogar alternative Versionen oder Lösungen für die Märchen. Im Märchen „Allerleirau“ suchte er nach einer Möglichkeit, den Vater zu bestrafen, der sein Kind durch geplanten Missbrauch aus dem Palast trieb. Jedoch veränderte er das Märchen nicht direkt, sondern fügte seine Gedanken und Ideen in die Kommentare ein, um die Lesenden zum Nachdenken anzuregen.

So stellt er die Märchen auf den Prüfstand, gibt moralische und philosophische Denkanstöße und liefert Diskussionsstoff für heutige Betrachtungs- und Erzählweisen.

Philip Pullman – Märchenerzähler des 21. Jahrhunderts

Mit „Grimm Tales: For Young and Old“ hat Philip Pullman bewiesen, dass er nicht nur ein Meister der Fantasy-Literatur ist, sondern auch ein herausragender Interpret der Grimmschen Märchen. Pullmans gründliche Untersuchung und seine Ideen für Verbesserungen oder alternative Versionen verleihen diesen Märchen eine neue Tiefe und regen dazu an, sie heute aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

Philip Pullman hat mit seinem Werk einen wertvollen Beitrag zur Märchentradition geleistet und den Leser*innen die Möglichkeit gegeben, die Grimm’schen Märchen in einem neuen Licht zu sehen. Seine Interpretationen laden dazu ein, über die moralischen, philosophischen und zeitlosen Botschaften der Märchen nachzudenken und sie in den heutigen Kontext zu übertragen.

Quellen

Die Autorin

Kaja Paulan ist eine Autorin, die bereits als Kind ihre Liebe zum Schreiben entdeckte. Sie verbrachte Stunden damit, abenteuerliche und spannende Geschichten zu erfinden und in fantastischen Buchwelten zu versinken. Sie hat bereits mehrere Veröffentlichungen vorzuweisen, darunter den Fantasyroman „Ragnamar – Einbruch der Dämmerung“.

Die Leidenschaft für das Erzählen von Geschichten begleitet sie auch in ihrer Arbeit als Grundschullehrerin. Kaja Paulan hat zwei erwachsene Kinder und wohnt mit ihrem Mann in der Nähe der Ostsee. Dort arbeitet sie unermüdlich an weiteren Geschichten und Romanen.

Homepage: Kaja Paulan
Facebook: Kaja Paulan Autorin
Instagram: @kajapaulan_fantasy oder @kajapaulan_kinderbuch

Nächste Woche erfahrt ihr noch mehr über Kaja und Ragnamar, bleibt gespannt!

Anne/PoiSonPaiNter

Was passiert danach? – Eine Schreibaktion von Gipfelbasilisk

Heute stellt euch Gipflebasilisk in seinem Märchensommer Gastbeitrag eine sehr coole Aktion vor, die seit letztem Jahr thematisch auf den Sommer abgestimmt ist!

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Was ist das, „Was passiert danach?“

Es ist ein monatlich stattfindender kleiner Schreibwettbewerb, bei dem die Freude am Schreiben vermittelt werden soll. Jeden Monat gibt es drei bis vier Anfänge + eine Sonderaufgabe. Die Teilnehmer*innen sollen sich im Idealfall von Anfängen und Sonderaufgabe inspirieren lassen und dazu einen Text schreiben. Aber wie ich schon sagte, die Freude am Schreiben ist das, was mir wichtig ist zu vermitteln. Sprich, wenn euch meine Überschrift inspiriert, der Rest aber nicht interessiert, ist das vollkommen okay. Ich möchte mit diesem Projekt Menschen zum Schreiben ermutigen, den Spaß vermitteln.

Im September diesen Jahres wird das „Was passiert danach?“ Drei Jahre alt. Was bedeutet, es gab 36 Aufgabenstellungen, von denen fünf ein Märchenthema hatten.

Das „Was passiert danach?“ nimmt in diesem Jahr zum zweiten Mal am Märchensommer teil.

Märchen im „Was passiert danach?“

Märchen haben mich schon immer fasziniert. Sie waren auch schon immer Teil meines Twitch-Kanals und im ersten Wpd? Jahr (ein Wpd? Jahr beginnt im September) hatten wir im Januar 2020 den Märchenadaptionsmonat.

Ich war zu diesem Zeitpunkt noch neu auf Twitch und hatte nur wenige Zuschauer*innen. Zu dem Zeitpunkt hatte auch nur Chaotisch_Aber_Liebenswert und ich am „Was passiert danach?“ teilgenommen. Es gab auch noch keine Gewinne und nur einen Anfang in diesem Fall ein Märchen: Rumpelstilzchen.

Ich kann mich an Chaotisch_Aber_Liebenswerts Geschichte noch hervorragend erinnern, sie hatte ihre Adaption in die Moderne gezogen und Influencer-Marketing als Thema gesetzt.

Zitat: »Heute feil ich, morgen peel ich,
übermorgen bin ich die berühmteste der Welt;
Ach, wie gut ist, dass niemand weiß,
dass ich Stella Kuppström heiß!«

Ich weiß noch, wie überrascht ich war, als ich den Text das erste Mal las, und habe mich über die Reaktionen im Chat sehr gefreut, denn ich find’ die Idee und den Witz des Textes recht gelungen. An meine eigene Adaption erinnerte ich mich gar nicht. Ich musste sie für diesen Text nachlesen. Offen gestanden, weiß ich, warum ich sie verdrängt hatte, ich finde sie nicht sonderlich gelungen. Ich habe mich mit dem Namen vom Rumpelstilzchen auseinandergesetzt, genauer gesagt mit dem Umstand, dass der Name Macht über das kleine Wesen hat.

Im Februar 2022 kehrte das: „Was passiert danach?“ mit dem Thema Märchenadaption zurück. Der goldene Schlüssel, Der Froschkönig und Rapunzel standen zur Wahl. Als Sonderaufgabe sollte ein LGBTQIA+ Aspekt in die Geschichte eingebaut werden.

Es gab vier Einsendungen, zwei zum goldenen Schlüssel und zwei zum Froschkönig. Auch hier wurden die Geschichten zum Teil modern, zum Teil mit Veränderungen, aber in alter Zeit erzählt.

Ich habe zugegebenermaßen mir diese Aufgabe mit ebendiesen Märchen gewünscht, weil mich schon immer genervt hat, dass der Froschkönig am Ende die Prinzessin heiratet, obwohl die ihn schlecht behandelt hat. Weshalb in meiner Variante der Froschprinz am Ende den eisernen Heinrich geheiratet hat. Ich finde, gerade bei diesem Märchen bot sich die Gay-Romance an, weil der eiserne Heinrich, als hingebungsvoller Diener schon im Originalmärchen angelegt ist. Warum, wenn er ihn nicht wirklich innig liebt, sollte er sich eiserne Bande ums Herzen legen lassen? Es war auch mein zweites Jahr auf Twitch, ich habe sehr viel gelernt und sehr viel in der Zeit geschrieben und bin wesentlich zufriedener mit diesem Text, als mit meiner ersten Märchenadaption.

Im Juni und Juli 2022 gab es dann im Rahmen des Märchensommers zwei weitere märchenhafte Themen. Im Juni innerhalb der Sonderaufgabe, man sollte seinem Text einen märchenhaften Aspekt beimischen, das konnte mehr oder weniger direkt umgesetzt werden und im Juli, dienten Märchenlieder als Inspiration für den Text. Im Juni gab es sechs und im Juli fünf Texte. In beiden Monaten erinnere ich mich sehr an die Texte von Palandurwen, die in beiden Texten märchenhafte Motive eingebaut hatte, aber es geschafft hat, schwierige Themen in ihren Geschichten zu verarbeiten.

Die Teilnehmer*innen gehen die Aufgabenstellungen sehr unterschiedlich an. Am „Was passiert danach?“ im Allgemeinen, aber insbesondere bei den Märchenthemen, finde ich, merkt man erst wie unterschiedlich. Wir alle kennen die Märchen, wir interpretieren sie oft aber völlig unterschiedlich, je nach individueller Wahrnehmung. Jede schreibende Person hat einen anderen Blick und gewichtet die Themen innerhalb des Textes unterschiedlich. Ich glaube, gerade hier zeigt sich, dass obwohl wir alle denselben Startpunkt haben, sehr unterschiedliche Texte am Ende entstehen.

Das ist das, was mich nach wie vor an diesem Projekt fasziniert und weswegen ich es seit fast drei Jahren jeden Monat durchführe.

Im Juli 2023 haben wir nun erneut eine Aufgabe zum Thema Märchenadaption. Zur Auswahl stehen drei Klassiker der Brüder Grimm: Frau Holle, Sneewittchen und Die Wassernix. Die Sonderaufgabe fordert, sich mit dem Thema Gut gegen Böse auseinanderzusetzen und der damit einhergehenden schwarz/weiß Malerei. Es geht darum, ebendiese aufzubrechen. Stellt euch die Frage, was wäre, wenn die böse Königin aus Sneewittchen einen triftigen Grund außer Eitelkeit gehabt hätte, so zu handeln. Was wäre, wenn es gar keine wirklich bösen Charaktere in einem diesen Märchen geben würde und alle grau wären?

Hier geht es zur Aufgabe – bis 26.07. könnt ihr eure Texte noch einreichen!

Ich freue mich schon sehr auf eure Interpretationen dieser klassischen Märchen.

(Alle angesprochenen Texte findet ihr hier)

Der Gastautor

Gipfelbasilisk wurde in Hannover geboren und verbrachte seine Jugend in Langenhagen. Der Liebe wegen zog es ihn in den Harz, wo er seit 2011 zusammen mit seinem Mann in einem 300 Jahre alten Haus wohnt. Er liebt den Harz, die Natur und seinen verwilderten Garten. Sein Bücherregal wird von den Genres Horror und Fantasy dominiert. Wenn er nicht gerade schreibt, streamt er regelmäßig auf Twitch als Gipfelbasilisk. Im Sommer 2023 wird sein erster Roman: Die Myzelchroniken ein High Fantasy Abenteuer erscheinen.

Website: https://gipfelbasilisk.de/
Twitter: GipfelBasilisk
Facebook: Gipfelbasilisk
Instagram: @gipfelbasilisk/
Patreon: Gipfelbasilisk
Twitch: Gipfelbasilisk
TikTok: @gipfelbasilisk
Mastodon: https://literatur.social/@Gipfelbasilisk

Anne/PoiSonPaiNter

Antisemitismus in Märchen

Heute widmet sich Rachel in ihrem Märchensommer Gastbeitrag einem Thema, dass, wenn es um Märchen geht, häufig verschwiegen wird. Dennoch bildet genau das die Grundlage für so viele Anwendungen in modernen Medien.

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Antisemitismus in Märchen

2017 hat Eva-Maria Obermann uns schon etwas über die Mär fürs Volk erzählt, doch was ist überhaupt Folklore?

Laut Wikipedia:

Die Folklore (von englisch folk „Volk“, und lore „Überlieferung“ oder „Wissen“) ist der sichtbare Ausdruck des immateriellen kulturellen Erbes einer ethnischen oder religiösen Gemeinschaft. Sie umfasst althergebrachte Traditionen des Volkes und beruht auf generationsübergreifender Überlieferung, die in mündlicher, unter Umständen aber auch schon seit geraumer Zeit schriftlich oder bildlich fixierter Form vorliegen kann.

Folklore geht oftmals auch mit Nationalismus und dem Genre der Romantik einher. Daraus entstand im 18. Jahrhundert die Mischbewegung des romantischen Nationalismus, das als Antwort auf diverse politische Krisen. Ein gutes Beispiel ist die Französische Revolution. Religiöse Strukturen wurden massiv geschwächt, viele Technologische Fortschritte standen an einen Wendepunkt, dies in Kombination mit den politischen Ereignissen stürzte die Bevölkerung in eine tiefe Identitätskrise. Um dem entgegen zu wirken und eine neue nationale Identität aufzubauen, haben einzelne Länder Heilung in einem gemeinsamen Erbe gesucht. Kultur umfasste Sprache, Geografie, Politik und Geschichte und erlaubte dem Nationalismus Fuß zu fassen.

Romantik, deren Hauptinhalte die Liebe zur Folklore, Mystik und Erhabenheit sind, ließ sich sehr gut mit den Konzepten des Nationalismus vereinen und somit wurde die Romantik das Mittel der Wahl um Nationalismus in die Gesellschaft einzuführen. So wurden z.B. in Deutschland nach der Napoleonischen Invasion, Herder dessen Ideen zur Nationsgestaltung und die Werke der Brüder Grimm miteinander verschmolzen um so der Gesellschaft eine nationale Identität wiederzugeben.

So hatten die Nazis im 3. Reich die Geschichten der Brüder Grimm instrumentalisiert und umgeschrieben, sodass ~der Jude~ jeder einzelne Bösewicht war. ~Der Jude~ wurde die böse Stiefmutter, das Monster im Wald, der Untermensch, der von Gold besessene Kobold. So wurde z.B. Rotkäppchen zum unschuldigen deutschen Mädchen, das dem großen jüdischen Wolf zum Opfer fiel u.v.m.. So geschah es auch mit anderen Folklore Werken. Sie haben vor allem mündliche Folklore in Form von Märchen, Legenden, Witten und Sprichwörtern verwendet um „zu beweisen, dass der gesunde Menschenverstand schon lange all die negativen Eigenschaften des Juden erkannt haben.“ (Steven K. Baum, Psychologe) Antisemitismus und Folklore haben aber ein Tandem miteinander entwickelt, schon 2000 Jahre bevor Hitler überhaupt geboren wurde. Die Nazis haben hier also nicht Sachen aus dem nichts erfunden, sondern sie einfach weiter auf die Spitze getrieben.

In der Romantik wurde z.B. das Stereotyp des wandernden Juden weiter verstärkt. Dieses Stereotyp, das schon seit dem 13. Jahrhundert existiert, stellt den Juden als ein unsterbliches Wesen da, das dazu verdammt ist auf ewig in der Welt „umherzuwandern“ als Strafe fürs verhöhnen Jesu vor seiner Kreuzigung. Es wird davon ausgegangen, dass diese Legende ihren Ursprung im Johannes Evangelium hat (18:20-22) wo von einem Beamten berichtet wird, der Jesus geschlagen haben soll. Dieses Stereotyp erlebte im Deutschland des Jahres 1602 ein Revival. Er wurde auf Pamphlete gedruckt, die in der Bevölkerung große Beliebtheit fanden und antisemitische Unruhen weiter vorantrieben und wurde später von Dichtern der Romantik als sehr beliebter Trope verwendet.

Auch die Darstellung spezifischer Märchengestalten, bediente sich einer Vielzahl antisemitischer Stereotype. Wie wird die klassische Hexe in einem Märchen oder Kinderbuch portraitiert? Meistens hat sie eine lange Hakennase, ist gierig, hat einen enormen Appetit auf Kinder … Klingelt da was? Lange Hakennasen, gierig, opfert Kinder…..u get it? So wurden auch Jüdinnen*Juden dargestellt. Ritualmord an Kindern inklusive. Als die Hexenverfolgung im Mittelalter Fahrt aufnahm, fielen auch viele jüdische Menschen dem zum Opfer. Hexen wurden als Teufelsanbeter*innen angesehen und jüdische Menschen, waren der Teufel selbst. Dieser galt als enorm verführerisch, übermäßig sexuell und zudem auch den christlichen Menschen überlegen. Auch die Bezeichnungen für die Hexenversammlungen waren deutlich antisemitisch markiert. Es wurde von einem ‚Hexensabbat‘ und zuvor von ‚Hexensynagogen‘ gesprochen.

Im Endeffekt waren die Hexenverfolgungen stark davon motiviert, die „Ketzer“ zu entlarven und wir alle wissen, dass das lediglich ein Synonym für „nicht-christlich“ ist – und wer war offen nicht-christlich? Bingo! Jüdinnen*Juden!

Ich hatte ja auch einen Thread zu Antisemitismus in der Folklore und Romantik geschrieben, da findet ihr nochmal mehr Beispiele, aber der antisemitische Dreisatz:

  • Lange Hakennase
  • Geldgier
  • Ritualmord an Kindern

bewährte sich anschließend oft, wie in Roald Dahls „Hexen Hexen„.

Die Gastautorin

Rachel, 27 Jahre aus Köln, ist jüdische Buchbloggerin & Buchtuberin, die sich desweiteren auch als Aktivistin gegen Antisemitismus und für jüdischen Leben einsetzt.

Twitter: @livenitup_de
Instagram: @livenitup_de

Anne/Poisonpainter

Hans Christian Andersen – Zwischen Armut, Ruhm und Phobien

Na, habt ihr schon den Weg durch die Märchenrallye gefunden?

Heute starten wir mit dem ersten Gastbeitrag dieses Märchensommers. Bisher haben wir uns ja recht häufig mit den Brüder Grimm beschäftigt. Mit diesem Gastbeitrag von Carola Käpernick von der Textgemeinschaft widmen wir uns dem wohl berühmtesten Autoren von Kunstmärchen: Hans Christian Andersen.

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Hans Christian Andersen – Zwischen Armut, Ruhm und Phobien

In dem Fall des Dichters Hans Christian Andersen trifft das Sprichwort „Eigenlob stinkt“ wohl nicht so gut zu. Sicherlich war er ein begnadeter Schriftsteller, doch er beschüttete sich nicht mit Eigenlob – auch, wenn er es aufgrund der Bekanntheit und der Beliebtheit seiner Werke durchaus verdient hätte. Die breite Öffentlichkeit kennt ihn als Verfasser verschiedener Kunstmärchen, doch er schrieb auch in anderen Genren, was zu seinem eigenen Verdruss aber nur wenige Menschen wahrnahmen. Auch heute ist es vielen unbekannt.

Aus Hans Christian Andersens insgesamt Märchen sind vor allem diese bekannt:

  • Das hässliche Entlein,
  • Die Prinzessin auf der Erbse,
  • Däumelinchen,
  • Die kleine Meerjungfrau
  • Des Kaisers neuen Kleider
  • Die Schneekönigin
  • Das Mädchen mit den Schwefelhölzern

Aber er schrieb auch sechs Romane, sieben Reisebücher, 46 Theaterstücke und 1000 Gedichte. Er wollte auf keinen Fall das Bild des „harmlosen Idyllikers“ verkörpern, sondern von den Menschen ernstgenommen werden. Erst acht Jahre, nachdem seine ersten Märchen erschienen sind, fand er sich damit ab, als Dichter für Kinder berühmt geworden zu sein.

Doch, wer war Hans Christian Andersen überhaupt? Was wissen wir über den Schriftsteller, der so viele schöne Kunstmärchen geschrieben hat und somit eine echte Konkurrenz für die Gebrüder Grimm darstellt?

Hans Christian Andersen – eine kleine Biographie

Hans Christian Andersen erblickte am 2. April 1805 in Odense, Dänemark als das Kind eines Schuhmachers und einer Wäscherin das Licht der Welt. Weder seine Mutter noch sein Vater verdienten viel Geld, weshalb er in Armut groß wurde und die Eltern so wenig Geld zur Verfügung hatten, dass es ihnen schwerfiel ihrem Sohn einen Besuch in der Schule zu ermöglichen.

Das soll nun keine Steilvorlage für Kinder sein, die Andersen als Beispiel nutzen, um ihre Aussage zu unterstreichen, dass man auch ohne Schulbesuch berühmt und reich werden kann. Zwar mag das auf ihn zutreffen, doch das Leben in Armut war für ihn kein Zuckerschlecken.

Hintergrundwissen: In dem Märchen „Das hässliche Entlein“ reflektiert Hans Christian Andersen seine eigenen Gefühle sich selbst und seines Erscheinungsbildes gegenüber. Als Junge war er aufgrund seiner Optik und seiner recht hohen Stimme oft Opfer von Mobbing.

Mit nur 14 Jahren verlor Hans Christian Andersen seinen Vater, was nicht nur emotional einen großen Einschnitt in seinem Leben darstellte. Er zog in die dänische Hauptstadt Kopenhagen und arbeitete dort als Schauspieler in einem Theater. In diesem Zusammenhang führte er auch eigene verfasste Texte auf, die die Menschen ansprachen, sodass die Menschen schnell das große Talent erkannten, das in ihm steckte.

Der Direktor des königlichen Theaters nahm Andersen auf und ließ ihn sogar bei sich wohnen. Dank seiner Hilfe besuchte er nach der Lateinschule später auch die Universität und schrieb weiterhin eigene Texte. Seine Werke gibt es heute in mehr als 120 Sprachen. Doch auch Andersen selbst kam viel in den Kontakt mit anderen Ländern, da er ab dem Jahr 1831 leidenschaftlich gerne reiste und sich so oft, wie es ihm möglich war, in andere Länder begab. In diesem Zusammenhang verbrachte er auch einige Zeit in Deutschland.

Hintergrundwissen: Dass viele der Märchen, die Hans Christian Andersen verfasste mit einer augenscheinlich aussichtslosen und schlechten Situation der Protagonisten starten, kommt nicht von ungefähr. Der Schriftsteller verarbeitete in den Geschichten seine persönlichen Traumata, wie die Kindheit in Armut und den Tod des Vaters. 

Hans Christian Andersen heiratete nie und hat auch keine Kinder bekommen, wobei diese beiden Aspekte für ihn keine zwingenden Bestandteile eines Happy Ends darstellten – zumindest nicht für sein eigenes Leben. Denn in seiner späteren Autobiographie schrieb er Folgendes: „Mein Leben ist ein hübsches Märchen, so reich und glücklich.“

In dem Alter von 70 Jahren starb Andersen am 4. August 1875 an Leberkrebs und hinterließ der Welt viele schöne Werke, die Kinder und Erwachsene in vielen Ländern auch heute noch in ihren Bann ziehen, aber auch Kritiker finden, die in Märchen nur von wahrwerdenden Träumen lesen möchten.

Hintergrundwissen: Obwohl er selbst sein Leben als hübsches Märchen, reich und glücklich beschreibt, litt Hans Christian Andersen sein ganzes Leben lang unter vielen Phobien. So hatte er unter anderem Angst vor Hunden und aß kein Schweinefleisch, weil er Angst vor dem Parasiten „Trichinae“ hatte, der in Schweinefleisch vorkommen kann. Eine seiner größten Phobien war es allerdings fälschlicherweise für Tod erklärt und lebendig begraben zu werden. Aus diesem Grund schrieb er jeden Abend, bevor er zu Bett ging einen Zettel auf dem er festhielt: „Ich scheine nur tot zu sein“, um sicher zu gehen, nicht lebendig begraben zu werden.

Wer einmal in die eigenen Kindheitserinnerungen zurückreist wird sich bestimmt an eines oder auch mehrere Märchen des beliebten Schriftstellers zurückerinnern. Nicht nur Hans Christian Andersens Leben selbst war also ein hübsches Märchen, sondern auch seine Märchen selbst verzaubern vielen Kindern das Leben und bescheren ihnen ganz besondere Momente. Nicht zuletzt aus diesem Grund gilt Andersen in seinem Heimatland Dänemark als „national treasure“ – also als „Schatz der Nation“.

Zu Ehren von Hans Christian Andersen:

  • feiern wir immer am 2. April (dem Geburtstag des beliebten Schriftstellers) den internationalen Kinderbuchtag.
  • ließ die dänische Regierung damals eine Statue für ihn bauen, die sich im Königsgarten in Kopenhagen wiederfindet. Andersen konnte diese noch zu Gesicht bekommen, starb jedoch vier Monate später, nachdem sie zu Ehren seines 70. Geburtstags aufgestellt wurde.
  • kann man sich heute sein Geburtshaus in Odense ansehen.
  • gibt es an der Langelinje Seebrücke eine Statue von der kleinen Meerjungfrau, die in der Originalfassung im übrigen weitaus grausamer ist und kein Happy End findet, wie wir das von der heute bekannten und beliebten Filmadaption gewöhnt sind.

Die Gastautorin

Geboren im Februar 1969, lebt Carola Käpernick in Südbaden. Sie betreibt die Textgemeinschaft als Herzensprojekt und sieht sich als Netzwerkerin für Autor:innen. Zudem schreibt sie eigene Bücher in verschiedenen Genren von der Romanze bis zum Krimi. Märchen liebt sie und hat mit einer ihrer Anthologieausschreibungen auch Märchen für Erwachsene von verschiedenen Autor:innen gesammelt und herausgegeben (Frühlingserwachen im Märchenwald, dass diesen Sommer auch wieder einer der Preise ist).

Homepage: Carola Käpernick
Twitter: @Textgemeinscha1

Writing for The Extremis Review

As I wrote in the introduction to my post Thor: Movie vs. Myth was the topic given to me by The Extremis Review to see if my writing is good enough for them.
What can I say?

As of today I am officially in the roster for The Extremis Review. 🙂

On a monthly basis I will be providing a short post to a given topic, though I am also able to make suggestions as to what I would like to write about. My first post is due at the end of May, so you will have to continue reading my work here for now, until a post of mine will be published there.
Before you start wondering: Yes, I decided to use both my usual nickname (PoiSonPaiNter) and my Jesterdeer (my avatar that looks like a donkey with a jester-hat, yet calling it Jesterdonkey sounds stupid), even though everyone else uses a name that at least sounds like it could be a real one; but I already mentioned why I prefer the nickname.
I’m curious which topics I will be able to cover and what their readers will think of my contributions. Though probably the hardest thing for me will be the word count as my posts are supposed to be around 500 words and as you might have noticed I am rarely able to keep things short, even though I did have a few goes at it recently.
Anyway, I’m looking forward to this new challenge and am now off to rest a bit before Walpurgis Night tomorrow. 🙂
PoiSonPaiNter

Frohe Weihnachten

or Merry Christmas as you would say in English. Alternatively I could wish you many other things for all those other holidays that are celebrated around this time of the year, but I stick with this one today.

A few weeks ago I was asked by the Fairytale Traveler Christa Thompson to write a guest post about the Christmas traditions in Germany.
Between writing my Bachelor’s thesis, getting sick and my laptop deciding to bit its final farewell, I managed to write a bit about how Christmas is celebrated around here. You can find the full post on her website: Christmas Traditions in Germany.
Thanks to TheFairytaleTraveler again for publishing my post. 🙂

Foto eines metallischen Adventskranzes mit vier roten angezündeten Kerzen.
Adventskranz (by SolLuna from Wikimedia)

Christmas is a time for the family to get together, a time of light and a time of wonder. Experiences you gain from your childhood sip into your adult life. For a long time now Santa Claus is just a man in a suit for me, but I still think it’s great that children do believe in this being, this guardian of wonders (A few weeks ago I reflected on my experiences on this Guardian of Childhood).
The lights that shines through the streets at this time of year. The candles that are lighted in the rooms. The Christmas pyramids turning their wheels and creating magical picture on the ceiling. It all has something special, something unique, that isn’t quite the same at any other time of the year. In short you could say: Halloween is fascinating for me because of the darkness surrounding it, Christmas because of its lights.

Also the Christmas markets that you can spend hours at with friends and families. Drinking Glühwein (hot spiced wine), eating Mutzen or roasted almonds. If you pass through a market on an every day basis like I have to with the Weberglockenmarkt in Neubrandenburg you could think you’d become tired of it, but it’s different. If you go there in private the atmosphere becomes different than just going there for lunch or passing through. I can’t explain why, but it just is that way and I don’t mind. This way a Christmas market can still be nice even though you’ve been at it several times.
So far I haven’t been at that many different markets. The most times I was at the ones in Neubrandenburg and Greifswald.
And only this year did I read the story behind the name of the Weberglockenmarkt, which is quite interesting as I might add

In a cold winter night a weaver (Weber) made his way home to Neubrandenburg, home to his family for Christmas. Shortly before he reached his destination he ended up in a horrible snow storm. The storm was that bad that he could not see where he was going. Whether he was coming closer to the city or straying further away.
For hours he wandered through the snowy forests until he heard the bells (Glocken) of the St. Marien church. The sound of those bells finally helping him to find his way or he would have frozen outside the gates of his home town.
In his memory the bells ring throughout Christmas and the market (Markt) gained its name.
(Read the full story in German here: Weberglockengeschichte)

Greifswald was always closer to my home town than Neubrandenburg. But it is a quite charming one with occasionally a Ferris Wheel that allows you to look high above the city, an area for children with booths were different Fairy Tales are portrayed and just a nice atmosphere in the more historic part of the city.
One time visits include Schwerin, Berlin (Gendarmenmarkt) and a small one in Hamburg and passing through the one in Elmshorn.

Schwerin was in my school time when we made a visit to the art museum and finished the trip with a stroll over the market. I can’t really remember it any more though.
The Gendarmenmarkt is a smaller and secluded market in Berlin where you even have to pay a small entrance fee. When I was there with Conan and Plusquamperfekt from The Forum and a childhood friend of mine, several years ago, it was just 1 Euro (as I just found the ticket in a book I’m trying to finish until the 31st). It was also quite full. Full of people and full of interesting (and quite expensive) self made goods. It still had a nice atmosphere for chatting about projects and Fantasy stuff.

I can’t remember which one we visited in Hamburg, but it was only a small one we had chosen for the Christmas staff party for the Eventteam (a small student project team for creating events for the students). It still was a great evening with some former, some current and new members of the team and a nice market.

I would like to see a couple of more markets in the future, even some bigger ones. They, however, have so many attendees that it’s far more stressful than fun and maybe not worth the trouble.

Even though there is much good done throughout the season for my family it unfortunately is also a time of mourning.
It was this day, five years ago that my grandfather passed away.
The first passing I consciously experienced within the direct family and it is still a sad memory. He will always be dearly remembered. Christmas time is a time to remember after all.
To remember what we have, what he have lost and to decide where we can go from there.
With this I wish you all a Merry Christmas and hope you will have some quiet time with your loved ones.

PoiSonPaiNter