Adventskalender: Türchen #15

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Monsterjagd

So sehr sich Nikolaus auch sträubte, er konnte sich gegen seinen Sohn und seine Enkel nicht durchsetzen. Er musste im Haus bleiben und stets war jemand an seiner Seite. Auch Katrin durfte nicht weiter raus gehen, da Nicholas für die Suche gebraucht wurde. Nicht mal in die Bibliothek ließen sie sie. Immerhin hatte man ihr noch ein paar Bücher zum Lesen gegeben. Doch irgendwann ging es nicht mehr. Sie konnte nicht länger einfach nur rumsitzen und in alten Märchenbüchern blättern.

Überall in den Fluren standen Wachen, vermutlich einfache Arbeiter, die den Krampus nicht zu fürchten hatten oder nicht fürchteten. An ihren Hüften hingen Taser statt Waffen, der Befehl war klar: Der Krampus darf nicht getötet werden. Höflich fragte Katrin eine der Wachen, wo Nikolaus sich gerade aufhielt und er verwies sie auf das Wohnzimmer. Mit einem ‘Danke’ machte sie sich auf den Weg. Auch hier standen Wachen, aber sie ließen sie ohne Probleme ein, auch wenn Nikolaus sich nicht über ihre Anwesenheit freute.
“Was willst du hier, Mädchen?”, fuhr er sie an.
“Ihnen Gesellschaft leisten”, antwortete Katrin aufrichtig, “und vielleicht mit Ihnen zusammen herausfinden, wer Ihnen schaden möchte.”
“Willst Detektivin spielen, was?”, schnaubte der Alte.
“Nein, ich möchte helfen”, widersprach Katrin, auch wenn sie wusste, dass es schon ein wenig in die Richtung ging.
“Lass dir gesagt sein, Mädchen, das hier ist kein Spiel. Hier geht um Leben und Tod und wenn du dich einmischt, wer weiß, ob du nicht die Nächste bist, die zerfleischt und zerrissen auf dem Boden liegt”, drohte er ihr unbekümmert.
“Ich habe mir nichts zu schulden kommen lassen. Wenn der Krampus wirklich auf unartige Menschen reagiert, dann bin ich kein Ziel für ihn”, erwiderte sie selbstbewusst und sah ihn herausfordernd an: “Bei Ihnen bin ich mir da nicht so sicher.”

Derweil hatten Nick und Klaus einen Plan entwickelt, um den Krampus in eine Falle zu locken. Durch das Gespräch hatten sie erfahren, dass er womöglich auf Unartigkeit reagiert und nun war es an Nicole und Nicholas unter den übrigen Arbeitern diejenigen herauszufiltern, auf die dies zutraf, während Klaus und Nick einen passenden Ort für die Falle suchten. Für Nicholas und Nicole war es einfacher die Kandidaten zu finden, jeder von ihnen konnte fühlen, wenn jemand unartig war, aber im Gegensatz zu ihren Geschwistern brauchten sie beide meist keinen Körperkontakt dafür. Es dauerte nicht lange, da hatten sie einen kleinen Teil Arbeiter in einen extra Raum gebeten und Nicole erklärte den Plan. Einige von ihnen hatten Angst ihren Job zu verlieren, andere Angst um ihr Leben, dennoch gab es einen Mutigen, der bereit war, sein schlechtes Verhalten dadurch wieder gut zu machen. Mit dem Köder in der Falle legten die vier sich auf die Lauer.

Es dauerte mehrere Stunden bis sie ein Anzeichen vom Krampus hörten, aber dann kam er. Wie sie erwartet hatten, stürzte er sich direkt auf ihren Köder, aber Klaus war schneller. Er schleuderte eine Ladung Hagel in den Weg des Krampus. Er wich zurück und setzte erneut an, nur um ebenso von einer Reihe Eiszapfen davon abgehalten zu werden. Wütend versuchte dieser den Köder von einer anderen Seite zu erwischen, doch diesmal schlug Nick ihm ein Schnippchen indem er den Köder mit einem Windstoß außer Reichweite pustete. Nicole legte nach und umschloss den Krampus mit Schneeflocken. Er schlug aus und versuchte wieder ein freies Sichtfeld zu bekommen, doch immer mehr Flocken blockierten ihn. Nick und Klaus nutzten die Gelegenheit und nahmen die bereitgelegten Stahlseile, die sie um das Monstrum wickelten. Er wand und wehrte sich, aber schließlich hatten sie ihn so fest verschnürt, dass er sich kaum noch bewegen konnte. Mit ihrer Beute auf einen Transportschlitten gebunden, machten sie sich auf den Weg zur Höhle, um ihn dort wieder festzuketten.

“Du hast Mumm, dass muss ich dir lassen”, machte Nikolaus Katrin ein Kompliment, was Katrin zunächst verwunderte.
“Also gibt es wirklich etwas, dass jemanden zu solch drastischen Maßnahmen veranlasst haben könnte?”, vermutete sie.
“Ja, da könnte es eine Situation gegeben haben, die jemandem sehr missfallen hat…”, gab er schließlich widerwillig zu, “Es ist Jahre her. Nicole und Klaus waren damals vielleicht etwas jünger als die Jungs heute. Ich war noch der Leiter der Produktion und wir waren gerade dabei von Eigenproduktion auf Ausbesserung umzustellen. Es war ein großer Schritt und wir brauchten gute Entwürfe, um es flüssig und schnell umsetzen zu können. Ein junger Mitarbeiter hatte damals einen wirklich guten Entwurf eingereicht und ich habe ihn ihm abgekauft und als meinen eigenen ausgegeben. Es wurde eines unserer besten Spielzeuge. Meines Wissens hat er sich nie direkt darüber beschwert, aber er hat einigen weiß machen wollen, dass es sein Entwurf war, was ich aber wieder und wieder abgestritten habe.”
“Arbeitet er noch hier?”, hakte Katrin nach.
“Soweit ich weiß, ja. Er heißt Heinrich und ist vermutlich noch heute in der Produktion tätig”, bestätigte Nikolaus.
“Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich ihn darauf anspreche?”, bot Katrin an.
“Du? Das sollte eher jemand aus meiner Familie übernehmen…”, wies er sie ab.
“Die sind gerade damit beschäftigt die Belegschaft zu schützen und Ihren mörderischen Bruder einzufangen”, gab Katrin zu bedenken.
Nikolaus zögerter, sie konnte sehen wie es in ihm arbeitete. Schließlich gab er nach und Katrin machte sich sogleich auf die Suche nach ihm.

Die vier hatten gerade das Haupthaus hinter sich gelassen, als der Krampus sich zur Seite warf und den Schlitten mit sich umriss. Vor Schreck ließen Klaus und Nick die Seile los und er konnte einen Arm befreien. Seine Klaue fand ihren Weg in Klaus’ Bein. Nicholas stieß seinen vor Schmerzen aufbrüllenden Bruder zur Seite, um ihn außer Reichweite zu bekommen. Diese Chance nutzte der Krampus, um sich Nick zu widmen, der bereits wieder an den Fesseln zog. Da das zweite Ende noch locker am Boden lag, brachte es nichts und stattdessen nutzte der Krampus Nicks Momentum aus und rammte ihm seine Hörner in die Brust. Keuchend fiel dieser zu Boden. Nicole versuchte ihm mit ihren Schneeflocken erneut die Sicht zu nehmen, doch der Krampus schleuderte ihr das Seilende entgegen, das sie mitten im Gesicht traf und nach hinten warf. In einem letzten Versuch ihn aufzuhalten griff Nicholas nach dem zweiten Ende, doch sein ziehen half genauso wenig und der Krampus nutzte es eher, um sich aus dem Seil zu entwinden. Kurz darauf war er im Wald, der das Dorf umgab, verschwunden.
“Verdammt…”, fluchte Klaus und schlug auf den Boden.
“Ich finde ihn”, versprach Nicholas und eilte dem Monstrum hinterher.

Es war nicht einfach herauszufinden, ob Heinrich noch im Dorf war und noch wesentlich schwerer aus dem Haupthaus rauszukommen, um mit ihm zu reden. Letzten Endes war es Carlos, der Postbeamte, der sie zu ihm brachte, da auch er wissen wollte, ob Heinrich wirklich dahinter steckte. Auf dem Weg dorthin beobachtete er Katrin, als wäre sie ein ansteckender Fremdkörper. Schließlich war es ihr zu bunt. Mitten auf dem Weg blieb sie stehen und konfrontierte ihn: “Was ist dein Problem mit mir? Denkst du auch, dass ich es war, die den Krampus freigelassen hat?”
Carlos sah zur Seite. “Nein, du bist nicht unartig. Sonst hätte dir Nicholas kein Geschenk gebracht”, widersprach er und ergänzte: “oder dich hergebracht.”
“Was ist es dann?”, verlangte sie zu wissen und verschränkte die Arme vor der Brust.
Carlos druckste, sah sie nicht an und wollte es ihr am Liebsten nicht sagen.
“Bitte Carlos, ich möchte doch nur wissen, was ich falsch gemacht habe, dass du mich so abstoßend findest”, bat sie ihn ehrlich und lockerte ihre Arme.
“Nicholas ist ein toller Kerl. Ich möchte nicht, dass du ihm das Herz brichst”, offenbarte er ihr und leichte Röte stieg ihm ins Gesicht.
“Du-du magst ihn?”, vermutete sie und Carlos nickte kaum merkbar. “Ich-er-wir, da war nichts! Ja, wir verstehen uns gut, aber mehr war da nicht, mehr ist da nicht!”, versuchte sie ihm zu erklären, “Es würde mich wundern, wenn er überhaupt ein solches Interesse an mir hat …”
Carlos sah verwundert auf. War sie so blind? “Natürlich hat er das, allein, dass er dich hergebracht hat und dir seine Welt zeigt, um zu sehen, wie du darauf reagierst, sagt doch schon alles”, widersprach er.
“Solange ich es nicht aus seinem Mund höre, mache ich mir keine Hoffnungen, das führt zu nichts. Und jetzt lass uns Heinrich suchen”, beendete sie das Thema, über das sie gerade nicht weiter nachdenken wollte.
“In Ordnung”, gab Carlos nach, nun etwas offener als zuvor. Vielleicht war sie doch nicht so verkehrt.

Behind the Scenes

Hier habe ich versucht die Kampfszenen mit den ruhigeren Sprachszenen zu kombinieren, ihr müsst entscheiden, wie gut mir das gelungen ist. 😀

Ich fand es vor allem wichtig zu zeigen, dass selbst in der Weihnachtsfamilie bzw. unter deren Arbeitern schwarze Schafe sind und nicht alle lupenreine Westen haben.

PoiSonPaiNter

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I’m sorry so far there is no translation of this door

PoiSonPaiNter

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