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#CroMĂ€r: Kapitel 14

Heute geht es weiter mit dem #CroMĂ€r!

Das MĂ€rchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "MĂ€rchensommer" ĂŒber einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grĂŒnen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Weiter geht’s …

Erneut seufzte Regina, sah zwischen den anderen hin und her, dann fragte sie resigniert: »Und, was mĂŒssen wir dafĂŒr tun?«

»Wie beim letzten Mal auch schon, braucht es ein paar Zutaten. Einen Pilz, einen Laib Brot und Sonnenlicht.«

Regina blinzelte und sah Ralf verwirrt an. »Wie verwendet man denn bitte Sonnenlicht?«

»Oh, da ist wie bei Allerleirauh!«, rief Marie begeistert aus.

Regina musste definitiv mehr MĂ€rchen lesen, sie kam nicht mehr mit.

»Da mussten sie je ein Kleid aus Sonnenlicht, Mondstrahlen und Sternen machen«, erklÀrte Marie Stolz.

»Und wie haben sie das gemacht?«

Marie zuckte mit den Schultern. »Sowas wird im MÀrchen nicht erklÀrt.«

Brummend sah Regina zu Ralf, der ebenfalls mit den Schultern zuckte. »Keine Ahnung, wie die das gemacht haben, aber fĂŒr das Rezept habe ich etwas. Ich muss es nur vorbereiten, wĂ€hrend ihr den Rest sucht.«

»Hast du wieder etwas wie die Federn, dass uns den Weg zeigt?«, wollte Regina als nĂ€chstes Wissen. So ganz ohne irgendwelche Kenntnisse, was sie ĂŒberhaupt suchte, wollte sie nicht im Wald umherirren.

»Federn?«, fragte Marie verwirrt und Regina vertröstete sie auf eine spÀtere ErklÀrung.

»Nicht direkt.« Damit nickte Ralf zum Eingang des Turmes.

Im GĂ€nsemarsch folgten sie ihm die Wendeltreppe hinauf, die Ziege stolperte gelegentlich auf den Stufen. Ganz oben angekommen, sah Marie sich im Turmzimmer um. Die SchrĂ€nke und Tische waren mit allerlei magischem GerĂŒmpel gefĂŒllt. Da ihre Stunden hier stattfanden, kannte Regina das meiste davon, trotzdem entdeckte auch sie jedes Mal etwas Neues. WĂ€hrenddessen wuselte Ralf durch den Raum, öffnete diverse TĂŒren und Schubladen auf seiner Suche bis er eine alte hölzerne Schatulle auf eine freie Ecke einer Kommode stellte. Mit dem Ärmel wischte er den Staub davon ab und öffnete vorsichtig den Deckel.

Regina trat neben ihn als eine goldene Kugel sich gerade wieder in den Hohlraum legte, wo sie eben noch ĂŒber einen Spiegel getanzt war. »Und was kann das Ding?«, fragte sie synchron mit ihrem Spiegelbild.

»Wenn du dich konzentrierst, kann der Spiegel dir alles zeigen, was du – finden willst.«

»Finden?«, kommentierte Regina die zögerliche Wortwahl.

»Finden, begehren, es ist schwammig, wofĂŒr er genau da ist. Es hilft auf alle FĂ€lle sich darauf zu konzentrieren.« Ralf ging einen Schritt zur Seite.

»Also muss ich jetzt an einen Pilz denken und dann sagt uns das Ding, wo wir ihn finden?«, versuchte Regina noch einmal klarzustellen.

»Nicht irgendeinen Pilz«, widersprach Ralf, ein altes Buch in der Hand. Er drehte es zu ihr und auf der aufgeschlagenen Seite war ein glatter Pilz mit dunkler Kappe als Bleistiftzeichnung abgebildet. »Einen Butterpilz.«

Bevor Regina sagen konnte, dass sie keine Ahnung hatte, was das ĂŒberhaupt fĂŒr ein Pilz war, geschweige denn, wie sie sich ihn vorstellen sollte, drĂ€ngte Marie sie zur Seite und kniete sich vor das KĂ€stchen. »Oh, kann ich es ausprobieren?«

Wieder sprang die Kugel ĂŒber das nun milchige Bild, erst jetzt erkannte Regina, dass es ein goldener Apfel war. Nach mehreren Runden offenbarte es das Bild einer Pilzgruppe, die der Zeichnung Ă€hnelten.

»Und wo ist das jetzt?«, fragte Regina und legte den Kopf schief.

Marie tat es ihr gleich. Gemeinsam versuchten sie etwas in dem winzigen Ausschnitt zu erkennen. Erst ein Wink von Ralf zoomte aus dem Bild raus und es wurde eindeutiger.

»Die Stelle kenn ich!«, rief Marie begeistert aus. »Da ganz in der NĂ€he wohnt ‘ne verdammt coole alte Dame, die immer die besten Geschichten auf Lager hat!«

Regina konnte sich denken, wen sie damit meinte, Maries BekrĂ€ftigung, dass sie sehr genialen Apfelkuchen buk bestĂ€tigte es nur. Über die Schulter blickte sie zu Ralf. »Ist das Zufall?«

Dieser zuckte mit den Schultern. »Auf alle FÀlle seid ihr dann in der NÀhe von magischem Brot.«

Mit zusammengekniffenen Augen, starrte sie Ralf fĂŒr einen Moment an. NatĂŒrlich brauchten sie die FĂ€higkeit der Holle fĂŒr den Laib, einfach einen im Supermarkt kaufen, war auch zu viel verlangt. Da zutantenloses Backen noch nicht zu den Dingen gehörte, die Regina bereits gemeistert hatte, wĂ€ren sie so oder so auf ihre Oma angewiesen gewesen. »Okay, also holen wir erst den Pilz und backen damit das Brot?«

»Nein, ihr bringt beides her. Der Pilz und das Brot werden mit dem Sonnenlicht 
 nennen wir es verschmolzen.«

Wieder starrte Regina ihn verwirrt an, beließ es aber bei einem resignierten Schulterzucken.

»Bis ihr wieder da seid, habe ich die Maschine aufgebaut, mit der wir das Sonnenlicht einfangen können.«

Das schien Marie auszureichen, denn sie sprang direkt auf und zog Regina am Arm um sich auf den Weg zu machen. »Bis dann, Herr Stöckel, passen Sie gut auf die Ziege auf!«, verabschiedete sie sich und Regina blieb nichts Anderes ĂŒbrig, als ihr mit einem letzten verzweifelten Blick auf Ralf zu folgen.

Nachwort

Könnt ihr erraten, welches MÀrchen hier thematisiert ist?

Es gibt da ĂŒbrigens eine Verfilmung, in der gezeigt wird, wie die Materialien gesammelt werden. Mit KĂ€schern zum Beispiel die Sterne und der Mondschein wird aus dem Wasser gefischt.

Ob das „damals“ so wirklich war? Wer weiß!

NĂ€chsten Mittwoch geht’s weiter.

Anne/Poisonpainter