Heute geht es weiter mit dem #CroMĂ€r!

Weiter geht’s …
Viel spĂ€ter als es Regina lieb war kamen sie zurĂŒck an den Turm. Die Sonne hatte schon viel an Kraft verloren, nicht mehr lange und sie wĂŒrde untergehen. Hoffentlich funktionierte der Apparat auch unter diesen Bedingungen und sie mĂŒssten nicht erst bis morgen warten. Da Marie sie ĂŒberredet hatte, mit ihr Telefonnummern zu tauschen, als sie sich auf der Suche nach den Pilzen getrennt hatten, konnte Regina sich vorstellen, was sie entsprechend in der Nacht erwartete. UnzĂ€hlige Nachrichten, wenn nicht sogar ein stundenlanges Telefonat.
»Das seid ihr ja endlich!«, begrĂŒĂte sie auch Ralf als er die TĂŒr öffnete.
»Ja, Oma war neugierig âŠÂ« Und das war noch eine Untertreibung.
Nicht nur, wollte sie wissen, warum Regina sich nicht gemeldet hatte, sondern auch alles ĂŒber Marie und die Ziege erfahren. Immer und immer wieder hatte Regina beide gedrĂ€ngt endlich loszugehen, wurde aber jedes Mal wieder ignoriert. Erst die kleine Schneewolke, die sich aus Wut ĂŒber ihrem Kopf gebildet hatte und den Sessel einweichte auf dem sie saĂ, sorgte fĂŒr ihren Erfolg.
Im Turmzimmer stand eine seltsame Konstruktion aus Rohren und Linsen so auf ein groĂes, offenes Dachfenster gerichtet, dass es wie ein umgedrehtes Teleskop aussah. An ihrem Ende stand eine tönerne SchĂŒssel in der ein Sonnenstrahl sich bĂŒndelte. Regina blinzelte mehrfach, aber es Ă€nderte nichts an der Tatsache, dass dieser sich verflĂŒssigt hatte. So ergab mit einem Sonnenstrahl zu kochen wesentlich mehr Sinn. Auch, wenn sie nicht verstand, wie das Ganze funktionierte. Sie legte die restlichen Zutaten auf den Tisch und Ralf nahm sie sogleich und zerbröselte sie in die SchĂŒssel. AnschlieĂend vermengte er alles mit der Hand, bedacht darauf, die Maschine nicht anzustoĂen. Erst als er mehrere Kugeln geformt hatte, drehte er die Linsen mit einem Hebel zur Seite und zog die SchĂŒssel vor. Mit dieser in der Hand kniete er sich vor die Ziege und bat sie zu essen.
Wie schon bei Wolf geschah zunĂ€chst nichts, dann begann die Ziege merkwĂŒrdig zu zucken. Schmerzensschreie hallten durch den Raum und Regina trat weiter von ihr zurĂŒck. Was, wenn sie zu spĂ€t waren und der Erlösungszauber sie nur noch tötete? Tief bohrte sie die Finger in ihre Oberarme und versuchte ruhiger zu atmen. Marie neben ihr erging es nicht besser. Dann war es still. Der Ziegenkörper nur noch eine PfĂŒtze auf dem FuĂboden. Regina wollte etwas sagen, doch kein Ton gelangte ĂŒber ihre Lippen. Erst, als eine Hand sich aus der glibberigen Masse streckte schrie sie vor Schreck auf, krallte sich an Marie, die sich ebenso an ihr festhielt. Einige Minuten spĂ€ter kniete eine junge Frau vor ihnen, die Kleider zerrissen und viel zu klein fĂŒr ihren erwachsenen Körper.
»Sie ist hĂŒbsch!«, flĂŒsterte Marie und lieĂ Regina los, um sich vorsichtig vor die ehemalige Ziege zu hocken.
»Hi, ich bin Marie, aber das weiĂt du bestimmt. Wie heiĂt du?«, fragte sie schĂŒchtern und, wenn Regina es richtig deutete, nervös.
Die andere sah sich hilfesuchend um, öffnete den Mund und schloss ihn wieder und starrte auf den Boden.
»Kannst du nicht sprechen?«, fragte Marie und MitgefĂŒhl schwang in ihrer Stimme mit.
Das ZiegenmĂ€dchen zuckte mit den Schultern, schĂŒttelte den Kopf, als wĂ€re sie sich nicht sicher.
»Du konntest als Ziege sprechen«, erinnerte Ralf sie, bot ihr dennoch einen Zettel und Stift an, die sie dankbar entgegennahm.
Als sie ihn zu ihnen drehte stand ein einziges Wort darauf: ĐаŃĐžŃ
Regina kniff die Augen zusammen, das Wort wollte sich ihr nicht erschlieĂen. Mapur? Sollte das ihr Name sein?
»Maria«, ĂŒbersetzte Ralf und ergĂ€nzte auf ihren fragenden Blick mit einem Schulterzucken: »Das sind kyrillische Buchstaben. So wie man sie zum Beispiel im Russischen verwendet.«
»Maria und Marie, wie passend!«, freute sich Marie und strahlte Maria an. Dann stand sie auf und bot Maria ihre Hand an. Zögerlich lieĂ diese sich aufhelfen und zu einer Bank am Tisch fĂŒhren.
»Hast du irgendwelche Klamotten, die sie nutzen kann?«, fragte Regina, um sich zumindest ein bisschen nĂŒtzlich zu fĂŒhlen.
Ralf nickte und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Hinter ihnen sprach Marie leise zu Maria und hatte irgendwoher eine BĂŒrste geholt, mit der sie deren lange Haare sorgfĂ€ltig kĂ€mmte.
Nachwort
Könnt ihr erraten, welches MÀrchen hier thematisiert ist?
Es ist mir bewusst, dass es diesmal wirklich mit HĂŒhneraugen zukneifen nur erkennbar ist, aber vielleicht hat ja wer von euch ’ne Idee!
NĂ€chsten Mittwoch geht’s weiter.
Anne/Poisonpainter