Schreiberlinge im Interview: Mika M. Krüger

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Nicht nur die Märchenspinnerrinnen kommen im Märchensommer zu Wort. Auch ein paar anderen Autorinnen habe ich Fragen über ihre Adaptionen und Märchen gestellt.

Mika M. Krüger

Ein paar Daten zu dir:

Hallo, schön, dass ihr vorbeischaut. Ich bin Mika und mein Metier ist das Düstere. Seit ungefähr 2012 veröffentliche ich Bücher und Kurzgeschichten in den Genres Krimi, Dystopie und Horror. Bevor ich mich dem Schreiben widmete, studierte ich im beschaulichen Halle Japanologie und Deutsch als Fremdsprache. Während meiner Studienzeit reiste ich zum Sprachlernen mehrmals nach Japan und lebte dort insgesamt zwei Jahre. Diese Erfahrung hat meinen Schreibstil und meine Sicht auf die Welt maßgeblich beeinflusst. Inzwischen wohne ich in Berlin und teile mein Zuhause mit zwei Kaninchen, die mich ganz schön auf Trab halten.

Meine bisherigen Veröffentlichungen:

2014: Sieben Raben, 2016: Totenläufer, 2019: Dystopische Kurzgeschichten (Heft) und einige gruslige oder kriminalistische Kurzgeschichten in Anthologien.

Vorneweg ein paar Fragen zu deinem Märchen:

1. Welches Element deines Märchens war am Schwierigsten umzusetzen?

Hm… da muss ich jetzt erstmal etwas überlegen. Rückblickend betrachtet war der schwierigste Teil wohl das Tschechisch, das im Buch auftaucht. Ich wollte damals unbedingt einen Bezug zum Märchenland Tschechien herstellen, spreche allerdings kein Wort Tschechisch und war nur mal als Touristin in Prag. Letztlich habe ich mir die Sätze durch Stöbern in tschechischen Foren, Wörterbuchrecherche und Vergleichen von Übersetzungen zusammengeklaubt und mich auf sehr simple Worte konzentriert. Fertigkeiten, die ich durch mein Studium gelernt habe, denn Sprachen funktionieren eigentlich wie puzzeln, man muss am Ende nur die richtigen Teile zusammenfügen.

2. Was hat dich bei der Arbeit am Märchen am meisten zur Verzweiflung gebracht?

Ehrlich gesagt gab es da nicht wirklich was. Märchen funktionieren intuitiv und fügen sich wie von selbst zusammen. Sieben Raben habe ich damals in einem halben Jahr verfasst, korrigiert und dann veröffentlicht. Heute könnte ich das niemals mehr in dem Tempo und frage mich auch, wie ich das geschafft habe. So schnell zu schreiben hat den großen Vorteil, dass sich der Handlungsstrang fließend aufbaut und beim Lesen keine Brüche zu spüren sind.

3. Welche Fassung (Film, Erzählung, Adaption) deines Märchens, außer deiner eigenen, magst du am liebsten?

Soweit ich weiß gibt es von den Sieben Raben nur wenige Fassungen. Mir sind damals bei der Recherche nur zwei untergekommen, und ich kenne auch keine Verfilmung. Es ist dennoch mein persönliches Lieblingsmärchen, weil eine Schwester ihre Brüder rettet und es nicht anders herum ist. Also klar, ich mag die tschechische Erzählung am liebsten, in der das Mädchen den Mond und die Sonne trifft und sich am Ende den Finger abschneidet, um den Glasberg aufzuschließen.

4. Ein Film-Mensch kommt auf dich zu und möchte dein Märchen umsetzen. Wen siehst du in den Hauptrollen?

Öhm, keine Ahnung. Jennifer Lawrence? Bitte ggfs. irgendeinen Namen einstreuen, der euch gefällt, ich habe keine realen Vorlagen für meine Figuren und suche auch nicht nach Abbildern. Ausnahmen bestätigen in dem Fall die Regel.

5. Was wünscht du dir für die Zukunft deiner Märchen?

Ich habe den Plan, zumindest noch eine kurze Märchenadaption zu schreiben. Mir schwebt da eine Idee zu „Von einem der auszog, das Fürchten zu lernen“ im Kopf herum, die ursprünglich als Roman geplant war. Daraus werde ich wohl eine Kurzgeschichte machen. Ansonsten habe ich noch nicht entschieden, was ich in Zukunft im Genre Märchen für Projekte angehen werde, daher kann ich keinen konkreten Wunsch formulieren. Sicher ist, dass sie mich niemals ganz loslassen werden und sich gerade in meinen Horrorgeschichten immer auch etwas Märchenhaftes verbirgt.

Schauen wir uns deine Märchenleidenschaft mal etwas genauer an…

6. Was ist deine schönste Erinnerung, wenn es um Märchen geht?

Das ist einfach. Wie ich als Kind aus dem Bücherregal meiner Mutter ein Märchenbuch nach dem anderen herausgezogen und gelesen habe. Nicht nur Grimms Märchen, sondern auch welche aus dem Orient oder aus Asien. Es gab wunderschöne Illustrationen und es waren fest gebundene Bücher mit dem Geruch von altem Papier. Das fühlte sich irgendwie besonders an.

7. Was magst du lieber? Happy End oder Bad End?

Dazwischen. Ich mag beides nicht sonderlich. Weder das übermäßig Gute noch das übermäßig Schlechte. Es kommt mir einfach unrealistisch vor, dass etwas nur ‚toll‘ oder nur ‚schlecht‘ ist. In der Realität erleben wir ja auch eher eine Schattierung in der Mitte. Allerdings habe ich in meinen Geschichten einen Hang zu Buchausgängen, die man generell eher als negativ bezeichnet würde.

8. Was stört/begeistert dich bei Märchen am meisten?

Also erstmal, gibt’s da wirklich was, was stören kann? Mir fällt da gerade nichts ein. Sicher gibt’s die eine oder andere Erzählung, die mich nicht umhaut, aber sonst… Ich bin offen für Neues, es muss mir ja nicht alles gefallen.

Was ich an Märchen mag: Dass ich in jeder Geschichte eine eigene Welt entdecken kann und mir nicht zu viel verraten wird. Dadurch ist viel Platz für Fantasie und das beflügelt mich zu eigenen Ideen.

9. Was ist für dich typisch an einem Märchen?

Tiere. Ganz eindeutig Tiere. Sie gehören einfach dazu. Ob sprechend, singend, tanzend, völlig egal. Märchen mit Tierbezug sind mir die liebsten und deshalb sind meistens auch immer welche in meinen Geschichten zu finden. Katze, Kaninchen, Rabe, Eichhörnchen. Tiere bereichern uns nicht nur in der Realität, sondern auch in der Literatur.

Zum Schluss noch ein paar märchenhafte Fragen:

10. Du triffst auf ein sprechendes Tier, das dir weismachen will, dass es ein verzauberter Mensch ist. Was würdest du tun?

Hm… Da gibt es mehrere Varianten. Ich würde wohl als erstes annehmen, dass ich halluziniere und eine weltliche Erklärung suchen. Wenn ich die nicht finde und das Tier weiter mit mir spricht, müsste ich mal herausfinden, ob der Mensch, der im Tier steckt, als Strafe verzaubert oder aber böswillig in einen Tierkörper gesteckt worden ist. Bei letzterem würde ich wohl versuchen zu helfen und mich auf eine Reise ins Ungewisse einlassen. Bei ersterem würde ich das Tier vielleicht füttern und darauf aufpassen, sonst aber nichts groß tun.

11. Eine gute Fee will dir drei Wünsche erfüllen, was würdest du dir wünschen?

Ich bin relativ skeptisch, was solche Dinge betrifft und gehe erstmal davon aus, dass da vielleicht ein Trick hinter steckt. Also frage ich, was der Preis für das Erfüllen der Wünsche ist und tue nichts bevor ich nicht ganz sicher bin, dass es sich nicht um einen Trick handelt. Danach würde ich wochenlang darüber nachgrübeln, was ich mir wünschen könnte und wem ich vielleicht was Gutes tun könnte, bis die Fee ungeduldig wird und ihre nächste Klientin sucht.

12. Welchen Märchenweg würdest du wählen um jemanden aus dem Weg zu räumen?

Ich schreibe über Blut, Mord und Monster, aber ich kann keinem den Tod wünschen. Nicht mal meinen größten Feinden. Keine Frage für mich also.

13. Bonusfrage: Mit welcher Märchenfigur würdest du gerne tauschen?

Am ehesten mit dem gestiefelten Kater. Die Figur gefällt mir wahnsinnig gut. Obwohl ich zugeben muss, dass ich ungern mit Figuren aus Märchen tauschen wollen würde. Sie stecken ja in Geschichten, in denen sie etwas lernen sollen, und das oft auf unangenehme Art. Nicht selten müssen sie durch ziemlichen Mist durch, worauf ich ehrlich gesagt keine Lust habe. Ich lasse mir lieber im Nachgang alles erzählen und schreibe es auf wie die alten Minnesänger. 😉

Mehr zu Mika gibt es hier:

Homepage: Dunkelfeder
Facebook: Mika Krueger Autorin
Instagram: mika_krueger
Twitter: @mika_kruger

Vielen Dank, Mika!

Anne/PoiSonPaiNter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.