Ein vorletztes Mal begeben wir uns in die Welt von
Der Wunsch der Königin
Diese Szene spielt weit in der Zukunft. Hofzauberer Emry aus dem Greifen-Schnipsel hat mittlerweile eine kleine Tochter, der er hin und wieder etwas Unsinn beibringt.
Doch erstmal zum zwölften Schnipsel:
Durch seine Arbeit als Hofzauberer bekam er sie nur selten zu Gesicht und nutzte jede Gelegenheit, Zeit mit ihr zu verbringen. Er hob sie hoch und sie klammerte sich nur noch fester an ihn.
âIch hab dich auch vermisst, meine kleine Prinzessinâ, pflichtete er ihr liebevoll bei. Sarah löste sich ein wenig von ihm und sah ihn erwartungsvoll an, auf das er ihr berichtete, weswegen er gekommen war. âUnd was lernt ihr heute Schönes?â, fragte Emry sie und stĂŒtzte ihren RĂŒcken mit seiner Hand.
âIch habe einen Vogel gezeichnet!â, erzĂ€hlte sie ihm stolz und verrenkte sich, um auf den Tisch hinter sich zu zeigen.
âNa dann wollen wir uns deinen Vogel doch mal anschauenâ, verkĂŒndete Emry mit einem breiten LĂ€cheln und trug sie hinĂŒber. Am Tisch stellte er sie auf die Bank. Sogleich setzte Sarah sich hin und zog ein Pergament zu sich, sodass Emry es sehen konnte. âDa schauâ, prĂ€sentierte sie ihm stolz und Emry zog die Augenbrauen kraus. Mit einem ĂŒbertrieben verwirrten Blick schaute er erst auf die Zeichnung und dann auf seine Tochter. âEin Vogel sagst du?â
âJAH!â, protestierte sie und zeigte erklĂ€rend auf verschiedenen Teile des Linienwirrwarrs: âDas ist der Schnabel, das sind die FlĂŒgel und das sind die FĂŒĂe!â
Sanft schob Emry sie ein StĂŒck zur Seite, sodass er auch auf der Bank sitzen konnte. âTochter, wenn das ein Vogel ist, dann muss ich Euch wohl mal wieder zum KrĂ€utersammeln mitnehmen, damit ihr einem Richtigen begegnetâ, verhöhnte er sie scherzend und hielt kurz seine Hand ĂŒber das Bild. Beleidigt blies Sarah die Backen auf und wollte schimpfen, aber dann sah sie wie die Linien sich bewegten und sich zu einer erkennbaren Zeichnung eines Vogels verschoben. Erstaunt klopfte sie Konrahd, der neben ihr saĂ, auf den Arm, damit dieser auch ja das Schauspiel mitverfolgen konnte. Mit offenem Mund beobachteten die beiden Kinder wie der Vogel begann sich auf dem Pergament zu bewegen. Erst zuckte er nur mit dem Schnabel, dann plusterte er sein Gefieder auf und breitete schlieĂlich die FlĂŒgel aus, um sich mit wenigen SchlĂ€gen aus dem Pergament zu erheben. Lachend verfolgten die Kinder und auch ihre Lehrerin wie der kleine Linienvogel durch die Luft flog bis er wieder auf dem Pergament zum Stehen kam. Er wollte sich gerade das Gefieder putzen, als er wie von selbst wieder in das Pergament gesogen wurde und seine Konturen wieder zu wirren Linien wurden.
âMach das nochmal!â, forderte Sarah auf und klatschte begeistert in die HĂ€nde.
âJa! Bitte Meister Emry!â, bat nun auch Konrahd.
âAber nur einmal, dann geht ihr wieder an die Arbeit!â, lieĂ Emry sich breitschlagen und erntete begeisterten Jubel als die Linien des Vogels sich erneut zu bewegen begangen.
Hinter den Kulissen
Hab ich eigentlich schon mal erwĂ€hnt, dass alle, die im Schloss der Königin leben/arbeiten, die Erlaubnis haben, ein h in ihrem Namen zu tragen? Nein? Dann hab ich das jetzt gemacht. Nur falls sich jemand ĂŒber Konrahd wundert. đ
Anne
