A new Day

It’s been a year now and I still haven’t entirely gotten around the thought that my Mum is no longer with us. A lot has become normalcy by now, but it is still strange to come home and only seeing my Dad

I started travelling again and managed to get back into writing and reading as well, but it’s not the same as before. Those who followed my stories throughout the year will notice that I used (some of) my experiences with this loss as basis for stories – or chapters and it was a good way for me to work through it.

In honour of my Mum’s love for reading do I now want to show you the first story I wrote after her passing (only in German, sorry). I got the idea for it during an organ concert we went to together and when I was having trouble focusing my creativity I knew that this was the story I wanted to write to overcome the urge to just don’t write anything any more and judging by my output, I guess this worked quite well. I’d tell you to have fun reading, but I guess it should be more of an ‚I hope you enjoy it, regardless of the topic‘.

I miss you, Mum. This story is for you.

Ein neuer Tag

Es war ruhig im Dorf. So ruhig, wie er es sein ganzes Leben lang nicht erlebt hatte.
Normalerweise liefen die Kinder lachend durch die Straßen; die Händler priesen ihre Waren an und Nachbarn unterhielten sich von Fenster zu Fenster über die Straße hinweg.
Jetzt war nichts mehr von alledem zu hören, denn das Dorf trauerte.
Vor nicht ganz einer Woche war Garland, ihr geliebter und gütiger Anführer für immer eingeschlafen. Eine schreckliche Krankheit hatte ihn befallen und selbst die besten Heiler des Dorfes konnten nichts gegen sie ausrichten.
Er war in seinen letzten Monaten immer schwächer geworden, hatte sich aber nichts anmerken lassen, um sein Volk nicht zu beunruhigen. Immer wieder hatte er selbst den Kleinsten versichert, dass es ihm gut ging und er bald wieder mit ihnen spielen könnte – er hatte es geliebt den Kindern Geschichten zu erzählen und mit ihnen auf Schatzsuche zu gehen.
Insgeheim wusste das ganze Dorf jedoch, was er ihnen nicht sagen wollte.

Und nun hatte ihn diese schreckliche Krankheit dahin gerafft. Anuk war bei ihm gewesen, als es passiert war, aber selbst jetzt konnte er es noch immer nicht begreifen. Die Nachricht hatte sich wie ein Lauffeuer im Dorf verbreitet und alle Arbeit wurde niedergelegt. Egal wo man hinschaute, überall saßen die Leute und weinten oder trauerten auf ihre Weise. Niemand wagte es fröhlich zu sein, selbst die Kinder hatten aufgehört zu spielen. Seitdem hatte kaum jemand gearbeitet oder auch nur gescherzt, niemandem war danach zumute und die, die arbeiteten taten nur das Notwendigste.

Heute hatten sich nun alle versammelt, um Garland die letzte Ehre zu erweisen. Ein langer Zug hatte sich hinter den Sargträgern gebildet, die ihren geliebten Anführer zu seiner letzten Ruhestätte brachten. Die Leute hielten sich an den Händen oder lagen sich in den Armen; Kinder klammerten sich an ihre Eltern und jedem standen die Tränen in den Augen oder liefen ihnen über die Wangen. Niemand sagte ein Wort.

Am Grab angekommen verteilte sich das Dorf in einem Kreis darum, jeder wollte etwas sehen.
Wie es bei ihnen üblich war, wurde über dem Grab ein Scheiterhaufen aufgebaut, sodass die Asche in es hinein fallen konnte. Vorsichtig hievten die Träger den Sarg auf das aus Holz und Reisig gebaute Podest und entfernten sich ein Stück, damit der Heiler vortreten konnte.
„Aus der Erde sind wir gekommen – in die Erde werden wir zurückkehren.
Mögen die Flammen Garlands‘ Geist zu den Ahnen aufsteigen und seinen Körper zu neuem Leben werden lassen“, sprach er die alten Worte mit weit ausgebreiteten Armen.
Der Heiler ging wieder einen Schritt zurück und nickte seinem Lehrling zu, der daraufhin die brennende Fackel, die er in der Hand hielt an das trockene Reisig zwischen dem Holz hielt. Mit einem Knistern breitete sich das Feuer aus und hatte bald den Sarg umschlossen und sogleich stimmte das Dorf einen Trauergesang an.
Es war ihr traurigstes Lied und während sie sangen, schien alles inne zu halten. Nur der Gesang der Dorfbewohner durchdrang diese Stille.

Als der Sarg und seine Halterung zerfallen waren, war auch das Lied vollendet und alle schwiegen. Nun war es an den Sargträgern, dass Grab mit Erde zu bedecken, während das Dorf in die Große Halle einkehrte, um dort ihrem Oberhaupt zu gedenken.
Es gab reichlich Speis und Trank für jeden und auch wenn es schwer fiel, wurden fröhliche Geschichten aus besseren Tagen erzählt und darüber gelacht, denn so war es Tradition. Man gedachte den Verstorbenen indem man sie in Erinnerung behielt und sie somit in ihrer Mitte weiterlebten.

Die Feier ging bis in die späte Nacht und es war merkwürdig für Anuk als er nach Hause zurückkehrte und nur noch das letzte Geleit vor Augen hatte.
Alles schien ihm düster und grau und er verkroch sich sogleich in sein Bett. Weinend holte ihn schließlich der Erschöpfungsschlaf ein.

Am nächsten Morgen erwachte er mit trockenen Augen. Es war bereits hell draußen, aber irgendetwas war anders als zuvor.
Noch leicht benommen setzte er sich auf und blickte aus dem Fenster.
Die Sonne strahlte hinein und kündigte einen schönen Tag an.
Dann bemerkte er es.
Stimmen.

Von draußen hörte er Stimmen.
Er stand auf und öffnete das Fenster um hinaus zu sehen.
Die Leute rannten aufgeregt aus ihren Häusern und riefen einander zu aufzustehen und zu folgen, auch Anuk wurde herunter gerufen.
Verdutzt zog er sich seinen Mantel und seine Stiefel über und eilte nach draußen. Unten angekommen hielt er einen anderen Dorfbewohner an und fragte was überhaupt los sei.
„Hörst du es denn nicht?“ Antwortete dieser nur und eilte davon.
Verwirrt schaute Anuk ihm hinterher und strengte dann seine Ohren an.
Dort in der Ferne hörte er es.
Eine Melodie so lieblich und zart, dass ihm warm ums Herz wurde.
Die Schwere, die sich durch seine Trauer darauf gelegt hatte, löste sich und er fühlte sich erleichtert.
„Was ist das?“ Fragte er sich und folgte dem anderen in die Richtung, aus der die Musik kam und in die sich auch die anderen Dorfbewohner bewegten.

Kurz darauf standen sie alle wieder um das Grab herum. Dort wo die Erde frisch gegraben war stand nun ein Baum dessen Blätter im Wind wehten und diese wunderschöne Melodie erzeugten. Sie alle standen wie gebannt und lauschten der Melodie.
Ein paar wenige begannen mitzusummen bevor sie schließlich einen Gesang anstimmten; ein altes Geburtslied wurde entsprang den Kehlen der älteren Dorfbewohnern und die Kinder begannen dazu zu tanzen.
Die traurige Stimmung war auf einmal verschwunden und wurde ersetzt durch eine Art Hoffnung, dass trotz ihres Verlustes das Leben immer noch Wunder mit sich brachte, dass es immer noch schön war und das man sich davor nicht verstecken sollte. Das Leben war ein Geschenk und man sollte es nutzen um Entdeckungen zu machen, zu spielen, zu genießen und es auszukosten. Daran erinnerte sie das Lied, das sie hörten und auch das, was sie sangen.

Garland war von ihnen gegangen, aber er war für immer ein Teil von ihnen und sie würden sein Andenken in Ehren halten und das Dorf wieder in neuem Glanz erstrahlen lassen.
Mit diesen Gedanken konnte auch Anuk weiter machen, selbst wenn jetzt vieles anders sein würde, so würde der Geist seines Vaters doch dafür sorgen, dass er das Dorf in seinem Sinne anzuführen.
Nun war er bereit, die Position des Anführers zu übernehmen.
Nun war er bereit sein Leben weiterzuführen, denn so hätte sein Vater es gewollt.

Just like Anuk did I make the decision for myself to continue, because that’s what my Mum would have wanted – even though she did not sent me a magical tree to tell me. That doesn’t mean I/we do not miss her, but I/we manage to get by. Somehow.

PoiSonPaiNter

[Edit: Eine überarbeitete, längere Version gibt es in der Anthologie Entzünde den Funken.]

One comment

  1. Unglaublich, dass das schon ein Jahr her ist. Und genau wie vor einem Jahr habe ich Tränen in dan Augen, nachdem ich diesen Beitrag gelesen habe.
    Ich habe deine Mutter nie gekannt, aber sie muss eine tolle Frau gewesen sein. Das weiß ich einmal, weil du mir immer viel von ihr erzählt hast und zum andern, weil ich dich kenne. Und ich bin mir ganz sicher, dass du mit einer Sache Recht hast: Du brauchst keinen magischen Baum, der dir sagt, dass du weitermachen sollst. Ich bin mir ebenso sicher: Deine Mutter hätte gewollt, dass du sie in deinem Herzen behälst, ihr Andenken weiterleben lässt aber trotzdem weiter deinen Weg gehst. Und wie gesagt, auch ohne sie kennengelernt zu haben, glaube ich irgendwie einen Teil von ihr zu kennen, weil ich dich kenne. Sie wird immer bei dir sein, egal welchen Weg du einschlägst und wie lang er auch sein wird.

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