Schreiberlinge im Interview: Anne Danck und Christian Handel

Auch diesen Märchensommer gibt es wieder Interviews und wir starten mit einem Update zu Anne Danck und Christian Handel und ihren aktuellsten Adaptionen, die ich letzte Woche vorstellte.

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Anne Danck – Es war einmal im dunklen Wald

1. Welches Element deines Märchens war am Schwierigsten umzusetzen?

In „Es war einmal im Dunklen Wald“ tauchen einige Märchen auf, am prominentesten sind dabei Rotkäppchen, Die Schöne und das Biest und Dornröschen – wobei Rotkäppchen dabei vor allem die Hintergrundgeschichte der Protagonistin Jäger darstellt. Allerdings ist Jäger natürlich durch die Begegnung mit dem Wolf in ihrer Kindheit geprägt und wird von den Ereignissen damals immer mal wieder eingeholt. Diese Flashbacks darzustellen war eine echte Gratwanderung: Wer Rotkäppchen mal genauer unter die Lupe genommen hat, weiß, dass der Wolf im Märchen nicht für das Tier steht, sondern für jemanden, der ahnungslosen Mädchen auflauert. Diese Thematik einzubauen und gleichzeitig nicht zu abgrundtief zu werden, hat einiges an Ausprobieren und Rückmeldung-sammeln erfordert.

2. Was hat dich bei der Arbeit am Märchen am meisten zur Verzweiflung gebracht?

Nach dem ersten Lektoratsdurchgang habe ich festgestellt, dass ich die zweite Hälfte noch einmal komplett umschreiben muss, damit der Spannungsbogen und das Finale besser funktionieren. Da bedeutete unter anderem: Das Magiesystem überarbeiten, Personen streichen, am zeitlichen Ablauf feilen … Aber im Endeffekt war es all die Verzweiflung wert.

3. Welche Fassung (Film, Erzählung, Adaption) deines Märchens, außer deiner eigenen, magst du am liebsten?

Von Rotkäppchen: „Cruel Beauty“ von Rosamund Hodge. Von „Die Schöne und das Biest“: „Crimson Bound“, ebenfalls von Rosamund Hodge. Beide Bücher haben eine einmalige Atmosphäre und Protagonistinnen mit Ecken und Kanten, sie dürfen scheitern und eben dadurch siegen.

Für „Dornröschen“ fällt mir vor allem der Film „Maleficient“ ein, der schafft es auch auf ganz wundervolle Weise, das Märchen bezaubernd düster neu zu erzählen.

4. Ein Film-Mensch kommt auf dich zu und möchte dein Märchen umsetzen. Wen siehst du in den Hauptrollen?

Definitiv Samira Wiley als Jäger  – sobald ich sie als Moira in „Handmaid’s Tale“ gesehen habe, hatte ich ich sie beim Schreiben immer vor Augen. Und Naomie Harris ist als Prinzessin im Turm auch gesetzt, vor allem ihre Darstellung von Tia Dalma in „Fluch der Karibik“ hat mich sehr beeinflusst. Bei Crop fällt mir die Wahl etwas schwerer … Vielleicht Trevante Rhodes („Moonlight“) oder Michael B. Jordan („Black Panther“).

Mehr zu Anne gibt es hier:

Interview zu Spielmannsbraut

Homepage: Anne Danck
Instagram: @annedanck

Christian Handel – Schattengold

1. Welches Element deines Märchens war am Schwierigsten umzusetzen?

Die Liebesgeschichte zwischen der Müllerstochter und dem König. Im Original zwingt der König die Müllerstochter als seine Gefangene ja, Stroh zu Gold zu spinnen und bedroht sie bei Nichterfüllung mit dem Tod. Als es ihr gelingt, nimmt er sie zur Frau. Ziemlich gruselig. Es hat eine Weile gedauert, bis ich einen Lösungsansatz gefunden habe: Aus dem König im Märchen wurde ein Prinz, die Rolle des Königs übernimmt – ganz märchenhaft – eine Stiefmutter. Bei der Liebesgeschichte hat mir auch grundsätzlich meine Lektorin Julia Adrian sehr geholfen.

2. Was hat dich bei der Arbeit am Märchen am meisten zur Verzweiflung gebracht?

Die Zeit zwischen der dritten Nacht, in der der Spinnenmann für Farah Stroh zu Gold spinnt und seinem Auftauchen nach der Geburt von Farahs Kind. Beim Planen hatte ich mir über diese Phase nicht allzu viele Gedanken gemacht – beim Schreiben habe ich dann realisiert, dass ich die nicht einfach mit einem Sprung überbrücken konnte: Die Liebesgeschichte zwischen Farah und ihrem Prinzen, seine Besteigung des Thrones, Schwangerschaft und Geburt – all das wollte und konnte ich nicht in einer kurzen einzelnen Rückblende-Szene erzählen. Zumal ich einen plausiblen Grund finden musste, warum Farah und der Prinz so schnell heiraten und sich nicht mehr Zeit lassen. Und dann war da ja auch noch die Sache mit dem Kind, das … nein, das wäre ein Spoiler…

3. Welche Fassung (Film, Erzählung, Adaption) deines Märchens, außer deiner eigenen, magst du am liebsten?

Tatsächlich fand ich die ARD-Verfilmung von 2009 mit Robert Stadtlober ganz charmant. Allzu viele Adaptionen des Märchens gibt es sonst bisher ja leider nicht. Die US-Autorin Patricia Briggs (Mercy Thompson-Reihe) hat allerdings unter dem Titel „Der Preis“ eine wunderschöne Kurzgeschichte zum Märchen geschrieben, die ich in meiner zweiten Märchenanthologie „In Hexenwäldern und Feentürmen“ in deutscher Sprache veröffentlichen durfte.

4. Ein Film-Mensch kommt auf dich zu und möchte dein Märchen umsetzen, wen siehst du in den Hauptrollen?

Eine schöne Frage, aber selbst beim Schreiben sehe ich die Gesichter meiner Figuren nur verschwommen. Wie sollte ich da eine real existierende Schauspielerin nennen können? Wenn es eine deutschsprachige Schauspielerin sein soll, fände ich Henriette Confurius ziemlich cool.

Mehr zu Christian gibt es hier:

Interview zu Rosen & Knochen: Christian Handel
Interview zu Rowan & Ash und Palast aus Gold und Tränen

Homepage: Christian Handel
Twitter: @DarkstarGermany
Facebook: Christian Handel Autor
Instagram: @christian.handel

Vielen Dank Anne und Christian!

Anne/PoiSonPaiNter

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