Am Montag habe ich ihre Reihe SchÀtze neu erzÀhlt vorgestellt, heute gibt es das MÀrchensommer Interview mit Katharina Gerlach.
Katharina Gerlach
Ein paar Daten zu dir:
Als zweisprachige Deutsche aufgewachsen bin ich ein ganz normaler BĂŒcherwurm. Oder besser gesagt eine BĂŒcherpackratte. Ich trage eine Brille und habe etwa 2000 BĂŒcher auf Englisch und Deutsch, davon etwa fĂŒnf laufende Meter MĂ€rchen.
Schon als ich zur Schule kam und das Schreiben lernte, begann ich Geschichten zu erfinden und zu Papier zu bringen, aber erst im Studium machte ich ernst. Meine erste Veröffentlichung (Engels Freiheit) war ein historischer Roman, der mir zwar mehrere Lobpreisungen von Lektoren der groĂen Verlage einbrachte, aber da er nicht im Mittelalter spielte, erschien er letztlich in einem kleinen Verlag.
Als Amazon 2009 in den USA die Tore fĂŒr Selfpublisher öffnete war ich von Anfang an dabei. Ich schrieb noch einen weiteren historischen Roman, eine Social (oder Soft) SciFi und tonnenweise Fantasy (mal mit, mal ohne Romance). Sogar dĂŒstere Kurzgeschichten flieĂen mir regelmĂ€Ăig aus der Feder (Ă€hm aus den Fingern in die Tastatur).
Am liebsten sind mir aber nach wie vor die MĂ€rchen. Diese Geschichten sind so unglaublich zeitlos. Sie haben jedem etwas zu bieten und lehren jeden etwas anderes. Mittlerweile habe ich ein Dutzend MĂ€rchenadaptionen in einer Serie (SchĂ€tze neu erzĂ€hlt) geschrieben, sowie ein interaktives Krimi-Abenteuer, das im MĂ€rchenland spielt und eine Romantasy, die ganz lose auf der Regentrude von Theodor Storm beruht. Ich denke, dass ich auch in Zukunft immer wieder auf MĂ€rchen zurĂŒckgreifen werde.
Vorneweg ein paar Fragen zu deinen MĂ€rchen:
1. Welches Element deines MĂ€rchens war am Schwierigsten umzusetzen?
FĂŒr den letzten Band meiner Serie âSchĂ€tze neu erzĂ€hltâ habe ich mir ein ziemlich unbekanntes MĂ€rchen ausgesucht, das ich als Kind sehr geliebt habe. Es ist âDie drei Schwestern mit den Glasherzenâ und ist im Buch [Anm. Obsidianherz] enthalten. Zur selben Zeit hörte mein Sohn âJet Black Heartâ by 5SOS in Dauerschleife und da der Text so gut zu meiner Adaption passte, begann ich, ihn in die Geschichte einflieĂen zu lassen. Wegen der Copyrightrichtlinien durfte ich dabei keine Zitate nutzen, was alles andere als einfach war. Doch Fans der Band, die das Buch gelesen haben, haben mir versichert dass sie alle Elemente des Lieds gefunden haben. Das macht mich rĂŒckblickend ein wenig stolz.
2. Was hat dich bei der Arbeit am MĂ€rchen am meisten zur Verzweiflung gebracht?
Gar nichts. Da ich in Vollzeit schreibe, setze ich mich zu Beginn meiner âSchichtâ hin und schreibe. Das ist alles. Manchmal, wenn die Familie viel Zeit braucht, kommt es zu Konflikten, da mir meine Schreibzeit âheiligâ ist, aber bisher habe ich immer einen Kompromiss gefunden.
3. Welche Fassung (Film, ErzĂ€hlung, Adaption) deines MĂ€rchens, auĂer deiner eigenen, magst du am liebsten?
Von der Geschichte âDie drei Schwestern mit den Glasherzenâ gibt es keine weiteren Adaptionen. Von den Adaptionen der anderen von mir bearbeiteten MĂ€rchen [Anm. Der Wettstreit ] mag ich die DEFA-Fassung von âDas kalte Herzâ am liebsten.
4. Ein Film-Mensch kommt auf dich zu und möchte dein MÀrchen umsetzen. Wen siehst du in den Hauptrollen?
Ach herje⊠Am liebsten hĂ€tte ich Schauspieler und Schauspielerinnen aus der ganzen Welt, denn in meinem MĂ€rchenreich gibt es Menschen aus vielen verschiedenen LĂ€ndern. Auch hĂ€tte ich gerne ĂŒbergewichtige Schauspielerinnen fĂŒr die Rollen der Schwester der Hauptperson (und damit meine ich kein MĂ€dchen, das bei 1,70m GröĂe 75kg wiegt: das ist NORMALGEWICHT!). Die beiden Zarewnas werden davon abgehalten, sich körperlich zu betĂ€tigen, da das ihre Glasherzen beeintrĂ€chtige könnte. Also wĂ€ren diese Hungerhaken, die so in sind, eine absolute Fehlbesetzung.
Aber im Prinzip wĂ€re es mir ziemlich egal und ich wĂŒrde mich ĂŒberraschen lassen. Jetzt brauchen wir nur noch jemanden, der mir einen Filmvertrag schickt⊠đ
5. Was wĂŒnscht du dir fĂŒr die Zukunft deines MĂ€rchens?
Das es möglichst viele Menschen lesen und lieben lernen. Es ist so ein zauberhaftes, wenig bekanntes MĂ€rchen, das durch die VerĂ€nderungen, die ich eingebracht habe, noch an Tiefe gewinnt (sagen jedenfalls meine Leserinnen). Ich wĂŒnsche mir sehr, dass die Begeisterung fĂŒr MĂ€rchen und deren Adaptionen noch lange anhĂ€llt.
Schauen wir uns deine MĂ€rchenleidenschaft mal etwas genauer an…
6. Was ist deine schönste Erinnerung, wenn es um MÀrchen geht?
Meine Mutter hat uns frĂŒher immer vorgelesen und jede Geschichte hat sie bewegt. Manchmal musste sie sogar weinen. Das sind schöne Erinnerungen, die ich freiwillig nicht hergeben werde (hoffentlich bekomme ich keine DemenzâŠ)
7. Was magst du lieber? Happy End oder Bad End?
Eindeutig ein Happy End, manchmal auch ein Happy Anfang, denn das Ende des einen ist meist der Beginn von etwas Neuem. In seltenen FĂ€llen (allerdings nicht bei den MĂ€rchen) gibt es bei mir auch mal ein Bad End, aber immer mit Hoffnung, dass es besser werden kann, wenn alle dran arbeiten.
8. Was stört/begeistert dich bei MÀrchen am meisten?
Es begeistert mich alles und stört mich nichts.
9. Was ist fĂŒr dich typisch an einem MĂ€rchen?
Die zeitlosen Wahrheiten, die scheinbar simple Sprache, die dennoch groĂe Emotionen erzeugen kann, und die Details, die so viel vom Leben in anderen Zeiten verraten, wenn man genau genug hinsieht.
Zum Schluss noch ein paar mÀrchenhafte Fragen:
10. Du triffst auf ein sprechendes Tier, das dir weismachen will, dass es ein verzauberter Mensch ist. Was wĂŒrdest du tun?
Ich wĂŒrde versuchen herauszufinden, wie es erlöst werden kann (denn das schöne an MĂ€rchen ist ja, dass eine Erlösung immer möglich ist).
11. Eine gute Fee will dir drei WĂŒnsche erfĂŒllen, was wĂŒrdest du dir wĂŒnschen?
- Wann immer ein Mensch einen Gegenstand als Waffe einsetzen will, soll er sich in Blumen verwandeln (das gilt auch fĂŒr HĂ€nde, die dĂŒrfen dann aber nach einiger Zeit wieder nachwachsen).
- Wann immer ein Mensch einen anderen herabsetzten und schlecht machen will, egal ob die andere Person anwesend ist oder nicht, sollen ihm die Worte fehlen.
- Mögen mir nie die Ideen ausgehen und die Zeit, diese in Geschichten festzuhalten.
12. Welchen MĂ€rchenweg wĂŒrdest du wĂ€hlen um jemanden aus dem Weg zu rĂ€umen?
Bevorzugt eine Verwandlung, die den Betroffenen zwingt zu erkennen, warum ich sauer genug war, ihn/sie zu verwĂŒnschen. Und wenn die Lektion gelernt ist, gibt es eine Erlösung.
13. Bonusfrage: Mit welcher MĂ€rchenfigur wĂŒrdest du gerne tauschen?
Ehrlich gesagt mit keiner. In so gut wie keinem MĂ€rchen gibt es Enkelkinder, die einer gröĂere Rolle spielen, und ich habe seit einiger Zeit das GlĂŒck meinen ersten Enkel genieĂen zu können. Das möchte ich nicht fĂŒr eine Sekunde verpassen.
Mehr zu Katharina gibt es hier:
Homepage: Katharina Gerlach
Facebook: Katharina Gerlach Autorin
Vielen Dank, Katharina!
Anne/PoiSonPaiNter
