Märchenspinnerei im Interview: Sylvia Rieß
Als besondere Kleinigkeit für den Märchensommer habe ich beschlossen den Märchenspinnerinnen ein paar Fragen über ihre Adaptionen und Märchen zu stellen.
Und schon fangen wir mit der ersten an:
Sylvia Rieß – Autorin des Axolotlkönigs
Ein paar Daten zu dir:
Ich bin geboren und aufgewachsen im Lahntal. Einem der schönsten Orte in ganz Deutschland (das sagt sogar der Reiseführer LonelyPlanet 😉 ). In meiner Kindheit war ich frei wie Ronja Räubertochter und von meinen Eltern habe ich garantiert auch meine Naturverbundenheit geerbt, aber sicherlich auch meine Liebe zu Büchern und Geschichten.
Meine Mama ist selbst eine absolute Leseratte, an deren Bücherschrank ich mich immer bedient habe. Und mein Papa hat uns ganz früher kleine Geschichten geschrieben, wenn er mal wieder auf See war.
Damit war dann auch schon mit 4 besiegelt, was ich werde. Tierarzt UND Schriftsteller. Ich wurde viel belächelt und es hieß immer: Na die entscheidet sich sicher noch um. Aber wenn ich eines bin, dann stur. 😉
So schloss ich 2012 mein Studium ab und legte 2015 mit dem ersten Band meiner Fantasy-Trilogie „Der Stern von Erui“ den Grundstein dafür, dass ich heute tatsächlich beides bin.
Und beide bin ich gern. 🙂
Vorneweg ein paar Fragen zu deinem Band „Der Axolotlkönig“ und der Märchenspinnerei:
1. Welches Element deines Märchens war am Schwierigsten umzusetzen?
Am schwierigsten. Boah … gute Frage. Diese Verwandlung hat mich lange wahnsinnig gemacht. Ich meine, ich wusste, dass Fynn ein Axolotl werden muss. Aus verschiedenen Gründen. Doch so ein Viech ist halt aquatil. Also es kann nicht wie der Frosch einfach an Land hüpfen und mit der Prinzessin Kontakt aufnehmen.
Ihn und Leo auf eine ‚Wellenlänge‘ zu bringen, war sehr schwierig. Ich hatte lange Angst, dass er zu passiv wird. Allerdings zeigen mir die Reaktionen zu gewissen Stellen, dass ich es glaube ich ganz gut gelöst habe. 😉
2. Was hat dich bei der Arbeit am Märchen am meisten zur Verzweiflung gebracht?
Das obige Problem war eins davon. Das zweite war aber Poison. Diese Figur, die irgendwie in Leos Online-Dasein eine Rolle spielt, hat mir ganz lange nicht gesagt, welche Rolle sie im Leben außerhalb des WWW spielt. Irgendwann war es dann klar. Da hab ich mich dann gefragt: Boah! Ist das nicht zu heftig?
Andererseits … man erlebt schon schräge Dinge, wenn man als Teenie in Internetforen umherstreift. – Kann ich selbst ein Lied von singen.
3. Welche Fassung (Film, Erzählung, Adaption) deines Märchens, außer deiner eigenen, magst du am liebsten?
Die Märchenperlen von ARD und ZDF finde ich super gelungen. Auch die vom Froschkönig. Aber allgemein bin ich, was Märchen angeht, gar nicht wählerisch. Bei Fantasyromanen mag ich Glitzer und Kitsch und hier Ballkleider und da Prinzen so gar nicht. Märchenverfilmungen jeder Art sprechen aber total das kleine Mädchen in mir an. ^^
4. Ein Film-Mensch kommt auf dich zu und möchte dein Märchen umsetzen, wen siehst du in den Hauptrollen?
Das ist schwierig, denn die beiden, die zu Leo und Fynn passen würden, sind mittlerweile erwachsen geworden. Ich würde auf junge, noch unbekannte Talente setzen. Aber definitiv wären Evan Peters und Taissa Farmiga in ihren Teeniejahren mein Traumcast gewesen.
Bei Taissa muss ich grade noch anmerken, dass mir die ‚Beauty-Polizei‘ in unserem Forum mal auf die Finger haute und sagte, sie wäre für Leo zu hübsch. Dabei ist im Buch ja nie gesagt, das Leonie hässlich ist. Sie ist ein bisschen langweilig und eben nicht hip. Die meisten Mädchen in dem Alter nehmen sich als hässlich wahr. Ich muss ehrlich sagen, ich kann auf den Fotos meiner ehemaligen Klasse kein einziges hässliches Mädchen entdecken. 🙂 Jeder ist schön auf seine Weise. Und das ist auch eine Message, die mir im Buch sehr am Herzen liegt.
5. Was wünscht du dir für die Zukunft der Märchenspinnerei?
Viele begeisterte Leser für alle Bücher. Dabei ist es mir wirklich schnuppe, wer am Ende welchen Band am meisten lieben wird. Wir haben eine so vielfältige Mischung, dass ich denke, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Egal, ob man 12 oder 82 ist.
Ich wünsche mir außerdem, dass unsere tolle Zusammenarbeit weiterhin so wachsen wird, wie sie es bis heute getan hat. Man hört ja immer wieder von Autoren, die sagen: Nie wieder ein Gemeinschaftsprojekt. Zu sagen, es gäbe keine Reibungspunkte, wäre gelogen. Doch bisher bereue ich es nicht, dieses Projekt maßgeblich mitgestaltet zu haben. Ich freue mich einfach über jedes neue Buch, fast als wäre es mein eigenes. 😀
Schauen wir uns deine Märchenleidenschaft mal etwas genauer an…
6. Was ist deine schönste Erinnerung, wenn es um Märchen geht?
Mein schönstes Märchenerlebnis … Hm … nein. Ich habe meine Hochzeit auf einer alten Burg gefeiert. Das war auch märchenhaft.
7. Was magst du lieber? Happy End oder Bad End?
Ich selbst liebe ein gut gemachtes Happy End sehr. Mein Sinn für Gerechtigkeit und mein inneres Harmoniebedürfnis wollen einfach, dass wenigstens in meinen Geschichten die Welt nicht mies und verkorkst ist. Die Guten belohnt und die Bösen bestraft werden. Aber bitte nicht schmalzig oder mit zu viel Zuckerguss. 😉 Wobei ich auch Bad Endings was abgewinnen kann. Manchmal reizt es einen ja einfach. Also prinzipiell, ich weiß, doofer Spruch: Es kommt auf die Geschichte an.
8. Was stört/begeistert dich bei Märchen am meisten?
Bei den Originalen nicht viel. Bei einigen Adaptionen, dass es wirklich nur um dieses Prinz sucht Prinzessin und Ballkleid Gedöns geht. Märchen wollen immer mehr. Haben eine tiefere Botschaft.
9. Was ist für dich typisch an einem Märchen?
Dass ich am Ende fasziniert und begeistert bin, aber auch, dass ich was mitgenommen habe.
Zum Schluss noch ein paar märchenhafte Fragen:
10. Du triffst auf ein sprechendes Tier, das dir weismachen will, dass es ein verzauberter Mensch ist. Was würdest du tun?
Mich nicht wundern und versuchen demjenigen zu helfen. Bisher habe ich nach dem Schreiben immer auch Menschen getroffen, die den Charakteren meiner Bücher sehr ähnlich waren. Da ich bereits in zwei Geschichten Menschen in Tiere verwandelt habe, wäre es vom Schicksal nur konsequent, wenn ich dann in der Realität mal einen erlösen müsste. 😉
11. Eine gute Fee will dir drei Wünsche erfüllen, was würdest du dir wünschen?
Ich wünsche mir die Gabe zu heilen. Ich wünsche mir die Kraft für andere da sein zu können, wenn sie mich brauchen. Und ich wünsche mir, mit meinen Worten Herzen und Seelen berühren zu können, um auf diese Weise vielleicht den einen oder anderen Unterschied in der Welt zu machen.
12. Welchen Märchenweg würdest du wählen um jemanden aus dem Weg zu räumen?
Ihn mit der Kraft der Liebe so verändern, dass er selbst seine Fehler erkennt. (Boah!!! Klingt das kitschig. Aber ja, wenn ich die Wahl hätte, würde ich Konflikte gern ohne Gewalt lösen. )
13. Bonusfrage: Mit welcher Märchenfigur würdest du gerne tauschen?
Ich denke mit keiner. Ich liebe mein Leben so, wie es ist. 🙂
Mehr zu Sylvia gibt es hier:
Homepage: Der Stern von Erui
Facebook: Der Stern von Erui
Twitter: Der Stern von Erui
Vielen Dank, Sylvia!
Poison 😉
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Lies auf Deutsch
As a special something for the Fairy Tale Summer I’ve decided to ask the Märchenspinnerinnen a few questions about their adaptations and Fairy Tales.
And here we are with the first one:
Sylvia Rieß – Authoress of the Axolotlking
A few things about you:
I was born and raised in the Lahntal. One of the most beautiful places in Germany (even according to the travel guide by LonelyPlanet 😉 ). In my youth I was free as Ronja, the Robber’s Daughter and I most definitely inherited my love for nature from my parents, but certainly also my love for books and stories.
My Mama herself is an absolute bookworm and I always helped myself to the contents of her book shelves. And my Papa used to write short stories for us, way back in the day when he was at sea.
Through this it was sealed at age 4 what I wanted to become. Vet AND Writer. I was smiled at and they always said: Well, she’ll change her mind eventually. But if I’m one thing, that’s stubborn. 😉
Thus I completed my degree in 2012 and with the first volume of my Fantasy-Trilogy „Der Stern von Erui“ [N.B. „Song of a falling Star“, which is in the process of being translated into English] I laid the foundation in 2015 that I actually am both today.
And I enjoy being both. 🙂
Beforehand a few Questions regarding your book „The Axolotlking“ and the Märchenspinnerei:
1. Which element of your Fairy Tale was the hardest to transfer?
The hardest. Boah…good question. The transformation drove me crazy for quite a while. I mean, I knew that Fynn needed to become an Axolotl. For several reasons. Though such a critter is aquatic. Therefore it can’t just hop on land like the Frog and approach the Princess.
Getting him and Leo onto the same ‚Wavelength‘ was really difficult. For a long time I feared he would be to passive. However, reactions to certain parts show me that I think I’ve solved it not too badly. 😉
2. What reduced you most to despair working on your Fairy Tale?
The problem above was one of them. But the second was Poison. This character who somehow plays a role in Leos Online-existance didn’t tell me for quite a while what role they played in life outside the WWW. At some point it was clear. Then I asked myself: Boah! Is this too intense?
On the other hand…you do experiences weird things, when you stroll around in internet forums as a teeny – I can tell you a thing or two about it.
3. Which Version (Movie, Tale, Adaptation) of your story, except your own, do you like most?
I consider the Märchenperlen by ARD and ZDF [N.B. Märchenperlen and Sechs auf einen Streich are new Fairy Tale interpretations by German public channels ZDF and ARD, respectively] really well made. Even the one of the Frog King. But in general ab I, when it comes to Fairy Tales, not at all picky. With Fantasy novels I absolutely don’t like glitter and kitsch and here ballgowns and there princes. But Fairy Tale film adaptations of any kind totally appeal to the little girl in me. ^^
4. A Movie-Person comes to you and wants to turn your Fairy Tale into a movie, whom do you see in the leading roles?
That is difficult, as the two, who would fit for Leo and Fynn, grew up by now. I would go for young, still unown talents. But Evan Peters and Taissa Farmiga would definitely have been my dream cast in their teeny years.
For Taissa do I have to add that the ‚Beauty-Police‘ in our Forum once rapped on my knuckles and told me that she was too pretty for Leo. Although it’s never said in the book that Leonie is ugly. She’s a bit boring and not at all hip. Most girls her age perceive themselves as ugly. I have to honestly say that I can’t detect a single ugly girl on pictures of my old clas. 🙂 Everyone is beautiful in their own way. And that is another message in the book that is close to my heart.
5. What’s your wish for the future of the Märchenspinnerei?
Many hooked readers for all the books. For this I couldn’t care less about who like which book best in the end. We have such a manifold mixture that I think there will be something for every taste. No matter if your 12 or 82.
I also wish that our great teamwork continues to grow the way it did up today. Time and again you hear from authors who say: Never again joint project. To say that we don’t have areas of conflict, would be a lie. But so far I don’t regret significantly shaping this project. I’m happy about every new book, just as if it was my own. 😀
Let’s take a closer look at your passion for Fairy Tale …
6. What is your loveliest memory regarding Fairy Tales?
My loveliest Fairy Tale Memory … Hm … no. I celebrated my weeding in an old castle. 🙂 That was magical too.
7. What do you prefer? Happy End or Bad End?
I personally love a well made Happy End. My sense for justice and my inner desire for harmony just wants that the world in my stories isn’t wretched and messed up. The good guys are rewarded and the bad guys get punished. But please not too corny or with too much of a sugar coat. 😉 Although I can take pleasure in Bad Endings. Sometimes it just appeals to you. So in principle, I know, dumb saying: It depends on the story.
8. What bothers/enthuses you the most about Fairy Tales?
In the originals not that much. With some adaptation that it’s only about that prince searching for princess and ball gown hullabaloo. Fairy Tales always want more. Have a deeper message.
9. What is typically for a Fairy Tale for you?
That I’m fascinated and enthused in the end, but also that I took something from it.
At the End a few fantastical Questions:
10. You meet a talking animal, that makes you believe they’re an enchanted human. What would you do?
Not being surprised and trying to help them. After writing I’ve so far always met persons who are similar to the characters in my books. As I already have two stories where people are turned into animals, would it be consistent by destiny, if I’d have to release someone in reality. 😉
11. A Fairy Godmother wants to grand you three wishes, what would you wish for?
I wish for the gift to heal. I wish for the strength to be there for others when they need me. And I wish to reach hearts and souls with my words, to maybe make one or the other difference in the world through this.
12. Which Fairy Tale way would you choose to get rid of someone?
Change them with the power of love, so they can see their own mistakes. (Boah!!! That sounds kitschy. But yes, if I had the choice, I would prefer to solve conflicts without violence.)
13. Bonusquestion: With which Fairy Tale character would you like to trade places?
I think none. I love my life the way it is. 🙂
More about Sylvia here:
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Thank you very much, Sylvia!
Poison 😉