Tag Archives: griechische mythologie

Webcomics: Kapitel 5 – Hades & Persephone

Auch, wenn ich eher in der nordischen Mythologie unterwegs bin, begegnen mir doch sehr wenige (Web)Comics, die sich damit befassen. Stattdessen sehe ich vermehrt ein neues Interesse an Geschichten, die die Griechische Mythologie aufarbeiten. Allen voran den Geschichten um Hades und Persephone. Vier davon möchte ich euch anstatt eines JahresrĂŒckblicks, den ich zwischendrin schon immer Mal hatte, heute vorstellen. Alle davon sind kostenlos (auf Englisch) als Webcomic, teils aber auch als Print erhĂ€ltlich.

Doch kurz vorweg, worum geht es?

Hades und Persephone

Der Gott der Unterwelt verliebt sich in eine Fruchtbarkeitsgöttin und – je nach Fassung – entfĂŒhrt diese in die Unterwelt. Dort isst sie eine Pomegranate (bzw. sechs Kerne daraus) und „muss“ sechs Monate im Jahr in der Unterwelt bleiben.
In den hier beschriebenen Adaptionen wird sich mehr oder weniger an diesen Grundriss gehalten, gepaart mit entsprechenden „traditionellen“ Konstellationen (z.B. Zeus ist Persephones Vater, wodurch Hades eigentlich ihr Onkel ist, usw.).

Punderworld

Cover des Punderworld Teil 1 Print

Der erste Comic dieser Art, der mir begegnete war Linda Ơejić Punderworld. Als Spaßprojekt gedacht, um wieder in den Lauf ihrer Hauptserie Blood Stain zu kommen, entwickelte es bald ein Eigenleben. Nicht nur sind die Hauptfiguren vom Design her die gleichen, auch das Pantheon drum herum nahm nach und nach Gestalt an.
In dieser Version umschleichen Hades und Persephone einander seit Jahrhunderten bis Hades seinem Bruder Zeus seine Verliebtheit eingesteht und dieser entsprechend die “EntfĂŒhrung” in die Wege leitet. Wobei es hier mehr ein “Kutschenausflug” ist, der ungewollt in der Unterwelt endet. Viel weiter ist die Geschichte „leider“ noch nicht, da sie gerade an einem weiteren Kapitel Blood Stain arbeitet.
Ć ejić hat sich außerdem von einer Interpretation des Namen von Hades’ Hund Cerberus/Kerberos inspirieren lassen und aus ihm einen sehr knuffigen dreiköpfigen Dalmatiner gemacht.

Funfact: Auch Punderworld spielt, wie Blood Stain, in dem Universum, das sie mit ihrem Mann Stjepan geschaffen hat.

Durch Ć ejić habe ich die folgenden beiden Adaptionen entdeckt, es lohnt sich also ihr zu folgen, nicht nur fĂŒr ihre eigenen Inhalte.

Lore Olympus

Cover des Lore Olympus Print

Rachel Smythe’s Interpretation Lore Olympus versetzt die Geschichte in ein etwas moderneres Setting. Die Unterwelt ist ein Unternehmen und Persephone wird ĂŒber Umwege eine Praktikantin dort. Der Zeichenstil ist etwas eigen, haben die Figuren doch alle eine eigene Farbkodierung (z.B. Hades ist blau, Persephone und diverse Blumennymphen Pink, Zeus, Apollo und Artemis sind lila, wohingegen u.a. Hera, Ares, Hephaistos gelb sind, usw.), die ich noch nicht ganz durchstiegen bin. Doch das tut der ErzĂ€hlung keinen Abbruch, denn Smythe lĂ€sst es sich nicht nehmen auch ernste Themen aufzugreifen. Daher ist die LektĂŒre mit Vorsicht zu konsumieren, da u.a. Vergewaltigung, toxische Beziehungen, Kindesmissbrauch (respektvoll) thematisiert werden. Das einzige, was mich dabei etwas wurmt, ist die Altersdifferenz, da Persephone hier tatsĂ€chlich nur neunzehn ist im Gegensatz zum jahrhundertealten Hades. Dadurch schwankt ihre Charakterisierung zwischen kindlich naiv und Erfahren ĂŒber ihr Alter hinaus. Die Interaktion zwischen den einzelnen Parteien wird durch alberne GesichtsausdrĂŒcke aufgelockert und wirkt, wenn auch manchmal dramatisch ĂŒberspitzt, natĂŒrlich.

Übrigens: Cerberus ist hier ein nachtschwarzer Dobermann, der nur gelegentlich drei Köpfe hat und Hades hortet Hunde.

Queen of the Dead (Theia Mania)

Ganz anders und nicht als Band erhĂ€ltlich sind die Geschichten von Li Österberg bzw. A-gnosis. Das noch unabgeschlossene Queen of the Dead ist nur ein Aspekt der neben Destroyer of Light und diversen anderen ErzĂ€hlungen in der Theia Mania-Reihe, die Geschichte der beiden und anderen Gottheiten der Griechischen Mythologie erzĂ€hlt. Österberg nutzt dabei Figuren, die definitiv nicht normschön sind (Hades ist spindeldĂŒrr und hat fiese Augenringe, Persephone ist krĂ€ftig gebaut, unrasiert und hat eine große ZahnlĂŒcke) und auch diverse SexualitĂ€ten und Geschlechter (teils explizit) ausleben. Auch scheut sie sich nicht davor Zeus’ (und anderer) “Sexkapaden” aufzuzeigen und infrage zu stellen. Ganz bin ich noch nicht durch die Reihenfolge der Geschichten durchgestiegen, aber ich mag den Stil und die erfrischende Art, wie mit den Themen umgegangen wird – plus sie gibt gelegentlich die Quellen fĂŒr die Ereignisse, was auch sehr genial ist.

In ihrer Version ist Cerberus eher ein dreiköpfiger Wolf.

Persephone: Hades‘ Torment

Cover des Persephone Prints

Der letzte Comic ist leider der, bei dem meine Erwartungen aufgrund von anderen Werken am meisten enttĂ€uscht wurden. Mit Tigress Queen und Far to the North hat Allison Shaw zwei faszinierende Welten geschaffen – und mich auch vollkommen mit ihrem Zeichenstil ĂŒberzeugt. Hier allerdings kommt hauptsĂ€chlich letzteres zum Tragen. Ihre AusflĂŒge in die Griechische Mythologie waren zunĂ€chst Bonusgeschichten fĂŒr ihren Patreon und leider merkt man das an der KĂŒrze. Wo die anderen drei sich BĂ€nde- und Geschichten-lang Zeit nehmen alles zu erkunden, wird hier alles auf knapp ~160 Seiten abgehandelt, wodurch schlichtweg die Zeit zum Atmen fehlt. Es ist vor allem schade, da der Anfang mit Hades’ Verweigerung gegen den Liebespfeil, den er aus versehen abbekommt und ein entsprechender Dialog darĂŒber seinen “GelĂŒsten” trotz Pfeil nicht nachzugehen ein interessanter Ansatz ist. Doch sobald er ihn – und damit seine GefĂŒhle – akzeptiert, macht die Geschichte eine 180 Grad Wendung. Nicht nur wird es, auf eventuell zur Griechischen Mythologie passenden Weise, voyeuristisch im Versuch der Romantik etwas Erotik beizumischen, sondern Persephone wird auch zu einer passiven Rolle nachdem sie eingangs noch einen aktiveren Part hatte. Wirklich schade. Ob ihre Fassung von Eros & Psyche Ă€hnlich geartet ist, kann ich noch nicht beurteilen.

Nachwort

Ich bin mir nicht sicher, warum gerade jetzt das Interesse an der Griechischen Mythologie wieder aufgeflammt ist, die Ergebnisse sind jedoch faszinierend zu beobachten. Neben diesen beiden, scheint vor allem Dionysos eine beliebte Figur zu sein, doch da habe ich mich noch nicht ausfĂŒhrlich genug mit beschĂ€ftigt, um euch mehr sagen zu können. NĂ€chstes Jahr vielleicht. B)

Habt ihr eine der Geschichten bereits gelesen? Kennt ihr andere, die euch gefallen haben?
(Kennt irgendwer gute Comics zur Nordischen Mythologie?)

Damit bleibt mir nur noch zu sagen: Kommt gut ins neue Jahr!

Anne