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Märchenspinnerei im Interview: Barbara Schinko

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Märchenspinnerei im Interview: Barbara Schinko

Als besondere Kleinigkeit für den Märchensommer habe ich beschlossen den Märchenspinnerinnen ein paar Fragen über ihre Adaptionen und Märchen zu stellen.

Und schon sind wir bei der zweiten an:

Barbara Schinko – Autorin von Ein Mantel so rot

Ein paar Daten zu dir:

Mein Name ist Barbara Schinko und ich lebe in Linz (Österreich). In erster Linie schreibe ich Kinder- und Jugendbücher: einerseits Liebesromane (Kirschkernküsse, Kolibriküsse and Cowboyküsse – die „Kiss of your Dreams“-Reihe bei Carlsen Impress; Nur wir zwei auf einer einsamen Insel bei Ullstein Forever) und andererseits Bücher, die sich auf poetische und fantasievolle Weise mit ernsten Alltagsthemen sowie mit Märchen-, Balladen- und Sagenstoffen beschäftigen (Schneeflockensommer and Das Sagenbuch zum Stephansdom im österreichischen Tyrolia-Verlag, Die Feengabe and Ein Mantel so rot im Selbstverlag). Schneeflockensommer basiert auf dem Märchen „Frau Holle“ und wurde 2016 mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet.

Vorneweg ein paar Fragen zu deinem Band „Ein Mantel so rot“ und der Märchenspinnerei:

1. Welches Element deines Märchens war am Schwierigsten umzusetzen?

Am schwierigsten – und am recherchelastigsten – war es für mich, Venko als realistischen Wolf darzustellen. Der Wolf im Märchen der Brüder Grimm ist ja sehr menschlich, er verhält sich eher wie ein Bösewicht als wie ein Tier, das nur seinen Instinkten folgt. Er hat kein Rudel und frisst Menschen nicht aus der Not heraus, sondern weil sie ihm schmecken. Ich stand nun vor der Herausforderung, dem Wolf in meiner Adaption eine ähnliche Rolle wie im Original zu geben, ihn aber gleichzeitig als echten Wolf zu charakterisieren.

2. Was hat dich bei der Arbeit am Märchen am meisten zur Verzweiflung gebracht?

„Verzweiflung“ ist ein zu starkes Wort, aber die größte Herausforderung beim Plotten war für mich sicher das Ende. Wobei ich von Anfang an wusste, wie die Geschichte endet – die Schwierigkeit bestand vielmehr darin, den Plot so aufzubauen, dass dieses gewollte Ende ganz logisch und unvermeidlich daraus hervorgehen würde.

3. Welche Fassung (Film, Erzählung, Adaption) deines Märchens, außer deiner eigenen, magst du am liebsten?

Den Film Hoodwinked (deutsch: Die Rotkäppchen-Verschwörung) finde ich sehr gelungen, auch wenn bzw. gerade obwohl er einen völlig anderen Ton anschlägt als Ein Mantel so rot. „Rotkäppchen“ ist ja eine sehr vielseitig interpretierbare Vorlage.

4. Ein Film-Mensch kommt auf dich zu und möchte dein Märchen umsetzen, wen siehst du in den Hauptrollen?

Hm, das habe ich mir ehrlich gesagt noch nie überlegt. Aber wenn ich träumen dürfte und die freie Wahl hätte? Ryan Gosling als (menschlichen) Venko, einen jungen Sean Bean als Grischa. Und Scarlett Johansson als Zoya. 😉

5. Was wünscht du dir für die Zukunft der Märchenspinnerei?

Dass die Reihe so toll einschlägt, wie wir uns das alle erträumen. Und dass wir, egal, was kommt, nie den Spaß und die Freude an unserem gemeinsamen Projekt verlieren.

Schauen wir uns deine Märchenleidenschaft mal etwas genauer an…

6. Was ist deine schönste Erinnerung, wenn es um Märchen geht?

Das ist weniger ein Moment als eine Kategorie von Märchen, die ich besonders liebe: Geschwistermärchen, vor allem die, in denen starke Schwestern ihre Brüder retten.

7. Was magst du lieber? Happy End oder Bad End?

Was immer zur Geschichte passt. Wobei ich keine Freundin von Kitsch bin, das heißt, meine Bücher enden zwar oft hoffnungsvoll und mitunter auch mit einem romantischen Kuss (so wie alle drei Bände meiner „Kiss of your Dreams“-Reihe), aber nie übertrieben.

8. Was stört/begeistert dich bei Märchen am meisten?

Als Leserin stören mich die schwarz-weißen Charakterzeichnungen und das veraltete Rollenverständnis. Als Autorin begeistern mich gerade diese Aspekte, weil sie so viel Spielraum für Interpretationen bieten. So ist zum Beispiel mein Jugendbuch Schneeflockensommer der Versuch, die Charakterisierungen in „Frau Holle“ („brave, fleißige Schwester“/„böse, faule Schwester“) und die Aussage des Originals („die böse Schwester wird verdientermaßen mit Pech überschüttet, nur weil sie ein paar Hausarbeiten nicht erledigt“) kritisch zu hinterfragen.

9. Was ist für dich typisch an einem Märchen?

Das sind zunächst einmal die Aspekte, die ich bei meiner Antwort auf die vorige Frage angesprochen habe. Dazu kommt noch – für mich sehr wichtig – eine ganz eigene Art von poetischer Logik, etwa wenn es darum geht, wie Gefahren abgewendet (oder auch herbeibeschworen) und Zauber gebrochen (oder bewirkt) werden können.

Zum Schluss noch ein paar märchenhafte Fragen:

10. Du triffst auf ein sprechendes Tier, das dir weismachen will, dass es ein verzauberter Mensch ist. Was würdest du tun?

Meine Märchenbücher durchstöbern und alle nur denkbaren Möglichkeiten auflisten, wie man einen solchen Zauber bricht. Und dann eine nach der anderen ausprobieren.

11. Eine gute Fee will dir drei Wünsche erfüllen, was würdest du dir wünschen?

Geniale Ideen, viel mehr Zeit zum Schreiben und begeisterte LeserInnen. 😉

12. Welchen Märchenweg würdest du wählen um jemanden aus dem Weg zu räumen?

Zauberei. 😉

13. Bonusfrage: Mit welcher Märchenfigur würdest du gerne tauschen?

Ganz ehrlich? Mit keiner. Ich habe mich nie als das Mädchen gesehen, das den Prinzen heiratet, mal davon abgesehen, dass die meisten Märchenprinzen auch charakterlich nicht mein Typ wären. Meine Lieblingsheldinnen sind starke Frauen, vor allem starke Schwestern, die ihre Brüder retten. Aber mit ihnen tauschen und plötzlich in einer Welt leben, in der hinter jeder Ecke böse Hexen und Flüche lauern? Nein, danke.

Mehr zu Barbara gibt es hier:

Homepage: Barbara Schinko Welten zwischen den Zeilen
Facebook: Barbara Schinko

Vielen Dank, Barbara!

PoiSonPaiNter

P.S.: Dies ist ein geplanter Beitrag, da ich wieder auf dem Rockharz bin. Vermutlich werde ich es erst Sonntag/Montag schaffen Kommentare zu akzeptieren. Sorry dafür, aber ich hatte nicht erwartet, dass der Märchensommer so groß werden würde… und ich habe bereits für diese Entscheidung gebüßt, da ich die Beiträge für letzte Woche, diese Woche und nächsten Montag bereits vorbereiten musste…

Also, wir sehen uns dann nächste Woche! 😉
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Lies auf Deutsch

As a special something for the Fairy Tale Summer I’ve decided to ask the Märchenspinnerinnen a few questions about their adaptations and Fairy Tales.

And here we are with the second one:

Barbara Schinko – Authoress of A Cloak as Red

A few things about you:

My name is Barbara Schinko and I live in Linz (Austria). I primarily write children and young adult books: On the one hand romance novels  (Kirschkernküsse (Cherry Stone Kisses), Kolibriküsse (Hummingbird Kisses) and Cowboyküsse (Cowboy Kisses)  – the „Kiss of your Dreams“-series with Carlsen Impress; Nur wir zwei auf einer einsamen Insel (Only the two of us on a lonely Island with Ullstein Forever) and on the other hand books, which deal with every day topics as well as Fairy Tale-, Ballads- and Legendmaterial in a poetic and phantastical way (Schneeflockensommer (Snowflake Summer) and Das Sagenbuch zum Stephansdom (The book of Legends of the Stephansdom) with the Austiran Tyrolia-Verlag, Die Feengabe (The Fairy’s Gift) and Ein Mantel so rot (A Cloak as Red) as self-publisher).
Schneeflockensommer is based on the Fairy Tale „Frau Holle“ and was rewarded with the Austrian children and young adults award in 2016.

Beforehand a few Questions regarding your book „A Cloak as Red“ and the Märchenspinnerei:

1. Which element of your Fairy Tale was the hardest to transfer?

The hardest – and most heavy on research – was fir me, to show Venko as a realistic wolf. The wolf in the Brother’s Grimm Fairy Tales is pretty human, he acts more like a villain than like an animal that follows its instincts. He doesn’t have a pack and doesn’t feed on humans out of necessity, but because he likes their taste. I was faced with the challenge to give the wolf in my adaptation a similar role, but at the same time characterize him as a real wolf.

2. What reduced you most to despair working on your Fairy Tale?

„Despair“ is too strong a word, but the biggest challenge while plotting was the end for me. Even though I new from the beginning how the story should end – the difficulty lay more in creating the plot in a way that the wanted ending would logically and unavoidably arise from it.

3. Which Version (Movie, Tale, Adaptation) of your story, except your own, do you like most?

I consider the movie Hoodwinked  well made, even if or rather because it is in an entirely different tone than A Cloak as Red. „Little Red Riding Hood“ is after all a template with versatile possibilities for interpretations.

4. A Movie-Person comes to you and wants to turn your Fairy Tale into a movie, whom do you see in the leading roles?

Hm, that is something that I’ve honestly never thought about. But if I’d be allowed to dream and choose freely? Ryan Gosling as (human) Venko, a young Sean Bean as Grischa. And Scarlett Johansson as Zoya. 😉

5. What’s your wish for the future of the Märchenspinnerei?

That the series drives home the way we all imagined it. And that we, no matter what happens, never loose the fun and joy in our joint project.

Let’s take a closer look at your passion for Fairy Tale …

6. What is your loveliest memory regarding Fairy Tales?

That’s less a moment and more a category of Fairy Tales that I especially love: Sibling Fairy Tales, especially those where the strong sister saves her brothers.

7. What do you prefer? Happy End or Bad End?

Whatever fits the story. Though as I’m not a friend of kitsch, which mean that my book mostly end on a hopeful note and occasionally with a romantic kiss (as do all three volumes of my „Kiss of your Dreams“-series), but never over the top.

8. What bothers/enthuses you the most about Fairy Tales?

As a reader I’m bothered by the black and white characterizations and the obsolete role models. As an authoress do especially these aspects enthuse me, because they give me wiggle room for interpretations. For example is my young adult novel Schneeflockensommer an attempt to critically challenge the characterization in „Frau Holle“ („well-behaved, diligent sister“/ „bad, lazy sister“) and the statement of the original („the bad sister is deservedly showered with pitch, only because she didn’t do a few chores“).

9. What is typically for a Fairy Tale for you?

That’s first of all the aspect I’ve talked about in my previous answer. Additionally to that – very important to me – the distinct poetic logic when it comes to averting danger (or conjuring it) and how spells can be broken (or created).

At the End a few fantastical Questions:

10. You meet a talking animal, that makes you believe they’re an enchanted human. What would you do?

Combing through my Fairy Tale books and list all imaginable ways how to break such a spell. And then try them one after the other.

11. A Fairy Godmother wants to grand you three wishes, what would you wish for?

Genius ideas, more time to write and enthusiastic readers. 😉

12. Which Fairy Tale way would you choose to get rid of someone?

Witchcraft. 😉

13. Bonusquestion: With which Fairy Tale character would you like to trade places?

Honestly? None. I’ve never seen myself as the girl who marries the prince, not to mention that most of the Fairy Tale princess aren’t characteristically my type. My Fairy Tale heroines are strong women, especially strong sisters, who save their brothers. But trade places with them and suddenly live in a world where evil witches and curses lurk behind every corner? No, thanks.

More about Barbara here:

Homepage: Barbara Schinko Welten zwischen den Zeilen
Facebook: Barbara Schinko

Thank you very much, Barbara!

PoiSonPaiNter

P.S.: This is a scheduled post as I’m off to the Rockharz again. Accepting any comments will probably take me until Sunday/Monday. Sorry, for that, but I hadn’t expected that the Fairy Tale Summer would become this big…I already suffered for this decision as I had to prepare last weeks, this weeks and next Mondays post ahead of time….

So yeah, see you next week! 😉