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Adventskalender: Türchen #6

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Meeting Rudolph

Ungläubig schwenkte Katrin die Tasse und das Klackern des Eiswürfels an der Keramik, hoch wie ein Weihnachtsglöckchen, ließ sie stark an ihrer Zurechnungsfähigkeit zweifeln. Das gab es doch alles nicht. Weihnachtsmänner, magische Portale, Eiszauberei wie bei Disney. Sie schloss die Augen, schüttelte den Kopf. Die Begegnung mit Nicholas und dem Schlitten war absonderlich genug gewesen. Sie hätte es als Traum, als weihnachtliche Erscheinung, der Müdigkeit, dem Buch und vielleicht der Tasse Glühwein geschuldet, abtun können. Aber das hier. Sie fasste um die Tasse und spürte, wie die Hitze des Grogs verschwunden war, ein Frösteln zog ihren Arm hinauf. Schnell stellte Katrin sie auf den Küchentisch und stand auf.
“Ich will alles sehen”, sagte sie bestimmt und sah Nicholas direkt in die Augen.
Die gerunzelte Stirn verlieh ihm für einen Moment etwas Unheimliches. Dann, als hätte er ihre einsetzende Unsicherheit bemerkt, glätteten sich seine Züge und er lächelte sie an.
“Darum bist du hier.”
Von einer Sekunde auf die andere, war die Wärme aus seinem Blick gewichen. Wäre er ein Kind, würde sie ihm einen Schluck Saft geben oder einen Mittagsschlaf anordnen. Etwas ratlos sah Katrin sich um.
“Von hier stammen also die berühmten Plätzchen deiner Mutter?”
Da war es. Ein kleiner Funke in der Iris.
“Ja, die allerbesten auf der Welt. Wenn es nach den Wichteln ginge, würde sie den ganzen Tag nur in der Küche stehen. So müssen sie aber wohl oder übel auch mal mit denen vorlieb nehmen, die die Kinder ihnen hinstellen, oder Kindergärtnerinnen, die ebenso neugierig wie ihre Schützlinge sind.”
Die Hitze schoss in ihre Wangen, aber Katrin musste lachen. Nichts hatte sie bisher so neugierig werden lassen, wie dieses Geheimnis, in das sie eingetaucht war. Nicholas sprang auf und klatschte in die Hände. Der trübe Moment war verflogen und sein Gesicht strahlte geradezu.
“Also, womit willst du Anfangen?”
“Die Spielzeugfabrik”, antwortete Katrin wie aus der Pistole geschossen. Wie oft hatte sie sich das vorgestellt? Tausende Filme waren voll mit großartigen Szenen, bastelnden Elfen, tüftelnden Yetis und geschickten Wichteln. Sie wollte fliegende Eisenbahnen und frisch bemalte Puppen, einzigartige Schaukelpferde und zauberhafte Spieluhren sehen.
Nicholas biss sich auf die Lippe und senkte den Blick.
“Was?”, fragte Katrin.
Er presste die Lippen aufeinander und sie hörte sein ersticktes Lachen. Natürlich wollte sie die Fabrik sehen, was auch sonst. Die ganze Welt war noch neugieriger auf die Spielzeugherstellung als auf den Weihnachtsmann selbst. Trotzdem wollte er sie nicht auslachen. Es war nur so vorhersehbar. Also sagte er erst einmal nichts, versuchte, das Lachen zu unterdrücken und ihr Zeit zu geben, darüber nachzudenken.
Katrin musste sich eingestehen, dass sie zwar furchtbar neugierig war, aber ihre Erwartungen auch furchtbar verzogen. Das Treffen mit Nicholas, die Reise durch das Portal, magische Eiswürfel, wenn es das alles gab, war die Möglichkeit einer geheimen Spielzeugfabrik so naheliegend gewesen. Aber warum eigentlich? Weil man es ihr jahrelang eingetrichtert hatte. Sie atmete aus und versuchte alle Vorurteile, Erwartungen und Beeinflussungen los zu lassen. Nicholas war so anders, als sie sich einen Weihnachtsmann je vorgestellt hatte. Und sein Schlitten erst.
Ein Lächeln fand den Weg auf ihr Gesicht. Sie wusste, wo sie anfangen wollte.
“Zeig mir doch die Schlitten und Rentiere. Das letzte Mal hab ich im Dunklen ja nur einen Teil erkennen können.”
Nicholas lachte auf, verbeugte sich tief vor ihr und konnte doch sein Grinsen nicht verbergen.
“Ihr Wunsch ist mir Befehl.”
Gentlemanlike bot er ihr den Arm an und sie spielte mit, knickste, warf einen imaginären Rock zurück. Gemeinsam gingen sie hinaus.

Die Garage für die Schlitten lag rechts vom Haus, dahinter erkannte Katrin einen großen Stall. Der Geruch von Stroh, feuchtem Heu und Tier lag in der Luft, warm, belebend und doch fremd. Nicholas führte sie zuerst dorthin. Katrin war als Kind geritten, doch der Duft nach Rentier übertraf den der Pferde bei weitem. Herb und wie frisch aus einem Winterwald bereitete er sie auf das vor, was hinter der Stalltür lag.
Nicholas musste ihren Arm loslassen, um die komplizierte Verriegelung zu lösen und das Tor zu öffnen. Sofort intensivierte sich der Geruch und rauschte Katrin heiß um die Ohren. Hufe schlugen aufgeregt an Holz, ein Schnauben stieg auf, ein Dröhnen erklang, das den Boden zum Vibrieren brachte.
“Wie viele Rentiere habt ihr?”, fragte Katrin ehrfurchtsvoll. Leichte Panik flammte in ihr auf. Aus der Ferne an einen Schlitten gebunden war es das eine, hier aus nächster Nähe etwas ganz anderes, die imposanten Tiere zu sehen.
“Momentan haben wir vierzig, aber fünf davon sind noch Jungtiere und müssen erst ausgebildet werden.”
“Und die anderen?”
Nicholas blieb stehen und deutete auf eine Kabine. Katrin wagte einen vorsichtigen Blick über das Holz und blickte auf ein Babyrentier, das sich an den Körper eines großen kuschelte.
“Das ist Stella. Sie stand noch vor meinem Schlitten, als ich mir die Bürste bei dir ausgeliehen habe. Als ich zwei Wochen später merkte, dass sie schwanger ist, hab ich mich furchtbar geärgert, ihr den Abend zugemutet zu haben. Wir haben immer ein paar Tiere, die einspringen können, wenn eines ausfällt. Und alle stammen sie von denen ab, die du aus dem Weihnachtsgedicht kennst.”
“Ähhh”, gab Katrin von sich. Einerseits, weil der Anblick des Jungen, wie es den Kopf der Mutter anstupste und sie ihm einen typisch mütterlichen “jetzt warte doch mal” Blick zuwarf ein wirklich beruhigendes Bild bot. Vor allem aber, weil sie das Gedicht nicht kannte. Sie wusste, es gab ein englisches, aber sie hatte es nie gelernt oder gelesen.
“Du meinst das mit Rudolph?”, fragte sie darum vorsichtig. Nicholas prustete los, wie auf Kommando ertönte ein Hufgeklapper und Grummeln rings um sie. Mit etwas Beherrschung kam Nicholas wieder zur Ruhe, schnalzte mit der Zunge und auch die Rentiere beruhigten sich nach einem Moment. “Rudolph mit der roten Nase? Den hat es nie gegeben. Wir haben aber einmal ein Rentier Rudolph genannt. Man weiß ja nie was passiert. Er steht da hinten und ist ein ziemlich fauler Kerl. Wenn es nach ihm geht, würden alle nur noch mit elektrischen Schlitten fahren.”
Wie selbstverständlich griff der Weihnachtsmann nach Katrins Hand und zog sie mit sich. Aus der hintersten Box war weder Hufgeschabe noch Röhren zu hören und als sie hinein sah, stand dort ein rundliches Rentier und fraß gemächlich, ohne sich an dem ungewohnten Gast zu stören.
“Keine rote Nase”, stellte sie fest. “Keine rote Nase”, bestätigte Nicholas.
“The night before Christmas ist ein ziemlich altes Gedicht von Clement Moore, erschienen 1823. Jedenfalls wurde es ihm später angerechnet. Erschienen ist es ursprünglich anonym.”
Katrin konnte es kaum glauben. “Du meinst…”
“Jap, einer von uns, also von unseren Vorfahren, hat da zumindest mitgeholfen. So genau wissen wir es auch nicht. Aber die Namen waren original die des Obersten Santas zu der Zeit. Comet, Cuped, Donner, Blitzen, Prancer, Vixen, Dasher und Dancer. Drei Weibchen und fünf Männchen, und dann kamen wie auch jetzt noch weitere dazu. Damals waren es etwa zwanzig. Und von diesen Rentieren stammen alle ab, die du hier siehst. Stella ist die Ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-Enkelin von Comet, die damals noch ganz jung war. Ab und zu müssen wir einen Bock oder eine Kuh dazu holen, die sind dann aber speziell zum Decken und Tragen gedacht. Fliegen können sie nicht.”
“Und er”, Katrin deutete auf Rudolph, der kaute, als wäre es seine einzige Lebensaufgabe.
“Er könnte wohl, aber wenn er dann auch noch den Schlitten tragen müsste, käme er kaum über Norwegen hinweg. Wir spannen ihn nur zum Training oder für kurze Strecken vor den Schlitten, damit er im absoluten Notfall einspringen kann.”
Sie gingen weiter und Nicholas stellte Katrin jedes Rentier vor, erklärte, von wem es abstammte und was es besonders gut konnte. Tango etwa war ein Alphatier. Er wollte vorne stehen und fand auch immer den Weg. Aber wenn etwas Unvorhergesehenes eintrat, war er der erste, der nicht weiter wusste. Shadow dagegen hielt sich gerne im Hintergrund und brachte die anderen doch immer dazu, genau zu tun, was er wollte. Er war wie eine Geheimwaffe. Blanca hatte eine außergewöhnliche Kondition und war darum bei schwierigen Strecken immer dabei.

Als sie den Stall wieder verließen, hatte Katrin jede Angst gegenüber den Tieren abgelegt. Sie hatte Lucifer, den kleinen Racker der Bande, gestriegelt und fand, dass es auch nicht groß anders war, wie die Arbeit mit Kindern. Man mussten den Biestern immer einen Schritt voraus sein.
“Kaum zu glauben, dass du die alle unterscheiden kannst”, gab Katrin zu, als Nicholas die aufwendigen Schlösser wieder an der Stalltür befestigten. Um den Tieren mehr Auslauf zu bieten, waren nur die Neugeborenen und Spezialfälle wie Rudolph in eigenen Boxen. Die anderen teilten sich einen großen Bereich, der Rückzugsorte, aber vor allem Platz bot. Darum war es auch so wichtig, mehrmals am Tag nach den Tieren zu sehen und dafür zu sorgen, dass keines krank war oder einfach mal Ruhe brauchte. Hinter dem Stall war außerdem eine riesige Koppel, auf der die Rentiere nach herzenslust balgen konnten. Nachdem Nicholas die Vorstellungsrunde beendet hatte, drückte er zwei Riegel, ein Tor sprang auf und die Tiere huschten auf die eingezäunte Wiese. Auch Rudolphs Tor war aufgegangen, doch der Dicke widmete sich nach dem Fressen einem ausgiebigen Mittagsschlaf.

Behind the Scenes

Das heutige Gastkapitel entstammt der Feder der wortgewandten Eva-Maria Obermann. Schon mit ihrer Mär fürs Volk begeisterte sie während des Märchensommers, heute stellt sie uns ein paar besondere Rentiere vor. Morgen nimmt uns noch auf ein kleines Abenteuer mit und bald wird sie uns an einen noch viel magischeren Ort führen. 😉

The Night Before Christmas ist übrigens ein vor allem im englischen Sprachraum verbreitetes Weihnachtsgedicht, dessen Beschreibung vom Weihnachtsmann dessen Aussehen maßgeblich geprägt hat. Wer nachlesen möchte, kann das z.B. hier auf Englisch tun: Twas the Night before Christmas oder auf Deutsch hier, in einer Übersetzung von Kinderbuch-Autor Erich Kästner: The Night before Christmas (inklusive Übersetzung der Rentiernamen). Laut Wiki ist der eigentliche Titel übrigens A Visit from St. Nick, find‘ ich irgendwie passend in Hinblick auf diese Geschichte. 😉

PoiSonPaiNter

© Für Geschichte und Charaktere liegen bei mir. Verwendung oder Weitergabe nicht ohne meine Zustimmung.
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Adventskalender: Türchen #5

Read in English

Joulky

Das Gespräch mit ihrer Chefin war kurz und knapp. Zum Glück hatten sie eine Regelung, die es ihr ermöglichte mal ein paar Tage für sich frei zu nehmen, ohne, dass sie es groß begründen musste. Von einer Kindergärtnerin, die nicht bei der Sache war hatten die Kinder schließlich nichts. Auf Anraten von Nicholas hatte Katrin sich die wärmste Kleidung zusammengesucht, die sie besaß – zwei dicke Strumpfhosen, einen Schneeanzug, Thermounterwäsche zum Skifahren, zwei Pullover, einer davon aus Wolle und mit typischem Norwergerstrickmuster versehen, zwei Schals ein Paar Handschuhe und natürlich ihre geliebte Bommelmütze – und alles in einen Wanderrucksack gestopft. Das Paar Wanderstiefel trug sie in der Hand. „Und du meinst wirklich, dass das alles nötig ist?“ Kopfschüttelnd besah sie sich den riesengroßen Rucksack, während Nicholas ihn auf seine Schultern hob.
„Oh ja, da kannst du mir glauben!“, antwortete Nicholas und legte sich ihren langen Wintermantel über den Arm.

Kurze Zeit später traten Nicholas und Katrin durch ein Portal, das unweit von Katrins Heimatort und einigermaßen gut versteckt in einem Wäldchen lag. An sich war es eigentlich unscheinbar gewesen – ein großer schmaler Metallring, aufrecht stehend, aber dennoch durch das Geäst erst auf den dritten Blick und nur wenn man wusste, wonach man suchte, zu erkennen. Sobald die beiden sich näherten, flackerte im Inneren des Kreises jedoch ein Nebel auf. Hellblau, weiße Schlieren, ein Luftzug.

In dem Moment, wo sie durch den Ring und somit das Portal traten, brachte es sie direkt in die Mitte eines magisch anmutenden Dorfes. “Willkommen in Joulky, dem Zuhause der Weihnachtsfamilie und ihrer Angehörigen und Mitarbeiter!” Nicholas strahlte sie an. Kaum aus dem runden, wesentlich opulenter aussehenden Portal-Gegenstück, eines mit winterlichen Symbolen verzierten breiteren Ringes, herausgetreten, wurde Katrin sofort bewusst, wie ernst Nicholas es mit der Anweisung, sie solle ihre wärmsten Klamotten mitnehmen, gemeint hatte. Der sie umgebende wabernde Portalnebel zog sich zurück und eröffnete den Blick für nicht mal zehn Häuser, einige Fachwerk, ein paar andere moderner, gemütlich dicht gedrängt um einen zentralen Dorfplatz, in einer wunderhübschen Idylle, komplett mit rauchenden Schonsteinen und dem Geruch nach Heu, frisch gesägtem Brennholz und duftendem Tannengrün.

Katrin wandte sich um ihre eigene Achse, um den Anblick komplett zu erfassen und in sich aufzunehmen. Dieser Anblick trug zwar dazu bei, dass sich ihr Herz erwärmte, dennoch zeigte ihr ihr Körper schnell durch starkes Zittern, was er davon hielt, plötzlich aus einem mitteleuropäischen warmen Frühsommer in die alljährige Kälte des nördlichen Polarkreises geschickt zu werden.

Nicholas zog Katrin kurz am Arm und winkte ihr, ihm zu folgen. Es ging ein kurzes Stück in Richtung Norden, zum beeindruckendsten Haus hier am Marktplatz.
„Hier wohnen wir!“, rief er ihr zu, als er schon etwas vorausgeeilt war, um ihr die Tür aufzuhalten. Katrin nahm das Angebot einzutreten sehr gern an, auch wenn sie immer noch fasziniert von der im wahrsten Sinne wunderbaren Schönheit dieses Fleckchens Erde war.

Direkt von der Eingangstür aus, die sich mit einem leisen Glöckchenläuten hinter ihnen geschlossen hatte, konnte Katrin einen Blick auf einen weiten, einladenden Flur werfen während Nicholas den Mantel an die Garderobe hängte. Anschließend führte sie eine Treppe hinauf und auch hier zweigten mehrere Türen in anliegende Räume hab. Schräg hinter einer geöffneten Tür erblickte sie einen offenen Kamin, der mit einem prasselnden Feuer nur darauf zu warten schien, dass sie in den Genuss seiner Wärme käme. Nicholas legte ihren Rucksack ab und trat mit ihr in die Stube, nur um sich dort umgehend den Pullover auszuziehen. “Der Kamin glüht ja schon fast”, stellte er fest.
Neben dem Kamin, eben noch verborgen, saß eine ältere Frau mit hochgesteckten leicht ergrauten Haaren in einem Schaukelstuhl, blickte kurz durch ihre kleine Nickelbrille hoch zu den beiden Neuankömmlingen, dann wieder auf das Strickzeug, was sie in den Händen hielt, und meinte dann: „Verzeih, Kindchen, dass ich nicht aufstehe, aber die alten Glieder vertragen die Kälte auch nicht mehr so gut wie früher.“ Mit einem offenherzigen Lächeln bedachte sie Katrin, während ihre Stimme sich etwas erhob, als sie sich an Nicholas wand. „Dein Vater hat dir gesagt, du sollst das klären, nicht, sie mit hierher bringen!“ Kopfschüttelnd richtete sie den Blick wieder auf Katrin, wieder deutlich freundlicher. „Ich muss mich nochmal entschuldigen. Mein Sohn hat noch nie sonderlich darauf achtgegeben, was man ihm gesagt hat. Nun, komm, wo du schon mal hier bist, sollst du auch unsere eigentlich vorhandene Gastfreundschaft zu spüren bekommen und genießen! Nicole wird dir gleich was zum Überwerfen geben. Ist ja schrecklich, wie Nicholas dich rumlaufen lässt! Du holst dir noch den Tod!“ Ein missbilligender Seitenblick streifte Nicholas‘ nackte nur noch vom T-Shirt bedeckten Arme. „Und du gleich mit, Freundchen! Los, plünn‘ dich vernünftig an!“
„Du bist eine Frostbeule, Mor!“ antwortete er, begleitet von einem Augenrollen und einem Grinsen, verzog sich dann aber, um Katrin seine Schwester Nicole vorzustellen und dann ihre Sachen zu verstauen, die drei Frauen im Wohnzimmer zurücklassend.

„Da hat sich mein Bruderherz aber was Schickes angelacht, oder, Mutter? Du bist die, die ihm den niedlichen Brief geschrieben hat, hmm?“ Nicole betrachtete Katrin mit einer Mischung aus Neugier und Spott. „Naja, immerhin kannst du uns jetzt helfen bei der Vorbereitung auf das Fest. Sind ja schließlich nur noch knapp sechseinhalb Monate bis zum nächsten und etwa vier, bis die ersten Lebkuchen in den Supermarktregalen stehen und uns die ganze Welt mit ihren Wunschzetteln bombardiert.“ Mit den letzten Worten schob sie Katrin zur Tür hinaus, die Treppe hinunter und schließlich in die kleine gemütliche Küchenzeile, die an eine kleinere Tafel anschloss. „So, du trinkst jetzt erst mal einen heißen Grog und ich hole dir was Hübsches zum Anziehen! Naja, hübsch sei mal dahingestellt, aber etwas, was zuverlässig warm hält und mit Liebe und Magie von Mutter gestrickt wurde.“ Mit diesen Worten und einem breiten Lächeln schenkte sie Katrin einen kleinen Tonbecher dunkelrote, dampfende und gut riechende Flüssigkeit ein, drückte ihn ihr in die Hand und entschwand über die knarrende Holztreppe ins obere Stockwerk. Kurze Zeit später kamen Bruder und Schwester zusammen die Treppe wieder herunter. Sie waren dabei, sich über irgendwas zu kabbeln, was Katrin aber nicht verstand. „So, hier, du kannst meinen Pulli und wenn du raus willst auch diese Jacke haben. Sie sind dir vielleicht etwas zu lang, aber besser als zu kurz, oder? Katrin musste grinsen, nickte, stand auf und nahm die Kleidung entgegen. „Vielen Dank.“

Nachdem Nicole sich wieder gegangen war, fragte Katrin etwas, dass ihr schon eine Weile auf der Zunge brannte: “Wo genau sind wir hier eigentlich?”
“Im Norden Norwegens”, erklärte Nicholas mit einem Grinsen.
“Norwegen? Also nicht am Nordpol?”
“Nein”, Nicholas lachte, “Das ist einer der Mythen, die wir einfach stehen lassen, um den Ort zu schützen.”
Katrin ließ das einen Moment sacken, dann drängte sich auch schon der nächste Gedanke auf: “Dafür sprichst du aber wirklich gut Deutsch…”
Wieder grinste er. “Um ehrlich zu sein: Ich spreche Norwegisch, du verstehst es nur auf Deutsch, weil das Dorf und wir von einem Sprachzauber umgeben sind. Aber ich kann auch etwas Deutsch ohne den Zauber.”
“Das ist nicht dein ernst…” Ungläubig starrte sie ihn an.
“Doch. Das vereinfacht die Arbeit mit Leuten aus vielen unterschiedlichen Regionen ungemein und man muss keine anderen Sprachen lernen”, bestätigte Nicholas.
“Und die Briefe? Für die braucht ihr doch Übersetzer!”
Nicholas schüttelte den Kopf. “Nein, für die gilt der Zauber auch.”
“Unglaublich…” Katrin war beeindruckt und nahm einen Schluck Grog, der ihr wärmend durch die Glieder floss.

Für einen Moment saß sie einfach nur da, bis ihr Blick auf Nicholas‘ Handgelenke fiel. “Was sind das für Tätowierungen?“ Katrin deutete auf eine Stelle, an der sich eine Girlande aus Eiszapfen aus dem Handgelenk den Arm herauf oder hinunter, je nachdem, wie Nicholas den Arm hielt, fortsetzte. „Ich meine, hast du so eine Schwäche für Eis, dass du es dir auf die Haut tätowieren lässt?“, kicherte sie.

„Ganz ehrlich?“ Nicholas‘ Blick ruhte auf Katrin. „Ja, ich habe eine Schwäche für Eis – und doch ist es gleichzeitig meine Stärke.“ Wie in Gedanken fuhr er die Linie der Eiszapfen mit dem Finger der anderen Hand nach.

„Diese Tattoos sind unsere Kraft. Jeder von uns trägt eines. Meins ist dieses hier. Sie verleihen uns allen eine besondere Fähigkeit.“ Mit einer schnellen und undeutlichen Handbewegung über seinem Arm hielt er plötzlich einen etwa 10 cm langen Eiszapfen in der Hand. „Eignet sich wunderbar als Wurfgeschoss, aber wenn ich mal nicht so kampfeslustig drauf bin, fungiert er auch gut als Partyzubehör. Eiswürfel gefällig, die Dame?“ Nicholas beugte sich zu Katrin herunter und ließ den Eiszapfen in ihren fast noch gefüllten Grogbecher fallen.

Behind the Scenes

Der zweite Teil von Nebus Kapitel und ein erster Blick auf das Weihnachtsdorf Joulky. Hier habe ich nachträglich eine Szene ergänzt, die für eine interessante Diskussion sorgte im Vorfeld. Kurz vor Schluss fiel mir nämlich auf, dass nie erklärt wurde, wie die deutschsprachige Katrin überhaupt mit dem Norweger Nicholas kommunizieren kann. Mein erster Gedanke galt einem Übersetzungsfeld, das Santas und Dorf umgibt, ähnlich wie die „Übersetzungssoftware“ der TARDIS. Eva brachte noch etwas ganz anderes ein: Magische Schneeflocken, die bei Hautkontakt für Verständigung sorgten. Mein Hirn kombinierte es daraufhin gleich mit „Per Anhalter durch die Galaxis“ und bezeichnete sie als „Babelflocke“. Die ist es dann letztendlich nicht geworden, weil das Feld einfacher umsetzbar ist, aber ich mag das Wort trotzdem. 😀

Der Name Joulky selbst stammt übrigens von Eva, © For the cover belongs to its rightful owner. fragte nach einem Namen des Dorfes und stieß bei ihrer Recherche auf „Joulupukin Pajakylä“ dem Weihnachtsmann-Dorf in Finnland – dicht neben Norwegen, wo die Geschichte ja spielt. Das war uns allen aber etwas sperrig und Eva schlug dann als Abwandlung Joulky vor, was dann für gut befunden und verwendet wurde. 🙂

Eventuell interessant ist hier auch, dass mir erst recht spät aufgefallen ist, dass Katrin ihrer Arbeitgeberin ja Bescheid geben müsste, dass sie mal eben ein paar Tage weg ist. Das System, was ich hier – ja, da hab ich mich mal kurz eingemischt – beschreibe finde ich übrigens sehr praktisch, sollte man an diversen Arbeitsplätzen einführen. 😉
Achja und erst beim letzten Korrekturlesen ist mir klargeworden, das Nebu sich das Haus etwas anders vorgestellt hat. Für sie waren Wohnzimmer und Küche auf einer Etage, für mich lag das Wohnzimmer eine Etage höher. Ich hoffe ich hab alle Stellen erwischt…

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Adventskalender: Türchen #4

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(Un)erwarteter Besuch

Katrin war mit dem Buch über der Nase in ihrem Sessel im Wohnzimmer eingeschlafen, wie es ihr bei guten Büchern, die sie einfach nicht aus der Hand legen konnte, viel zu oft geschah.
Die Sonne stand schon hoch am Himmel und im ersten Moment erschrak sie, merkte dann aber, dass glücklicherweise Sonnabend war und sie nicht arbeiten musste.

Da es ein schöner Sommertag zu werden versprach, machte sie sich daran, die Milch von der Kommode zu nehmen und schalt sich innerlich dafür, dass sie das leicht verderbliche Lebensmittel hatte draußen stehen lassen. Aber was solls, es hätte ja sowieso niemand Interesse an der Milch und den Keksen haben können – und eine herumstreunende Katze gab es in ihrer Wohngegend nicht, soweit sie wusste. Sie hob das Glas und den Teller, die sie gestern Abend neben den Briefumschlag gestellt hatte, an, um sie in die Küche zu tragen, als ihr plötzlich bewusst wurde, dass der Brief weg war! Ungläubig starrte sie aufs Bord, stellte den Teller und das Glas wieder hin, sah nach, ob der Wind den Brief vielleicht heruntergeweht haben konnte, und blickte dann auf die Kekskrümelchen. Nicht nur der Brief war weg, sondern tatsächlich auch ein paar Happen der Kekse. Und vielleicht etwas von der Milch?
Katrin blieb der Mund offen stehen.
Sollte tatsächlich… der Brief… das kann doch gar nicht…
Katrin beschloss, die Milch und die Kekse einfach stehen zu lassen und erst einmal richtig wach zu werden. Sie sprang unter die Dusche, drehte den Temperaturregler nach kurzer Zeit auf ‚kühl‘ und ließ sich vom Wasser erfrischen.

Weil es draußen schon fast sommerlich warm und es außerdem ein freier Tag war, rief sie ihre Freundin an und lud sie zu einem verspäteten Frühstück im Sonnenschein ein. Bei Marmeladenbrot, Orangensaft und gekochten Eiern ließen die beiden jungen Frauen es sich gut gehen, unterhielten sich über das neueste Geschehen in der Stadt und in ihrem Freundeskreis und schon bald dachte Katrin nicht mehr an das merkwürdige Erlebnis vom Morgen.
Nachdem die beiden noch Bummeln und auf einen Cocktail in einem kleinen Laden in der Fußgängerzone eingekehrt waren, wo sie noch ein paar Freunde trafen, fiel Katrin schließlich erschöpft ins Bett, griff nach der Fernbedienung ihrer kleinen Stereoanlage, schaltete ein Hörbuch ein und war nach zehn Minuten eingeschlafen.

Nach einem ausgiebigen Ausschlafen betrat Katrin am Sonntag ihr Wohnzimmer, um dort zuende aufzuräumen. Das Geschirr vom gestrigen Frühstück stand noch herum, nur die Marmelade war schon im Kühlschrank verschwunden. Seufzend stellte Katrin Teller und Tassen auf ein Tablett, wischte die Krümel vom Tisch und wandte sich um, als ihr Blick auf den Keksteller und das halbleere Glas Milch fiel. Ihr Herz begann zu pochen. Nicholas! Da fiel es ihr wieder ein. Der Brief. Der Wunsch, ihn wiederzusehen. Dass sie das Tablett, das sie in den Händen trug, in die Küche bringen wollte, hatte sie völlig vergessen.

Während sie noch in ihrem Wohnzimmer stand, hörte sie hinter sich ein Geräusch. Es klang, als hätten sich die Fenstervorhänge bewegt, obwohl kein Lüftchen zu spüren war, gefolgt von kurzen Schritten. Intuitiv umfasste sie das Tablett fester, um sich zu verteidigen, hielt dann aber inne und drehte sich langsam um, als sie einen leichten Geruch nach gebrannten Mandeln wahrnahm. Ihr Schreck und ihr Erstaunen wichen großer Freude, als sie Nicholas, diesmal nicht in entsprechender Winterkluft sondern nur mit Bluejeans und sportlichem Pulli sowie mit flachen Schuhen statt der schweren Stiefel bekleidet erkannte.
Katrin war noch immer sprachlos, während Nicholas schon auf sie zutrat, ihr die Hand entgegen streckte und eine leichte Verbeugung andeutete.
„Du wolltest mich sprechen? Da bin ich.“ Er zwinkerte ihr zu. Katrin wurde rot, stellte das Tablett ab, nahm vor lauter Verlegenheit den Keksteller von der Kommode und hielt ihn ihm hin. „Möchtest du?“
Nicholas lachte schallend, nahm aber einen der halb übrig gebliebenen Kekse. „Na, da haben die Schlaraffen mir ja sogar noch was übrig gelassen, wie es scheint! Naja, sie sind, was Kekse betrifft, Zuhause einfach unheimlich verwöhnt. Es geht eben nichts über die Hausgemachten von Mama!“
Katrin wurde erneut rot und dachte daran, dass sie die Kekse nicht selbst gebacken hatte. Schnell stellte sie den Teller wieder auf die Kommode. „Wo kommst du denn so plötzlich einfach her?“ Die junge Frau schien ihre Sprache wiedergefunden zu haben. Sie ließ ihn gar nicht zu Wort kommen, sondern legte, genau wie die Kinder im Kindergarten ein paar Tage zuvor, sofort mit einem großen Redeschwall los. „Wie schaffst du es, dich so schnell und vor allem so ungewöhnlich fortzubewegen? Wo sind deine Rentiere und dein Schlitten? Fährst du im Sommer mangels Schnee Kutsche? Wie hat der Brief dich so schnell erreicht? Kein Wunder, dass die Kinder und erst recht wir Erwachsenen nicht nachvollziehen können, wie es denn so etwas wie einen Weihnachtsmann geben kann, wenn dieser wie du so unglaubliche Sachen vollbringt! Und …“
Nicholas lächelte gutmütig. „Immer mit der Ruhe! Ich bin hier, um auf viele deiner Fragen zu antworten.”
„Wollen wir uns setzen?“, bot Katrin an.
„Aber warum denn? Lass uns doch ein wenig spazieren gehen! Wir haben bei uns im hohen Norden fast ein halbes Jahr lang viel zu lange dunkle Tage.“
Nickend willigte Katrin ein und nahm lachend Nicholas‘ Angebot an, sich bei ihm einzuhaken.

Während sie an sommerlichen Feldern am Stadtrand entlang gingen, gab Katrin viele der Fragen, die ihr die Kinder gestellt hatten, an Nicholas weiter. Sie berichtete ihm, wie es dazu kam, dass sie ihnen von ihrem Treffen letztes Weihnachten erzählt hatte.
„Hoffentlich warst du nicht allzu glaubwürdig“, spöttelte Nicholas, ließ Katrin aber nicht merken, wie sehr er dabei an den Satz seines Vaters denken musste. ‚Sie darf nicht über, was auch immer da vorgefallen ist, sprechen. Aber das versteht sich ja von selbst. Erinnere sie daran.‘ Leichter gesagt als getan und offensichtlich sowieso zu spät – aber gut, Kindergärtnerinnen wissen es sicherlich gekonnt, eine einmal erzählte Geschichte als genau das zu verkaufen – eine Geschichte.
Ernster fuhr er deshalb fort: „Du bist dir aber darüber im Klaren, was passiert, wenn die reale Welt, die Welt, in der du lebst und in der Weihnachtsmänner dicke, alte, gutmütige Männer mit angeklebtem Rauschebart und ausstaffierten roten Wintermänteln sind, davon Wind bekommen, dass es mich und meine Familie wirklich gibt, oder?“
„Nein,“ antwortete Katrin. „Was wäre denn daran so schlimm? Sie werden euch schon nicht besuchen kommen!“
„Nein, wahrscheinlich nicht“, antwortete Nicholas, scheinbar in Gedanken versunken. Ein paar Minuten gingen sie schweigend nebeneinander her. Katrin hatte ihre Hände in die Hosentaschen gesteckt. Der Mann neben ihr schien plötzlich zu einer Figur aus einer Geschichte geworden zu sein. Nicht real. Und das machte ihr Angst.
„Du meinst, wenn die reale Welt von euch erführe… was ist denn deine Welt? Warum ist sie nicht Teil unserer Realen?“
„Das kann ich dir nicht beschreiben. Wir sind Teil eurer Welt. Wir sind da und doch wieder nicht. Niemand, der uns und unser Dorf suchen wollte, könnte uns finden. Das geht nur auf Einladung.“
Nicholas zögerte einen Moment. Dann blieb er stehen, drehte sich zu Katrin um und hob eine Hand. „Ich habe eine Idee. Ich beschreibe es dir nicht, ich zeige es dir. ‚Auf Einladung‘ habe ich eben gesagt – wenn du magst, lade ich dich hiermit zu uns ein.“

Behind the Scenes

Das heutige Gastkapitel ist tatsächlich dank meines Aufrufs entstanden. Nebu, sah ihn und bot gleich an zwei Kapitel zu übernehmen. Dieses ist das Erste, das auch wieder der Teilschere zum „Opfer“ gefallen ist, sodass es letztendlich drei Kapitel geworden sind. Teil 2 gibt es dann morgen. 😉
An dem Kapitel mussten wir vom Weltenbau und Zeitplan her noch etwas herumdoktern.
Wie lange braucht der Brief um von Katrin zu Nicholas zu kommen und wann reagiert er darauf? War nur eine der Fragen, die wir uns stellten.

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Adventskalender: Türchen #3

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Missetat begangen

Noch immer unentschlossen betätigte er den Klingelknopf und „Bacardi Feeling“ ertönte hinter der Tür und Carlos grinste. Die Tochter des Chefs hatte schon einen schrägen Humor.

„Hey Carlos“, begrüßte ihn Nicole.
„Hey Blondie“, gab er freundlich zurück. „Sind deine Eltern da?“ Er wedelte mit dem Brief.
„Ja klar, wir haben gerade Kaffee getrunken. Magst du auch ein Stück Torte?“
Ohne seine Antwort abzuwarten ging Nicole durch den Flur und überließ es Carlos die Tür zu schließen und ihr zu folgen.

Um den Küchentisch versammelt saß ein Großteil der Familie. Die Torte hatte ganz sicher Nicole gebacken, was er aus ihrer Vorliebe für Schokolade schloss, denn es war eine Schokotorte mit dunkler Schokocreme und mit Schokokugeln garniert. Alles an der Torte schrie laut „Zuckerschock“ und Carlos Zähne protestierten alleine bei der Vorstellung daran, ein Stück davon zu essen. Trotzdem setzte er sich brav an den Tisch, ließ sich einen Teller mit einem Stück Torte reichen und nahm eine Tasse Kaffee entgegen.
„Was führt dich her, Carlos? Ich nehme mal nicht an, dass es die Torte war“, stellte der Chef gütig lächelnd fest und Carlos nickte eifrig. Schnell reichte er seinem Chef den Brief, den dieser natürlich längst gesehen hatte. Schweigend überflog er die wenigen Zeilen, sein Gesicht verdüsterte sich. Am Ende brummte er und fuhr mit der Hand mehrmals über seinen Bart.
„Nicholas?“, fragend sah er seinen jüngsten Sohn an. Der sah überrascht auf. Wie so oft war er mit seinen Gedanken wohl woanders gewesen.
„Far?”
„Kannst du das erklären?“ Der Chef reichte ihm den Brief und beobachtete seinen Sohn beim lesen aufmerksam. Carlos wollte am liebsten die Flucht ergreifen. Das hier ging ihn nichts an. Er sollte nicht hier sein. Warum nur hatte er den Brief selbst hergebracht, statt einen der Wichtel damit zu beauftragen?
„Oh“, meinte Nicholas lediglich, faltete das Papier sorgfältig zusammen und wollte es gerade einstecken, als Nicole ihm den Brief aus der Hand schnappte. Es entspann sich ein kleines Handgemenge um das Papierstück, in das die Chefin mahnend eingriff.
„Kinder, bitte. Benehmt euch doch wenigstens, wenn wir Gäste haben, als wärt ihr erwachsen und vernünftig“, rügte sie die beiden. Verschmitzt und peinlich berührt grinsend setzten sie sich wieder auf ihre Plätze. Allerdings hatte Nicole den Brief ergattert und las diesen nun ebenfalls.
„Katrin“, zitierte sie, hielt ihre Nase an das Blatt Papier. „Kein Parfüm“, kommentierte sie dann und gab den Brief ihrer Mutter weiter, die bereits mit ausgestreckter Hand neben ihr stand.
„Also“, fragend hob sie eine Augenbraue und musterte ihren Sohn.
Erneut hatte Carlos das Bedürfnis zu verschwinden. Vorsichtig stand er auf, schob seinen Stuhl zurück und erhob sich. Er war sich der Blicke der Familie, insbesondere der beiden jüngeren Mitglieder durchaus bewusst. Er lächelte den beiden zu und ging langsam in Richtung Küchentür. Einen letzten bedauernden, aber auch insgeheim erleichterten, Blick auf den nicht angerührten Kuchen werfend, schickte er sich an die Küche zu verlassen.
„Danke Carlos“, meinte die Chefin noch und Carlos nickte stumm, bevor er in den Flur trat. Er schloss die Küchentür hinter sich und die Stimmen wurden sofort lauter.
„Nicholas, was zum Krampus…“, hörte er noch dann ging er schnell den Flur hinunter und zur Haustür hinaus. So gerne er seinen Chef und dessen Familie auch hatte, damit wollte er lieber nichts zu tun haben. Im Zweifel würde er sowieso für Nicole oder Nicholas Partei ergreifen und etwas tun oder sagen, das er später bereuen würde.

Nicholas rutschte derweil unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Natürlich erinnerte er sich genau an den Zwischenfall. Und er hatte ihn auch aus einem guten Grund verschwiegen. Einerseits weil er sich nicht sicher war, dass er an dem Aussetzer des Schlittens schuld war und sich nicht von Nicole aufziehen lassen wollte, die in diesen Dingen einfach ein besseres Händchen hatte. Andererseits weil niemand von Katrin und der Sonderwunscherfüllung hatte erfahren sollen. Es ließ sich nicht immer vermeiden, dass man gesehen oder angesprochen wurde. Und dann gab es ja auch noch die Gelegenheiten, wo sie nach draußen gingen, um “normale Dinge” zu erledigen. So hatte das Dorf zwar einen Allgemeinarzt, aber für Zahn- oder Facharztbesuche mussten sie in die nächste Stadt.
„Es war ein Versehen“, erklärte er leise, da seine Familie ihn nach wie vor anstarrte. „Der Schlitten funktionierte nicht richtig und ich brauchte Hilfe. Mehr war da nicht …“ Sein Vater brummte, wie er immer brummte, wenn er über etwas nachdachte. Seine Mutter stand hinter diesem und massierte ihm die Schultern, während Nicole Nicholas mit schief gelegtem Kopf ansah.
„Du wirst das wieder in Ordnung bringen …“, erklärte das Familienoberhaupt seinem Sohn, der etwas verdattert aussah.
„Wie soll ich das denn in Ordnung bringen? Ich hab ja nichts weiter getan, als mir eine Ofenbürste zu leihen.“
„Und was ist dann das tolle Geschenk?“, verlangte Nicole zu wissen.
„Das war nur ein Buch, nichts Besonderes. Nichts was wir nicht schon tausendmal vorher gemacht hätten“, verteidigte Nicholas sich. „Sonst war da nichts, ehrlich“, ergänzte er dann noch.
„Du wirst zu dieser Katrin gehen, und sehen, was sie will“, verlangte sein Vater nachdrücklich. „Sie darf nicht über, was auch immer da vorgefallen ist, sprechen. Aber das versteht sich ja von selbst. Erinner sie daran. Und dann kommst du wieder zurück.“
Sicher hätte sich an diesen Befehl eine längere Standpauke angeschlossen, wären nicht in diesem Moment die beiden jüngsten Mitglieder des Hauses hereingeschossen. Tyler und Steven stoben durch die Küche, brachten einen Schwall kalte Luft mit herein, schnappten sich Kekse von der Anrichte und waren dann auch schon wieder nach draußen verschwunden.

Behind the Scenes

Wie gestern angekündigt, heute der zweite Teil von Irina Christmanns Kapitel. Und ja, Carlos ist gegangen ohne auch nur einen Happen von der Monster-Schokoladentorte gegessen zu haben. Was aber vermutlich auch besser so ist… (Wer mutig ist und nachsehen will, Irina hat ein Bild davon vor einer ganzen Weile auf meiner Facebook Sseite gepostet: Kuchen)

Übrigens war Irina diejenige, die einfach mal entschieden hat, dass <Helper>, wie sie bis dahin im Dokument hieß, Katrin heißt. Den Namen hatte ich zwar auch schon im Kopf gehabt, aber vorerst wieder verworfen gehabt, aber für Irina fühlte sie sich einfach wie eine Katrin an. Was soll man dagegen noch sagen? 😀

PoiSonPaiNter

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Adventskalender: Türchen #2

Read in English

Merkwürdige Post

Leicht gelangweilt blätterte der Angestellte die Buchseite um. Noch war die Story nicht wirklich fesselnd, obwohl der Klappentext deutlich etwas anderes versprochen hatte. Allerdings war er gerne bereit, ihr noch etwas Zeit zu geben. Der tollpatschige Protagonist gefiel ihm. Er erinnerte in ein klein wenig an seinen kleinen Bruder, den er schon viel zu lange nicht mehr besucht hatte. Für den nahenden Sommer hatte er jedoch fest einen Urlaub Zuhause eingeplant, auch wenn es ihm in Spanien mittlerweile eigentlich immer viel zu warm war.

Noch heute war er dem Schicksal dankbar, dass ihn in diese abgelegene Gegend geführt hatte. Eigentlich hatte er nur eine Weile raus gewollt aus seiner Routine und weit weg von seinem nervigen Chef, seiner Familie, überhaupt allem. Kurzentschlossen war er daher dem heißen spanischen Sommer entflohen und in den Norden Europas gereist. Er hatte kein genaues Ziel vor Augen gehabt, als er in Oslo aus dem Flugzeug gestiegen war. Nach ein paar Tagen in der Hauptstadt war er weiter nach Norden gefahren. Die Landschaft um ihn herum hatte ihn fasziniert und auf eine Art angezogen, die er bis zu diesem Zeitpunkt nicht kannte. Als er kurz vor dem Ende seines Urlaubs am Nordkap angekommen war, hatte er sich geschworen, so bald wie möglich wieder zu kommen. Dann kam der Schneesturm und erwischte ihn als er alleine draußen unterwegs war. Orientierungslos und halb erfroren war er durch die Schneewüste gestapft, als der Sturm sich gelegt hatte. Das Letzte, an das er sich erinnern konnte, war ein Rentierschlitten, eine Blondine im roten Schneeanzug … Dann war er in einem warmen Bett aufgewacht, wurde von einer netten Dame im Alter seiner eigenen Mutter umsorgt, die eine angenehme Wärme ausstrahlte, die bis in sein Innerstes vorzudringen schien.

Das Geräusch des herannahenden Transporters riss ihn aus seinen Gedanken und Carlos trat an das Fenster seines Büros und öffnete dieses. Er liebte die Frühlingsluft und spürte das kribbeln der Sonnenstrahlen auf seiner Haut. Genoss es in vollen Zügen hier mit der Natur eins sein zu können. Er rechnete nicht mit viel Post heute. Wahrscheinlich ein paar verspätete Reklamationen und letzte Dankesschreiben für die Weihnachtsgeschenke. Immerhin war das Fest nun schon fünf Monate her. Trotzdem wichtelten die kleinen Helfer jahrein jahraus durch die Menschenwelt und sammelten Briefe ein, die an Santa adressiert waren.

Er trat hinaus vor die Tür und begrüßte den Fahrer fröhlich. Sie waren hier mehr oder weniger alle eine große Familie. Schon allein aus Geheimhaltungsgründen. Und sie konnten ja auch nicht einfach raus, denn das Weihnachtsdorf lag total abgeschieden. Dass Nicole damals über ihn gestolpert war, war reiner Zufall.

Gewissenhaft öffnete er die eingegangen Briefumschläge und notierte die Eingänge in seinem Buch. Drei waren Dankesschreiben mit Fotos von den Kindern und ihren Geschenken. Carlos lächelte beim Anblick des kleinen Mädchens in der pink-glitzernden Reituniform, die ihm Santa geschenkt hatte, und dem kleinen weißen Pony mit regenbogenbunt gefärbter Mähne und einem kleinen Knubbelhorn auf der Stirn. Er steckte die Briefe in die entsprechenden Fächer und wendete sich dann dem letzten Brief zu, der augenscheinlich als einziger von einer erwachsenen Person stammte. Aus Erfahrung wusste er, dass diese Briefe immer etwas Besonderes waren. Schließlich verloren die Menschen im Lauf der Zeit den Glauben an den Weihnachtsmann oder wie auch immer er im jeweiligen Land hieß.

Bereits die Anrede ließ ihn erschrocken zusammenfahren. Niemand kannte die Vornamen der Santas. Jedenfalls niemand außerhalb ihres Dorfes. Und was sollte das heißen „unser Treffen“ … Kontakt mit den Menschen war streng verboten. Jedenfalls durften sie sich nicht zu erkennen geben. Irgendetwas war da gewaltig schief gelaufen. So viel stand fest.

Mit dem Brief in der Hand verließ Carlos hastig sein Büro. Natürlich nicht ohne eine Nachricht zu hinterlassen, wohin er gegangen war. Auf dem Weg zum Haus des Chefs überlegte er, wie er die Sache am besten erklären konnte. Er hatte sogar das Postbuch des letzten Jahres herausgesucht, um zu beweisen, dass er keinen Fehler gemacht hatte.

Behind the Scenes

Und schon sind wir beim ersten Gastkapitel angelangt. Heute von der wunderbaren Irina Christmann, die außerdem gleich Carlos mit in die Geschichte gebracht hat. Ursprünglich war das heutige und das morgige Kapitel eines, da es aber etwas länger geworden ist, ist es der Umsortierung zum Opfer gefallen, d.h. morgen bekommt ihr den zweiten Teil  mit der Reaktion auf den Brief.

Das Pony mit Horn hat Irina übrigens kurz nachdem sie das Kapitel geschrieben hat als kleines Figürchen von mir bekommen. Als ich es im Prater gesehen habe, musste ich es ihr einfach mitbringen. 😉

PoiSonPaiNter

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Adventskalender: Türchen #1

Read in English

Santas Helfer

BUMM BUMM!

„Was ist das für ein Geräusch?“, fragte sie sich und legte das Buch weg, das sie gerade gelesen hatte.
Es schien von draußen zu kommen und einen Moment lang fragte sie sich, ob sie nachsehen sollte, was es war – oder eher gewesen war, da es scheinbar aufgehört hatte. Zögerlich erhob sie sich von ihrem Sessel und trat zum Fenster. Langsam zog sie den Vorhang zur Seite, allerdings nur weit genug, um gerade so hinausspähen zu können. Das Licht hinter ihnen zeichnete eine feine Linie auf ihren verschneiten Rasen, und ihr war bewusst, das was auch immer da draußen war, vielleicht bemerkte, dass sie hinaussah. Plötzlich verängstigt schloss sie den Vorhang wieder und trat vom Fenster fort.

Dennoch, ihre Neugierde war noch nicht befriedigt, daher beeilte sie sich, das Licht, bis auf ihre Lichterketten, auszuschalten und kehrte zum Fenster zurück, langsam zog sie den Vorhang zurück. Sie drehte den Kopf zu jeder Seite. Links sah sie nichts. Auf der rechten Seite sah sie einen Schlitten auf ihrem weißen Rasen stehen. Er war rot und grün angestrichen, mit schwarzen Borten als Akzente. Hinten drauf erblickte sie einen großen, fest verschnürten Sack; allerlei Formen standen aus allen Seiten in jede Richtung hervor. Sie schaute zu Boden und sah schwarze Zügel vor dem Schlitten im Schnee liegen. Ihr Blick folgte ihnen und sie sah ein paar Rentiere nervös im Gras scharren; ihre Köpfe mit dem großen Geweih wendeten sich von Seite zu Seite. Sie blinzelte wiederholt und konnte nicht glauben, was sie hier vor sich sah.

Ohne Vorwarnung hörte sie wieder das laute Geräusch. Erschrocken sprang sie vom Fenster zurück. Sie spähte über das Fensterbrett hinweg und versuchte es erneut. Der weiße Schnee hatte nun schwarze Spuren hinter dem Schlitten, als sie aufblickte, bemerkte sie ein Auspuffrohr. Sie runzelte die Stirn; ein Schlitten mit Motor?

Plötzlich tauchte ein kräftiger Mann in braunroter Robe hinter der Rückseite des Schlittens auf und trat gegen den Auspuff, ein grimmiger Ausdruck auf dem Gesicht. Für einen Moment starrte er lediglich abwechselnd Auspuff und Sack an, irgendwann seufzte er sichtbar, seine ganze Gestalt erzitterte. Leicht besorgt und noch immer neugierig erhob sie sich ein wenig höher. Der Mann tappte mit dem Fuß und verschränkte die Arme. Unerwarteterweise fiel sein Blick auf das Fenster und ihre Augen trafen sich. Sein Stirnrunzeln wandelte sich in ein breites Lächeln und sie konnte ihn nur anstarren. Sie schloss für lediglich eine Sekunde die Augen und als sie sie wieder öffnete, war er fort.

Sie stand vollends auf und presste ihr Gesicht gegen das Fenster, um zu sehen, wohin der Mann verschwunden war.
„Ho ho ho“, hörte sie plötzlich hinter sich. Erschrocken stieß sie sich den Kopf am Glas und fuhr herum.
Da war er, stand in ihrem Wohnzimmer und strahlte sie mit breitem Grinsen an.
Gaffend stand sie sprachlos da, ein leichter Schmerz pulsierte in ihrer Schläfe.
„Hast du zufällig eine Flaschenbürste oder etwas Ähnliches?“, fragte er sie.

Sie begriff die Situation noch immer nicht ganz und musterte ihn. Er sah um einiges jünger aus, als sie erwartet hatte; sein Vollbart war nicht mal annähernd weiß. Das Haar, das unter dem grünen Beany hervorlugte, war von einem tiefen Braun, ebenso wie seine Augen, die gleichermaßen aus Freude und aus Angst glühten. Ihre Augen erreichten seine schwarzen Stiefel und die kleine Pfütze, die sich bereits um sie herum geformt hatte. Ihre Augen weiteten sich.
“Mein Boden!”, schimpfte sie.
“Ah, sorry”, entschuldigte er sich und hob einen schweren Stiefel. “Also, hast du eine Flaschenbürste?” Er wechselte das Thema mit Dringlichkeit in seiner Stimme.
“Aber“, begann sie, ihre Brauen krausziehend. “Ich habe keine Flaschenbürste”, sagte sie schließlich, noch immer seine nassen Stiefel anstarrend.
“Das ist ungünstig …”, antwortete er bedrückt und seufzte.
“Ich hätte eine Ofenbürste”, fügte sie widerwillig hinzu.
“Perfekt!” Er strahlte. “Könnte ich sie ausborgen?”
“Wenn du aufhörst, meinen Boden zu ruinieren …” stimmte sie mürrischer als notwendig zu.
“Natürlich, vielen, vielen Dank”, antwortete er.
Mit einem Nicken ging sie zu ihrem Kamin hinüber und griff das Werkzeug.
“Hier hast du … und jetzt raus aus meinem Wohnzimmer!”, schimpfte sie.
“Wie du wünscht”, akzeptierte er mit dröhnendem Lachen.

Sie verließ das Zimmer um ihr Wischzeug zu holen, als sie mit Mob und Eimer in ihren Händen zurückkehrte war er verschwunden, ebenso wie die Pfütze.
“Echt jetzt?!”, rief sie aus, ließ das Wischzeug fallen und lief zum Fenster. Draußen sah sie ihn, hinter dem Schlitten kniend, wie er die Bürste in den Auspuff stieß. Nach kurzer Überlegung öffnete sie das Fenster und rief hinaus: “Warum hat der Schlitten überhaupt einen Motor?”
Er hob den Blick, grinste sie an und erklärte: “Hilft den Rentieren wenn der Wind zu stark ist.” Sie schnaubte und konnte das Ausbreiten eines Grinsens über ihr Gesicht nicht verhindern.

Nachdem er fertig war, legte er die Bürste auf den Boden und ging um den Schlitten herum. Kurz darauf versuchte er erneut, den Motor zu starten. Dieses Mal war kein “Bumm” zu hören und grauer Rauch stieg gleichmäßig vom Auspuff auf, bis der Motor wieder ausgeschaltet wurde.

Ohne ein einziges Geräusch erschien er direkt vor dem Fenster: “Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich die Bürste bis morgen behalte?”, und fügte mit einem Nicken zu seinem Sack hinzu: “Ich verspreche, sie zurückzubringen, wenn ich fertig bin.”
Sie sah ihn und den Schlitten an, dann seufzte sie. “Okay”, gab sie nach.
“Du hast meine tiefste Dankbarkeit.”
“Mh, ja. Viel Glück, schätze ich”, stimmte sie einfach in Richtung des Schlittens nickend zu.
“Danke sehr und fröhliche Weihnachten”, grinste er.
“Fröhliche Weihnachten”, erwiderte sie mit einem Lächeln, während er zu seinem Schlitten zurückkehrte und die Rentiere zu einem Trott antrieb.
Sie sah dabei zu, wie sie schneller und schneller die Straße hinabrannten und anschließend in den Himmel stiegen. Sie grinste. Niemand würde ihr das jemals glauben.

Nach einer Weile schloss sie ihr Fenster und trat zurück ins Zimmer.

Am nächsten Morgen lehnte gegen den Tisch unter ihrem kleinen Weihnachtsbaum die Bürste und gegen ihren Stil ein kleines Geschenk. An den Stil gebunden war eine kleine Karte auf der stand: “Vielen Dank, Nicholas”.
Neugierig packte sie das Geschenk aus und fand ihr liebstes Kinderbuch in ihren Händen, das sie vor langer Zeit verloren hatte und nie in der Lage gewesen war, zu ersetzen; bis jetzt.
“Gern geschehen, Santa”, murmelte sie, heiter lächelnd.

Ein Brief voller Fragen

Es war spät im Frühling und eines der Kindergartenkinder hatte sich für die Lesestunde eine Weihnachtsgeschichte ausgesucht. Katrin hatte das Buch auf dem Schoß und die Kinder um sich geschart, doch bevor sie anfing, klappte sie es wieder zu.
“Wisst ihr eigentlich, dass ich Santa letztes Weihnachten begegnet bin?”, fragte sie lächelnd in die Runde.
Ungläubige Blicke schauten ihr entgegen und auch ein paar “Wow”s und “Geht ja gar nicht”, mischten sich unter das Gemurmel.
“Doch, doch”, beteuerte Katrin und begann, ihren Schützlingen von ihrem kleinen Abenteuer mit Santa zu erzählen. Vom lauten Knall, vom Schlitten mit dem Auspuff, von den nervösen Rentieren und ihrer Ofenbürste. Und natürlich von der verschwundenen Pfütze. Mit Begeisterung hingen die Kinder an ihren Lippen.
Ein besonders aufmüpfiger kleiner Junge ließ es sich dennoch nicht nehmen, zu behaupten: “Pah, Santas Schlitten hat doch keinen Auspuff!”
“Das habe ich auch immer gedacht”, pflichtete sie ihm bei, “Aber er hat gesagt, der Motor hilft den Rentieren, wenn es zu windig ist.”
Kaum hatte sie ihren Satz beendet, wurde sie auch schon mit Fragen bombardiert.
“Wo wohnt Santa?”
“Wie heißen die Rentiere?”
“Kommt er uns Weihnachten besuchen?”
“Hast du auch ein Geschenk bekommen?”
“Bekomm ich dieses Jahr ein Geschenk?”
“Warum habe ich kein Geschenk bekommen?”
Und was den kleinen Rackern nicht sonst noch einfiel. Katrin lachte nur und versuchte, auf ein paar davon zu antworten. Schließlich zupfte sie ein kleines Mädchen am Ärmel:
“Kannst du Santa fragen, ob er nächstes Weihnachten ein Geschenk für meine kleine Schwester hat?”
“Liebes, ich habe ihn nur getroffen und nicht seine Telefonnummer bekommen”, erinnerte sie es beschwichtigend.
“Aber du brauchst ihm doch nur einen Brief schreiben!”, gab ein anderer Junge zu bedenken.
“Einen Brief?”, hakte sie nach.
“Na klar! So wie wir unsere Wunschzettel schreiben, kannst du einen Brief an Santa schreiben und ihm all unsere Fragen stellen!”, erklärte er mit stolzgeschwellter Brust.
“Na, wenn du das sagst, werde ich es wohl mal versuchen müssen”, stimmte sie lachend zu.

Schon seit mehreren Tagen grübelte sie nun über den Brief nach. Es hatte so einfach geklungen, als der Kleine es vorgeschlagen hatte, jetzt saß sie vor einem fast leeren Stück Papier und wusste nicht, wie sie anfangen sollte.
Lieber Santa, stand einsam und allein auf dem Blatt.
Ich wollte fragen, nein, sie strich es durch, hi, hier ist die mit der Ofenbürste, dies bekam gleich zwei Striche. Nun strich sie auch die Anrede. Sie schnaubte und das Blatt flatterte leicht. Das konnte doch wohl nicht so schwer sein! Erneut setzte sie auf einem neuen Blatt zum Schreiben an.

Lieber Nicholas,

danke für das wirklich schöne Geschenk.
Ich vermute, du hast gerade Urlaub und möchtest nichts von Weihnachten hören, aber leider bleibt mir nichts anderes übrig, als dir zu schreiben.
Unser Treffen ist mir immer noch in guter Erinnerung geblieben und ich habe noch so viele Fragen an dich, die ich dir sehr gerne persönlich stellen möchte.

In Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen

Katrin

Noch einmal betrachtete sie den Brief, doch bevor sie auch ihn zerknüllte und auf den Haufen auf dem Boden warf, legte sie ihn in den Briefumschlag, auf den sie bereits “Für Santa” geschrieben hatte.

Und nun was? Wie schickte sie den Brief nun ab? Die Kinder hatten etwas von Keksen und Milch erzählt, vielleicht würde das helfen. Allerdings hatte sie keine selbst gebackenen Kekse. Und ob die Milch noch frisch war, wusste sie auch nicht so recht. Seufzend stand sie auf, schaute sicherheitshalber nach. Ihre Befürchtung wurde bestätigt. Keine Kekse mehr und nur abgelaufene Milch im Kühlschrank.

Sie kam sich albern vor, als sie im Supermarkt nach den gewünschten Zutaten suchte, und beschloss letztlich, dass gekaufte Kekse es genauso tun würden. In ihrer Wohnung räumte sie schließlich eine Ecke auf einer Kommode leer und platzierte einen Teller Kekse, ein Glas Milch und den Brief darauf. Wie das allerdings seinen Weg zu Nicholas finden würde, war ihr schleierhaft. Mit einem Schulterzucken tat sie weitere Gedanken ab und widmete sich stattdessen einem Buch.

Behind the Scenes

Willkommen zum diesjährigen Adventskalender!

Als erste Tür habe ich mir überlegt, das ursprüngliche Kapitel vom letzten Jahr, sozusagen Kapitel 0, zu übersetzen und der Geschichte vorweg zu stellen, damit alle Leser – ob neu oder alt – auf dem gleichen Stand sind.
Ein großes Dankeschön für die Übersetzung geht wieder an Cupric!

Danach ging es dann mit „Ein Brief voller Fragen“ frisch weiter mit dem wirklich ersten Teil der Fortsetzung, bei dem ich feststellen musste, dass meine tolle Adventskalender Schriftart in kursiv irgendwie nicht funktioniert, da sie schon kursiv ist, also musste sie weichen und dieses Jahr gibt es dann eben eine stink normale Schriftart, mit ein paar „klassischen“ Akzenten. 😉

Ob der Brief wohl wirklich beim Weihnachtsmann ankommt. 😉

PoiSonPaiNter

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I’m sorry so far there is no translation of this door, unless you count the original chapter Santa’s Helper that I started with.

PoiSonPaiNter

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Adventskalender Prequel

Read in English

Die Entstehungsgeschichte

Schon kurz nachdem ich Santa’s Helper geschrieben hatte, kamen mir die ersten Gedanken, wie man die Geschichte weiterführen könnte. Je weiter dann das neue Jahr voran schritt umso mehr reifte in mir der Wunsch sie weiterzuerzählen.

Was genau mich schließlich dazu veranlasste andere Autorinnen zu fragen, ob sie gerne mitschreiben würden, weiß ich gar nicht mehr. Jedenfalls habe ich dafür den Roten Faden, sowie die Grundlagen der Welt und der Charaktere ausgearbeitet und ihnen zur Verfügung gestellt. Natürlich merkten wir an einigen Stellen erst beim Schreiben oder kurz danach das etwas fehlte, aber so ist das ja immer. Etwas das von Anfang an fehlte waren allerdings Namen der Charaktere, wer welchen beigesteuert hat, erfahrt ihr aber erst im Verlauf des Kalenders. 😉

Kurz vor Schluss musste ich dann nochmal einen Hilferuf absetzen, da ich Angst hatte, dass wir – bzw. ich – nicht fertig werden und da hat sich dann tatsächlich noch jemand gefunden!

Die Mitschreiber

Nun zu den wichtigen Sachen: Die Damen, die mir bei der Erstellung des Adventskalenders geholfen haben! Wer welches Kapitel dabei übernommen hat, das wird natürlich noch nicht verraten. 😉

Irina Christmann

Seit 2017 schreibt sie unter diesem Pseudonym alles, was nicht zur Gay Romance gehört. Die Einhornfreundin ist eine Vielleserin, aber auch Vielschreiberin. Täglich schreibt sie in „ihrem“ Café, ob nun von verliebten Jungs, historischen Charakteren oder nun auch phantastische Geschichten.

Facebook: Irina Christmann
Twitter: Ridani76

Eva-Maria Obermann

Eva-Maria Obermann ist Literaturwissenschaftlerin, Autorin und Bloggerin. Aktuell arbeitet sie an ihrer Dissertation und beendet den letzten Teil ihrer „Zeitlose“-Trilogie, wenn ihre drei Kinder nicht gerade das Haus auf den Kopf stellen. Sie mag ungewöhnliche Gedankengänge, Vielfalt und Details, die es zu entdecken gilt.

Autorenblog: Schreibtrieb
Facebook: Eva-Maria Obermann
Twitter: Variemaa

Marina aka DarkFairy

Marina ist seit Jahren als DarkFairy im Netz unterwegs. Schon immer mit einer unbändigen Liebe zum geschriebenen Wort und einem großen Mitteilungsbedürfnis gesegnet, entdeckte sie im Januar 2013 das bloggen für sich. Neben dem Bloggen liebt sie das Lesen und Schreiben – v.a. von Fantasy-Geschichten.

Blog: DarkFairys Senf
Facebook: DarkFairys Senf
Twitter: DarkfairySenf

Anne Danck

Hat Biologie studiert, um die Fabelwesen der realen Welt kennenzulernen, und arbeitet jetzt daran, sie weiterzuerforschen. War schon immer von Geschichten und allen voran Märchen fasziniert. Spinnt mit Vorliebe fantastische Kurzgeschichten, verweigerte sich jedoch nicht, als eine von ihnen besondere Blüten trieb und zum Romanmanuskript wurde.

Facebook: Anne Danck

Paula Roose

Neben dem Schreiben phantastischer Geschichten über Drachen, haben es Paula auch Adventskalender angetan. Ursprünglich aus der Idee geschlüpft, das sie Leseadventskalender auch für Erwachsene haben wollte, kann sie nun schon mehrere ihr eigen Zählen. Einige von ihnen sind außerdem Teil der Kampagne des Vereins „Leichte Sprache„.

Homepage: Paula Roose

Nebu

Als Bloggerin schreibt sie über phantastische und kriminelle Bücher und das Schreiben, in ihren Geschichten geht sie gern auch auf düsteren Wegen in die Gefilde des Horrors oder versucht sich an Kindergeschichten mit Plüschtieren. Seit 2013 nimmt sie mit Begeisterung am NaNoWriMo teil und lässt sich dabei seit diesem Jahr von zwei Motivationsmonstern unterstützen.

Homepage: Nebu
Twitter: NebuMonsterchen

Ich hoffe ihr freut euch auf genauso wie ich auf die Geschichte. Es ist eine bunte Mischung aus verschiedensten Schreibstilen geworden, aber wir alle erzählen doch die gleiche Geschichte und das finde ich persönlich einfach toll und faszinierend. Und die Gastkapitel sind so wunderbar toll geworden…also auch an dieser Stelle noch mal

vielen, vielen Dank an meine lieben Mitautorinnen! 🙂

Koordinierung

Wenn sieben Leute an der gleichen Geschichte schreiben, dann kann es schon mal etwas chaotisch werden, vor allem wenn sich einige etwas mehr Zeit für ihre Kapitel lassen als andere. Manche fingen mit den hinteren Kapitel eher an, als die vorderen standen und manchmal fiel erst bei einem späteren Kapitel auf, dass in einem anderen etwas komisch ist – oder gar fehlte. In den Fällen musste dann geschaut werden, wer nun was anpassen musste und wie es eigentlich sein sollte. Da den Überblick zu behalten war gar nicht so einfach, aber ich denke wir/ich haben das ganz gut hinbekommen und können euch eine runde Geschichte präsentieren.

Das nervenaufreibendste war sicherlich das Warten auf Rückmeldungen und Anpassungen, denn ohne das konnte ich sehr schlecht die Beiträge hier fertig machen…das war/ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Aufgabe in letzter Minute…

Der Kalender

Wie immer werden die Beiträge um 7 Uhr automatisch veröffentlicht und über meine SoMe Kanäle geteilt. So wie ich es schaffe werden sie dann in den Übersichts-Adventskalender eingebunden.
Also dann: Viel Spaß!

PoiSonPaiNter

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Lies auf Deutsch

I’m sorry so far there is no translation of this.

PoiSonPaiNter

The Crib

As promised today you get the English translation of my story for the Bücherstadtkurier. They posted a call for entries for their Literary Advent Calendar and I thought for a moment about what I would submit. As one of my stories (called Nebeljagd – Mist Hunt) was published in the March issue of their magazine by the same name, I thought I at least give it another try, maybe they’d like it as well. At first I thought about re-working one of the stories of my first Advent Calendar, but after receiving an e-mail where one of their staff mentioned, that that it’d be okay, even if they’d prefer new stuff, I thought about what I could do instead.
Well, the result is what got me included.

So have fun with:

The Crib

Harry stood before the low cupboard in his friends‘ living room and gazed curiously at it. Spread across its entire surface stood the most different figurines within and around an open square made of Lego bricks.
„Ben, what is this?“ He asked after a moment.
„My crib. It’s Christmas,“ he answered naturally and came to stand beside him.
„Your crib. Made of Lego?“
„Yeah. Buying one would have been boring, so I arranged one myself,“ Ben revealed with a grin.
„I can see that.“ Harry sceptically took out the figurine of a wrinkly, long-eared goblin creature. „You do know that it’s called Baby-Jesus and not Baby-Yoda, right?“
„Yeah, so? That’s my shortest figurine.“ Ben merely shrugged his shoulders and put his hands in his pockets.
„Okay…“ Harry carefully put the Yoda-figurine back into the converted feeding through made out of toilet paper rolls and pointed at a red and black clad, heavily armed, as well as a brawny, green figurine directly beside it: „Does this mean, Deadpool and Hulk are Mary and Joseph?“
„Obviously. One is wrinkly, the other is green. Fits,“ Ben confirmed beaming.
„If you say so…“ Disbelievingly Harry shook his head and let his gaze wander across the crib.
Instead of Donkey and Ox the inside of the wide Lego structure housed a jet black car with wing-like spoilers and a white station wagon with a crossed out ghost on its door. The remaining space to the left of the actual nativity scene was filled with the flock of sheep. It consisted of differently sized, mostly bronze coloured pepper pot-like robots, which were guarded by several metal man with straws for crooks.
Ben had followed his gaze and defended himself: „I know it should be the other way round, but my Daleks just are smaller and make better sheep.“
„Of course, that is completely logically.“ Harry sighed wearily. With a look to the right he asked: „And The Doctor, Superman and DARTH VADER are the Three Wise Men?“
„Yup. They always say one of them is black.“
For a moment Harry quarrelled with himself, then he corrected: „Black: yes; Mass murderer: No. You could have used Batman, at least they would all be heroes.“
„But I already have the Batmobile as Donkey!“ Ben protested.
„Of course. That wouldn’t fit.“
„Exactly.“
For a moment they were silent, then Harry discovered a small, winged, pupil-less figurine on top of the pointed roof of the building.
„And who’s that?“ He asked turning the figurine back and forth.
„The Archangel Gabriel, duh“, Ben only said. As Harry was still looking at him in confusion, he added: „From Supernatural.“
„You’re watching that?“
„No, the figurine was in merch box once. But it fits doesn’t it? Wasn’t Gabriel the one who proclaimed the whole thing?“
„That is probably the only part of the crib, that actually makes sense“, Harry determined with another sigh.
„Oh come on, admit it: That’s the best crib you’ve ever seen!“ Ben challenged him.

Behind the Scenes

Admit it, you’d like to have a crib like that as well! 😀 I know I would, even if I’d change a few things (aside from the fact that I don’t own the majority of figurines, would I – most likely – not include anything DC or Star Wars related).
Apart from that was it quite difficult for me to translate from German to English after translating English to German for about two months (the Advent Calendar + JourneyQuest Season 3), so I hope I didn’t make too many mistakes – or phrased things weirdly. Let me know if I did!
Also let me know, if the word „crib“ or „nativity scene“ is more commonly used for the thing I’m describing. I wasn’t sure, but as we’re just calling it a „Krippe“ (fully „Weihnachtskrippe„) I decided crib was the one I wanted to go with.

I hope you’re having nice holidays!

Stay save,
PoiSonPaiNter

Advent Calendar: Door/Türchen #24

Lies auf Deutsch

A Reward at last

After receiving a stern look from the Mage, the Thief accepts the decision, grumbling and the Mage tells everyone how many flowers they should pick.
While he and the Archer each pick three, the others take two. Afterwards you give all your flower to the Archer carefully wraps them into a bundle of cloth to put them into his backpack.
„You have made a wise decision“, the Bear compliments you and silently turns to lead you outside again.
You look at each other in confusion for a moment, but then simply decide to follow the Bear through the tunnels again.
When you finally reach the entrance again the sun is slowly sinking, the world already coloured in hues of red and orange. You thank the Bear and with a grunt he returns into the cave. >ou set off into direction of the town to end the Quest before nightfall. On your way back you reminiscent about the choices you made and how all of them eventually lead you to the flowers.
In the tavern the Healer already awaits you and thanks you for your hard work. He gently takes the flower bundle from you and gives you the payment as promised.
„Only true, noble Adventurers are able to conquer this Quest“, he tells you, carefully running his finger over one of the pedals. „Only those who do not falter can overcome the obstacles and choose the right path.“
He then leaves you with a bow to prepare the potions – and the second part of your payment.
„Noble Adventurers“, the Thief laughs and waves for the tavern maid.
„You certainly are not noble, who knows what would have happened, if we had listened to some of your suggestions“, the Mage scoffs.
„We might have had more fun“, the Warrior complains.
„We might have died“, the Archer disagrees.
„Either way. We have passed all tests, have picked the flowers and received our Gold“, the Mage changes the subject as the tavern maid approaches with the ale.
He lifts up his tankard: “ So let’s drink to a Quest well done „.
„To a Quest well done“, your party echoes and you celebrate your victory.

You have reached the end of this story without getting yourself killed! Well done!
I hope you enjoyed this and had as much fun reading, as I had writing it.
🙂

Behind the Scenes

You made it! The final chapter, the good ending!
Congratulations! 😀
Let me know if you enjoyed this kind of story, maybe I’ll create one again one day. 🙂
And of course:

Merry Christmas!

Tomorrow I’ll post the English version of my Advent Calendar entry for the Bücherstadtkurier & then the next thing will probably be the end-of-year-post.
We’ll see. 😉
PoiSonPaiNter
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Die finale Belohnung

Nach einem strengen Blick des Zauberers beugt sich der Dieb grummelnd der Entscheidung und der Zauberer erklärt allen wie viele Blumen sie pflücken sollen.
Während der Schütze und er jeweils drei pflücken, nehmen die anderen zwei. Anschließend gebt ihr all eure Blumen dem Schützen, der sie vorsichtig in ein Stoffbündel einwickelt und sie in seinem Rucksack verstaut.
„Ihr habt eine weise Entscheidung gefällt“, lobt euch der Bär und dreht sich schweigend um, um euch wieder durch die Tunnel hinaus zu führen.
Als ihr endlich den Eingang erreicht sinkt die Sonne langsam dem Horizont entgegen, die Welt ist bereits in rote und orangene Farben getaucht. Du dankst dem Bären und mit einem Grunzen kehrt er in die Höhle zurück. Ihr macht euch auf den Weg zurück zur Stadt, um eure Queste noch vor Einbruch der Nacht abzuschließen. Auf eurem Weg erinnert ihr euch an die Entscheidungen, die ihr gefällt habt und wie sie alle euch schließlich zu den Blumen geführt haben.
In der Taverne wartet der Heiler bereits auf euch und dankt euch für eure harte Arbeit. Behutsam nimmt er euch das Blumenbündel ab und gibt euch die erste Hälfte der Bezahlung wie versprochen.
„Nur wahre, noble Abenteurer schaffen es diese Queste zu bestehen“, erzählt er euch und streicht vorsichtig mit seinen Fingern über die Blüten. „Nur jene, die nicht wanken können die Hindernisse überkommen und den richtigen Pfad wählen.“
Dann verlässt er euch mit einer Verbeugung, um die Tränke – und den zweiten Teil eurer Bezahlung – fertigzustellen.
„Noble Abenteurer“, der Dieb lacht und winkt der Bardame.
„Du bist sicherlich nicht noble, wer weiß, was passiert wäre, wenn wir auf einige deiner Vorschläge gehört hätten“, höhnt der Zauberer.
„Wir hätten vielleicht mehr Spaß gehabt“, beschwert sich der Krierger.
„Wir hätten sterben können“, widerspricht der Schütze.
„Wie auch immer. Wir haben alle Prüfungen bestanden, die Blumen gepflückt und unser Gold bekommen“, wechselt der Zauberer das Thema als die Bardame mit dem Bier kommt.
Er hebt seinen Becher: „Last uns auf eine erfolgreiche Queste anstoßen.“
„Auf eine erfolgreiche Queste“, echot deine Gruppe und ihr feiert euren Erfolg.

Du hast das Ende dieser Geschichte erreicht ohne zu sterben! Gut gemacht!
Ich hoffe du hattest genauso viel Spaß beim Lesen, wie ich beim Schreiben.
🙂

Hinter den Kulissen

Ihr habt es geschafft! Das letzte Kapitel, das gute Ende!
Glückwunsch! 😀
Lasst es mich wissen, ob euch diese Art von Geschichte gefällt, vielleicht erschaffe ich dann eines Tages nochmal eine. 🙂
Und natürlich:

Frohe Weihnachten!

Morgen werden ich die Englische Version meines Adventskalendar Beitrags für den Bücherstadtkurier veröffentlichen und danach gibt es vermutlich nur den Jahres-End-Beitrag.
Wir werden sehen. 😉
PoiSonPaiNter
© Für Geschichte und Charaktere liegen bei mir. Verwendung oder Weitergabe nicht ohne meine Zustimmung.

Advent Calendar: Door/Türchen #23

Lies auf Deutsch

Punishment follows swiftly

The Thief merely shrugs off the Archers and the Bears warnings and walks over to the flower field, your companions following suit. Behind him the Mage tells everyone how many flowers they should pick and while he and the Archer pick three flowers each and the Warrior takes two, the Thief adds a third one to his pile. He looks at the flower and his surroundings for a moment, but as nothing happens he starts smiling. Unnoticed by him the water of the calm pool starts pulsing with rings forming on the surface. As the Thief reaches for a fourth flower an arm of water reaches out of the pool and slams him to the ground with a loud splashing thud. The water encloses him entirely and in his surprise the Thief had opened his mouth and water started filling his lungs.
Your party drops everything they’re holding when you see his bubbly screams and his flailing arms inside his watery prison. You try to grab the Thief as the water is lifting him up and dragging him towards the pool.
„I have warned you!“ The Bear roars at you, standing on his hind legs.
The Warrior and the Archer each hold one of the Thief’s legs, digging their heels deep into the soil to hold him back, while the Mage tries using his magic against the water. But the water is merciless and more watery arms form in the pool. They start reaching for your remaining party, while a group of bats starts attacking you from behind. Flying low above your heads or actually hitting you they push you further towards the pool.
Eventually the water arms close around you and your group lands in the water with a loud splash. Failing to break to the surface again you are dragged down to the bottom of the pool.
On the ground above you the picked flowers slowly rise up from where they fell and their roots grow back into the earth. The pool glows lightly and undisturbed, as if nothing had transpired, the only witnesses of this already returned to the tunnels.

You have reached one of the possible endings. To find more, go back to the last decision and choose another one or start anew.

Behind the Scenes

This chapter had another case of „wrong character“, as suddenly the Archer had the Mage’s powers. o.O
Beside that was this, I think, one of my favourite endings. 😀
Incidentally do I have another story, where a bat actually saves someone from being lost in mines, but I probably tell you more about that one next year. 😉
Did you have a bad ending that you liked best?
PoiSonPaiNter
© For the story by me. Do not use or repost either without my permission.
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Strafe folgt auf dem Fuße

Mit einem Schulterzucken tut der Dieb die Warnung des Bären und des Schützen ab und seht hinüber zum Blumenfeld, dicht gefolgt von euren Begleitern. Hinter ihm erklärt der Zauberer euch, wie viele Blumen jeder pflücken soll und während der Schütze und er jeweils drei Blumen nehmen und der Krieger zwei, fügt der Dieb eine Dritte zu seinem Stapel hinzu. Er schaut auf die Blumen und seine Umgebung für einen Moment, aber als nichts passiert beginnt er zu Lächeln. Von ihm unbemerkt beginnen sich pulsierende Ringe auf der Oberfläche des Sees auszubreiten. Als der Dieb nach der vierten Blume greift, greift ein wässriger Arm aus dem See nach ihm und schlägt ihn zu Boden mit einem lauten, platschenden Wums. Das Wasser umschließt ihn vollkommen In seiner Überraschung hatte der Dieb seinen Mund geöffnet und das Wasser füllte nun seine Lungen.
Deine Gruppe lässt alles stehen und liegen als ihr seine in Blasen gehüllte Schreie und wedelnden Arme in seinem wässrigen Gefängnis seht. Du versuchst den Dieb zu fassen während das Wasser ihn hochhebt und in Richtung des Sees zieht.
„Ich habe euch gewarnt!“, brüllt der Bär, auf seinen Hinterbeinen stehend.
Der Krieger und der Schütze fassen jeweils ein Bein des Diebes, ihre Hacken in den Untergrund stemmend, um ihn zurückzuhalten, während der Zauberer versucht seine Magie gegen das Wasser einzusetzen. Aber das Wasser ist gnadenlos und mehr wässrige Arme formen sich im See. Sie beginnen nach deiner übrigen Gruppe zu greifen, während eine Schar Fledermäuse anfängt euch von hinten anzugreifen. Dicht über eure Köpfe fliegend und euch gelegentlich treffend treiben sie euch dichter an den See heran.
Schließlich umfangen die Wasserarme auch euch und deine Gruppe landet mit einem lauten Platscher im Wasser. Außerstande die Oberfläche erneut zu durchbrechen werdet ihr zum Grund des Sees gezogen.
Auf dem Boden über euch richten sich die von euch gepflückten Blumen langsam wieder auf, dort wo sie gefallen waren und ihre Wurzeln wachsen wieder in die Erde. Der See schimmert leicht und unberührt, als ob nichts geschehen wäre, die einzigen Zeugen bereits in den Tunneln verschwunden.

Du hast eines der möglichen Enden erreicht. Um mehr herauszufinden kehre zu deiner letzten Entscheidung zurück und wähle eine andere oder beginne von neuem.

Hinter den Kulissen

Dieses Kapitel hatten einen weiteren Fall von „falscher Charakter“ als plötzlich der Schütze die Kräfte des Zauberers hatte. o.O
Abgesehen davon ist dieses Ende, glaube ich, eines meiner Favoriten. 😀
Zufällig habe ich eine andere Geschichte in der eine Fledermaus tatsächlich jemanden Rettet, der sich in Minen verläuft, aber davon erzähl ich euch vermutlich nächstes Jahr mehr. 😉
PoiSonPaiNter
© Für Geschichte und Charaktere liegen bei mir. Verwendung oder Weitergabe nicht ohne meine Zustimmung.