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#CroMär: Kapitel 21

Heute endet das diesjährige #CroMär, hoffe, es hat euch gefallen!

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Kapitel 21

Entsetzt drückte Becky Regina von sich weg und sprang auf. »Verarschen kann ich mich alleine!«

Sie wollte gerade davonstürmen, da stellte Ralf sich ihr in den Weg. Wie er sich so schnell bewegen konnte, war für Regina noch immer ein Rätsel.

»Lass es dir erklären«, bat er sie ruhig und Regina sah Becky an, dass sie zunächst drauf und dran war abzuhauen, aber sich dann doch wieder setzte.

»Mischa ist ein kleiner, dürrer, uralter, grau-getigerter Kater, kein Mensch.« Den Worten fehlte jegliche Emotion und Regina setzte an, Ralf wegen des Magiegebrauchs zu maßregeln, doch er schüttelte nur den Kopf.

»Ich bin ja auch kein Mensch!«, mischte Mischa sich ein und hockte sich mit angewinkelten Beinen auf den Tisch.

Wie in Trance folgte Becky der Bewegung, dann riss sie die Augen auf und Regina bemerkte dadurch, dass Mischa sich vor ihnen zurückverwandelte.

Für einen Moment beobachteten sie, wie der Kater sich aus der Kleidung wühlte, nur um sich dann ausgiebig zu putzen.

»Das ist doch alles nur ein Traum, das ist nicht real!«, entfuhr es Becky, sobald Ralf den Zauber von ihr löste.

»Oh, glaub mir, dass wünsche ich mir seit Monaten!«, pflichtete Regina ihr bei und verschränkte die Arme.

Nun sah Becky Regina verwirrt an, doch bevor sie entsprechende Fragen stellen konnte, schlug Regina vor, den Rest des Tages zu schwänzen, damit sie ihr alles erklären konnte.

Und das tat sie dann auch, nachdem sie es sich im Campus-Park mit Kakao und Keksen auf einer Decke gemütlich gemacht hatten, die Ralf beiläufig herbeigezaubert hatte. Dass es Regina war, die die Kekse gebacken hatte, war Teil ihrer Erklärung. Mit jedem Zaubertrick schien Becky mehr zu verstehen und zu begreifen, die dazugehörigen Geschichten waren ihr allerdings zu absurd.

»Können wir dann jetzt endlich meine neuen Stiefel besorgen?«, drängte Mischa sich in eine Pause der Unterhaltung.

Als Ralf ihr auch das erklärt hatte, stand Regina genervt schnaubend auf und hielt Becky ihre Hand entgegen. »Sieht so aus, als müssten wir dann wohl erstmal shoppen gehen.«

Becky ließ sich aufhelfen, dann fing sie an zu lachen. »Deine Oma ist Frau Holle.«

»Ja?« Regina verstand nicht, worauf ihre Freundin hinauswollte und was daran so lustig war.

»Weißt du noch, als ich im ersten Semester mal bei dir übernachtet habe und sie morgens bei euch war?«

Regina zermarterte sich das Hirn nach der Begebenheit, dann fiel es ihr wieder ein. Gleichzeitig zitierten sie: »Habt ihr auch die Betten ausgeschüttelt?«

Diesmal brachen sie beide in schallendes Gelächter aus und nahmen einander dabei fest in den Arm. Hoffnung und Freude durchströmte Regina, endlich hatte sie ihre beste Freundin wieder und musste ihr nichts mehr verheimlichen!

Und das Katerproblem konnten sie nun gemeinsam lösen.

Nachwort

Auch diesmal behandeln die einzelnen Kapitel wieder märchenhafte Aspekte. Könnt ihr erraten, welches hier thematisiert ist?

Übrigens heißt das Kapitel in meinen Notizen: Des Katers neue Kleider

Ich hoffe, es hat euch gefallen!

Anne/Poisonpainter

#CroMär: Kapitel 20

Das #CroMär geht weiter.

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Kapitel 20

Während die Illusionskatzen Mischas neue Besitzerin – Regina wollte sie nicht Herrin nennen – suchten, konnte sie zumindest noch den Rest der Vorlesung mitnehmen, da Ralf auf den Kater aufpasste. Die Antworten auf Beckys Fragen konnte sie zumindest bis zur Pause aufschieben. Gemeinsam gingen sie anschließend dafür in die Mensa, um dort die Zeit bis zur nächsten Vorlesung mit einem schnellen Mittagessen zu verbringen. Was Regina nicht erwartete, war Ralf und Mischa ebenfalls dort zu finden. Gezielt lenkte Regina Becky zur Seite und setzte sich mit dem Rücken zu den anderen, bevor diese sie entdeckten. Gerade wollte sie nicht über Magie und stiefellose Kater nachdenken, sondern einfach nur ein bisschen Zeit mit ihrer besten Freundin verbringen.

»Was ist passiert? Irgendetwas mit deiner Oma?«

Der Ton von Beckys Frage verwirrte Regina, es schwang etwas mit, dass sie nicht zuordnen konnte. Sie schüttelte den Kopf. »Nein, meiner Oma geht’s gut. Ich musste nur wieder -« jemandem mit einem magischen Problem helfen, konnte sie leider nicht sagen. »eine Besorgung erledigen, die natürlich nicht aufgeschoben werden konnte.« Die Lüge schmerzte, aber somit hatte sie sich in den letzten Monaten immer herausgeredet. Bei ihren Freunden, bei ihren Dozierenden, bei ihrem Nebenjob. Sie alle bekamen Ausreden und Lügen. Dass sie noch nicht über ihr eigenes Netz gestolpert war, grenzte an ein Wunder.

»Entschuldigung?«, beendete eine unerwünschte Stimme die Unterhaltung, bevor sie überhaupt richtig starten konnte.

Regina musste ein verächtliches Schnauben unterdrücken und drehte sich mit genervt zusammengezogenen Brauen zum Kater. Doch dieser beachtete sie nicht, sein Blick starr auf Becky gerichtet, seine Hände strichen nervös übereinander.

»Hannchen?«, fragte Mischa, die Hoffnung deutlich in diesen einem Wort.

Becky sog scharf die Luft ein und Regina schaute verwirrt zwischen den beiden hin und her.

»So-so hat meine Oma mich immer genannt …«, kommentierte Becky im Flüsterton.

Mischa nickte begeistert und setzte sich neben Regina auf die schmale Bank und legte die Hände über Beckys. »Sie schickte mich zu dir«, verkündete er ihr sanft.

Die Augen weit aufgerissen, traf Regina die Erkenntnis wie ein Schlag. Ihre beste Freundin hatte ihre Großmutter verloren und sie war so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie nichts davon mitbekommen hatte. »Warum hast du nichts gesagt?«, presste sie hervor.

»Ich wollte dich nicht belasten, du hast so viel um die Ohren«, gab Becky kleinlaut zu und Tränen stiegen in ihre Augen.

Ohne Umschweife stand Regina auf, umrundete den Tisch und nahm ihre Freundin in die Arme. »Egal wie beschäftigt ich bin, du kannst mir alles erzählen! Du belastest mich damit nicht!«

Sogleich ließ Becky den Tränen freien Lauf, klammerte sich an Regina und erzählte mit belegter Stimme, wie ihre Oma plötzlich eingeschlafen war.

»Es war ihre Zeit«, kommentierte Mischa trocken als sie endete. Sein Nicken wirkte selbstgefällig und überzeugt. »Es tat ihr leid, dass sie sich nicht mehr persönlich verabschieden konnte, aber sie war froh noch mit euch feletoniert zu haben bevor sie sich zur ewigen Ruhe bettete.«

Becky richtete sich von ihrer Position gegen Reginas Schulter auf. Regina konnte sich das Augenrollen nicht verkneifen, aber Katzen hatten vermutlich kein Verständnis für Taktgefühl.

»Es heißt telefonieren«, korrigierte Ralf unvermittelt, der sich in der Zwischenzeit zu ihnen geschlichen hatte.

Mit einem »Oh« begann Mischa das Wort wiederholt vor sich herzusprechen.

»Was? Wer? Was?« Verwirrt starrte Becky sie nacheinander an.

Regina seufzte. Es war Zeit die Katze aus dem Sack zu lassen. »Das ist Mischa, der Kater deiner Oma.«

Nachwort

Auch diesmal behandeln die einzelnen Kapitel wieder märchenhafte Aspekte. Könnt ihr erraten, welches hier thematisiert ist?

Übrigens heißt das Kapitel in meinen Notizen: Der Kater aus dem Sack

Nächsten Mittwoch geht es weiter!

Anne/Poisonpainter

#CroMär: Kapitel 19

Das #CroMär geht weiter.

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Kapitel 19

Als Ralf endlich ankam, stand Regina mehrere Meter von Mischa entfernt. Ihre Nase lief, ihre Augen tränten und am liebsten wäre sie einfach weggerannt und hätte den Kater stehen lassen. Ihr schlechtes Gewissen ließ das nicht zu.

»Du siehst -«, noch bevor Ralf den Satz beenden konnte, tat Regina es für ihn: »Scheiße aus. Ich weiß.«

Ohne, dass sie fragen musste, reichte er ihr eine Tinktur, die sie sogleich hinunterstürzte. Zum Glück dauerte es nicht lange bis die Wirkung einsetzte, sodass sie endlich wieder frei atmen konnte. Nach einem knappen Danke, brachte sie ihn auf den aktuellen Stand während sie zu Mischa zurückkehrten.

»Der Zauber des gestiefelten Kater, lässt das Tier die neue Person spüren, wenn der Besitz wechselt«, erklärte Ralf ruhig. »Das heißt, wenn du dich weiter durch die Stadt bewegst, wirst du irgendwann Hannchen begegnen und sie erkennen.«

»Dann is doch alles geregelt?«, wollte Regina die Situation so schnell wie möglich beenden. Vielleicht konnte sie so doch noch ein paar Vorlesungen heute mitmachen.

»So einfach ist das leider nicht. Ja, ohne die Stiefel aktiv zu tragen, kann die Verwandlung aufrechterhalten werden, aber nur für einen begrenzten Zeitraum.« Ralf sah Mischa eindringlich an. »Je länger es dauert, deine Stiefel oder deine neue Herrin zu finden, umso mehr wirst du vergessen wen du suchst und was deine Aufgabe ist.«

»Ich hasse Zeitfenster«, brummte Regina genervt und verschränkte die Arme. Das hätte ihr bei der Entzauberung von Wolf schon mal fast das Genick gebrochen. »Wie schlimm wäre es, wenn das passiert?«

»Das kommt auf Mischa an«, entgegnete Ralf und hob eine Augenbraue in Richtung des Katers. »Wenn du ein ganz normaler Kater werden willst, kannst du den Zauber auslaufen lassen.«

Entsetzt riss Mischa Augen und Mund auf. »Niemals!«, schrie er ihnen entgegen und Regina war sich sicher, ein Fauchen hinter dem Wort zu hören. »Meine Herrin hat mich Hannchen vermacht und ich werde sie unterstützen und beschützen, bis sie im hohen Alter einschläft und mich weitergibt!«

Regina war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte. Wenn sie den Zauber richtig verstand, war der Kater nahezu ein Sklave der Magie, allerdings schien er ihm auch gewisse Freiheiten wie den Gestaltwandel und die damit verbundenen Möglichkeiten zu geben. Und wer war sie ihm seinen Lebensstil auszureden?

»Seit wie vielen Generationen bist du schon Gestiefelt?«, fragte Ralf unvermittelt und kramte nebenbei in seiner Tasche.

Mischa kratzte sich mit der eingeknickten Hand am Ohr, sah hin und her, dann zuckte er mit den Schultern. »Die Zeit ist so lang, ich habe die ersten mittlerweile vergessen. Vor meiner alten Herrin erinnere ich mich an vier andere, aber ich weiß, da waren mehr.«

»Und du bleibst immer bei ihnen bis sie sterben?«, hakte Regina nach, während sie im Kopf nachrechnete, wie alt der Kater sein musste und ob er dadurch älter war als Ralf.

»Oder sie mich weiterschicken«, kommentierte Mischa nur mit einem erneuten Schulterzucken.

»Es gibt einen Weg, wie wir die Suche beschleunigen können«, verkündete Ralf und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden.

Mischa folgte ihm sogleich in die Hocke und sah ihn neugierig an, Regina betrachtete die Szene vor sich skeptisch. Auf Ralfs Schoß lag ein Zeichenblock, neben ihm ein schwarzes Kästchen mit einem seltsamen Stein und einem Pinsel. Aus einer Flasche tropfte Ralf etwas Wasser in das Kästchen und rieb dann in langsamen Kreisen den Stein darüber. Diesen Vorgang wiederholte er einige Male, dann sah er Mischa erwartungsvoll an.

»Ich brauche einen Tropfen Blut von dir für den Zauber.«

Erschrocken fiel Mischa auf den Hosenboden, aber dann streckte er pflichtbewusst die Hände über die Flüssigkeit, die sich im Kästchen gesammelt hatte, und piekte sich mit dem spitzen Fingernagel in den Finger der anderen Hand. Ein einzelner Tropfen fiel in die seltsame Mischung und Ralf zog erneut einen Kreis, diesmal mit dem Pinsel. Dann setzte er diesen auf das Papier und begann zu zeichnen. Erst jetzt verstand Regina, dass er eine Art Kalligraphie-Technik verwendet, um den Zauber zu wirken.

Einen Zauber, der ein reales Ebenbild der gezeichneten Katze aus dem Papier steigen ließ.

Nachwort

Auch diesmal behandeln die einzelnen Kapitel wieder märchenhafte Aspekte. Könnt ihr erraten, welches hier thematisiert ist?

Übrigens heißt das Kapitel in meinen Notizen: Der Zauberer der Katzen malte

Nächsten Mittwoch geht es weiter!

Anne/Poisonpainter

#CroMär: Kapitel 18

Das #CroMär geht weiter.

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Kapitel 18

Resigniert nahm Regina das Handy aus der Tasche und schrieb Becky, dass sie es nicht schaffen würde und dass sie sie bitte abmelden und ihr die Mitschrift schicken solle. Auf die Nachfrage, ob etwas Schlimmes sei, kommentierte Regina nur, es sei nervig und fragte sich wiederholt, ob sie ihre Freundin einweihen sollte und ob sie das überhaupt durfte. Uni für den Tag abgehakt, ging sie ein paar Schritte Beiseite und rief ihren Joker in Sachen magische Probleme an. Es dauerte einen Moment bis er mit einem verschlafenen »Guten Morgen« antwortete.

Verdammter Langschläfer, sie wollte auch zurück ins Bett!

»Raaaalf! Du musst mir helfen!«, flehte sie durch den Hörer. »Ich habe einen gestiefelten Kater ohne Schuhe und Herrin und muss die ganze Zeit niesen. Das pack ich nicht allein, wenn ich ihm helfen soll!« Zur Bestätigung tat sie genau das.

»Kannst du nicht deine Oma fragen?«

»Was meinst du, von wem ich die Katzenhaar-Allergie habe?« Sie wusste nicht, ob das so stimmte, aber so konnte sie jemanden anderen die Schuld in die Schuhe schieben. Immerhin hatte der Kater sie vermutlich aufgrund ihrer Magie oder magischen Aura oder so etwas überhaupt erst angesprochen.

Ralf seufzte, rieb sich vermutlich die Augen, wie sie es schon oft gesehen hatte, wenn sie sich verquatscht hatten und es spät geworden war. »Okay«, sagte er schließlich. »Was ist genau passiert?«

Regina murmelte eine Kurzfassung, beschäftigt damit, ihre laufende Nase zu bändigen.

Wieder seufzte Ralf, verstand sie ohne viele Worte. »Wo bist du?«

»In der Uni, wo ich eigentlich die Vorlesung hätte, auf die ich mich schon die ganze Woche freue!« Ihr Frust war unverkennbar in ihrer Stimme. Im Augenwinkel sah sie, wie Mischa sich zusammenkrümmte, aber das war ihr nur recht.

»Gib mir zwanzig Minuten, dann bringe ich dir was für deine Nase. Bis dahin hast du vielleicht schon mehr aus dem Katerchen herausbekommen.«

»Einverstanden. Danke!«

Sie drehte sich wieder zu Mischa und nahm den vorherigen Faden wieder auf. »Du hast dir dann also Klamotten besorgt und bist hergekommen?«

»Genau, die hingen auf einer Leine!«

Regina nickte, das erklärte zumindest die unpassende Kleidung, aber eine Sache nicht: »Wie kannst du überhaupt menschliche Gestalt annehmen ohne Stiefel?«

»Ich muss meine Stiefel nicht tragen, um es zu können, aber sie dürfen nicht zerstört werden, dann verwandel ich mich wieder zurück. Außer meine neue Herrin schenkt mir neue Stiefel.«

»Hast du denn den Namen von ihr?«

»Hannchen«, verkündete er stolz.

»Und sie geht hier zur Uni?«

Das ließ ihn in sich zusammensinken. »Meine Herrin hat immer gesagt, was für ein kluges Mädchen ihr Hannchen ist.«

»Das ist keine Antwort auf meine Frage.«

»Ich habe Orte gesucht, wo kluge Menschen sind und dann habe ich Euch bemerkt.« Der Kater verbeugte sich, was Regina noch mehr irritierte als die Förmlichkeit. Immerhin wusste sie jetzt, dass er ihre Magie tatsächlich erkannt.

»Du hast also keine Ahnung, wer sie ist, wo sie wohnt und wie du sie finden kannst«, fasste Regina die Situation zusammen.

Mischa zuckte mit den Schultern, ein unschuldiges Lächeln im Gesicht.

»Großartig.«

Nachwort

Auch diesmal behandeln die einzelnen Kapitel wieder märchenhafte Aspekte. Könnt ihr erraten, welches hier angedeutet ist?

Übrigens heißt das Kapitel in meinen Notizen: Der Kater der auszog, sein neues Zuhause zu finden

Nächsten Mittwoch geht es weiter!

Anne/Poisonpainter

#CroMär: Kapitel 17

Auch in diesem Fairy Tale Summer möchte ich die Geschichte um Regina weitererzählen und habe ein Update des #CroMär für euch vorbereitet.

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Doch zunächst …

Was bisher geschah …

Regina soll ihrer kranken Oma etwas zu Essen vorbeibringen. Auf dem Weg dahin begegnet sie ihrer Tante, die ihr einen Diät-Apfel andreht und ihrem Jugendschwarm Wolf, der sie zum Wunderjunggesellenball einlädt. Hin und hergerissen schließt Regina einen Deal um den ersten Kuss des Abends mit einem seltsamen Förster, damit sie den Apfel, den sie grad erst entsorgt hat, zurückbekommt.
Allerdings war das erst der Anfang der bizarren Ereignisse, denn bald stellt sich heraus, dass ihre Oma keine geringere als Frau Holle ist und mit der Baba Yaga eine ernstzunehmende Rivalin hat.
Das am Ende des Ballabends Wolf dann ein Frosch ist, war auch nicht das was Regina davon erwartet hatte.

Am nächsten Morgen hat Regina ein schleimiges Erwachen, denn sie hat Wolf mit nach Hause genommen. Mit Hilfe ihrer Familie und dem Förster, der eigentlich Ralf heißt und sich als Rumpelstilzchen vorstellt, macht Regina sich daran in wieder zurückzuverwandeln. Was gar nicht so leicht ist, da er einsehen muss, wie sehr sein Handeln sie verletzt hat …

Ausführlich könnt ihr es hier nachlesen: #CroMär

Ein paar Monate später trifft Regina erneut mit Marie zusammen, die verzweifelt ihre mal wieder ausgebüchste Ziege sucht. Doch bald stellt sich heraus, dass sie nicht nur gerne Ralfs Rapunzeln frisst, sondern auch ein verzauberter Mensch ist. Gemeinsam befreien sie die junge Frau von ihrem Fluch. Doch Regina erfährt dabei ein Geheimnis über Ralf, denn Rumpelstilzchen ist nur ein Deckname. Früher nannten sie ihn Koscheii und er ist der Sohn eines Aspekts der Baba Yaga.

Und nun geht es wieder ein paar Monate später weiter mit:

Kapitel 17

Regina war schon wieder viel zu spät dran. Sie hielt die Schlinge ihrer Laptoptasche fest im Griff als sie schnellen Schrittes auf das Unigebäude zulief. Warum musste ihre Mutter auch darauf bestehen, dass sie jetzt jeden Morgen Magieübungen machte, bevor sie aus dem Haus ging? Damit verbrachte sie schon nahezu alle Nachmittage, Abende und Wochenenden. Sie hatte dadurch kaum noch Zeit für ihre Freunde, denn wenn sie nicht übte, musste sie Unikram nachholen, den sie deswegen hinauszögerte. Es war zum Kotzen. Viel lieber würde sie in die Zeit zurückkehren, in der sie eine ganz normale Informatikstudentin gewesen war. Ohne den ganzen magischen Firlefanz. Sollte doch wer anderes den Mantel der Holle übernehmen. Bisher hatte sich noch immer eine passende Frau für die Rolle gefunden.

»Die Magie befindet dich für würdig, du wirst die nächste Holle!«, klingelten ihr die Worte ihrer Oma in den Ohren und Regina schüttelte sie energisch weg.

Algorithmen und Datenstrukturen, das war jetzt wesentlich wichtiger als Wetterzauber oder Backmischungen mit dem gewissen Etwas.

»Entschuldigung?«, riss eine verängstigte Stimme sie aus ihrer Eile.

Regina hielt inne und fand eine merkwürdig gekleidete junge Person an die Hauswand gedrängt. »Ja?«

»Ich brauche Hilfe«, eröffnete die Person, als wenn das nicht offensichtlich wäre.

Die Jacke war viel zu groß, die Hose hingegen zu kurz und Schuhe trug sie gar nicht erst.

»Brauchst du die Polizei? Wurdest du überfallen?«

Die Person schüttelte den Kopf. Aus ihrem androgynen Aussehen konnte Regina nichts ableiten, dass ihr bei der weiteren Identifizierung helfen konnte.

»Ich suche meine Herrin, aber ich bin neu in der Stadt und kenne mich noch nicht mit all dem aus.«

Ein Gefühl beschlich Regina, dass dies ein magisches Problem war, aber sie verdrängte den Gedanken. Stattdessen fragte sie nach einem Namen und stellte sich selbst ebenfalls vor.

»Ich heiße Mischa.« Ihr Gegenüber grinste so breit, dass Regina scharfe Eckzähne erkennen konnte. Auch das sprach für ihre Befürchtung, aber noch gab es dafür keine Beweise. Stattdessen fragte sie nach dem Geschehen.

Nach ein wenig rumdrucksen packte Mischa aus. »Meine alte Herrin ist gestorben und ich soll jetzt ihrer Enkelin zur Seite stehen, also habe ich eine menschliche Gestalt angenommen und mich auf den Weg gemacht. Aber als ich hier ankam, habe ich mich verlaufen und in einer Gasse mich zum Schlafen gelegt. Als ich aufgewacht bin, waren die Sachen weg, die meine alte Herrin mir geschenkt hatte. Inklusive meiner Stiefel! Meiner wunderbaren Stiefel!« Mischa schnupfte, wischte sich mit dem Handgelenk über die Nase.

Regina klappte die Kinnlade runter. Hatte sie das gerade richtig gehört? Menschliche Gestalt angenommen? Sie wiederholte die Worte skeptisch.

»Ja, ich bin ein waschechter gestiefelter Kater!«, verkündete Mischa stolz.

Wie zur Bestätigung nieste Regina. Kein es-kribbelt-in-der-Nase-Niesen, nein, ein Allergie-Niesen. Regina stöhnte. Es war ein magisches Problem.

»Ein gestiefelter Kater, nur, dass …«, sie sah zu seinen schuhlosen Füßen, »du keine trägst.«

»Das ist Teil meines Problems.«

Wieder stöhnte Regina, den Kopf gen Himmel gestreckt. Das konnte heiter werden.

Nachwort

Auch diesmal behandeln die einzelnen Kapitel wieder märchenhafte Aspekte. Könnt ihr erraten, welches hier thematisiert ist?

Übrigens heißt das Kapitel in meinen Notizen: Der ungestiefelte Kater.

Nächsten Mittwoch geht es weiter!

Anne/Poisonpainter

#CroMär: Kapitel 16

Und nun sind wir auch schon beim letzten Teil des diesjährigen #CroMärs angelangt …

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Weiter geht’s …

Ralf führte sie in ein niedrigeres Zimmer des Turms, dessen Wände mit Kleiderschränken unterschiedlichster Bauart vollgesellt war. Einige von ihnen wirkten wie noch aus dem Mittelalter, einige etwas moderner.

»Wozu brauchst du so viele Klamotten?«, konnte Regina sich die Frage nicht verkneifen.

Ralf zuckte mit den Schultern. »Es hat sich über die Jahre angesammelt und vielleicht kann man es ja mal wieder gebrauchen.«

Regina betrachtete ihn skeptisch. »Du hast hier Klamotten aus mehreren Jahrhunderten?«

Erneut tat er es mit einem Schulterzucken ab.

»Du würdest vermutlich diversen Museen eine gigantische Freude damit machen, wenn du hier mal ausmistest …«, überlegte Regina laut und verschränkte die Arme, »für meine Mutter wäre das schon wie Weihnachten und Geburtstag zusammen.«

Mit einem bestätigenden Brummen widmete Ralf sich einem der älteren Schränke aus dunklem Holz. Zwischen Mänteln zog er ein Leinenhemd hervor, dass ihm bis zu den Knien reichen musste. »Das trug man früher so«, erklärte er beiläufig auf ihren fragenden Blick und ging zu einem modernen Schrank aus dem er eine Jogginghose zog.

Für den Moment ging Regina nicht weiter darauf ein und entschied sich das Thema zu wechseln. »Ist Russisch eine der Sprachen, die du über die Jahrhunderte gelernt hast?«

Ralf drehte sich von ihr weg, aber seine Anspannung war deutlich zu erkennen. Anstatt seines sonst lockeren Tons, wenn er ihr von seinen Erfahrungen berichtete, wirkte er eher bedrückt. Ganz so, als ob er es ihr nicht sagen wollte. »Es ist meine Muttersprache.«

Regina stutzte, verdrehte den Kopf und kniff die Augen zusammen. »Dann ist Ralf Stöckel wirklich nur ein Pseudonym.« Zumindest brachte sie ihn damit zum Lachen, auch wenn er immer noch verkrampft wirkte.

»Ich hatte über die Jahre hinweg so viele Namen, dass ich mich gar nicht mehr an alle erinnere«, gab er schließlich zu. Ein trauriger Unterton schwang in seinen Worten mit.

»Magst«, Regina hielt inne, zumindest so viel Märchenbildung hatte sie, dass Rumpelstilzchen und Namen eine schwierige Kombination war, »beziehungsweise kannst du mir deinen echten Namen verraten?«

Er betrachtete sie sehr lange, dann senkte er den Kopf. »Als ich … jünger war, nannten sie mich Koschei.«

Irgendwie hatte Regina das Gefühl, dass das nicht sein Name, sondern ein weiterer Titel war. Sie sollte später mal das Internet danach durchsuchen. »Und zwischendrin Rumpelstilzchen?«

Diesmal schüttelte er den Kopf, ein leichtes Lächeln im Gesicht. »Nein, das war tatsächlich ein anderes Wesen vor langer, langer Zeit.«

»Hast du es … getötet?«

Schnaubend verdreht er die Augen und verschränkte die Arme über die Kleidung, die er noch immer in den Händen hielt. »Wenn du nicht weißt, wie das Märchen endet, sollten wir vielleicht doch mehr Zeit in deine literarische Bildung investieren.«

Gerade als Regina auf diese Unverschämtheit eingehen wollte, begriff sie, was Ralf wirklich tat: Ablenken. Also schnaubte sie nur. »Soll ich dich dann weiter Ralf nennen?«

»Für den Moment«, antwortete er nach kurzem Zögern. »Wir sollten die Sachen hochbringen.«

Mit der Hand bedeutete Regina ihm vorauszugehen. Sie hatte mehr Fragen als vorher und holte sogleich ihr Smartphone hervor. Zum Glück hatte sie die Kunst des Treppensteigens-während-sie-am-Handy-liest mehr als gemeistert. Der Turm hatte genügend Stufen, um es beim Lesen von Uni-Lektüre zwischen den Etagen zu üben. Bald schon hatte sie einen passenden Artikel gefunden, der sie unvermittelt innehalten ließ: Er war irgendwie mit der Baba Yaga verknüpft. Und anscheinend unsterblich.

»Alles okay?«, rief Ralf von wesentlich weiter oben.

Mehrmals öffnete und schloss Regina den Mund, bevor sie ein wenig überzeugendes »Alles okay« hervorpresste. Schnell steckte sie ihr Handy ein und schloss zu ihm auf. Einen besorgten Blick fing sie sich dennoch ein, auch wenn sie ihm nicht in die Augen sehen konnte.

Ein schweres Seufzen entwich Ralf. »Du hast den Namen nachgeschlagen oder?«

Ertappt konnte Regina das nur mit einem Nicken bestätigen.

Mit einem weiteren Seufzen setzte er sich auf die Stufen, die Kleidung im Schoß und klopfte auf den freien Platz neben sich. Regina folgte der Aufforderung, ließ geradeso einen Spalt zwischen ihnen frei. Sie richtete den Blick starr nach vorne. Nach unten schauen hätte vermutlich eher für Schwindel gesorgt.

»Ein Aspekt der Baba Yaga ist meine Mutter«, verkündete Ralf schließlich in die Stille zwischen ihnen.

Regina drehte sich ruckartig zu ihm, schlug dabei mit ihrem Knie gegen seines und zog es wieder ein Stück an sich.

Doch noch bevor sie fragen konnte antwortete er: »Die Yaga, die deine Großmutter angegriffen hat, ist ein anderer Aspekt.«

Sie verstand nicht was das genau bedeutete, aber es half, dass er nicht direkt mit Derjenigen verwand war, die sie und ihre Oma in Pantoffeln verwandelt hatte. »Wenn das hier vorbei ist, möchte ich die ganze Geschichte hören«, bat sie ihn dennoch.

»Irgendwann einmal«, versprach er, sein Mundwinkel zuckte leicht nach oben und Regina stöhnte.

»Jaaa, wenn ich mich ein bisschen mehr weitergebildet habe und meine Kräfte besser unter Kontrolle habe, blablabla…«, äffte sie ihn nach. Teils aus echter Genervtheit, teils um ihn ein wenig aufzuheitern.

»Wenn ich soweit bin«, widersprach Ralf ruhig.

Regina schluckte. Diese Variante hatte sie nicht bedacht. Empathie war definitiv auch etwas, an dem sie noch arbeiten musste. »Tut mir leid.«

Ralf schüttelte den Kopf und stand auf. »Lass uns nach den beiden sehen. Irgendetwas sagt mir, dass wir sie sonst erstmal eine Weile allein lassen sollten, wenn wir uns nicht beeilen.«

Leichte Röte stieg in Reginas Gesicht als sie sich ebenfalls aufrappelte. Und tatsächlich: Als sie das Turmzimmer wieder betraten waren Marie und Maria in einen leidenschaftlichen Zungentango verwickelt. Ralf räusperte sich laut und die beiden sprangen regelrecht auseinander.

»Ich-wir-das-ähm«, stammelte Marie und sah zwischen ihnen hin und her.

Ohne darauf einzugehen überreichte Ralf die Kleidung und drehte sich um. »Du kannst jederzeit herkommen, wenn du Fragen hast oder sich etwas komisch anfühlt«, bot er ruhig an, bevor er etwas auf Russisch sagte.

Auch wenn er es vorhin gesagt hatte, war es seltsam zu hören, wie leicht er in die andere Sprache wechselte. Heute war Regina besonders deutlich geworden wie wenig sie über ihn wusste. Was zwischen Mentor und Lehrling nicht verwunderlich war, aber irgendwie fühlte es sich an, als wenn sie vielleicht eines Tages Freunde werden könnten. Eine innere Stimme sagte ihr, dass ihre Oma sich nie soweit auf ihn eingelassen hatte.

Unerwartet sprang Marie Regina in die Arme und riss sie damit aus den Gedanken.

»Ich meld’ mich bald bei dir!«, versprach sie und drückte sie fest.

Regina tätschelte ihr etwas überfordert den Rücken und nach einer knappen Verabschiedung waren die beiden verschwunden. Unweigerlich musste Regina Lachen, ein richtig tiefes Lachen, dass sie beinahe in die Knie zwang. Sie hatte tatsächlich durch diese absurden Geschehnisse scheinbar eine Freundin gefunden.

Auf Ralfs fragenden Blick hin erklärte sie nur amüsiert: »Die meisten Leute kenn’ ich aus dem Hörsaal nicht durch tierische Rückverwandlungen.«

Das wiederum ließ ihn schnauben. Auf gewisse Weise waren auch sie enger zusammengewachsen. Vielleicht würde er eines Tages genügend Vertrauen zu ihr finden, um ihr mehr zu erzählen. Bis dahin und auch darüber hinaus würde sie sein Geheimnis für sich behalten. Was war schon eines mehr in der Reihe von Dingen, über die sie besser nicht mit Uninvolvierten sprach?

Nachwort

Könnt ihr erraten, welches Märchen hier thematisiert ist?

Ich hoffe euch hat diese kleine Fortsetzung des #CroMär gefallen, vermutlich wird es nächstes Jahr damit weitergehen und wenn alles klappt, könnt ihr vielleicht die ersten drei Teile eines Tages auf einer Messe erwerben. Haltet also die Augen offen!

Anne/Poisonpainter

#CroMär: Kapitel 15

Heute geht es weiter mit dem #CroMär!

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Weiter geht’s …

Viel später als es Regina lieb war kamen sie zurück an den Turm. Die Sonne hatte schon viel an Kraft verloren, nicht mehr lange und sie würde untergehen. Hoffentlich funktionierte der Apparat auch unter diesen Bedingungen und sie müssten nicht erst bis morgen warten. Da Marie sie überredet hatte, mit ihr Telefonnummern zu tauschen, als sie sich auf der Suche nach den Pilzen getrennt hatten, konnte Regina sich vorstellen, was sie entsprechend in der Nacht erwartete. Unzählige Nachrichten, wenn nicht sogar ein stundenlanges Telefonat.

»Das seid ihr ja endlich!«, begrüßte sie auch Ralf als er die Tür öffnete.

»Ja, Oma war neugierig …« Und das war noch eine Untertreibung.

Nicht nur, wollte sie wissen, warum Regina sich nicht gemeldet hatte, sondern auch alles über Marie und die Ziege erfahren. Immer und immer wieder hatte Regina beide gedrängt endlich loszugehen, wurde aber jedes Mal wieder ignoriert. Erst die kleine Schneewolke, die sich aus Wut über ihrem Kopf gebildet hatte und den Sessel einweichte auf dem sie saß, sorgte für ihren Erfolg.

Im Turmzimmer stand eine seltsame Konstruktion aus Rohren und Linsen so auf ein großes, offenes Dachfenster gerichtet, dass es wie ein umgedrehtes Teleskop aussah. An ihrem Ende stand eine tönerne Schüssel in der ein Sonnenstrahl sich bündelte. Regina blinzelte mehrfach, aber es änderte nichts an der Tatsache, dass dieser sich verflüssigt hatte. So ergab mit einem Sonnenstrahl zu kochen wesentlich mehr Sinn. Auch, wenn sie nicht verstand, wie das Ganze funktionierte. Sie legte die restlichen Zutaten auf den Tisch und Ralf nahm sie sogleich und zerbröselte sie in die Schüssel. Anschließend vermengte er alles mit der Hand, bedacht darauf, die Maschine nicht anzustoßen. Erst als er mehrere Kugeln geformt hatte, drehte er die Linsen mit einem Hebel zur Seite und zog die Schüssel vor. Mit dieser in der Hand kniete er sich vor die Ziege und bat sie zu essen.

Wie schon bei Wolf geschah zunächst nichts, dann begann die Ziege merkwürdig zu zucken. Schmerzensschreie hallten durch den Raum und Regina trat weiter von ihr zurück. Was, wenn sie zu spät waren und der Erlösungszauber sie nur noch tötete? Tief bohrte sie die Finger in ihre Oberarme und versuchte ruhiger zu atmen. Marie neben ihr erging es nicht besser. Dann war es still. Der Ziegenkörper nur noch eine Pfütze auf dem Fußboden. Regina wollte etwas sagen, doch kein Ton gelangte über ihre Lippen. Erst, als eine Hand sich aus der glibberigen Masse streckte schrie sie vor Schreck auf, krallte sich an Marie, die sich ebenso an ihr festhielt. Einige Minuten später kniete eine junge Frau vor ihnen, die Kleider zerrissen und viel zu klein für ihren erwachsenen Körper.

»Sie ist hübsch!«, flüsterte Marie und ließ Regina los, um sich vorsichtig vor die ehemalige Ziege zu hocken.

»Hi, ich bin Marie, aber das weißt du bestimmt. Wie heißt du?«, fragte sie schüchtern und, wenn Regina es richtig deutete, nervös.

Die andere sah sich hilfesuchend um, öffnete den Mund und schloss ihn wieder und starrte auf den Boden.

»Kannst du nicht sprechen?«, fragte Marie und Mitgefühl schwang in ihrer Stimme mit.

Das Ziegenmädchen zuckte mit den Schultern, schüttelte den Kopf, als wäre sie sich nicht sicher.

»Du konntest als Ziege sprechen«, erinnerte Ralf sie, bot ihr dennoch einen Zettel und Stift an, die sie dankbar entgegennahm.

Als sie ihn zu ihnen drehte stand ein einziges Wort darauf: Мария

Regina kniff die Augen zusammen, das Wort wollte sich ihr nicht erschließen. Mapur? Sollte das ihr Name sein?

»Maria«, übersetzte Ralf und ergänzte auf ihren fragenden Blick mit einem Schulterzucken: »Das sind kyrillische Buchstaben. So wie man sie zum Beispiel im Russischen verwendet.«

»Maria und Marie, wie passend!«, freute sich Marie und strahlte Maria an. Dann stand sie auf und bot Maria ihre Hand an. Zögerlich ließ diese sich aufhelfen und zu einer Bank am Tisch führen.

»Hast du irgendwelche Klamotten, die sie nutzen kann?«, fragte Regina, um sich zumindest ein bisschen nützlich zu fühlen.

Ralf nickte und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Hinter ihnen sprach Marie leise zu Maria und hatte irgendwoher eine Bürste geholt, mit der sie deren lange Haare sorgfältig kämmte.

Nachwort

Könnt ihr erraten, welches Märchen hier thematisiert ist?

Es ist mir bewusst, dass es diesmal wirklich mit Hühneraugen zukneifen nur erkennbar ist, aber vielleicht hat ja wer von euch ’ne Idee!

Nächsten Mittwoch geht’s weiter.

Anne/Poisonpainter

#CroMär: Kapitel 14

Heute geht es weiter mit dem #CroMär!

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Weiter geht’s …

Erneut seufzte Regina, sah zwischen den anderen hin und her, dann fragte sie resigniert: »Und, was müssen wir dafür tun?«

»Wie beim letzten Mal auch schon, braucht es ein paar Zutaten. Einen Pilz, einen Laib Brot und Sonnenlicht.«

Regina blinzelte und sah Ralf verwirrt an. »Wie verwendet man denn bitte Sonnenlicht?«

»Oh, da ist wie bei Allerleirauh!«, rief Marie begeistert aus.

Regina musste definitiv mehr Märchen lesen, sie kam nicht mehr mit.

»Da mussten sie je ein Kleid aus Sonnenlicht, Mondstrahlen und Sternen machen«, erklärte Marie Stolz.

»Und wie haben sie das gemacht?«

Marie zuckte mit den Schultern. »Sowas wird im Märchen nicht erklärt.«

Brummend sah Regina zu Ralf, der ebenfalls mit den Schultern zuckte. »Keine Ahnung, wie die das gemacht haben, aber für das Rezept habe ich etwas. Ich muss es nur vorbereiten, während ihr den Rest sucht.«

»Hast du wieder etwas wie die Federn, dass uns den Weg zeigt?«, wollte Regina als nächstes Wissen. So ganz ohne irgendwelche Kenntnisse, was sie überhaupt suchte, wollte sie nicht im Wald umherirren.

»Federn?«, fragte Marie verwirrt und Regina vertröstete sie auf eine spätere Erklärung.

»Nicht direkt.« Damit nickte Ralf zum Eingang des Turmes.

Im Gänsemarsch folgten sie ihm die Wendeltreppe hinauf, die Ziege stolperte gelegentlich auf den Stufen. Ganz oben angekommen, sah Marie sich im Turmzimmer um. Die Schränke und Tische waren mit allerlei magischem Gerümpel gefüllt. Da ihre Stunden hier stattfanden, kannte Regina das meiste davon, trotzdem entdeckte auch sie jedes Mal etwas Neues. Währenddessen wuselte Ralf durch den Raum, öffnete diverse Türen und Schubladen auf seiner Suche bis er eine alte hölzerne Schatulle auf eine freie Ecke einer Kommode stellte. Mit dem Ärmel wischte er den Staub davon ab und öffnete vorsichtig den Deckel.

Regina trat neben ihn als eine goldene Kugel sich gerade wieder in den Hohlraum legte, wo sie eben noch über einen Spiegel getanzt war. »Und was kann das Ding?«, fragte sie synchron mit ihrem Spiegelbild.

»Wenn du dich konzentrierst, kann der Spiegel dir alles zeigen, was du – finden willst.«

»Finden?«, kommentierte Regina die zögerliche Wortwahl.

»Finden, begehren, es ist schwammig, wofür er genau da ist. Es hilft auf alle Fälle sich darauf zu konzentrieren.« Ralf ging einen Schritt zur Seite.

»Also muss ich jetzt an einen Pilz denken und dann sagt uns das Ding, wo wir ihn finden?«, versuchte Regina noch einmal klarzustellen.

»Nicht irgendeinen Pilz«, widersprach Ralf, ein altes Buch in der Hand. Er drehte es zu ihr und auf der aufgeschlagenen Seite war ein glatter Pilz mit dunkler Kappe als Bleistiftzeichnung abgebildet. »Einen Butterpilz.«

Bevor Regina sagen konnte, dass sie keine Ahnung hatte, was das überhaupt für ein Pilz war, geschweige denn, wie sie sich ihn vorstellen sollte, drängte Marie sie zur Seite und kniete sich vor das Kästchen. »Oh, kann ich es ausprobieren?«

Wieder sprang die Kugel über das nun milchige Bild, erst jetzt erkannte Regina, dass es ein goldener Apfel war. Nach mehreren Runden offenbarte es das Bild einer Pilzgruppe, die der Zeichnung ähnelten.

»Und wo ist das jetzt?«, fragte Regina und legte den Kopf schief.

Marie tat es ihr gleich. Gemeinsam versuchten sie etwas in dem winzigen Ausschnitt zu erkennen. Erst ein Wink von Ralf zoomte aus dem Bild raus und es wurde eindeutiger.

»Die Stelle kenn ich!«, rief Marie begeistert aus. »Da ganz in der Nähe wohnt ‘ne verdammt coole alte Dame, die immer die besten Geschichten auf Lager hat!«

Regina konnte sich denken, wen sie damit meinte, Maries Bekräftigung, dass sie sehr genialen Apfelkuchen buk bestätigte es nur. Über die Schulter blickte sie zu Ralf. »Ist das Zufall?«

Dieser zuckte mit den Schultern. »Auf alle Fälle seid ihr dann in der Nähe von magischem Brot.«

Mit zusammengekniffenen Augen, starrte sie Ralf für einen Moment an. Natürlich brauchten sie die Fähigkeit der Holle für den Laib, einfach einen im Supermarkt kaufen, war auch zu viel verlangt. Da zutantenloses Backen noch nicht zu den Dingen gehörte, die Regina bereits gemeistert hatte, wären sie so oder so auf ihre Oma angewiesen gewesen. »Okay, also holen wir erst den Pilz und backen damit das Brot?«

»Nein, ihr bringt beides her. Der Pilz und das Brot werden mit dem Sonnenlicht … nennen wir es verschmolzen.«

Wieder starrte Regina ihn verwirrt an, beließ es aber bei einem resignierten Schulterzucken.

»Bis ihr wieder da seid, habe ich die Maschine aufgebaut, mit der wir das Sonnenlicht einfangen können.«

Das schien Marie auszureichen, denn sie sprang direkt auf und zog Regina am Arm um sich auf den Weg zu machen. »Bis dann, Herr Stöckel, passen Sie gut auf die Ziege auf!«, verabschiedete sie sich und Regina blieb nichts Anderes übrig, als ihr mit einem letzten verzweifelten Blick auf Ralf zu folgen.

Nachwort

Könnt ihr erraten, welches Märchen hier thematisiert ist?

Es gibt da übrigens eine Verfilmung, in der gezeigt wird, wie die Materialien gesammelt werden. Mit Käschern zum Beispiel die Sterne und der Mondschein wird aus dem Wasser gefischt.

Ob das „damals“ so wirklich war? Wer weiß!

Nächsten Mittwoch geht’s weiter.

Anne/Poisonpainter

#CroMär: Kapitel 13

Heute geht es weiter mit dem #CroMär!

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Weiter geht’s …

Im Schneidersitz setzte Ralf sich vor die Ziege. Der Titel eines Films ging Regina durch den Kopf, »Männer, die Ziegen anstarren« oder so.

»Was tut er da?«, kommentierte Marie und lehnte sich dichter zu Regina, ebenfalls mit verschränkten Armen. Ihre Schultern stießen dabei aneinander, oder zumindest Maries Schulter mit Reginas Oberarm, war sie doch einen Ticken größer.

»Irgendwie herausbekommen, ob die Ziege verzaubert ist?« Regina verzog das Gesicht. Trotz der Stunden bei ihrer Oma und Ralf, änderte es nichts daran, dass sie im Prinzip keine Ahnung von Magie hatte.

»Und dann?«

Tja, was kam dann, das war eine sehr gute Frage. Regina zuckte mit den Schultern. »Vielleicht gibt es einen Weg sie zu ent-zaubern.«

»Hast du das schon Mal gemacht?« Die Neugierde in Maries Stimme war eindeutig.

Unsicher scharrte Regina mit der Fußspitze über den Rasen. »Jaaa…«

»Oh, oh, wie lief das ab?« Marie hüpfte neben ihr auf und ab.

Widerwillig erzählte Regina von Wolfs Rückverwandlung, ließ allerdings aus, um wen genau es sich handelte.

»Wow!«, entfuhr es Marie, die sie mit weit aufgerissenen Augen ansah. »Hoffentlich schaffen wir das auch, das wäre so schön!«

Regina konnte den Enthusiasmus zwar nicht ganz nachvollziehen, aber einen Menschen aus einer Verwandlung retten klang gut. Und wenn nicht, wussten sie immerhin, dass diese Ziege definitiv nicht zum Melken oder Schlachten da war. Ein Schauer lief ihr den Rücken hinunter bei der Vorstellung, dass jemand genau das mit ihr regelmäßig getan haben könnte. Die drei Federn, die Ralf Wolf ausgerissen hatte waren schon fragwürdig gewesen, aber der Gedanke eine menschliche Ziege zu melken, nein, den wollte sie lieber nicht zu Ende führen.

Es dauerte eine ganze Weile, bis Ralf mühsam aufstand und zu ihnen hinüberkam, die Ziege im Schlepptau.

»Und, und?«, fragte Maria sogleich aufgeregt.

»Kennt ihr das Märchen vom Hirsch mit dem goldenen Geweih?«

Kurz überlegte Regina mit zusammengekniffenen Augen, doch das einzige, das ihr dazu einfiel war zu fragen: »Das ist Russisch oder?«

Doch ihre Frage wurde von Maries enthusiastischen »Oh! Mein Lieblingsmärchen! Die Mutter ist so badass!« überdeckt.

Fragend sah Regina zu ihr hinüber und sogleich startete Marie in eine Zusammenfassung: »Aaalso! Da war diese Mutter mit drei Kindern, ein Junge und zwei Zwillingsschwestern.«

Regina musste sich auf die Zunge beißen, um den Satz nicht zu korrigieren, konzentrierte sich stattdessen auf das weiter gesagte.

»Jedenfalls, wie kleine Kinder so sind, sind sie vom rechten Weg abgebogen um Pilze zu sammeln, die von den Waldgeistern für sie gepflanzt wurden, damit sie in das Reich der Baba Yaga gelangen.«

»Baba Yaga?« Der Einwurf war schneller aus Regina heraus, als sie ihn aufhalten konnte. Noch zu genau erinnerte sie sich an die Hexe, die versucht hatte, die Kräfte ihrer Oma zu rauben. Dass sie real war, stand außer Frage, aber was hatte sie mit der Ziege zu tun.

»Natürlich Baba Yaga, das ist immer die Hexe in Russischen Märchen!« Marie stemmte mit einem abwertenden Blick die Hände in die Hüften, so als ob Regina das doch wissen sollte. »Jedenfalls!«, begann sie von Neuem, »werden sie natürlich von der Baba Yaga gefunden und in Rehkitze verwandelt. Das bekommt dann die Mutter mit macht sich auf den Weg mit einem Hund und einem Laib Brot.«

Verwirrt blickte Regina zwischen den Beteiligten hin und her, wieso war das Brot wichtig? In der Geschichte ihrer Oma gab es auch welches, aber da hatte es keine tiefere Bedeutung als einen Test für Hilfsbereitschaft.

»Der Junge folgt ihr auf alle Fälle und wird in eine Ziege verwandelt und die Mutter bekommt dann durch den Hirsch mit dem goldenen Geweih Kräfte, um die Baba Yaga zu besiegen. Als die Hexe tot ist, werden alle wieder zurückverwandelt.« Nun zuckte Marie mit den Schultern. »So zumindest die Grobfassung.«

»Sehr grobe Fassung«, stimmte Ralf zu und Regina glaubte einen bitteren Unterton herauszuhören.

Es war klar, dass Regina noch einiges über Märchen lernen musste, bis sie eines Tages die Aufgaben ihrer Oma übernehmen wollte. Wenn Lösungen in ihnen lagen, dann sollte sie diese auch kennen. Zumindest konnte sie sich denken, was Ralf ihr mit diesem Märchen sagen wollte. Nach einem Seufzen nickte Regina zur Ziege. »Du meinst-?«

»Jup.« Die Antwort war begleitet von einem verschmitzten Lächeln, das er ihr immer gab, wenn er stolz auf eine ihrer Schlussfolgerungen war.

Um sich nicht anmerken zu lassen, wie sie sich gerade innerlich aufplusterte, bat sie ihn die Situation genauer zu erklären.

»Wie die Kinder im Märchen, wurde sie von der Baba Yaga verwandelt, warum, konnte sie mir nicht mehr sagen. Nur, dass sie mich bei ihren Ausbrüchen gesucht hat, um wieder menschlich zu werden.«

Das erklärte zumindest, warum sie Wolf damals hergescheucht hatte und seitdem öfter hier aufgeschlagen war.

»Die gute Nachricht: Ich weiß, wie wir sie zurückverwandeln.« Er machte eine dramatische Pause, in der auch er die Ziege betrachtete, die nahezu betrübt ihren Kopf senkte. »Die Schlechte: Sie wurde vor mehr als hundert Jahren verwandelt. Das heißt, ich habe keine Ahnung, ob sie danach zu Staub zerfällt und selbst wenn nicht, kann ich nicht sagen, ob überhaupt noch jemand aus ihrer Familie lebt.« Bedrückte Stille legte sich über sie, doch Ralf war noch nicht fertig. »Und Yaga hat einen Warnzauber auf ihr, den ich erst lösen muss, damit sie nicht herausfindet, dass wir daran arbeiten. Auch, wenn sie vermutlich das Zicklein von damals längst vergessen hat.«

Nachwort

Könnt ihr erraten, welches Märchen hier thematisiert ist?

Ein paar Gedanken dazu, da es sich um ein Russisches Märchen handelt – und vor allem auch dem Stream über Slawische Märchen (5.8. 18 Uhr) mit Ria Winter, Christian Handel and Saskia Dreßler auf Saskias Twitch-Kanal:

Wir sind uns (hoffentlich) alle einig sind, dass Krieg totaler Mist ist.

Von Anfang an waren Russische Märchen und Beiträge (Russische Märchensammler, Baba Yaga – Teil 1, Teil 2, Verfilmungen – alle Beiträge von Katherina Ushachov) dazu ein Bestandteil des Märchensommers, immerhin bin ich hauptsächlich damit aufgewachsen. Das #CroMär hat zudem schon 2018 den Baba Yaga-Charakter bekommen. Das jetzt einfach fallen zu lassen erscheint mir falsch.

Wenn die Schreibende Person selbst in negatives Verhalten gegen andere Menschen involviert ist verstehe ich es voll und ganze deren Werke nicht weiter zu bewerben. Aber einen kompletten kulturellen Bereich einfach ignorieren – ggf. sogar verteufeln – wegen aktueller politischer Ereignisse, das kann ich nicht nachvollziehen. Immerhin war das schon weit vorher da.

Da der Märchensommer immer einen Platz hat für kritische Stimmen (s. Rachels Beitrag zu Antisemitismus in Märchen) nehme ich auch gerne einen Gastbeitrag der sich genau mit dieser Diskrepanz zwischen Kultur und aktueller politischer Lage befasst.

Nächsten Mittwoch geht es weiter!

Anne/Poisonpainter

#CroMär: Kapitel 12

Erinnert ihr euch noch an Regina aus dem #CroMär? Sie ist uns jetzt schon in zwei Märchensommern begegnet und auch in diesem Jahr, möchte ich ihre Geschichte weitererzählen.

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Doch zunächst …

Was bisher geschah …

Regina soll ihrer kranken Oma etwas zu Essen vorbeibringen. Auf dem Weg dahin begegnet sie ihrer Tante, die ihr einen Diät-Apfel andreht und ihrem Jugendschwarm Wolf, der sie zum Wunderjunggesellenball einlädt. Hin und hergerissen schließt Regina einen Deal um den ersten Kuss des Abends mit einem seltsamen Förster, damit sie den Apfel, den sie grad erst entsorgt hat, zurückbekommt.
Allerdings war das erst der Anfang der bizarren Ereignisse, denn bald stellt sich heraus, dass ihre Oma keine geringere als Frau Holle ist und mit der Baba Yaga eine ernstzunehmende Rivalin hat.
Das am Ende des Ballabends Wolf dann ein Frosch ist, war auch nicht das was Regina davon erwartet hatte.

Am nächsten Morgen hat Regina ein schleimiges Erwachen, denn sie hat Wolf mit nach Hause genommen. Mit Hilfe ihrer Familie und dem Förster, der eigentlich Ralf heißt und sich als Rumpelstilzchen vorstellt, macht Regina sich daran in wieder zurückzuverwandeln. Was gar nicht so leicht ist, da er einsehen muss, wie sehr sein Handeln sie verletzt hat …

Ausführlich könnt ihr es hier nachlesen: #CroMär

Und nun geht es ein paar Monate später weiter mit:

Kapitel 12

Seit Regina davon erfahren hatte, dass ihre Großmutter niemand geringeres als die Frau Holle war, hatte sie ihr Alltag komplett auf den Kopf gestellt. Nicht nur entdeckte sie täglich etwas Neues, der Tisch, der sich von selbst deckte, das Brot, dass niemand zubereiten musste, die Äpfel, die Oma durch die Gegend schleudern konnte. Nein, es stellte sich sogar mehr und mehr heraus, dass Regina in die Fußstapfen ihrer Oma treten sollte und es auch können würde. Im Gegensatz zu ihrer Mutter und ihrer Tante, deren Fähigkeiten nur Teilaspekte beinhalteten und entsprechend ungeeignet waren. Die ersten Anzeichen ihrer Kräfte hatten sich bereits gezeigt, immerhin hatte sie unbewusst einen Verwandlungsfluch in eine andere Form verändert. Dadurch musste Regina nun regelmäßig zu ihrer Oma zum Üben. Als wären Studium und Nebenjob noch nicht anstrengend genug. Den Gedanken, dass sie potentiell nie in ihrem Fachgebiet arbeiten können würde verdrängte sie gekonnt. Schließlich wollte sie momentan nur in erster Linie dafür sorgen, dass sie es nicht ausversehen im Hörsaal schneien ließ. Vielleicht fand ihre Großmutter ja auch noch jemand passenderes um den Mantel der Holle zu übernehmen, sie war ja schließlich auch nicht Teil der Familie ihrer Vorgängerin gewesen.

Heute war Regina ausnahmsweise zu Fuß unterwegs, der Weg noch viel zu schlammig vom Regen letzte Nacht, um mit dem Fahrrad zu fahren und mit dem Auto war es nicht nur Spritverschwendung, sondern auch ein Umweg.

Wie aus dem Nichts, stieß auf einmal etwas gegen ihre Seite. Sie und die andere Person rutschten, hielten einander fest und schafften es irgendwie nicht im Matsch zu landen. Regina versuchte noch immer ihre Atmung und wild schlagendes Herz zu beruhigen, als sie erkannte wer da vor ihr stand. Das Mädchen von ihrem Abenteuer mit Wolf. Mareike? Nein, der Name war kürzer. Mika? Mina?

»Oh, du bist es!«, grüßte diese mit einem freudestrahlenden Lächeln, hatte sie offensichtlich auch erkannt.

»Hi«, erwiderte Regina unsicher und fragte dann verwundert, ob alles in Ordnung ist.

»Sie ist schon wieder ausgebüchst!«, lamentierte irgendwas mit M und warf die Arme in die Luft.

Regina trat einen Schritt von ihr Weg, um vom Gefuchtel nicht erwischt zu werden. »Wen genau meinst du?«

»Die Ziege!«, schrie sie nahezu, als ob Regina wissen sollte, was sie damit meinte.

Dann machte es Klick. »Ach die, von neulich?«

»Ja, genau!« Wie auch immer sie hieß seufzte schwer. »Seit damals versucht sich ständig vom Hof zu entkommen. Und wir haben schon alles doppelt und dreifach überprüft, ob da noch irgendwelche Löcher im Zaun sind, aber sie findet trotzdem immer einen Weg!«

Die Erklärung sorgte für ein ungutes Gefühl in Regina, irgendetwas stimmte daran nicht. Doch die Landwirtin gab ihr keine Chance etwas Entsprechendes zu fragen.

»Weißt du, sie ist schon lange nicht mehr zum Melken oder für die Zucht vorgesehen, das macht es ja so traurig, dass sie immer wieder wegläuft. Sie hat auf dem Hof wirklich die Möglichkeit einen schönen Lebensabend zu verbringen, aber sie stürzt sich stattdessen in ein Abenteuer!«

»Brauchst du Hilfe?«, bot Regina widerwillig an. Irgendwie hatte sie das Gefühl, sie würden sich sonst hier festquatschen.

»Wenn sie nichts Neues ausprobiert, weiß ich wo sie ist. Erinnerst du dich noch an den Rapunzelturm?«

Und ob sie sich daran erinnerte. Mittlerweile kannte sie ihn sogar von Innen, da einige ihrer Stunden bei Ralf waren. Dass die Ziege zum Zauberer verschwand unterstrich ihre Vorahnung nur weiter.

»Es tut mir so leid!«, rief Reginas Begleiterin direkt aus, als sie kurz darauf am Turm ankamen.

Ralf war gerade damit beschäftigt, die Ziege aus seinen Rapunzeln zu zerren und schaute erst genervt, dann amüsiert zu ihnen hinüber. »Hallo«, grüßte er anschließend, die Hände fest um das Halsband.

»Hi«, erwiderte Regina mit einem Winken.

»Es tut mir so leid!«, wiederholte die Frau, deren Name Regina doch jetzt endlich Mal einfallen könnte und nahm ihm die Ziege ab. »Ich versteh einfach nicht, warum sie immer wieder hierherkommt! Ich mein, wir haben es mit Rapunzeln versucht, aber die wollte sie auch nicht. Immer wieder beschwert sie sich nur und haut dann ab.«

»Beschwert sich?« Die Frage, war schneller aus Reginas Mund heraus, als sie sie aufhalten konnte.

Mit erhobener Augenbraue wartete auch Ralf die Antwort ab.

»Na, meckern halt, wie eine Ziege«, war der klägliche Versuch einer Erklärung. Auf ihre nicht überzeugten Blicke hin, ergänzte sie: »Ihr glaubt mir eh nicht.«

Ralf sah nun herausfordernd zu Regina und sie wusste, was er damit meinte. Genervt schnaubte sie und streckte ihre Hand aus. Sie kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich auf die Mitte ihrer Handfläche. Mühsam setzten sich kleine Luftpartikel zu einer erkennbaren Schneeflocke zusammen. Das erstaunte aufatmen ließ sie das erste Mal aufblicken. »Meine Oma ist Frau Holle, wir glauben dir.«

Ungläubig starrte sie auf die Flocke, da fiel Regina endlich der Name ein: Marie! Wie die Pechmarie! Das hätte sie sich aber wirklich merken können. Da sie die Magie nicht länger halten konnte, platschte die Flocke als Tropfen in ihre Hand und Regina atmete tief durch. Sie bekam ein anerkennendes Nicken von Ralf und würde vermutlich später angezählt werden, warum sie sich wieder so verkrampft hatte. Magie zu wirken fiel ihr nun Mal noch schwer. Für den Moment tippte er sich nur gegen die Lippe und Regina wusste, was er damit meinte. Mit Zunge raus zaubert man nicht. Sie schnaubte und drehte sich vollends zu Marie, die noch immer nichts gesagt hatte.

»Also?«, versuchte Regina sie zu animieren.

Noch immer druckste Marie herum, dann flüsterte sie. »Sie kann sprechen!«

Regina betrachtete die Ziege, dann Ralf, der es ihr gleichtat. Wie zur Bestätigung bähte diese Lautstark.

»Nicht jetzt gerade, aber, wenn sie am Hof ist, nutzt sie ihre Fähigkeiten, um die Leute dazu zu bringen, sie rauszulassen, weil nichts im Hof ihr schmeckt oder sie nicht richtig gefüttert wurde, dann bückst sie aus, wenn sie nicht hingucken.«

»Sie oder du?«, fragte Ralf und Regina hörte den neckenden Unterton.

»Ich«, gab Marie widerwillig zu und sah zu Boden.

»Und sie spricht nur zu dir?«

»Zumindest habe ich von den anderen noch nichts Anderes gehört, aber es ist ja auch unglaublich und wer würde das sonst glauben-« Bevor sie sich in einer Tirade verlieren konnte, legte Regina ihr die Hand gegen den Oberarm.

»Wir glauben dir«, versicherte sie. Im Augenwinkel sah sie Ralfs Nicken.

Nachwort

Auch diesmal behandeln die einzelnen Kapitel wieder märchenhafte Aspekte. Könnt ihr erraten, welches hier thematisiert ist?

Nächsten Mittwoch geht es weiter!

Anne/Poisonpainter