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#CroMär: Kapitel 13

Heute geht es weiter mit dem #CroMär!

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Weiter geht’s …

Im Schneidersitz setzte Ralf sich vor die Ziege. Der Titel eines Films ging Regina durch den Kopf, »Männer, die Ziegen anstarren« oder so.

»Was tut er da?«, kommentierte Marie und lehnte sich dichter zu Regina, ebenfalls mit verschränkten Armen. Ihre Schultern stießen dabei aneinander, oder zumindest Maries Schulter mit Reginas Oberarm, war sie doch einen Ticken größer.

»Irgendwie herausbekommen, ob die Ziege verzaubert ist?« Regina verzog das Gesicht. Trotz der Stunden bei ihrer Oma und Ralf, änderte es nichts daran, dass sie im Prinzip keine Ahnung von Magie hatte.

»Und dann?«

Tja, was kam dann, das war eine sehr gute Frage. Regina zuckte mit den Schultern. »Vielleicht gibt es einen Weg sie zu ent-zaubern.«

»Hast du das schon Mal gemacht?« Die Neugierde in Maries Stimme war eindeutig.

Unsicher scharrte Regina mit der Fußspitze über den Rasen. »Jaaa…«

»Oh, oh, wie lief das ab?« Marie hüpfte neben ihr auf und ab.

Widerwillig erzählte Regina von Wolfs Rückverwandlung, ließ allerdings aus, um wen genau es sich handelte.

»Wow!«, entfuhr es Marie, die sie mit weit aufgerissenen Augen ansah. »Hoffentlich schaffen wir das auch, das wäre so schön!«

Regina konnte den Enthusiasmus zwar nicht ganz nachvollziehen, aber einen Menschen aus einer Verwandlung retten klang gut. Und wenn nicht, wussten sie immerhin, dass diese Ziege definitiv nicht zum Melken oder Schlachten da war. Ein Schauer lief ihr den Rücken hinunter bei der Vorstellung, dass jemand genau das mit ihr regelmäßig getan haben könnte. Die drei Federn, die Ralf Wolf ausgerissen hatte waren schon fragwürdig gewesen, aber der Gedanke eine menschliche Ziege zu melken, nein, den wollte sie lieber nicht zu Ende führen.

Es dauerte eine ganze Weile, bis Ralf mühsam aufstand und zu ihnen hinüberkam, die Ziege im Schlepptau.

»Und, und?«, fragte Maria sogleich aufgeregt.

»Kennt ihr das Märchen vom Hirsch mit dem goldenen Geweih?«

Kurz überlegte Regina mit zusammengekniffenen Augen, doch das einzige, das ihr dazu einfiel war zu fragen: »Das ist Russisch oder?«

Doch ihre Frage wurde von Maries enthusiastischen »Oh! Mein Lieblingsmärchen! Die Mutter ist so badass!« überdeckt.

Fragend sah Regina zu ihr hinüber und sogleich startete Marie in eine Zusammenfassung: »Aaalso! Da war diese Mutter mit drei Kindern, ein Junge und zwei Zwillingsschwestern.«

Regina musste sich auf die Zunge beißen, um den Satz nicht zu korrigieren, konzentrierte sich stattdessen auf das weiter gesagte.

»Jedenfalls, wie kleine Kinder so sind, sind sie vom rechten Weg abgebogen um Pilze zu sammeln, die von den Waldgeistern für sie gepflanzt wurden, damit sie in das Reich der Baba Yaga gelangen.«

»Baba Yaga?« Der Einwurf war schneller aus Regina heraus, als sie ihn aufhalten konnte. Noch zu genau erinnerte sie sich an die Hexe, die versucht hatte, die Kräfte ihrer Oma zu rauben. Dass sie real war, stand außer Frage, aber was hatte sie mit der Ziege zu tun.

»Natürlich Baba Yaga, das ist immer die Hexe in Russischen Märchen!« Marie stemmte mit einem abwertenden Blick die Hände in die Hüften, so als ob Regina das doch wissen sollte. »Jedenfalls!«, begann sie von Neuem, »werden sie natürlich von der Baba Yaga gefunden und in Rehkitze verwandelt. Das bekommt dann die Mutter mit macht sich auf den Weg mit einem Hund und einem Laib Brot.«

Verwirrt blickte Regina zwischen den Beteiligten hin und her, wieso war das Brot wichtig? In der Geschichte ihrer Oma gab es auch welches, aber da hatte es keine tiefere Bedeutung als einen Test für Hilfsbereitschaft.

»Der Junge folgt ihr auf alle Fälle und wird in eine Ziege verwandelt und die Mutter bekommt dann durch den Hirsch mit dem goldenen Geweih Kräfte, um die Baba Yaga zu besiegen. Als die Hexe tot ist, werden alle wieder zurückverwandelt.« Nun zuckte Marie mit den Schultern. »So zumindest die Grobfassung.«

»Sehr grobe Fassung«, stimmte Ralf zu und Regina glaubte einen bitteren Unterton herauszuhören.

Es war klar, dass Regina noch einiges über Märchen lernen musste, bis sie eines Tages die Aufgaben ihrer Oma übernehmen wollte. Wenn Lösungen in ihnen lagen, dann sollte sie diese auch kennen. Zumindest konnte sie sich denken, was Ralf ihr mit diesem Märchen sagen wollte. Nach einem Seufzen nickte Regina zur Ziege. »Du meinst-?«

»Jup.« Die Antwort war begleitet von einem verschmitzten Lächeln, das er ihr immer gab, wenn er stolz auf eine ihrer Schlussfolgerungen war.

Um sich nicht anmerken zu lassen, wie sie sich gerade innerlich aufplusterte, bat sie ihn die Situation genauer zu erklären.

»Wie die Kinder im Märchen, wurde sie von der Baba Yaga verwandelt, warum, konnte sie mir nicht mehr sagen. Nur, dass sie mich bei ihren Ausbrüchen gesucht hat, um wieder menschlich zu werden.«

Das erklärte zumindest, warum sie Wolf damals hergescheucht hatte und seitdem öfter hier aufgeschlagen war.

»Die gute Nachricht: Ich weiß, wie wir sie zurückverwandeln.« Er machte eine dramatische Pause, in der auch er die Ziege betrachtete, die nahezu betrübt ihren Kopf senkte. »Die Schlechte: Sie wurde vor mehr als hundert Jahren verwandelt. Das heißt, ich habe keine Ahnung, ob sie danach zu Staub zerfällt und selbst wenn nicht, kann ich nicht sagen, ob überhaupt noch jemand aus ihrer Familie lebt.« Bedrückte Stille legte sich über sie, doch Ralf war noch nicht fertig. »Und Yaga hat einen Warnzauber auf ihr, den ich erst lösen muss, damit sie nicht herausfindet, dass wir daran arbeiten. Auch, wenn sie vermutlich das Zicklein von damals längst vergessen hat.«

Nachwort

Könnt ihr erraten, welches Märchen hier thematisiert ist?

Ein paar Gedanken dazu, da es sich um ein Russisches Märchen handelt – und vor allem auch dem Stream über Slawische Märchen (5.8. 18 Uhr) mit Ria Winter, Christian Handel and Saskia Dreßler auf Saskias Twitch-Kanal:

Wir sind uns (hoffentlich) alle einig sind, dass Krieg totaler Mist ist.

Von Anfang an waren Russische Märchen und Beiträge (Russische Märchensammler, Baba Yaga – Teil 1, Teil 2, Verfilmungen – alle Beiträge von Katherina Ushachov) dazu ein Bestandteil des Märchensommers, immerhin bin ich hauptsächlich damit aufgewachsen. Das #CroMär hat zudem schon 2018 den Baba Yaga-Charakter bekommen. Das jetzt einfach fallen zu lassen erscheint mir falsch.

Wenn die Schreibende Person selbst in negatives Verhalten gegen andere Menschen involviert ist verstehe ich es voll und ganze deren Werke nicht weiter zu bewerben. Aber einen kompletten kulturellen Bereich einfach ignorieren – ggf. sogar verteufeln – wegen aktueller politischer Ereignisse, das kann ich nicht nachvollziehen. Immerhin war das schon weit vorher da.

Da der Märchensommer immer einen Platz hat für kritische Stimmen (s. Rachels Beitrag zu Antisemitismus in Märchen) nehme ich auch gerne einen Gastbeitrag der sich genau mit dieser Diskrepanz zwischen Kultur und aktueller politischer Lage befasst.

Nächsten Mittwoch geht es weiter!

Anne/Poisonpainter

Schreiberlinge im Interview: Christian Handel

Ein kleinen Interview-Nachzügler gibt es diesen Fairy Tale Summer gibt es noch. Christian Handel hat sich für seine neusten Werke dem Mini-Bogen noch einmal gestellt.

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Palast aus Gold und Tränen

1. Welches Element deines Märchens war am Schwierigsten umzusetzen?

In Palast aus Gold und Tränen verwebe ich vor allem osteuropäische Märchen in meine Geschichte. Eine bedeutende Rolle nimmt vor allem die berühmte Hexe Baba Yaga ein. In den Sagen, Mythen und Märchen, die sich um sie ranken, ist sie mal die Antagonistin, mal die Helferin der Held:innen. Ihr zwielichtiges Wesen so einzufangen, dass ihr auch die Leser:innen nicht ganz über den Weg trauen, war eine Herausforderung.

2. Was hat dich bei der Arbeit am Märchen am meisten zur Verzweiflung gebracht?

Der Lektoratsprozess. Das darf man jetzt nicht falsch verstehen. Ich arbeite sehr gern mit meinen Lektoren zusammen. Beim Palast merkte mein Lektor jedoch an, dass für ihn zum einen das Buch mit einem anderen Antagonisten besser funktionieren würde, zum anderen der Anfang zu ausführlich geschildert sei und sich dadurch arg zöge. Das Dumme war: er hatte recht. Das hatte zur Folge, dass ich ca. 200 Seiten noch mal gelöscht und neu geschrieben habe. Durch das Raffen des Anfangs lernten sich manche Figuren anders kennen als zunächst geplant. Und das war in den Überarbeitungsrunden wirklich extrem anstrengend, weil so eine Änderung Auswirkung auf spätere Kapitel hatte. Das war echt noch mal krass viel Arbeit. Auch für meinen Lektor. Allerdings bin ich froh, dass wir das gemacht haben, das Ergebnis liest sich meinem Empfinden nach jetzt so viel besser.

3. Welche Fassung (Film, Erzählung, Adaption) deines Märchens, außer deiner eigenen, magst du am liebsten?

Spontan fällt mir der Roman Wildwood Dancing von Juliet Marillier ein. Sie erzählt zwar eigentlich das Märchen von den Zertanzten Schuhen, versetzt es jedoch nach Transsilvanien und arbeitet osteuropäische Märchenmotive mit ein. Diese Vorgehensweise fand ich faszinierend und ich liebe den Roman.

4. Ein Film-Mensch kommt auf dich zu und möchte dein Märchen umsetzen, wen siehst du in den Hauptrollen?

Eigentlich ist sie dafür zu schön, aber Adelaide Kane (Reign) wäre sicher als Muireann phantastisch. Und Marlehn Loose wäre eine großartige Rose. Wenn wir dann gleich beim Träumen sind: Was hältst du von Helen Mirren als zwielichtige Baba Yaga?

Rowan & Ash

1. Welches Element deines Märchens war am Schwierigsten umzusetzen?

Rowan und Ash beginnt mit einer märchenhaften Erzählung um eine Schattenhexe, die eine augenzwinkernde Verbeugung an das Grimm’sche Märchen Die sechs Schwäne darstellt. Es kommt zwar nicht zu einer Schwanen-Verwandlung. Aber die Hexe, die zur bösartigen Königin wird und Schlossbewohner ihrer menschlichen Gestalt beraubt: das sind wichtige Elemente. In der zweiten Hälfte des Romans, in der es darum geht, dass Rowan sich aufmacht, seine große Liebe Ash zu retten, erfährt er mehr über die Herkunft der Schattenhexe – und diese Erkenntnisse in die Handlung einfließen zu lassen, ohne dass die Spannungskurve einknickt, war eine Herausforderung.

2. Was hat dich bei der Arbeit am Märchen am meisten zur Verzweiflung gebracht?

Zur Verzweiflung gebracht hat mich bei diesem Roman eigentlich nichts. Es war ein wunderbares Abenteuer.

Rowans Prozess, zu sich selbst zu stehen, für sich anzunehmen, dass er schwul ist und sich auf einen jungen Mann einzulassen stellt für mich den Kern des Romans dar. Ich wollte ein Buch schreiben, in dem sich sowohl queere Menschen wiederfinden und das ihnen Mut gibt, als auch eines, das heterosexuellen Menschen zeigt: so fühlt sich (für manche von uns) das Coming Out an. Diese Sorgen und Ängste quälen viele von uns in dieser Phase. Kein Coming Out gleicht jedoch dem anderen. Ich habe mich also an meinen Erinnerungen orientiert, noch mal alte Tagebucheinträge gelesen – und das hat teilweise schmerzliche Erlebnisse wieder stark in Erinnerung gerufen.

3. Welche Fassung (Film, Erzählung, Adaption) deines Märchens, außer deiner eigenen, magst du am liebsten?

Rowan & Ash erzählt mehr ein eigenes Märchen, als dass es eine Adaption ist. Da aber Elfen eine große Rolle spielen, möchte ich euch unbedingt die Comicreihe ElfQuest – Abenteuer in der Elfenwelt ans Herz legen. Diese wunderschöne, epische Fantasy-Erzählung hat mich sehr geprägt.

[Anm. In Zusammenarbeit mit The Fantasy Network wird gerade ein Audiomovie erschaffen nachdem es über Crowdfunding finanziert werden konnte.]

4. Ein Film-Mensch kommt auf dich zu und möchte dein Märchen umsetzen, wen siehst du in den Hauptrollen?

Die Schauspieler, an die ich gerade denke, sind eigentlich inzwischen zu alt, aber Ash sah vor meinem inneren Auge Sam Claflin in seiner Rolle als Finnick Odair aus den Hunger Games sehr ähnlich. Und da zwischen den beiden die Chemie zu stimmen scheint, würde Josh Hutcherscon (Peetah) als Rowan gut passen.

Mehr zu Christian gibt es hier:

Interview zu Rosen & Knochen: Christian Handel

Homepage: Christian Handel
Twitter: @DarkstarGermany
Facebook: Christian Handel Autor

Vielen Dank, Christian!

Anne/PoiSonPaiNter

Die Baba? Die Jaga? Die Baba Jaga! (Teil 2)

Read in English

Letzte Woche hat Katherina bereits anfangen euch etwas zu einer meiner Lieblingsfiguren zu erzählen, heute folgt der zweite Teil ihres Gastbeitrags.

Grimm’sche Hexe und Baba Jaga – zwei Mal Hexe? – Teil 2

Ihr habt erfahren woher sie und ihr Name stammen, wie sie aussieht und was sie so für Fähigkeiten hat. Heute geht es weiter mit:

Behausung

Die Grimm’schen Hexen haben in unterschiedlichen Märchen unterschiedliche Behausungen. So lebt die Hexe aus „Hänsel und Gretel“ im Pfefferkuchenhaus, das gleichzeitig Behausung und Falle ist. Die Hexe in „Jorinde und Joringel“ dagegen besitzt gleich ein ganzes Schloss voller Singvögel. Die Behausung der Hexe hängt also von ihrer Funktion im jeweiligen Märchen ab. In einem der wenigen Märchen mit Hexenmeister wird die Behausung gar nicht erwähnt, nur, dass es eine gibt und scheinbar die Menschen wissen, wo sie sich befindet, um ihr Kind dem Hexer in die Lehre zu geben, wie in „Der Gaudieb und sein Meister„.
Abgesehen davon befinden sich die Häuser der meisten Hexen im Wald. Ähnlich wie der Zaun als Trennung zwischen Menschenwelt und magischer Dämonenwelt fungiert, ist der Wald als Abgrenzung zum Dorf zu verstehen – die magische Welt, über die eine Hexe Macht hat.

Baba Jagas Behausung dagegen ist immer gleich. Es handelt sich hierbei um ein Haus auf einem Hühnerbein, umringt von einem Zaun aus Totenschädeln. Laut einigen Forschern ist das Hühnerbeinhaus ein Überrest altslawischen Glaubens, als Baba Jaga noch eine tierische – und keine menschliche – Gestalt hatte. Die Totenschädel symbolisieren, dass sie teils im Totenreich steht – wer also sich in ihr Haus begibt, übertritt damit auch symbolisch die Schwelle ins Reich der Toten. Wenn also ein Recke sich im Zuge der Heldenreise eines Märchens bei ihr aufhält, ist das oft sinnbildlich die Entsprechung der Jenseitsfahrt in der klassischen Heldenreise der antiken Mythen.
Anders als bei der Hexe, ist der Wald um ihr Haus herum allerdings nicht magisch, weil Baba Jaga dort wohnt. Der Wald ist immer magisch und Baba Jaga als Waldhüterin ist das Wesen, das man besänftigen muss, um sicher dort zu sein. Denn in den Vorstellungen der alten Slaw*innen war grundsätzlich jeder Bereich magisch und von Geistern bevölkert – egal ob es sich um das eigene Haus, das Dorf oder den Bereich außerhalb handelte. Nur dass für unterschiedliche Bereiche unterschiedliche Wesen zuständig waren. Diese Vorstellungen leben in abgeschwächter Form auf dem Lande teilweise weiter oder werden im Zuge der Besinnung auf alte, vorsowjetische Traditionen wiederbelebt.

Bedeutung

Baba Jaga ist eine mehrdeutige Figur. Laut Vladimir Ja. Propp hat sie drei Gesichter:

  • Die Schenkende, die den Held*innen ein magisches Pferd oder einen anderen magischen Gegenstand übergibt
  • Die Kindsräuberin (wie u.a. in „Wilde Schwäne“ und „Baba Jaga„)
  • Die Kriegerin, gegen die sich der Held im Kampf behaupten muss, um zu einer höheren Bewusstseinsstufe aufzusteigen

Diese Dreiernatur hängt mit mehreren Dingen zusammen. Zum einen gilt Baba Jaga in der Folklore als Herrin des Waldes, die besänftigt werden muss, wenn man den Wald gefahrlos nutzen/durchschreiten möchte. Als solche ist sie also ein Überbleibsel der vorchristlichen slawischen Überlieferungen. Zum anderen kommt hier die ursprüngliche Natur der vorchristlichen Gottheiten und mystischen Frauengestalten zum Tragen, die sowohl Gutes als auch Böses in einer Person verbanden.

Um die Bedeutung der Grimm’schen Hexe zu thematisieren, muss man weiter ausholen und die Geschichte der zauberkundigen Frauen an sich im europäischen Raum betrachten. Während zauberkundige Frauen in der Frühantike noch ambivalent – also gut wie schlecht – sein konnten, nahm das Ansehen schon zur Römerzeit immer weiter ab. Bereits im Zwölftafelgesetz im antiken Rom standen Schadenszauber jeder Art unter Todesstrafe. Was freilich niemanden daran hinderte, solche beispielsweise im Tempel der Isis in Auftrag zu geben. Im Laufe der Zeit wurde zudem das Wissen heilkundiger Frauen zunehmend stigmatisiert, was letzten Endes in der Hexenverfolgung mündete (um es stark vereinfacht auszudrücken).
Der Effekt ist zweigleisig – aus den Dämonen und Göttinen der alten Geschichten werden Menschenfrauen. Gleichzeitig verlieren Zauberinnen alle ihnen zugeschriebenen positiven Eigenschaften. Bis ins achtzehnte Jahrhundert gehörten Hexen nicht in Geschichten, da sie für die Menschen durchaus Realitäten darstellten. Mit der Verbrennung der letzten Hexe in Deutschland – 1775 – ändert sich das. Da Hexen nicht mehr Teil der gelebten Realität sind, kann die Märchenhexe sich von einigen der herrschenden Vorstellungen lösen und zu etwas Eigenem werden. Sie ist dabei eine Mischung aus den vorchristlichen Vorstellungen der Zauberfrau und dem Hexenbild von Mittelalter und früher Neuzeit.

Ihre Funktion ist dabei meist die eines Kinderschrecks: In den meisten Märchen versucht sie, Kinder zu sich zu locken, um sie zu verzaubern oder zu essen. Seltener sind die Gegner*innen Jugendliche oder junge Erwachsene (wie bei Jorinde und Joringel).
Einige Forscher*innen sehen in der Märchenhexe eine ausschließlich böse Figur (so Max Lüthi) oder als Figur, die gegen alle Gesetze handelt und somit als abschreckendes Beispiel dient, wie ein Mensch nicht zu handeln hat. Somit soll ihr grausames Ende Kindern aufzeigen, was passiert, wenn sie sich nicht an die Gesetze des guten Zusammenlebens handeln. Die drastischen Strafen dienen der Prävention.

Psychologisch gesehen können Hexen auch als die schlechten Seiten eines Menschen gelesen werden, die am Ende des Märchens zu vernichten sind. So wird zwar die Stiefmutter von Schneewittchen nicht explizit als Hexe benannt, hat jedoch spätestens im letzten Drittel des Märchens ihre äußeren und inneren Eigenschaften, während sie in der Verkleidung der hässlichen Alten auftritt. Indem die Hexe sich in heißen Schuhen zu Tode tanzt, „verbrennt“ die negative Seite in der Persönlichkeit von Schneewittchen, die somit mit dem Prinz an der Seite erwachsen werden kann.

Interessanterweise sind Hexenfiguren grundsätzlich regional. Die Rolle, die in deutschen Märchen oft eine Hexe einnimmt, nimmt in vielen Märchen aus anderen Ländern ein*e Menschenfresser*in ein. In einigen Ländern fehlen Hexen völlig und werden durch Feen oder hexenähnliche Geschöpfe der eigenen Mythologie ersetzt.

Fazit

Auch wenn auf den ersten Blick die Grimm’sche Hexe und die russische Baba Jaga viele Gemeinsamkeiten haben, haben die beiden Figuren sehr unterschiedliche Entstehungsgeschichten und Bedeutungsspektren. Dass sie sich jedoch einander annähern, liegt nicht zuletzt daran, dass auf der ganzen Welt ungefähr zur gleichen Zeit mit dem Niederschreiben der Märchenstoffe begonnen wurde. Und auch wenn es damals kein Internet gab, tauschten sich die Menschen rege international über ihre Arbeit aus. So würde es mich nicht wundern, wenn sich die zwei Archetypen nicht mit der Zeit dadurch einander angenähert hätten, sodass exotischere Ausformungen der Baba Jaga (wie die als Dreiergruppe) verdrängt wurden.

In jedem Fall sind beide Gestalten vielschichtige und interessante Figuren, die auch die folgenden Generationen nicht loslassen werden.

Die Autorin

Katherina Ushachov zog im Alter von sechs Jahren aus dem sonnigen Odessa nach Deutschland. Zwanzig Jahre später machte sie Vorarlberg zur neuen Wahlheimat. Sie schreibt seit der Schulzeit, weil sie ohne das Schreiben nicht mehr leben kann. Wenn die freie Lektorin nicht gerade an einem ihrer Romane arbeitet, textet sie für mehrere gemeinschaftlich geführte Blogs oder erzählt auf ihrer Homepage vom Alltag als junge Autorin.

Homepage: Keller im 3. Stock
Lektorat: Phoenixlektorat
Weltenbau: Weltenschmiede
Facebook: Katherina Ushachov – Autorin
Twitter: @evanesca

Morgen wird es mal ein bisschen zeichnerisch … neben den Bilderrätseln, die ihr auch weiterhin bei Trimagie and Drachengeschichten und Nordlichter auf Facebook lösen könnt.

Anne/PoiSonPaiNter
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Lies auf Deutsch

Last week Katherina already started to tell you something about one of my favorite characters, today you can read the second part of her guest post.

Grimm’s Witch and Baba Jaga – Twice a Witch? – Part 2

You learned where she and her name come from, what she looks like and what her abilities are. Today we continue with:

Dwelling

Grimm’s witches have different dwellings in different fairy tales. Thus the witch from „Hansel and Gretel“ lives in the gingerbread house, which is both a dwelling and a trap. The witch in „Jorinde and Joringel„, on the other hand, owns a whole castle full of songbirds. The witch’s dwelling depends on her function in the respective fairy tale. In one of the few fairy tales with a sorcerer, the dwelling is not mentioned at all, only that there is one and apparently people know where it is to teach their child to the sorcerer, as in „The Thief and His Master„.
Apart from that, most witches‘ houses are in the forest. Just as the fence acts as a separation between the human world and the magical demon world, the forest is to be understood as a boundary to the village – the magical world over which a witch has power.

Baba Jaga’s dwelling, on the other hand, is always the same. It is a house on a chicken leg, surrounded by a fence of skulls. According to some researchers, the Chicken House is a remnant of ancient Slavic belief, when Baba Jaga still had an animal – and not a human – form. The skulls symbolize that she is partly in the realm of the dead – so whoever enters her house symbolically crosses the threshold into the realm of the dead. So when a hero stays with her during a fairy tale’s hero’s journey, this is often symbolically the equivalent of the afterlife journey in the classical hero’s journey of ancient myths.
Unlike the witch, the forest around her house is not magical because Baba Jaga lives there. The forest is always magical and Baba Jaga as a forest keeper is the being you have to soothe to be safe there. For in the ideas of the old Slavs, every area was basically magical and populated by spirits – regardless of whether it was their own house, the village or the area outside. Only that different beings were responsible for different areas. Some of these ideas live on in the countryside in a diluted form or are being revived in the course of reflecting on old, pre-Soviet traditions.

Meaning

Baba Jaga is an ambiguous figure. According to Vladimir Ja. Propp she has three faces:

  • The giver who gives the heroines a magic horse or other magic object
  • The Child Thief (as in „The Magic Swan Geese“ and „Baba Jaga„, among others)
  • The warrior, against whom the hero has to fight in order to advance to a higher level of consciousness.

This tripple nature is connected with several things. On the one hand, Baba Jaga is considered in folklore as the mistress of the forest, who must be calmed down if one wants to use the forest safely. As such, it is a remnant of pre-Christian Slavic traditions. On the other hand, there is the original nature of the pre-Christian deities and mystical female figures, who combined both good and evil in one person.

In order to address the meaning of Grimm’s witch, one must go further and look at the history of magical women in Europe. While magical women in early antiquity could still be ambivalent – good as bad -, the reputation already decreased further and further in Roman times. Already in the Twelve Tables Act in ancient Rome, all kinds of harmful spells were punishable by death. Which, of course, did not prevent anyone from commissioning such in the temple of Isis, for example. In the course of time, the knowledge of healer women was increasingly stigmatized, which ultimately led to witch hunts (to put it very simply).
The effect is twofold – the demons and goddesses of ancient stories become human women. At the same time, sorceresses lose all the positive qualities attributed to them. Until the eighteenth century witches did not belong in stories because they were realities for people. With the burning of the last witch in Germany – 1775 – this changed. Since witches are no longer part of lived reality, the fairy tale witch can detach herself from some of the ruling ideas and become something of her own. It is a mixture of the pre-Christian ideas of the sorceress and the witch image of the Middle Ages and early modern times.

Their function is usually that of a child’s fright: In most fairy tales she tries to attract children to enchant or eat them. Rarer are the opponents young people or young adults (as with Jorinde and Joringel).
Some researchers see the fairy tale witch as an exclusively evil figure (according to Max Lüthi) or as a figure who acts against all laws and thus serves as a cautionary example of how a person should not act. Thus their cruel end is to show children what happens when they do not abide by the laws of good coexistence. The drastic penalties are for prevention.

Psychologically speaking, witches can also be read as the bad sides of a person to be destroyed at the end of a fairy tale. Although Snow White’s stepmother is not explicitly named as a witch, she has her external and internal characteristics in the last third of the fairy tale at the latest, while she appears in the disguise of the ugly old woman. By dancing herself to death in hot shoes, the witch „burns“ the negative side in the personality of Snow White, who can thus grow up with the prince by her side.

Interestingly, witch figures are basically regional. The role often played by a witch in German fairy tales is played by a man-eater in many fairy tales from other countries. In some countries witches are completely absent and are replaced by fairies or witch-like creatures of their own mythology.

Conclusion

Even if the Grimm witch and the Russian Baba Jaga have a lot in common at first glance, the two figures have very different origin stories and spectra of meaning. However, the fact that they are converging is not least due to the fact that the recording of fairytale materials began around the same time all over the world. And even if there was no Internet at that time, people actively exchanged their work internationally. So it wouldn’t surprise me if the two archetypes hadn’t come closer together over time, displacing more exotic forms of the Baba Jaga (like those as a group of three).

In any case, both figures are multi-layered and interesting figures that will go unnoticed by future generations either.

The Authoress

Katherina Ushachov moved from the sunny Odessa to Germany at the age of six. Twenty years later she turned Vorarlberg into her new chosen home. She is writing since school times, as she can’t live without writing any more. When the free Copy Editor isn’t working on one of her novels, she writes for several collaboratively lead Blogs or talks about her every day life as young authoress on her homepage.

Homepage: Keller im 3. Stock
Copy Editor: Phoenixlektorat
Worldbuilding: Weltenschmiede
Facebook: Katherina Ushachov – Autorin
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Tomorrow it will be a bit graphical…

Anne/PoiSonPaiNter

Die Baba? Die Jaga? Die Baba Jaga! (Teil 1)

Read in English

Heute gibt es wieder einen Gastbeitrag. Diesmal zu einer meiner Lieblingsfiguren und weil Katherina so viel zu ihr schreiben konnte, haben wir entschieden den Beitrag aufzuteilen, ein bisschen was kommt also noch später..

Grimm’sche Hexe und Baba Jaga – zwei Mal Hexe? – Teil 1

Letztes Jahr berichtete ich von den berühmten russischsprachigen Märchensammlern und Dichtern, dieses Jahr beleuchte ich den Unterschied zwischen Baba Jaga und den namenlosen Hexen bei den Brüdern Grimm. Aus Übersichtsgründen fokussiere ich mich dabei vor allem auf die Figur der Baba Jaga in russischsprachigen Märchen, es gibt noch zahlreiche regionale Unterschiede, so die Tradition der „Pechtrababajagen“ im heutigen Kärnten oder eine kleine Region im heutigen Slowenien, in der „Baba Jaga“ früher ein Synonym für den Winter war.

Herkunft und historische Herleitung

Die europäische Hexe ist allen bekannt, hier möchte ich nur die Basics auffrischen. Magiekundige Frauen sind schon bei Homer belegt und auch das nicht gerade positiv, sowohl Kirke als auch Medea haben kein gutes Ende. Hier sind die Hexen allerdings noch junge, attraktive Frauen, die zusätzlich der Zauberkraft mächtig sind.
Grundsätzlich waren zauberkundige Frauen jedoch in der Literatur und Geschichte nicht ausschließlich negativ besetzt – aus großer Macht folgt große Verantwortung und so sieht man hier Frauen, die ihre Zauberkräfte nutzen, um ihre Gelüste zu erfüllen (Kirke), um sich zu rächen oder Frauen, die aufgrund tiefster Verzweiflung ihre Kräfte spielen lassen.

Im Sagenbereich vermischen sich dann Sagen über Hexen mit Geschichten über menschenfressende Figuren. Sagen wir, es ist kompliziert.

Noch komplizierter wird es bei der Baba Jaga, die möglicherweise von einer nornenähnlichen Figur abstammt. Oder einer Göttin. Oder einem Tiergeist. Weiter unten mehr dazu.

Der Name

Ein Unterschied springt sofort ins Auge – während Baba Jaga einen eigenen Namen hat und mit diesem genau eine (in einigen Märchen auch genau drei) Person(en) gemeint ist, ist das Wort „Hexe“ ein Sammelbegriff.

Baba Jagas Name lässt sich in zwei Bestandteile aufschlüsseln. „Baba“ ist ein auch heute noch verwendetes Wort für „Weib“. Heute nur noch im Sinne von „grobschlächtige, nicht feminine, meist ältere Frau“, früher hingegen ein ganz normales Wort. Statt „Babuschka„, dem russischen Wort für Großmutter, bringen außerdem viele Eltern ihren russischsprachigen Kindern erst einmal die vereinfachte Form „Baba“ bei, weil es analog zu „Mama“ und „Papa“ für einen Kindermund angeblich einfacher zu bilden ist.
Schwieriger wird es beim zweiten Teil, „Jaga“. Einige Forscher*innen führen ihn auf den polnischen Vornamen „Jadwiga“ zurück, andere leiten ihn vom urslawischen Wort für „Schrecken“, dem slowenischen Wort für „Zorn“ und dem alttschechischen Wort für „Lamie“ ab. Einige Ethymologen sehen eine Verbindung zum urslawischen Wort für „Schlange“ oder „Untier“. Der erste Beleg für diesen Namen stammt von Giles Fletcher, dem Älteren, einem englischen Dichter und Diplomaten, der in seiner Schrift „Of the Russe Common Wealth “ von 1588 erwähnte, von der Anbetung eines goldenen Götzen der Baba Jaga gelesen zu haben. Es scheint sich also um eine alte slawische Göttin zu handeln.

Das Wort „Hexe“ ist etymologisch sehr schwierig. Man kann es auf Wörter wie „Hagzissa“ zurückführen und es ist mit dem modernen englischen „hag“ verwandt (das wiederum was mit Zäunen zu tun hat). Oder mit alten norwegischen Wörtern für „Elbin“ und „Dienstmädchen“. Ähm. Es ist schwierig. Das Wort selbst scheint jedoch erst mit der Christianisierung wirklich die Bedeutung „Frau, die (Schadens-)Zauber wirkt“, angenommen zu haben.

Andere Wissenschaftler*innen interpretieren den Namen nicht als Zaun- sondern als Zaunlatte und diesen als Vorform des Flugbesens. Tatsächlich gibt es Geschichten, in denen das Reitgerät der Hexe eine solche ist, sodass auch die Möglichkeit besteht, dass der Name für die Hexe von ihrem ursprünglichen Reitgerät benannt wurde.
Das deutsche Wort ist seit 1402 belegt.

In der mittelalterlichen Lebenswelt war der Zaun das, was das Dorf vom Wald abgrenzt – eine auf dem Zaun sitzende oder reitende Gestalt wäre somit – ähnlich wie Baba Jaga – ein Wesen, das zwischen der Menschenwelt und der Welt der Dämonen sitzt.

Das Aussehen

Hier sind sich die Märchensammler der Vergangenheit einig – sowohl die Grimm’sche Hexe als auch Baba Jaga sind hässliche, alte Frauen. Weniger einig ist man sich darüber, wie viele Hexen es eigentlich gibt.

Während die europäische Hexe austauschbar ist, ist „Baba Jaga“ schließlich ein Eigenname. Ähnlich wie es im keltischen und nordischen Sagenkreis jedoch zauberkundige Frauen gibt, die eine Dreieinigkeit bilden – Jungfrau, Mutter, Alte – gibt es auch Varianten der Geschichte von Baba Jaga, in der drei gleichnamige Schwestern unter einem Dach wohnen: Ein Mädchen, eine Matrone und eine Alte.
Reste davon finden sich in Märchen, in denen eine ungeliebte Stieftochter von der Stiefmutter zu „ihrer Schwester Baba Jaga“ geschickt wird, angeblich, um Nadel und Faden zu holen.
Wichtig ist außerdem, dass die Baba Jaga beispielsweise bei Vladimir Dal bewusst als „mit unbedeckten Haaren und in einem ungegürteten Hemd“ beschrieben wird, was bei den christianisierten Slawen als anstößig gilt.
Baba Jaga wird meist als große, bucklige Frau mit einer langen Nase beschrieben. Oft wird sie auch als „Baba Jaga Knochenbein“ bezeichnet – denn in einigen Geschichten besteht eines ihrer Beine nur aus … Gebein. So kann sie mit einem Fuß im Diesseits, mit dem anderen im Jenseits stehen.

Die Hässlichkeit einer Grimm’schen Hexe dient als äußerer Ausdruck ihrer Boshaftigkeit. Das Märchen kehrt sozusagen das Innere nach außen.

Fähigkeiten

Auf den ersten Blick haben die beiden Hexen viele Gemeinsamkeiten: Beide können zaubern und fliegen. Beiden wird in einigen Märchen Kannibalismus nachgesagt (vgl. „Hänsel und Gretel“ auf der Grimm’schen Seite und Aleksey Tolstois Version des Märchens „Wilde Schwäne„, wenn auch nicht in der Version von Afanasjev und dem Märchen „Baba Jaga„, in dem die Schwester der Hexe ihre ungeliebte Stiefschwester zu ihr schickt. Das Codewort „Ich soll Nadel und Faden holen“ ist für Baba Jaga das Signal, dass ihr das Mädchen als Opfergabe geschickt wurde – also um es zu essen).
Oft hat Baba Jaga eine große Dienerschaft – im bereits erwähnten Märchen „Baba Jaga“ dient ihr ein Hund, ein Kater, Birkenbäume und ein Dienstmädchen, die von der Heldin bestochen werden müssen, damit sie entkommen kann.
Auch eine Hexe wird oft von Tieren begleitet: Meist schwarze Katzen, Raben, Eulen oder Kröten. Manchmal begleiten auch kleine Hunde die Hexe.
Beide können außerdem Menschen in Tiere und Dinge verwandeln – und umgekehrt.
Baba Jaga verschenkt gelegentlich auch Zauberdinge oder etwas Hilfreiches an den vorbeiziehenden Recken oder den gutmütigen Jüngling. Ob sie diese Zauberdinge selbst herstellt, geht aber aus den Märchen meist nicht hervor.
Anders als Baba Jaga (deren Fluggefährt ein Mörser ist), fliegt eine Märchenhexe meist auf einem Besen und reibt sich mit Hexensalbe ein – von Baba Jaga ist eine solche nicht überliefert.

Und damit machen wir Schluss für heute …

Die Autorin

Katherina Ushachov zog im Alter von sechs Jahren aus dem sonnigen Odessa nach Deutschland. Zwanzig Jahre später machte sie Vorarlberg zur neuen Wahlheimat. Sie schreibt seit der Schulzeit, weil sie ohne das Schreiben nicht mehr leben kann. Wenn die freie Lektorin nicht gerade an einem ihrer Romane arbeitet, textet sie für mehrere gemeinschaftlich geführte Blogs oder erzählt auf ihrer Homepage vom Alltag als junge Autorin.

Homepage: Keller im 3. Stock
Lektorat: Phoenixlektorat
Weltenbau: Weltenschmiede
Facebook: Katherina Ushachov – Autorin
Twitter: @evanesca

Was euch in Teil 2 erwartet:

  • Die Behausung der Hexe und der Baba Jaga (auch wenn ihr letzteres eventuell schon kennt)
  • Die Bedeutung der Baba Jaga (und der Hexe) und
  • das Fazit

Bleibt also gespannt, was es über diese faszinierende Hexe noch zu erfahren gibt.

Anne/PoiSonPaiNter

P.S. Der Beitragstitel ist ein Zitat aus einem der unzähligen russischen Märchenfilme in denen Baba Jaga auftaucht.

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Lies auf Deutsch

The Baba? The Jaga? The Baba Jaga! (Part 1)

Today we have another guest contribution. This time to one of my favorite characters and because Katherina could write so much to her, we decided to split the contribution, so some things will come later.

Grimm’s Witch and Baba Jaga – Twice a Witch? – Part 1

Last year I talked about the famous Russian Fairy Tale collectors and poets, this year I illuminate the difference between Baba Jaga and the nameless witches at the Brothers Grimm. For reasons of clarity, I focus primarily on the figure of Baba Jaga in Russian fairy tales, there are still numerous regional differences, such as the tradition of „Pechtrababajagen“ in today’s Carinthia or a small region in today’s Slovenia, where „Baba Jaga“ used to be a synonym for winter.

Origin and historical background

Everybody knows the European witch, here I just want to refresh the basics. Women who know magic are already documented by Homer and this is not exactly positive either, neither Kirke nor Medea have a good ending. Here, however, the witches are still young, attractive women who also have the power of magic.
Basically, however, magical women were not only negatively represented in literature and history – with great powers comes great responsibility and so here you see women who use their magical powers to fulfill their desires (Kirke), to avenge themselves or women who let their powers unfold because of deepest desperation.

In the legend area legends about witches mix with stories about man-eating characters. Let’s just say it’s complicated.

It gets even more complicated with the Baba Jaga, which possibly comes from a norn-like figure. Or a goddess. Or an animal spirit. More on this below.

The name

One difference is immediately obvious – while Baba Jaga has her own name and by this one (in some fairy tales also exactly three) person(s) is meant, the word „witch“ is a collective term.

Baba Jaga’s name can be broken down into two parts. „Baba“ is still used today for „woman“. Today only in the sense of „coarse, not feminine, mostly older woman“, but in former times a completely normal word. Instead of „Babushka„, the Russian word for grandmother, many parents also teach their Russian-speaking children the simplified form „Baba“, because it is supposedly easier to make for a child’s mouth, analogous to „Mama“ and „Papa“.
The second part, „Jaga“, is more difficult. Some researchers attribute it to the Polish first name „Jadwiga“, others derive it from the original Slavic word for „horror“, the Slovenian word for „anger“ and the Old Czech word for „Lamia„. Some ethymologists see a connection to the original Slavic word for „snake“ or „beast“. The first evidence of this name comes from Giles Fletcher, the Elder, an English poet and diplomat, who mentioned in his 1588 book „Of the Russe Common Wealth“ that he had read about the worship of a golden idol of Baba Jaga. So it seems to be an old Slavic goddess.

The word „witch“ is etymologically very difficult. It can be traced back to words like „Hagzissa“ and it is related to the modern English „hag“ (which in turn has to do with fences). Or with old Norwegian words for (female) „alb“ and „maid“. Um. It is difficult. However, the word itself only seems to have taken on the meaning „woman casting (damage) spells“ with the Christianization.
Other scientists interpret the name not as a fence but as a fence batten and this as a preform of air broom. In fact, there are stories in which the witch’s riding device is one, so there is also the possibility that the name for the witch was named after her original riding device.
The German word „Hexe“ has been used since 1402.
In the medieval world, the fence was what separates the village from the forest – a figure sitting or riding on the fence would therefore be – similar to Baba Jaga – a being sitting between the human world and the world of demons.

The appearance

Here the fairy tale collectors of the past agree – both Grimm’s witch and Baba Jaga are ugly, old women. There is less agreement about how many witches there are.

While the European witch is interchangeable, „Baba Jaga“ is after all a proper name. Similar to the Celtic and Nordic myths, however, there are magical women who form a trinity – virgin, mother, old woman – there are also variants of the story of Baba Jaga, in which three sisters of the same name live under one roof: A girl, a matron and an old lady.
Remains can be found in fairy tales in which an unloved stepdaughter is sent by the stepmother to „her sister Baba Jaga“, allegedly to get a needle and thread.
It is also important that the Baba Jaga is consciously described by Vladimir Dal, for example, as „with uncovered hair and in an unbelted shirt,“ which is considered offensive by the Christianized Slavs.
Baba Jaga is usually described as a tall, hunchbacked woman with a long nose. Often she is also called „Baba Jaga bone leg“ – because in some stories one of her legs consists only of… bone. So she can stand with one foot in this world, with the other in the hereafter.

The ugliness of a Grimm witch serves as an external expression of her malice. The fairy tale turns the inside out, so to speak.

Abilities

At first glance, the two witches have a lot in common: Both can do magic and fly. Both are said to be cannibalistic in some fairy tales (see „Hansel and Gretel“ on the Grimm side and Aleksey Tolstoy’s version of the tale „The Magic Swan Geese„, although not in the version of Afanasjev and the tale „Baba Jaga„, in which the witch’s sister sends her unloved stepsister to her. The code word „I shall get needle and thread“ is the signal for Baba Jaga that the girl was sent to her as a sacrifice – that is to eat her).
Baba Jaga often has a great servanthood – in the aforementioned fairy tale „Baba Jaga“ a dog, a tomcat, birch trees and a maid serve her, who must be bribed by the heroine so that she can escape.
Even a witch is often accompanied by animals: Mostly black cats, ravens, owls or toads. Sometimes even small dogs accompany the witch.
Both can also turn people into animals and things – and vice versa.
Baba Jaga occasionally gives away magical things or something helpful to the passing heroes or the good-natured young man. Whether she makes these magic things herself, however, usually does not originate from the fairy tales.
Unlike Baba Jaga (whose flying vehicle is a mortar), a fairy tale witch usually flies on a broom and rubs herself with witch ointment – there is no such story of Baba Jaga.

And that’s the end of it for today…

The Authoress

Katherina Ushachov moved from the sunny Odessa to Germany at the age of six. Twenty years later she turned Vorarlberg into her new chosen home. She is writing since school times, as she can’t live without writing any more. When the free Copy Editor isn’t working on one of her novels, she writes for several collaboratively lead Blogs or talks about her every day life as young authoress on her homepage.

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What you can expect in Part 2:

  • The house of the witch and the Baba Jaga (even if you may already know the latter)
  • The Meaning of Baba Jaga (and the Witch) and
  • the Conclusion

So stay tuned for more information about this fascinating witch.

Anne/PoiSonPaiNter

P.S. The post’s title is a quote from one of the many Russian Fairy Tale movies Baba Jaga appears in.

Fairy Tale Summer: Critter

Read in English

Märchensommer: Viech


Wir sind in der vorletzten Woche des Märchensommers angelangt, d.h. nur noch bis zum 25.8. habt ihr Zeit die Fragen und Rätsel zu beantworten und Märchenpunkte zu sammeln, um einen der tollen Preise zu bekommen! Angesportn von Katherinas Gastbeitrag habe ich letzte Woche noch einmal zur zweisprachigen Version einiger Russischer Volksmärchen gegriffen, anstatt wie geplant den Keltischen Märchen. Ist ziemlich anstregend, aber sehr, sehr langsam erkenne ich wieder ein paar Wörter. 😀

Beim letzten Mal habe ich euch eine Empfehlung von Anna Holub vorgestellt, heute empfehle ich sie. 😉 Denn gestern ist der siebente Band der Märchenspinnerei den Fluten entstiegen:

Meerschaum

Der Kopenhagener Journalist Oliver hält sich für abgebrüht und die Flüchtlingskrise hat für ihn nichts Neues mehr zu bitten. Nachdem er aber das Foto eines Kollegen sieht wird er in einen Strudel aus Mord, Intrigen, Koruption und Menschenschmuggel gezogen. Dabei will er nur wissen wer die unbekannte Schönheit ist und wenn möglich sie auch retten.

Da dieser Band erst gestern erschienen ist – und ich auch noch nicht mit den Raben angefangen habe und der Märchensommmer langsam ausläuft, gibt es dazu auch noch keine Kommentare auf  Goodreads (und dadurch Twitter) dazu zu lesen, aber sobald ich einen neuen Lesestand erreicht habe geht es auch damit weiter. Schaut da also ruhig mal vorbei.

Die kleine Meerjungfrau als Skandinavien-Krimi klingt schon mal interessant und auch von den Zitaten, die Anna bereits geteilt hat, klingt Oliver sehr sympathisch. Bin also schon gespannt auf diesen Band. 😀

In der Leserunden-Gruppe auf Facebook, gibt es zwar noch keinen Beitrag zu dem Band, aber das wird sich demnächst ändern. Ansonsten schaut einfach vorbei und diskutiert schon mal mit den Autorinnen über das was da ist. Ihr findet die Gruppe hier: märchenhafte Leserunde.

Jetzt aber zum Challenge-Teil, bei dem ihr wieder einen Punkt sammeln könnt:

Was ist dein Lieblingsviech aus einem Märchen?

Die Frage ist einfach für mich. Das ist ungeschlagen Baba Jaga’s Hexenhäuschen auf Hühnerbeinen!

Ich kann allerdings nicht sagen warum…ich denke es hängt auch hier mit den Russischen Märchenfilmen zusammen, da es da doch schon eine ziemlich große Rolle hat. Ob nun der Held und Baba Jaga darum gestritten haben in welche Richtung es sich drehen soll oder ob es einfach nur lustig vor sich hin gegackert hat. Ich find es toll. Wer kann schon von sich behaupten, eine bewegliche Behausung zu haben, bei der man nicht selbst am Steuer sitzen muss? 😀

Einzig die Größe ist etwas…unpraktisch…da scheint nicht sonderlich viel reinzupassen und mit Bigger-on-the-inside Zaubern hatte es Baba Jaga glaube nicht so…

PoiSonPaiNter

© Für die Cover/das Bild gehört ihren rechtmäßigen Besitzern und dienen hier lediglich zur Veranschaulichung.
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Lies auf Deutsch

We are in the second to last week of the Fairy Tale Summer, which means you only have until the 25.8. to answer the questions and riddles to collect the Fairy Tale Points to win one of the great prices! Incided by Katherinas Guestpost have I taken up a bilingual version of some Russian Folk Tales again last week, instead of the Celtic Fairy Tales. It’s quite exhausting, but very, very slowly I’m starting to recognize a few words again. 😀

Last time I introduced you to a recommendation by Anna Holub, today I recommend her. 😉 Because yesterday the seventh book of the Märchenspinnerei rose from the tides:

Meerschaum

The Copenhagen Journalist Oliver considers himself case-harded and the refugee crisis doesn’t hold anything new for him. After he saw a picture from a colleague he is drawn into he maelstorm of murder, intrigues, corruption and people smuggling. Though all he wants is figuring out who the beautiful Jane Doe is and if possible save her.

As this book was only released yesterday – and I haven’t yet started with the Ravens and as the Fairy Tale Summer is phasing out are there no notes on Goodreads (and subsequently Twitter) about it, but as soon as I reach a new reading status I’ll continue. So feel free to take a look over there.

The Little Mermaid as Scandinavian-Crime novel sounds interesting on its own and from the quotes Anna already shared, does Oliver also sound quite likeable. I’m excited for this book. 😀

Even though there is no entry for this book yet in the book reading group on Facebook, will this soon change. Regardless of that can you still take a look at it and discuss what’s already there with the authoresses. You can find the group here:  Magical Book Reading.
Let’s get to the challenging part, where you can collect another point:

What’s your favourite Fairy Tale critter?

This is an easy question for me. It’s without a doubt Baba Jaga’s chicken-legged hut!

I can’t really say why…I think it’s again because of the Russian Fairy Tale movies, as it has had a quite big role in that. If it was the hero and Baba Jaga fighting about which way it should turn or if it just clucked funnily. I like it. Who can say for themselves that they have a moveable homestead, where you don’t have to sit behind a stearing wheel? 😀

Only it’s size is…inpractical…it doesn’t seem to be able to fit that much and I believe Baba Jaga wasn’t really known for using Bigger-on-the-inside spells…

 

PoiSonPaiNter

© For the cover/drawing belong to their rightful owners and are only used here as illustration.

Advent Calendar: Door/Türchen #5

Read in English

Mina

Es regnete schon den ganzen Tag und Mina war erschöpft. Ihr Rucksack lastete schwer auf ihren Schultern und ihre Füße schlurften mehr als das sie sich anhoben. Sie war auf der Suche nach einem Unterschlupf, aber auch der Wald bot keinen großen Schutz, da der Regen durch das lückenhafte Blätterdach prasselte und sie mittlerweile bis auf die Knochen durchnässt hatte.
In ihrem Tran hörte sie kaum das Jammern und Stöhnen vor ihr, bis sie einen Schatten zwischen zwei großen Eichen sah. Mina kniff die Augen zusammen und versuchte etwas zu erkennen als sie näher kam, aber ihre sonst so gute Sicht war durch Regen und Müdigkeit eingeschränkt. Erst als sie kurz davor stand erkannte sie die alte Frau, die mit aller Kraft gegen Äste ankämpfte, die ihren Reisigkorb stur festhielten. Mina näherte sich vorsichtig durch das Dickicht und legte eine Hand auf den Stamm einer der Eichen.
„Ganz ruhig“, flüsterte sie fast und ließ etwas von ihrer Magie in den Stamm strömen.
Mit etwas Verzögerung schien der Baum sich zu entspannen und löste seine Äste aus der Umklammerung des Korbes. Der andere Baum tat es ihm gleich. Zum Glück hatte die Alte Mina’s Anwesenheit bemerkt sonst hätte all ihr ziehen und zerren dafür gesorgt, dass sie jetzt auf dem matschigen Waldboden säße.
„Danke“, sagte sie nur schnaufend und zwängte sich wieder in die Riemen ihres Korbes, die verrutscht waren.
Mina half ihr auch hier und bekam erneut Dank.
„Meine Hütte ist nicht weit von hier. Komm mit und wärm‘ dich erst einmal auf“, schlug sie vor und Mina bestätigte mit einem Nicken.
Sie wollte einfach nur raus aus dem Regen.
In der Hütte angekommen, stellte die Alte ihren Korb in die Ecke und fing an sich am Feuer zu schaffen zu machen. Etwas unsicher legte Mina ihren Rucksack ebenfalls ab und stand wie ein begossener Pudel im geräumigen Wohnraum.
„Da hinten in der Kiste sind Decken“, warf ihr die Alte über die Schulter hinweg zu.
Mina legte ihren nassen Reisemantel ab und hängte ihn über einen Stuhl anschließend ging sie zur angesprochenen Kiste, um sich eine Decke zu holen. Der Deckel war schwer, aber sie konnte ihn trotzdem gut anheben. Sie nahm sich eine der Decken und wollte sich gerade darin einwickeln, als die Alte vom Kamin her forderte: „Alles aus!“
Etwas beschämt entkleidete sich Mina fast komplett hinter der Decke. Sie wollte nicht völlig nackt vor der Alten stehen. Die Decke um sich gewickelt hängte sie ihre fallengelassenen Sachen über weitere Stühle, die um den großen Esstisch standen. Endlich stand die Alte auf und begann nun ebenfalls sich bis auf den Unterrock zu entkleiden und sich in eine Decke zu wickeln. Sie hatte ihre Decke mit ihrer Umhangschnalle befestigt und konnte sich so frei bewegen. Sie kehrte zum Feuer zurück und hing einen kleinen Kessel darüber.
„Komm näher“, forderte sie Mina auf und deutete auf einen der Stühle dichter am Feuer.
Vorsichtig, um die Decke nicht zu verlieren ging sie dichter ans Feuer. Die Wärme stieg sogleich in ihre Glieder auf.
„Gleich gibt es auch noch eine schöne, warme Suppe, dann ist dir nicht mehr so kalt“, erklärte die Alte während sie eine Hand voll Kräuter in den Kessel warf und den Inhalt umrührte.
„Sag meine Kleine, was macht eine Waldlings-Magierin in diesem Wetter ohne einen Regenzauber zu nutzen?“, erkundigte sie sich nachdem sie Schüsseln aufgefüllt und Mina eine gereicht hatte.
Mina verschluckte sich fast, sie hatte nicht erwartet, dass die Alte mitbekommen hatte was sie getan hatte.
„Ich kenne noch keine Regenzauber“, erklärte sie kleinlaut, nachdem sie sich geräuspert hatte.
„Ich suche erst nach einem Lehrmeister“, ergänzte sie und schaute die Alte erwartungsvoll an.
„Ach Kleines, ich kann dir Sachen über Kräuter und Heilpflanzen beibringen, aber über deine Gabe kann ich dich nichts lehren“, erklärte die Alte traurig.
„Ich wäre Euch schon sehr dankbar, wenn Ihr das tätet. Wir lernen zwar viel über Pflanzen und deren Nutzung, aber es gibt doch immer etwas Neues zu lernen“, bat Mina mit einem leuchten in den Augen.
„Dann werde ich das tun, aber ich habe Bedingungen“, erwiderte die Alte und fuhr fort nachdem Mina zustimmend genickt hatte.
„Du hilfst mir die Kräuter zu sammeln und zu verarbeiten. Du kommst mit mir zu Hausbesuchen und hilfst mir das Haus sauber zu halten. Und du nennst mich Yagai und nicht Euch oder sonst einen Firlefanz. Einverstanden?“, fragte sie und streckte Mina ihre Hand entgegen.
Mina schlug ohne zu zögern ein „Einverstanden“
„Gut. Und als erste Aufgabe verrätst du mir erstmal deinen Namen“
„Mina“, antwortete diese mit einem Schmunzeln, sie hatte völlig vergessen sich vorzustellen.
„Schön dich kennen zu lernen, Mina. Willkommen in meinem bescheidenen Heim“, begrüßte Yagai sie mit einer ausschweifenden Hangbewegung.
Mina erwiderte den Gruß und war schon gespannt auf die Dinge, die sie lernen würde.

Hinter den Kulissen

Mit Mina’s Geschichte geht es weiter im 8. Türchen.

Wenn ihr in der Zwischenzeit bei den anderen vorbei schauen möchtet, dann startet neu bei Türchen 1 und entscheidet euch zwischen Damian and Sasha.
Die alte Kräuterfrau heißt nicht grundlos Yagai und wer ein bisschen Erfahrung mit Russischen Märchen hat, wird auch schnell erkennen, dass der Name eine Abwandlung von Baba Yaga ist, dem Hexenweib, das in vielen von ihnen ihr Unwesen treibt. Die Märchen mit der Baba Yaga waren immer unter meinen Favouriten. Wer mag auch nicht ein Hexenhaus auf Hühnerbeinchen? 😀
Ich hoffe euch gefällt ihre Geschichte bisher.
PoiSonPaiNter
© Für Geschichte und Charaktere liegen bei mir. Verwendung oder Weitergabe nicht ohne meine Zustimmung.
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Lies auf Deutsch

Mina

It had rained the whole day and Mina was tired. Her backpack sat heavy on her shoulders and her feet scuffed more than they rose up. She was searching for shelter, but not even the forest provided protection as the rain pattered down through the patchy canopy of leaves and by now had drenched her to the bones.
In her dazed state she did not hear the lamenting and moaning in front of her until she saw a shadow between two tall oaks. Mina squinted her eyes and tried to detect something as she got closer, but her usually good sight was limited thanks to the rain and her tiredness. Only as she stood close to her did she see the old woman that fought with all her might against the branches that held fast her brushwood-basket. Mina carefully got closer to the thicket and put one of her hands on the trunk of one of the oaks.
“Easy now”, she nearly whispered and let her magic pour into the trunk.
With a little delay the tree seemed to relax his branches and released the basket from its grasp. The other tree followed suit. Luckily the hag had noticed Mina’s presence and had stopped pulling and tugging, otherwise she would have now sat on the muddy forest floor.
“Thanks”, she only said with a huff and squeezed back into the straps of her basket that had shifted.
Mina helped her again and received more thanks.
“My hut isn’t far from here. Come with me and warm up”, she suggested and Mina agreed with a nod.
She just wanted to get out of the rain.
In the hut the hag put the basked into a corner and started working on a fire. A little uncertain Mina put her backpack down as well, looking crestfallen in the spacious room.
“Back there is a chest with blankets”, the hag called to her over her shoulder.
Mina took off her wet travelling coat and hung it over a chair before she went over to the mentioned chest to pick up a blanket. The lid was heavy, but she could still open it easily. She took out a blanket and wanted to wrap it around herself when the hag ordered from the fireplace: “Everything off!”
A little ashamed Mina nearly took off all her clothes behind the blanket. She didn’t want to be completely naked before the hag. The blanket wrapped around her she hung up her dropped clothes over other chairs that stood around the large dinner table. At last the hag got up and started to undress except for her underskirt and wrapped herself in a blanket, too. She had fastened her blanket with a coat buckle and was therefore able to move freely. She returned to the fire and put a small cauldron over it.
“Come closer”, she invited Mina and waved towards one of the chairs closer to the fire.
Cautiously, to not lose the blanket, she got closer. The warmth ran up her limbs right away.
“In a moment you will also get a nice, warm soup, then you won’t feel cold any more”, the hag explained as she threw a handful of herbs into the cauldron and stirred it.
“Tell me, sweetie, what does a Woodling-Mage do in this kind of weather without using a rain spell?” She asked after she had filled bowls and had given one to Mina.
Mina nearly choked on her soup, as she had expected, that the hag hadn’t noticed what she had done.
“I don’t know any rain spells, yet”, she explained meekly, after she had cleared her throat.
“I’m still searching for a teacher”, she added and looked at the hag in anticipation.
“Ah, sweetie, I can teach you about herbs and medical plants, but I can’t teach you anything about your gift”, the hag explained sadly.
“I’d already be grateful, if you could do that. Even though we learn a lot about plants and their uses, there is always something new to learn”, Mina requested with a glimmer in her eyes.
“Then I will do that, but I do have conditions”, the hag returned and continued after Mina nodded in agreement.
“You’ll help collect and process the herbs. You’ll come with me when I make house calls and you’ll help me keep the house clean. And you’ll call me Yagai and not Ma’am or such nonsense. Agreed?” She asked and put out her Hand towards Mina.
Mina took her hand without hesitation “Agreed”
“Good. And as your first task you’ll tell me your name”
“Mina”, she replied with small smile, she had completely forgotten to introduce herself.
“Nice to meet you, Mina. Welcome to my humble home”, Yagai greeted and waved her hand across the room.
Mina returned the welcome and was already excited of the things she’d learn.

Behind the Scenes

Mina’s story will continue behind the 8th door.
If you want to see what the others are doing in the meantime, go back to the 1st door and choose between Damian and Sasha.
I hope you enjoy the story so far.
The old herb woman isn’t called Yagai without a reason and those who have some experiences with Russian Fairy Tales will soon notice that her name is a modification of Baba Yaga, the witch that is striking trouble in a lot of them. The Fairy Tales with the Baba Yaga were always amoungst my favourites. Who doesn’t like a witch house on chicken legs? 😀
Speaking of legs: Mina’s crestfallen look is originally described as standing there like a droused poodle (begossener Pudel), but English seemingly doesn’t have such a metaphor…
PoiSonPaiNter
© For the story by me. Do not use or repost either without my permission.