Logo der Aktion. Schrift "Dein Bild - Eine Geschichte". Links unten sind handgezeichnete Polaroid-Fotos, das E von Geschichte geht oben rechts in einen ebenfalls gezeichneten Bleistift über.

Der Zufluchtsort

Foto eines trapezförmigen Bunkereingangs auf dessen Dach bereits ein Nadelwald wächst, davor Herbstblätter auf einem Rasen.
© Simon Klampt

Hastig schritt sie voran.
Alle paar Schritte drehte sie sich leicht zur Seite und lauschte auf alles was sich irgendwie in ihrer Umgebung bewegte.
Noch konnte sie die Vögel hören, das war ein gutes Zeichen, denn wenn Sie in der Nähe waren, schwiegen die Tiere.

Das Gewehr im Anschlag bewegte sie sich immer weite über die Grünfläche. Der Weg war nicht sonderlich geschützt – außer durch ein paar strategisch platzierte Tretmienen, die sie gekonnt umging -, aber er war der kürzeste vom Versammlungsort zum Bunker.

Nach einer Weile in der sie sich immer wieder umgesehen und gelauscht hatte, kam das weiße Gebäude in Sichtweite.
Von Außen sah es unscheinbar und heruntergekommen aus, aber dieser Schein trügte, denn im Inneren war alles gut ausgestattet und gepflegt.
Bedeckt vom Wald konnte man den Eingang von weiten Übersehen oder für ein Stück weißen Fels halten. Sie konnten ihn nur finden, wenn sie jemand hinführte.

Mit weiten Schritten legte sie das letzte Stück bis zur Tür zurück.
Der unscheinbare Eingang sah genauso alt aus wie der Rest des Gebäudes, aber beides erfüllte seinen Zweck.
Noch einmal blickte sie sich um, dann senkte sie die Waffe und begann eine Abfolge von Klopfsignalen an die Wache hinter der Tür zu geben. Als Abschluss tastete sie mit der linken Hand nach einem Mechanismus, der ein mechanisches Glockenspiel im Inneren auslöste.
Dies war das Signal, dass sich ein Freund vor der Tür befand und nicht verfolgt wurde. Wären Sie hinter ihr her gewesen, hätte sie den Knopf zu ihrer Rechten betätigt, der ein Alarmsignal durch den gesamten Bunker gesendet hätte.
Glücklicherweise war dem nicht so und ein Guckloch öffnete sich. Der Wachmann begutachtete sie und die Wiese hinter ihr für einen Moment, dann schloss er das Guckloch und entriegelte die Tür.

Mit einem Knarren ging die dicke Metalltür auf und sie schlüpfte hindurch. Sogleich wurde sie wieder hinter ihr geschlossen.
„Alles gut gelaufen?“, fragte der Wächter sie beiläufig, nachdem er mit dem letzten Schloss fertig war und drehte sich zu ihr um.
„Ja, keine Probleme“, antwortete sie knapp und mit einem erschöpften Lächeln.
Mühsam wandte sie sich aus den Riemen ihres schweren Rucksacks. Der Wachmann trat zu ihr und hielt das volle Gepäckstück fest, während sie aus den letzten Schnüren schlüpfte.
Er musste fest und stabil sitzen, damit sie im Notfall rennen konnte ohne ihn zu verlieren.
Wenn es nur wenige von Ihnen waren, dann war es leicht ihnen zu entkommen.

„Lena, hast du alles bekommen?“, begrüßte sie ein weiterer Mann, der gerade aus den Tiefen des Bunkers gekommen war.
„Diesmal ja, aber es war nicht einfach“, erwiderte sie.
„Sehr schön. Ruh‘ dich erst einmal etwas aus, dann erzähl‘ uns alles. Wir kümmern uns in der Zwischenzeit um das hier“, erklärte der andere ruhig und deutete auf den Rucksack.
„Danke“, sagte Lena nur und knapp und überließ den beiden Männern den Rest.

Müde machte sie sich auf den Weg in ihr Zimmer.
Sie hatte nicht gemerkt, wie erschöpft sie war, als da draußen jede Sehne ihres Körpers angespannt war, aus Angst Sie würden jeden Moment auftauchen.
Es war notwendig diese Besorgungen zu machen, aber furchtbar anstrengend.
Einen Teil ihrer Lebensmittel konnten sie in den Treibhäusern des Bunkers anbauen, aber ihr Platz und ihre Ressourcen waren begrenzt und so hatten sie sich auf wenige Dinge spezialisieren müssen.
Ebenso hatten es die anderen Zufluchten getan und am Versammlungsort wurde ein Teil des hergestellten getauscht.
Für diese Aufgabe brauchte man einerseits die Schnellsten, aber andererseits auch die Schlauesten, da man oft und viel verhandeln musste.
Lena machte der Austausch mit den anderen Bunker-Bewohnern Spaß und sie feilschte gerne, aber sie würde es viel lieber in einer entspannteren Umgebung machen.

Zu gerne hätte sie auch mit den anderen zusammen Felder draußen angepflanzt, aber sie konnten es nicht. Sie würden die Bete zerstören und die Gärtner angreifen.
Also musste alles in Bunkern gezüchtet werden.
Am Versammlungsort wurden dann einmal pro Woche die Waren ausgetauscht.
Glücklicherweise waren Sie zu dumm um diesen Zusammenhang zu erkennen und ihnen aufzulauern, auch wenn es hin und wieder Überfälle gegeben hatte.
Diesmal hatte es keine gegeben, aber dafür waren die anderen Händler störrisch gewesen und wollten horrende Preise für ihre Sachen haben.
Aber sie konnte sie überzeugen.

Für den Moment war sie einfach nur froh, wieder in Sicherheit zu sein.
Endlich in ihrem Zimmer angekommen ließ sie sich mit einem Seufzen auf ihr Bett fallen.

– 730 Wörter (inkl. Titel)