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Monsterparty

Kennt ihr noch das alte Die Ärzte Lied Monsterparty (oder zumindest den Film Hotel Transsilvanien)? Eine solche soll heute hier ganz in der NĂ€he stattfinden. Mal sehen, ob ich mich reinschleichen und euch davon berichten kann … 

Am Tor hĂ€ngt ein großer Spiegel (Narzissa aus Der tote Prinz von Katherina Ushachov – meine Rezension). FĂŒr einen Moment betrachte ich mein Spiegelbild darin, dann flimmert die OberflĂ€che und eine Stimme sagt: “Nutzer nicht erkannt, bitte identifizieren Sie sich.”
Verwirrt blicke ich mich um, bis ich begreife, dass der Spiegel mit mir sprach. Meinen richtigen Namen sollte ich vermutlich nicht verwenden. “Ähm Poison.”
“Neuer Eintrag: Poison, Mensch-”
“Nicht so laut!”, unterbreche ich die Ansage in Angst um meine Tarnung.
“LautstĂ€rke gesenkt um 3%.”
Oh, Sofortreaktion auf Anweisungen. Ob der Spiegel eine durch ein neuronales Netz gesteuerte KI war? Die Chance muss ich nutzen, das bisschen verbleibende Wissen aus meiner Bachelorarbeit auszuprobieren.
Doch bevor ich Fragen stellen kann, erklĂ€rt mir der Spiegel: “Menschen sind auf dieser Feier nicht zugelassen.”
Verdammt. Moment. Mit einem Grinsen ziehe ich meinen Bardic Immunity Badge aus der GĂŒrteltasche und halte ihn hoch. “Ich bin kein normaler Mensch. Ich bin ErzĂ€hlerin von Geschichten und ich möchte den Leuten von dieser Feier berichten.”
Der Spiegel verarbeitet die Informationen fĂŒr einen Moment, dann zitiert er JourneyQuest [mein altes Review], Wren’s Stimme unverkennbar: “It’s bad luck to kill a bard.”
Ich nicke und nutze die Chance, um mich ĂŒber die bereits angekommenen GĂ€ste zu informieren.

Am Buffet erkenne ich die Invitros (aus der Reihe Die verfallene Welt von Elenor Avelle), die sich ihre Teller fĂŒllen, vermutlich die erste gute Mahlzeit seit langem. Soweit ich das verstanden habe, sind sie Menschen noch am Ähnlichsten, wenn auch kĂŒnstlich gezĂŒchtet und mit außergewöhnlichen FĂ€higkeiten ausgestattet. Sich einfach mal so mit einem Rechner verstöpseln um ihn mit den Gedanken zu steuern hat definitiv was 
 wĂŒrde mir nicht die Warnung “nicht gut auf Menschen zu sprechen” in den Ohren klingeln, wĂŒrde ich mich vielleicht zu ihnen gesellen.

Am Punschkessel erkenne ich den Vampir und Nachtclubbesitzer Damien Moreau (aus Blood and Guilt von Sophie Grossalber) und die Hexen Helena Weide (aus der Reihe Magie hinter den sieben Bergen von Diandra Linnemann) und Aya Mammini (aus Occult von J. Helmond). Letztere glaubt anscheinend sie sei unauffĂ€llig dabei, wie sie direkt neben der magischen Ermittlerin etwas in das GetrĂ€nk tropfen ließ. Narzissa hatte mir erzĂ€hlt, dass Mammini der Kopf einer Gangsterbande war, was das GesprĂ€ch zu einer sehr interessanten Konstellation machte.

Ich beschloss einen Bogen um dieses GetrĂ€nk zu machen und mir lieber an der Bar etwas zu holen, um nicht noch mehr aufzufallen. Die Barkeeperin, ein Racheengel (aus Michaela Harich’s Kurzgeschichte aus der Anthologie A Night on the Rocks), wie ich vom Spiegel wusste, beĂ€ugt mich skeptisch.
“Du solltest nicht hier sein.”
UnauffĂ€llig lege ich meinen Badge auf die Theke. “Ich dokumentiere bloß.”
FĂŒr einen Moment runzelt sie die Stirn dann zuckt sie mit den Achseln. “Deine Entscheidung. Komm nicht bei mir Jammern, wenn dich einer von den weniger netten Leuten auffrisst. Die interessiert ein StĂŒck Metall nicht, wenn sie Appetit auf Menschenfleisch haben.”
Ich schaue sie verunsichert an. Kurz darauf steht ein Becher mit warmen Met vor mir.
“Na dann viel Spaß”, verabschiedet sie sich mit einem amĂŒsierten Grinsen und widmet sich einem Gast, der sich lautstark darĂŒber beschwert, dass in seiner Bloody Mary kein Blut ist. Ah, der andere Bluttrinker. Der DĂ€mon Buluc Chabtan (aus Die Götter der DĂ€mmerung von Jasmin Engel), Gott der Blutopfer. Kein Wunder, dass ihm der Tomatensaft nicht schmeckte.
Ich stecke das Heftchen mit dem Badge wieder ein, nehme den Met und gehe mit einem flauen GefĂŒhl im Magen weiter. Mit Blutsaugern konnte man zur Not noch argumentieren, dass sie noch was ĂŒbrig ließen, aber Menschenfresser – wenn es diese hier gab, hatte Narzissa das nicht erwĂ€hnt. Blöderweise hatte ich aber auch nicht explizit danach gefragt. GefĂ€hrlich werden konnten mir hier alle.

Plötzlich hĂŒpfte mir etwas auf die Schulter und ich ließ fast meinen Metbecher fallen.
“Hallo, hallo, hallo.” Die Worte kamen in einem Sing-sang, als das Wesen auf und ab wippte. “Du solltest nie nicht hier sein nicht!”
Anscheinend war meine Verkleidung doch nicht so gut, wie ich gedacht hatte. Verdammt. Obwohl. Als das federleichte Wesen meinen Arm hinabkletterte, um daran zu baumeln erkannte ich es. Das Gruselwusel (aus Das Gruselwusel von mir)! NatĂŒrlich wĂŒrde es mich wiedererkennen!
“Ich bleib bei dir, dann bist du nicht so allein, nicht!”, verkĂŒndete es mit blitzenden gelben Augen. Ohje, das konnte ja heiter werden.

Doch viele Möglichkeiten etwas anzustellen hatte es nicht, denn es verschwand sobald das Licht ausging. Ein Spotlight richtet sich auf die BĂŒhne in deren Mitte ein Barhocker stand. Obendrauf, das Mikro in der Hand: Ein Tentakel. Bob (aus Andrea, die lĂŒsternde und die und die lustigen Tentakel des Todes von Diandra Linnemann), wenn ich mich richtig an die Worte des Spiegels erinnere. Damit startet also das Unterhaltungsprogramm, eine Comedy-Show. Nach ein paar Witzen muss ich mir eingestehen, dass ich schon weitaus bessere gesehen habe 


WĂ€hrend alle gebannt dem Außerirdischen lauschen, gehe ich zum Fenster. Unter mir erstreckt sich ein KĂŒrbisbeet, oder eher das, was davon ĂŒbrig ist, ein wahres KĂŒrbisgemetzel (gleichnamige Anthologie von und mit Roxane Bicker) 
 vermutlich waren das die Werwölfe (aus dem #Neubrandenwolf von mir), die sich noch immer zwischen den Überresten jagen. Es ist heute schließlich nicht nur Halloween, sondern auch Vollmond.

Ein geschnitzter und beleuchteter KĂŒrbis mit Wolfsgesicht.

Also dann gebt auf euch acht, heut Nacht!

Poison

P.S. Mehr gruselige Geschichten findet ihr auch hier: Halloween WanderkĂŒrbis.