Monthly Archives: Juli 2018

Märchenspinnerei im Interview: Christina Löw

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Wie schon im letzten Jahr, habe ich ein paar Märchenspinnerinnen im Rahmen des Märchensommers ein paar Fragen über ihre Adaptionen und Märchen gestellt.

Christina Löw – Autorin von „Träume voller Schatten“

Ein paar Daten zu dir:

Sie würde am liebsten den ganzen Tag lang schreiben, um allen Ideen, die ihr durch den Kopf hüpfen, angemessen Aufmerksamkeit zu schenken. Vor allem da ihre Plotbunnies alles zwischen historischem Kinderbuch, Regionalkrimi, Phantastik in unterschiedlichen Ausprägungen, Dystopie und auch englischen Stoffen einschließen. Märchen durften da natürlich ebenfalls nicht fehlen.

Hauptberuflich arbeitet Christina als Literatur-Übersetzerin und Lektorin/Korrektorin. Daneben beschäftigt sie sich als Journalistin vor allem mit kulturellen und sozialen Themen. Außerdem ist sie als Kunstvermittlerin in Museen tätig.

Neben „Träume voller Schatten“ stammt auch die Kurzgeschichte „Eine Krone für die Freundschaft“ in der Märchenspinnerei Anthologie „Es war einmal … ganz anders“ und „Herbstgedanken“ bei neobooks (Wettbewerb „Hallo Herbst“ (2017), 2. Platz) von ihr.

Vorneweg ein paar Fragen zu deinem Band „Träume voller Schatten“ und der Märchenspinnerei:

1. Welches Element deines Märchens war am Schwierigsten umzusetzen?

Mein Protagonist. Patrick ist in vielerlei Hinsicht in seinem Verhalten das komplette Gegenteil von mir – allein beim Gedanken an Schönheitswettbewerbe stellen sich mir die Nackenhaare auf und Menschen, die andere aus vollem Bewusstsein schlecht behandeln, verstehe ich einfach nicht. Auch bin ich eine Person, die sehr (!) viel nachdenkt, geradezu ununterbrochen, da musste ich mich bei ihm an einigen Stellen zusammenreißen, um ihn nicht zu früh zu viel reflektieren zu lassen.

2. Was hat dich bei der Arbeit am Märchen am meisten zur Verzweiflung gebracht?

Beim Schreiben selbst? Da fällt mir tatsächlich nichts Konkretes ein. Klar, hier und da sind meine Figuren mal etwas vom Plot abgewichen oder haben Entscheidungen getroffen, die ich so nicht vorhergesehen hatte … aber schlussendlich hat all das die Geschichte an einigen Stellen runder und an anderen noch etwas tiefergehender gemacht. Geflucht habe ich eher ein bisschen bei der Formatierung bzw. dem Buchsatz, aber auch das ließ sich schließlich bezwingen.

3. Welche Fassung (Film, Erzählung, Adaption) deines Märchens, außer deiner eigenen, magst du am liebsten?

Kennengelernt habe ich das Märchen durch ein illustriertes Kinderbuch und auch bis heute kenne ich Zwerg Nase vorrangig in Buchform. Da gibt es viele schöne illustrierte Fassungen, die über die Jahre erschienen sind. Mit den klassischen Märchenverfilmungen tue ich mich schwer … ich bin da aber auch sehr kritisch.

4. Ein Film-Mensch kommt auf dich zu und möchte dein Märchen umsetzen, wen siehst du in den Hauptrollen?

Oh je. Dafür sollte ich wohl erst einmal genau darüber nachdenken, wie meine Figuren aussehen. 😀 Das überlasse ich für gewöhnlich gerne der Vorstellung der Leser*innen. Wobei, ein paar Anhaltspunkte gibt es: Patrick hat mir erzählt, dass er blaue Augen hat und meine Cover-Designerin hat ihm instinktiv braune Haare dazugegeben. Bei Melissa wird es tatsächlich gar nicht erwähnt im Buch, für mich hat sie aber auf jeden Fall ein freundliches, offenes Gesicht und wirre Locken.

5. Was wünscht du dir für die Zukunft der Märchenspinnerei?

Mehr Märchenadaptionen? Wobei das nicht wirklich ein Problem werden dürfte. An neuen Ideen mangelt es uns eindeutig nicht!

Ich denke, ich wünsche mir weiterhin ein gutes Miteinander, ein stetiges Wir-Gefühl, denn trotz unserer Unterschiedlichkeit – ob bei den Adaptionen oder uns Autorinnen – ist es die Gemeinschaft, die uns verbindet. Wir alle sind Einzelteile, die ineinandergreifen, ein Ganzes, das deutlich mehr ist als ‚nur‘ die Summe seiner Teile.

Schauen wir uns deine Märchenleidenschaft mal etwas genauer an…

6. Was ist deine schönste Erinnerung, wenn es um Märchen geht?

In den Anfängen war es das Vorlesen bzw. das wohlige Gefühl, die Geschichten vorgelesen zu bekommen. Mit großen Augen und gespitzten Ohren zu lauschen, mit den Helden mitzufiebern, ab und an auch zu bibbern, und am Ende erleichtert aufzuatmen, wenn alles gut ausgegangen ist.

7. Was magst du lieber? Happy End oder Bad End?

Früher war mir das Happy End sehr wichtig, das gehörte einfach dazu. Inzwischen ist mir das am liebsten, was am besten zur jeweiligen Geschichte passt.

8. Was stört/begeistert dich bei Märchen am meisten?

Heute stört es mich, wenn ich allzu sehr mit Stereotypen beworfen werde oder gefühlt in jedem zweiten Satz darüber stolpere. Bei der Adaption von Märchen kommt mir so etwas aber natürlich gerade recht, das sind dankbare Ansatzpunkte, um damit zu brechen. Ich mag Märchen mit Heldinnen, die z.B. nicht auf einen Prinzen warten, sondern eher einen befreien/retten – gibt es nicht ständig, aber doch hier und da. Und irgendwie habe ich eine kleine Schwäche für Tier-Begleiter … wie einem vielleicht auch in meiner Adaption auffällt. 😉

9. Was ist für dich typisch an einem Märchen?

Hm, das ist wirklich schwierig. Ich könnte jetzt alle möglichen Merkmale herunterbeten, die einem bei einem klassischen Märchen so einfallen können, aber das wäre langweilig, finde ich. Was mir als Autorin besonders auffällt, ist, dass es selten Erklärungen gibt – zum Beispiel funktioniert Magie für gewöhnlich ‚einfach so‘, es steckt kein erkennbares Magie-System dahinter. Auch sind die Motivationen, wieso eine Reise unternommen, ein besonderer Gegenstand gefunden werden soll, oft eher weniger existent. Doch auch da gibt es natürlich Ausnahmen.

Zum Schluss noch ein paar märchenhafte Fragen:

10. Du triffst auf ein sprechendes Tier, das dir weismachen will, dass es ein verzauberter Mensch ist. Was würdest du tun?

Wahrscheinlich würde ich mich erst einmal freuen, endlich ein Tier gefunden zu haben, dem ich nicht zuschreiben muss, was es mir sagen könnte, sondern das wirklich mit mir redet. Und dann würde ich wohl ausprobieren, ob ich diesen Menschen nicht erlösen kann – es sei denn, er/sie ist als Tier viel glücklicher.

11. Eine gute Fee will dir drei Wünsche erfüllen, was würdest du dir wünschen?

Kann ich mir damit auch erst einmal wünschen, dass ich unendlich viele Wünsche bekomme, die zudem auf andere Menschen übertragbar sind? Ich finde, hier und da kann jede/r mal einen Wunsch gebrauchen, der sich wie durch Magie erfüllen lässt. Allerdings immer unter der Voraussetzung, dass damit niemand anderem Schaden zugefügt wird.

12. Welchen Märchenweg würdest du wählen um jemanden aus dem Weg zu räumen?

Ganz pauschal? Keinen. Erst einmal wüsste ich gerne, wer genau aus welchem Grund ‚aus dem Weg geräumt‘ werden soll und ob damit automatisch ‚umbringen‘ gemeint ist oder ob das auch anders interpretiert werden kann.

13. Bonusfrage: Mit welcher Märchenfigur würdest du gerne tauschen?

Puh. Kann ich bitte einen Crash-Kurs haben, mit dem ich alle existierenden Märchenfiguren in meinen Kopf trichtern und nach Pros und Cons sortieren kann? Denn mit denen, die mir auf Anhieb einfallen – und das sind schon recht viele –, mag ich nicht unbedingt tauschen.

Mehr zu Christina gibt es hier:

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Facebook: Christina Löw
Twitter: @christina_loew

Vielen Dank, Christina!

Anne/PoiSonPaiNter
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Lies auf Deutsch

Like last year, I asked a few Märchenspinnerinnen (Fairy Tale spinnerettes) a few questions about their adaptations and fairy tales as part of the Fairy Tale Summer.

Christina Löw – Authoress of „Träume voller Schatten“ (Dreams filled with shadows)

A few things about you:

She would love to write all day long to pay appropriate attention to all the ideas that jump through her mind. Especially since her plot bunnies include everything between historical children’s books, regional crime novels, fantasy in different forms, dystopia and also English materials. Of course, fairy tales shouldn’t be missing either.

Christina works as a literary translator and proofreader. In addition, as a journalist she mainly deals with cultural and social topics. She also works as an art agent in museums.

In addition to „Träume voller Schatten“ (Dreams filled with Shadows, the short story „Eine Krone für die Freundschaft“ (A Crown for Friendship) in der Märchenspinnerei Anthologie „Es war einmal … ganz anders“ (Once Upon a Time … quite different) and „Herbstgedanken (Autumn Thoughts) at neobooks (competition „Hallo Herbst“ – Hello Autumn (2017), 2nd place).

Beforehand a few Questions regarding your book „Träume voller Schatten“ and the Märchenspinnerei:

1. Which element of your Fairy Tale was the hardest to transfer?

My protagonist. Patrick is in many ways the complete opposite of me in his behaviour – just when I think about beauty contests, my neck hair stands up and I just don’t understand people who treat others badly in full consciousness. I am also a person who thinks a lot (!), almost without interruption, so I had to pull myself together in some places in order not to let him reflect too much too early.

2. What reduced you most to despair working on your Fairy Tale?

While writing? I can’t think of anything specific. Sure, here and there my characters have deviated a bit from the plot or made decisions I hadn’t foreseen… but in the end all this has made the story rounder in some places and deeper in others. I rather cursed a little during the formatting or the book typesetting, but even this could finally be overcome.

3. Which Version (Movie, Tale, Adaptation) of your story, except your own, do you like most?

I got to know the fairy tale through an illustrated children’s book and even today I know Nose, the Dwarf primarily in book form. There are many beautiful illustrated versions that have appeared over the years. With the classic fairy tale adaptations I have a hard time… but I’m also very critical here.

4. A Movie-Person comes to you and wants to turn your Fairy Tale into a movie, whom do you see in the leading roles?

Oh, dear. I guess I should think about what my characters look like first. I usually leave that to the imagination of the readers. Patrick told me that he has blue eyes and my cover designer instinctively gave him brown hair. With Melissa it is actually not mentioned in the book, but for me she definitely has a friendly, open face and chaotic curls.

5. What’s your wish for the future of the Märchenspinnerei?

More fairy tale adaptations? Which shouldn’t really be a problem. There is clearly no shortage of new ideas!

I think I wish for a good togetherness, a constant we-feeling, because despite our differences – whether in adaptations or us authoresses – it is the fellowship that unites us. We are all individual parts that interlock, a whole that is much more than ‚just‘ the sum of its parts.

Let’s take a closer look at your passion for Fairy Tale …

6. What is your loveliest memory regarding Fairy Tales?

In the beginning it was the reading aloud or the comforting feeling to have the stories read aloud. To listen with big eyes and sharpened ears, to share the excitement with the heroes, to shiver from time to time, and finally to breathe a sigh of relief when everything has gone well.

7. What do you prefer? Happy End or Bad End?

In the past, the happy ending was very important to me, that was just part of it. Meanwhile, I prefer what fits best to the respective story.

8. What bothers/enthuses you the most about Fairy Tales?

Today it bothers me when I find myself too much pelted with stereotypes or stumbled upon them in every other sentence. But when it comes to adapting fairy tales, these are grateful starting points for breaking with them. I like fairy tales with heroines who, for example, don’t wait for a prince, but rather rescue a prince – there are not many, but still here and there. And somehow I have a little weakness for animal companions… as you might notice in my adaptation. 😉

9. What is typically for a Fairy Tale for you?

Hm, that’s really difficult. I could now recite all sorts of characteristics that can come to mind in a classic fairy tale, but that would be boring, I think. What particularly strikes me as an author is that there are rarely explanations – for example, magic usually works ‚just like that‘, there is no discernible magic system behind it. Also the motivations, why a journey should be undertaken, a special object should be found, are often rather less existent. But even there are of course exceptions.

At the End a few fantastical Questions:

10. You meet a talking animal, that makes you believe they’re an enchanted human. What would you do?

I would probably be happy to have finally found an animal to whom I don’t have to attribute what it could tell me, but who really talks to me. And then I would probably try to see if I can’t save this person – unless he/she is much happier as an animal.

11. A Fairy Godmother wants to grand you three wishes, what would you wish for?

Can I wish I had an infinite number of wishes that can also be transferred to other people? I think that here and there everyone can use a wish that can be fulfilled as if by magic. However, always under the condition that no harm is done to anyone else.

12. Which Fairy Tale way would you choose to get rid of someone?

All in all? None. First of all, I would like to know exactly who is to be ‚getting rid of‘ for what reason and whether this automatically means ‚killed‘ or whether this can also be interpreted differently.

13. Bonusquestion: With which Fairy Tale character would you like to trade places?

Whew. Can I have a crash course with which I can funnel all existing fairy tale characters into my head and sort them by pros and cons? Because I don’t necessarily like to swap with those who come to my mind right away – and there are quite a few of them.

More about Christina here:

Homepage: Christina Löw
Facebook: Christina Löw
Twitter: @christina_loew

Thank you very much, Christina!


Anne/PoiSonPaiNter

#IchAlsZwerg – Einmal Zwerg Nase und zurück

Dies ist mein Beitrag zur Kreativtour zu „Träume voller Schatten“ von Christina Löw.

Am Anfang der Tour wurden wir alle und Patrick, der Hauptcharakter des Buches, in Zwerge verwandelt und müssen nun mit Hilfe von Aufgaben versuchen unsere alte Gestalt wiederzuerlangen.

Zum Anfang geht es hier: #IchAlsZwerg

Eine Übersicht über den bisherigen Weg gibt es hier: #EinmalZwergNaseUndZurück

Maskenhaft

Patricks Kopf schwirrt, so viele Gedanken sind in kurzer Zeit aus den unterschiedlichsten Richtungen auf ihn eingeprasselt und sie alle wollen irgendwie die Oberhand gewinnen. Ohne zu sehen, wohin seine Füße in den viel zu großen Schuhen ihn tragen, schlurft er durch die Stadt. Erst als das Licht um ihn herum langsam schummrig wird, dämmert es ihm, dass er wohl mal herausfinden sollte, wo er eigentlich ist.

Langsam dreht er sich um sich selbst. Eine Straße wie jede andere liegt zu seiner Rechten, dahinter ein nichtssagender, grüner Park. Als er fast seine Runde geschafft hat, fällt sein Blick auf das Schaufenster vor ihm. Neben seinem erschreckenden Spiegelbild sieht er andere furchteinflössende Fratzen mit großen Augen oder Zähnen. Er geht langsam an der Auslage entlang, bedacht darauf, sich nicht selbst zu sehen. Auf der anderen Seite der Eingangstür entdeckt er schließlich eine Maske, die ihm nur zu vertraut vorkommt. Sie sieht anders aus, als all die anderen und doch jagt ihr Anblick ihm einen Schauer über den Rücken. Sein eigenes, gut gepflegtes, altes Gesicht starrt lidlos auf ihn hinab.

Ehe er es sich versieht, haben seine wunden Füße ihn in das Innere des Geschäfts getragen. Noch mehr Masken starren ihn an. Hübsche, wie entstellte Gesichter auf Reihen und Reihen von schmalen Regalen.
„Guten Abend, kann ich Ihnen behilflich sein?“, spricht ihn plötzlich jemand an.
Patrick fährt herum und seine Augen weiten sich. Statt das Gesicht eines Menschen starrt ihm ein Eselskopf entgegen, auf dessen Kopf eine bunte Narrenkappe thront.
„Ich – ähm“, mehr brachte er nicht zustande.
„Sie suchen eine Maske?“, versuchte der Eselsmensch zu helfen, die Glöckchen an seiner Kappe klingeln leicht, als er leicht nickt und sogleich fortfährt: „Was hätten Sie denn gerne? Der Genervte ist eine beliebte Maske.“ Das Wesen vor ihm deutet auf ein Gesicht mit tief in Falten liegender Stirn und finsterem Blick, „Sie hält unerwünschte Gespräche wunderbar ab.“
„Oder wollen Sie eher in die Richtung Täuschung? Da hätte ich den Glücklichen, für die Momente in denen man der Welt zeigen will, dass es einem gut geht, auch wenn man innerlich gerade zerbricht.“ Die Maske strahlt Patrick entgegen, ein freundliches Lachen auf den Lippen und doch wirkten die Augen leer.
„Oder wollen Sie eine ganz neue Erfahrung machen?“ Der Esel tritt einen Schritt zur Seite und Patrick erschreckt erneut: Sein Spiegelbild. „Der Zwerg ist für all jene, die einen neuen Blickwinkel brauchen.“
Einen neuen Blickwinkel, wovon faselte der Typ? Sah er denn nicht, dass Patrick bereits so aussah? Konnte er überhaupt richtig sehen? Schließlich war das eine Auge des Esels von einer Narbe durchzogen. Patrick schüttelt den Kopf. Nein, er wollte mehr über eine andere Maske erfahren. Zitternd deutet er auf die Auslage.
„Ahhh, der Angeber, eine gute Wahl für diejenigen, die mit etwas prahlen wollen, das sie nicht besitzen …“, er hangelt nach der Maske und hält sie ihm entgegen, „sehr beliebt unter Modeln und Schauspielern.“
Vorsichtig nimmt Patrick sein Gesicht entgegen und spürt, wie Tränen in seine Augen stiegen. Ein Angeber? War er nichts weiter als das gewesen?

„Puhaa“, hört er ein Schnauben neben sich und blickt zum Esel, doch da war kein Esel mehr.
Die Maske locker auf dem dunklen Haarschopf blickt eine junge Frau über eine fast rahmenlose Brille zu ihm hinab. Patrick blinzelt. Eine Frau? Wie hatte er das übersehen können? Wieso war der Esel so eindeutig ein Mann für ihn gewesen?
„Sorry, wird mit der Zeit warm unter dem Ding“, erklärt sie sich mit einem aufrichtigen Lächeln. „Nehmen Sie sich Zeit mit der Auswahl. Man trägt seine Maske immer länger als man plant und manchmal verschwimmen die Linien bis man nicht mehr weiß, wer man eigentlich ist.“
Nun noch verwirrter blickt Patrick von der Maske in seiner Hand zu ihr. „Welche Bedeutung hat Ihre Maske?“, fragt er aus dem Bauch heraus.
Der Jester, mein Jester, dafür da, um Dinge zu tun, die ich mir sonst nicht trauen würde“, gibt sie mit einem müden Lächeln zu und legt die Maske vorsichtig auf den Tisch, „mittlerweile versuche ich auch ohne ihn mutig zu sein.“
Beeindruckt blickt Patrick wieder auf sein Gesicht hinab. War er noch er, obwohl er nicht mehr so aussah wie er selbst?

Aufgabe:

Für welche Maske entscheidet sich Patrick?

  1. Die von seinem Gesicht. Schließlich will er wieder normal werden.
  2. Die des Glücklichen, niemand soll sehen, wie sehr ihn das alles aufgewühlt hat.
  3. Keine der angebotenen Masken. Er ist so gut, wie er ist.

Teilnahmebedingungen

  • Kommentiert auf Facebook – ich kann leider erst am Montag Kommentare hier wieder freischalten – mit eurer Wahl 1, 2, oder 3; wenn ihr mögt, begründet es noch.
  • Für jeden von euch, der unter dem Beitrag von dieser Station kommentiert, gibt es ein Los für den Lostopf.
  • Die Teilnahme für den Loserhalt ist bis zum 8.7. um 23 Uhr möglich.
  • Erfahrt am 8.7. durch die Punktevergabe pro ausgewählter Antwort, ob ihr es geschafft habt, euch zurückzuverwandeln oder nicht.
  • Die Leerung des Lostopfes/Auslosen der Gewinne erfolgt am 9.7. und ist unabhängig von eurem Reiseergebnis
  • Für die detaillierten Teilnahmebedingungen und den Gewinnmöglichkeiten schaut bitte bei Christina Löw vorbei.

Dies ist eine Sonderaktion des Märchensommers.

Morgen gibt es in dessen Rahmen hier ein Interview mit Christina.

Anne/PoiSonPaiNter

P.S. Liebe Grüße vom Rockharz

Christina Löw: Träume voller Schatten

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Und weiter geht der Märchensommer mit meiner Rezension zum zwölfte Band der Märchenspinnerei: Träume voller Schatten von Christina Löw, einer Adaption von Wilhelm Hauffs „Zwerg Nase“.

Worum geht’s?

4 of 5 stars

Patricks Leben ist alles andere als perfekt, aber mit seinem guten Aussehen und dem Casting für Germany’s Next Top Model Men erhofft er sich, es komplett umzukrempeln.

Blöderweise begegnet ihm jemand aus seiner Vergangenheit, der stattdessen alles woran er so hart gearbeitet auf den Kopf stellt. Träume und Erinnerungen, die er seit seiner Kindheit verdrängt hatte, holen ihn wieder ein und ehe er sich versieht, ist er nur noch ein Schatten seiner selbst. Oder anders gesagt: Ein Zwerg seiner selbst.

Kann er es schaffen mit der Hilfe seiner Nachbarin Melissa wieder zum Mensch zu werden oder werden die (Zombie-)Eichhörnchen und Meerschweinchen ihn für immer verfolgen?

Das Leseerlebnis

Zwischenzeitlich hatte ich während des Lesens leider das Gefühl, dass die Geschichte nicht voran kam, obwohl Patrick in der Zeit eine gewaltige Wandlung vollzogen hat. Ich kann auch gar nicht sagen warum … zum Ende hin passierten die Dinge dann aber auch ein bisschen zu schnell und ein paar Fragen, die für mich interessant gewesen wären – die aber indirekt beantwortet wurden (ich denke, ich weiß, wer die Gans ist) – blieben unbeantwortet. Vor allem diese Frage lässt mich nicht los: Wurde das Portmonee jemals abgeholt und wie haben die Casting Menschen darauf reagiert, dass ihnen ein Kandidat einfach so abhanden gekommen ist? o.O
Das ist leider der Nachteile des Ich-Erzählers. Es fehlen einfach die Blickwinkel von außen. Wir erfahren ja zum Beispiel wie die Leute den verwandelten Patrick ansehen, aber nie wie sie ihn tatsächlich sehen, denn für mich hat sich das immer gelesen, als wenn [potentiell SPOILER]er sich das nur eingebildet hat und seinen Körper entsprechend zusammengezogen hat[/SPOILER].

Wie schon bei „Unter schwarzen Federn“ spielt ein Großteil der Geschehnisse in einer Klinik, durch die Ausflüchte in Patricks Traumland fällt das auch hier nicht auf. Allerdings muss ich zugeben, dass, so faszinierend die Träume auch waren, ich glaube viele Nuancen ihrer Bedeutung einfach nicht verstanden hab … was sehr schade ist … aber vielleicht macht Christina ja irgendwann eine Traumanalyse? Oder irgendwer anders. 😀

Die Charaktere

Selbst nach seiner Rückverwandlung bin ich mit Patrick nicht grün geworden. Ja, er hat ein paar wichtige Lektionen gelernt, aber irgendwie … ich weiß auch nicht … aber das heißt nichts, viele Hauptcharaktere sind eher nicht so meins … Selbst nachdem er gemerkt hat, dass er gewisse Dinge tun sollte, um seinen Heilungsprozess zu unterstützen steht er sich selbst im Weg, weil ihm Dinge peinlich sind. Und das finde ich einfach nur nervig …

Melissa hingegen hat mir irgendwie mehr leid getan. Sie hat die schlechten Verhaltensweisen abbekommen und wurde schließlich zum Rettungsanker. Ich will Patrick nichts absprechen, was er durchgemacht hat, war schrecklich. Es ändert leider trotzdem nichts an der Tatsache, dass er sich nahezu die Hälfte des Buches wie ein egoistisches Arschloch benimmt, vor allem vor der Verwandlung und da ist dann nicht viel mit Mitleid bei mir …
Und wenn meine Gänse-Theorie stimmt, hätte ich an dieser Stelle bitte gerne ein Sequel, danke. 😛

Herr Tick und Herr Fuchs wurden beide nicht sonderlich viel charakterisiert, aber bei einem war es genau ausreichend, beim anderen hätte ich mir mehr Informationen zum Gegenstück gewünscht.

Das Klinikpersonal war wieder märchenhaft positiv, die anderen Patienten ein interessanter Kontrast zu Patrick.

Generelle Meinung

Eine wichtige und interessant geschriebene Erzählung über ein Thema, das oft genug belächelt und/oder totgeschwiegen wird. Mit Kreativität und einer Priese Horror taucht man in die Abgründe einer geschändeten Seele ein und kann die Angst nachempfinden. Der Hauptcharakter durchläuft eine nachvollziehbare Wandlung, auch wenn deren endgültiger Nachwirkungen der Phantasie der Leser überlassen wird.

Ein paar mehr Erklärungen – und vermutlich entsprechendes psychologisches Wissen – hätte aber trotzdem nicht geschadet und das Ganze vielleicht etwas runder gemacht.

Dinge, die ich hinzufügen möchte

Freitag gibt es dann auch noch ein Interview mit Christina, morgen gibt es hier meine Station der Kreativtour #IchAlsZwerg, bei der ihr tolle Goodies und ein signiertes Print dieses Buches gewinnen könnt.

Noch mehr Goodies und E-Book Exemplare könnt ihr auch während des Sommers gewinnen. (Das Schreiben eigener Rezensionen zu Märchen(adaptionen) bringt übrigens auch 3 Punkte. 😉 )

Anne/PoiSonPaiNter

© Für das Cover gehören den rechtmäßigen Besitzern.
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Lies auf Deutsch

And the Märchensommer continues with my review of the eleventh volume of the Märchenspinnerei: Träume voller Schatten (Dreams full of Shadows) by Christina Löw, an adaption of Wilhelm Hauff’s „Nose, the Dwarf“.

What is it about?

4 of 5 stars

Patrick’s life is anything but perfect, but with his good looks and the audition for Germany’s Next Top Model Men he hopes to turn it completely around.

Unfortunately, he meets someone from his past who instead turns everything he worked so hard for upside down. Dreams and memories, which he had suppressed since his childhood, catch up with him again and before he knows it, he is only a shadow of himself. Or to put it another way: a dwarf of himself.

Can he become human again with the help of his neighbour Melissa or will the (zombie) squirrels and guinea pigs haunt him forever?

The reading experience

Unfortunately, while reading it, I had the feeling that the story hadn’t progressed, although Patrick had undergone a tremendous change during that time. I can’t even say why… towards the end things happened a bit too quickly and some questions that would have been interesting for me – but which were answered indirectly (I think I know who the goose is) – remained unanswered. Above all this question does not leave me: Was the wallet ever picked up and how did the casting people react to the fact that they simply misplaced a candidate? o.O
Unfortunately, this is the disadvantage of the first-person narrator. There are simply no external perspectives. For example, we learn how people look at the changed Patrick, but never how they actually see him, because for me it has always read as if[potential SPOILER] he just imagined it and constricted his body accordingly[/SPOILER].

As in „Unter schwarzen Federn„, a large part of the events take place in a clinic, but the excursions into Patrick’s dreamland make this unnoticeable. However, I must admit that, fascinating as the dreams were, I don’t think I understood many nuances of their meaning… which is a great pity… but maybe Christina will do a dream analysis sometime? Or anyone else. 😀

Translated with www.DeepL.com/Translator

The characters

Even after he was turned back, I didn’t like Patrick. Yeah, he’s learned some important lessons, but somehow… I don’t know… but that doesn’t mean anything, many main characters are not really my thing… Even after realizing that he should do certain things to support his healing process, he stands in his own way because things embarrass him. And I just find that annoying…

I felt more sorry for Melissa, though. She got the bad behavior and eventually became a lifeline. I don’t want to deny Patrick anything what he’s been through is horrible. Unfortunately, it doesn’t change the fact that he behaves like a selfish asshole for almost half of the book, especially before the transformation, and there’s not a whole lot of sympathy from me…
And if my goose theory is correct, I’d like a sequel at this point, please, thank you. 😛

Mr. Tick and Mr. Fuchs were both not characterized very much, but for one it was exactly enough, for the other I would have liked more information about the counterpart.

The clinic staff was again fantastically positive, the other patients an interesting contrast to Patrick.

Translated with www.DeepL.com/Translator

General Opinion

An important and interestingly written story about a topic that is often enough smiled at and/or hushed up. With creativity and a pinch of horror you dive into the abysses of a defiled soul and can feel the fear. The main character undergoes a comprehensible transformation, even if its final effects are left to the reader’s imagination.

A few more explanations – and presumably the corresponding psychological knowledge – would not have done any harm, however, and perhaps made the whole thing a little rounder.

Stuff I’d like to add

Friday there will also be an interview with Christina.

 

Anne/PoiSonPaiNter

© For the cover belongs to its rightful owner.

Sage mal, Märchen?

Read in English

Im Verlauf des Märchensommers stellen meine Gastautor*innen ja gerne mal einige Dinge in Frage. Heute zum Beispiel beschäftigt sich Carmen Capiti mit der Frage, was nun eigentlich der Unterschied zwischen einem Märchen und einer Sage ist.

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

Märchen und Sagen – ein Vergleich

Hach ja, Märchen! All diese wunderbaren Geschichten, die die meisten von uns schon seit unserer Kindheit begleiten.

Ich persönlich kenne die meisten (weichgespülten) Märchen ja vermutlich durch Walt Disney. Andere würden sagen, dass ihre Eltern und Großeltern ihnen früher bereits Märchen vorgelesen haben. Bei mir waren dies aber vielmehr alte Sagen und Legenden aus unserer Region.

Aber was sind Märchen denn eigentlich ganz genau? Und was unterscheidet sie von anderen Geschichten, insbesondere von Sagen?

Ich bin keine Sprachwissenschaftlerin und habe keine Literatur studiert. Trotzdem versuche ich, die oben gestellten Fragen anhand kleiner Beispiele zu beantworten.

Als Erstes stelle ich euch dazu das wunderschöne selbstgeschriebene Märchen von Laura Kier »Kirschen im Winter?« vor.

In diesem Märchen ist Jack Frost, eigentlich verantwortlich für den Winter, müde geworden von seinem Streit mit Sian Morgenröte. Da erhält er aber unverhofft Besuch von Rocks, einem sturen Schaf, das sich in den Kopf gesetzt hat, dass Kirschen und grüne Wiesen im Winter gefälligst nichts zu suchen haben.

Was definiert »Kirschen im Winter?« als Märchen?

  • Es gibt keine konkrete Zeit- oder Ortsangabe. Märchen finden meistens »Vor langer, langer Zeit…« In einem »weit entfernten Königreich« statt.
  • Es gibt sprechende Tiere. Rocks ist ein sprechendes Schaf und weder Jack Frost, noch der Leser wundert sich wirklich darüber.
  • Es beinhaltet weitere fantastische Elemente, die wie Alltäglichkeiten behandelt werden. Beispielsweise ist zweifellos klar, dass Jack Frost dafür verantwortlich ist, dass es den Winter gibt.

Im zweiten Schritt nehme ich mir folgende beiden Bücher vor[, die gestern hier vorgestellt wurden]:

In »Das Sagenbuch zum Stephansdom« sammelt die Autorin alte Sagen rund um den Stephansdom in Wien. Diese Sammlung hat sie jedoch auch um zwei eigene Sagen ergänzt, in denen sie auf aktuellere Geschehnisse Bezug nimmt.

»Die Geister von Ure« ist ebenfalls eine Sagen-Sammlung, jedoch habe ich hier eine Handvoll Innerschweizer Bergsagen genommen und diese zu einer einzigen, zusammenhängenden Geschichte verwoben. Wichtig ist hier, dass das Buch zwar in einer fiktiven Welt stattfindet, ich jedoch mit allen Ortschaften und vielen Personen und Geschehnissen auf reale historische Hintergründe anspiele.

Beide Bücher zeigen die Charakteristiken einer Sage:

  • Es gibt klare historische Bezüge in den Geschichten. In »Die Geister von Ure« wird beispielsweise auf das Interesse der Habsburger am Gotthard-Pass und den daraus resultierenden Konflikt Bezug genommen.
  • Es gibt konkrete Ort- und Zeitangaben. »Das Sagenbuch zum Stephansdom« behandelt ganz spezifisch den Stephansdom und die Ereignisse, welche sich darum ranken.
  • Die Geschichten folgen nicht immer den Naturgesetzen. In »Die Geister von Ure« gibt es beispielsweise Naturgeister, welche nach ihrem Willen Lawinen und Bergstürze auslösen können oder Tiere zu Monstern mutieren lassen. Beim Stephansdom erzählt man sich unter anderem, dass Gott Brot zu Stein hat werden lassen, um eine hartherzige Frau zu bestrafen.

Die Unterschiede zwischen Märchen und Sagen sind mit den Beispielen schon mal deutlich. Wo aber überschneiden sich nun diese Erzählungen nun?

Beide umfassen fantastische, übersinnliche Elemente, was sie auch zu einem Vorreiter der Phantastik machen. Beide haben außerdem das Ziel, zu belehren. Schon die Brüder Grimm schrieben im Vorwort ihres Buches, dass es als Erziehungsbuch dienen sollte.

Die Nachricht von Märchen sind häufig moralischer Natur. »Kirschen im Winter?« überträgt die Nachricht, dass man nicht nachtragend sein sollte und ein ehrliches Gespräch häufig viele Probleme aus dem Weg schaffen kann. (Und dass Schafe einfach toll sind, aber das ist vermutlich meine eigene, moralfreie Interpretation…)

Die Sagen, welche sowohl in »Das Sagenbuch zum Stephansdom« und teilweise in »Die Geister von Ure« behandelt werden, fußen meistens im Christentum. Sie versuchen, den Menschen aufzuzeigen, wozu Gott und Teufel fähig sind und womit man rechnen muss, wenn man sich mit ihnen anlegt.

Beides – Märchen sowie Sagen – sind also Geschichtsgattungen, welche den Menschen ermahnen sollen, ein gutes und anständiges Leben zu leben – wobei die Definition eines solchen Lebens sich natürlich durchaus auch gewandelt hat. Und das Wichtigste: Beide Gattungen bringen eine satte Portion Phantastik mit.

Die Autorin

Carmen Capiti wuchs in der Zentralschweiz auf und arbeitet heute in Zürich im Bereich der Informationssicherheit. Das Schreiben entdeckte sie in frühen Jahren auf der Schreibmaschine ihrer Großeltern und verfasste während ihrer Schulzeit diverse Zeitungsartikel und Kurzgeschichten. 2015 gründete sie mit drei weiteren Autorinnen den Verein Schweizer Phantastikautoren.

Ihr Debüt-Roman „Das letzte Artefakt“ erschien im März 2015 und wurde nominiert für den SERAPH 2016 – Bestes Debut. Seither veröffentlichte sie den phantastischen Roman „Die Geister von Ure“ sowie die beiden ersten Bände ihrer Cyberpunk-Trilogie (Maschinenwahn, Maschinenschmerz).

Homepage: Carmen Capiti
Instagram: carmencapiti

„Die Geister von Ure“, sowie „Die Perlmuttschmetterlinge“ von Laura Kier könnt ihr im Verlauf des Märchensommers als E-Book und/oder Print gewinnen!

Anne/PoiSonPaiNter

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Lies auf Deutsch

Das Märchensommer Banner zeigt eine Scherenschnitt-Fee, die Glitzer auf den verschnörkelten Schriftzug "Märchensommer" über einem aufgeschlagenen Buch streut. Alles vor einer grünen Wiese neben einem Baum und Sonnenstrahlen im Hintergrund.

In during the fairy tale summer my guest author*esses like to challenge some things. Today, for example, it is Carmen Capiti who asks the question of what is actually the difference between a fairy tale and a legend.

Fairy tales and legends – a comparison

Ah, yes, fairy tales! All these wonderful stories that have accompanied most of us since childhood.

Personally, I probably know most (softened) fairy tales through Walt Disney. Others would say that their parents and grandparents used to read them fairy tales. For me, however, these were rather the old myths and legends from our region.

But what exactly are fairy tales? And what distinguishes them from other stories, especially legends?

I am not a linguist and have not studied literature. Nevertheless, I try to answer the questions above by means of small examples.

First of all, I would like to introduce you to Laura Kier’s beautiful self-written fairy tale »Kirschen im Winter?« (Cherries in Winter?)

In this fairy tale Jack Frost, actually responsible for the winter, gets tired of his fight with Sian Dawn. But he unexpectedly receives a visit from Rocks, a stubborn sheep who has taken it into its head that cherries and green meadows have no place in winter.

What defines „cherries in winter“ as a fairy tale?

  • There is no specific time or location. Fairy tales usually take place „a long, long time ago…“ In a „far-away kingdom“.
  • There are talking animals. Rocks is a talking sheep and neither Jack Frost nor the reader is really surprised.
  • It contains other fantastic elements that are treated like everyday occurrences. For example, it is undoubtedly clear that Jack Frost is responsible for the winter.

In the second step I will look at the following two books[ which were presented here yesterday]:

In „Das Sagenbuch zum Stephansdom“ the authoress collects old legends about the St. Stephen’s Cathedral in Vienna. However, she has also added two legends of her own to this collection, in which she refers to more recent events.

„Die Geister von Ure“ is also a collection of legends, but here I have taken a handful of mountain legends from Central Switzerland and woven them into a single, coherent story. It is important here that the book takes place in a fictitious world, but I allude to real historical backgrounds with all the towns and many people and events.

Both books show the characteristics of a legend:

  • There are clear historical references in the stories. In „Die Geister von Ure“, for example, reference is made to the Habsburgs‘ interest in the Gotthard Pass and the resulting conflict.
  • There are specific dates and places. „Das Sagenbuch zum Stephansdom“ deals specifically with St. Stephen’s Cathedral and the events surrounding it.
  • Stories do not always follow the laws of nature. In „Die Geister von Ure“, for example, there are natural spirits that can trigger avalanches and landslides or mutate animals into monsters. In Stephansdom it is said, among other things, that God turned bread into stone to punish a hard-hearted woman.

The differences between fairy tales and legends are already clear with the examples. But where do these stories overlap then?

Both contain fantastic, supernatural elements, which also make them pioneers of fantasy. Both also have the goal of teaching. Already the Brothers Grimm wrote in the preface of their book that it should serve as an educational book.

The message of fairy tales is often a moral one. „Kirschen im Winter?“ conveys the message that one should not hold a grudge and that an honest conversation can often solve many problems. (And that sheep are just great, but that’s probably my own moral-free interpretation…)

The legends, which are dealt with both in „Das Sagenbuch zum Stephansdom“ and partly in „Die Geister von Ure“, are mostly based on Christianity. They try to show people what God and the devil are capable of and what to expect when dealing with them.

Both – fairy tales and legends – are thus literature genres which are intended to exhort people to live a good and decent life – although the definition of such a life has, of course, also changed. And the most important thing: Both genres bring along a rich portion of fantasy.

The authoress

Carmen Capiti grew up in Central Switzerland and now works in Zurich in the field of information security. She discovered writing in her early years on her grandparents‘ typewriter and wrote various newspaper articles and short stories during her schooldays. In 2015, together with three other female authors, she founded the Schweizer Phantastikautoren (Swiss Association of Fantastic Authors).

Her debut novel „Das letzte Artefakt“ (The Last Artifact) was published in March 2015 and was nominated for the SERAPH 2016 – Best Debut. Since then she has published the fantastic novel „Die Geister von Ure“ and the first two volumes of her cyberpunk trilogy (Maschinenwahn – Machine Delusion, Maschinenschmerz – Machine Pain).

Homepage: Carmen Capiti
Instagram: carmencapiti

Anne/PoiSonPaiNter

Märchensommer: Verwandlung

Herzlich willkommen zur sechsten Woche des Märchensommers! Schön das ihr euren Weg hergefunden habt!

Auch heute könnt ihr wieder einen Punkt für die Gesamtpreise des Märchensommers ergattern indem ihr die unten gestellte Frage in den Kommentaren beantwortet.

Doch vorweg eine kleine Buchvorstellung …

Letztes Jahr hat Eva-Maria Obermann ein bisschen darüber geschrieben, ob die Märchen der Gebrüder Grimm überhaupt Volksmärchen sind. Carmen Capiti und Barbara Schinko warfen gleich eine ganz andere Frage auf:

Sind Sagen eigentlich auch Märchen?


Carmen wird dieser Frage in einem Gastbeitrag morgen noch näher auf den Grund gehen. Hier soll es erst einmal um ihre jeweiligen Sagenbücher gehen:

Zum einen dem Sagenbuch zum Stephansdom, dem Wahrzeichen Wiens. Zum anderen um Die Geister von Ure, einer Roman-Aufarbeitung Innerschweizer Sagen.

Letzteres könnt ihr sogar im Verlauf des Märchensommers als E-Book und Print gewinnen!

Aber nun zur Tagesfrage:

Was ist  für dich die schlimmste/merkwürdigste/fieseste Verwandlung in einem Märchen?

Auch wieder eine Frage, die ich vom letzten Jahr wiederverwendet habe.

Damals habe ich mich für die verzauberte Anicka entschieden:

Der Schafskopf sieht nicht nur furchtbar gruselig aus – und nimmt ihr glaube auch die Fähigkeit zu sprechen – sondern sie muss, um ihn loszuwerden von ihrem Prinzen erkannt werden und vorher diverse Abenteuer bestehen.

Aber ich glaube so langsam, dass Zwerg Nase es auch gar nicht so einfach gehabt hat …

Wir haben auch heute noch damit zu kämpfen, dass Leute, die anders aussehen verachtet und ausgeschlossen werden. Sich da einen Namen zu machen oder auch einfach so über die Runden zu kommen und nicht daran zu zerbrechen ist eine Kunst an sich. Deswegen muss man eigentlich die meisten Leute, die verwandelt werden und sich daraus befreien können bewundern, denn sie haben etwas überstanden, das „normale“ Leute gar nicht erst erleben.

Diese Woche folgt dann auch meine Rezension zur Zwerg Nase Adaptation Träume voller Schatten von Christina Löw  – und das passende Interview dazu. Und meine Station der Kreativtour zum Buch #IchAlsZwerg.

Anne/PoiSonPaiNter

© Für die Cover gehören den rechtmäßigen Besitzern. Sie dienen hier lediglich zur Veranschaulichung.

#CroMär: Kapitel 5

Reginas Oma hat ihr letzte Woche eine unglaubliche Geschichte erzählt, ob sie sich dadurch vom Ball abbringen lässt? Wies es weiter mit dem fünften Kapitel des #CroMär, des Crossover Märchens, könnt ihr heute lesen.

Kapitel 5 – Eingeschneit

Als Regina unten vor die Haustür trat, traute sie ihren Augen kaum: Schnee! Wohin sie auch blickte, alles war unter einer weißen Decke verborgen, ihr Fahrrad eingeschlossen. Sie blinzelte und kniff sich zur Sicherheit kurz in den Arm, doch der Schnee blieb. Sanft segelten noch einige Flocken vom Himmel und landeten auf ihrer ausgestreckten Hand, wo sie sogleich zu kleinen, kalten Wassertropfen wurden.
Regina schüttelte den Kopf. Ob sie nun auch noch halluzinierte? Wenn ja, lag das eindeutig an dem vermaledeiten Apfel, den Tante Susi ihr angedreht hatte. Wenn nein … War das überhaupt möglich, dass so schnell, so viel Schnee fiel? Sie war doch nur ein paar Minuten drinnen bei Oma gewesen.
Mit beiden Händen schaufelte Regina den Fahrradkorb frei, in dem sie das Essen für ihre Großmutter verstaut hatte. Vorsichtig schaute sie in die Plastikdose, die neben dem Kuchen auch den angebissenen Apfel enthielt, und zuckte zusammen: Der Apfel war wieder ganz, als hätte sie nie hineingebissen! Doch irgendwie sah der Kuchen anders aus. Vorhin war er noch saftig gewesen, jetzt wirkte er trocken und krümelig – als hätte er schon mehrere Wochen in der Dose zugebracht und nicht nur etwas mehr als eine Stunde.
Schnell drückte sie den Deckel fest zu, ergriff die Dose mit spitzen Fingern und schaute sich nach dem nächsten Mülleimer um. Dort verstaute sie den Plastikbehälter unter einer alten Zeitung, damit bloß niemand auf die Idee kam, Dose und Inhalt mitzunehmen.
Mit dem restlichen Essen kehrte Regina in die Wohnung zurück.

Während sie noch ihre Schuhe an der Fußmatte abstreifte, hörte sie ihre Oma aus dem Wohnzimmer rufen: „Komm schnell! Sie haben eine ganz sonderbare Eilmeldung durchgegeben!“
Regina hängte ihre Jacke an der Garderobe auf und stapfte dann auf Socken zu ihrer Oma.
„Du wirst nicht glauben –“ Ihre Oma stockte. Sie musterte Regina und an ihrem Gesicht konnte die sehr gut ablesen, wie die Rädchen hinter der Stirn ihrer Oma ratterten. „Was ist mit deinen Haaren passiert?“
Regina strich sich eine feuchte Strähne aus der Stirn. „Schnee“, sagte sie schlicht.
„Schnee?“ Ihrer Oma blieb der Mund offen stehen.
Regina deutete auf die flimmernde Mattscheibe des Fernsehers. „Das da.“
Ihre Oma folgte ihrem Blick. Zusammen sahen sie zu, wie ein sichtlich verwirrter Wettermann auf die hinter ihm eingeblendete Deutschlandkarte zeigte und den Zuschauern mitteilte: „Wie Sie sehen, gibt es in allen Teilen des Bundesgebiets Sonnenschein bei angenehmen, für die Jahreszeit schon fast überraschend hohen Temperaturen. Nur in einem Teil nicht. Dort ist ein drastischer Temperatursturz zu vermelden – mit Schneefall. Wir warnen vor plötzlicher Glätte und bitten Sie, vorsichtig zu sein.“ Er lachte nervös. „Schließlich wissen wir nicht, was das Wetter als Nächstes für uns bereithält. Vielleicht die nächste Eiszeit.“
Ihre Oma stellte den Ton aus und wandte sich Regina zu. „Schnee?“, wiederholte sie.
Regina nickte nur.
Ihre Oma schüttelte den Kopf. „Normal hätte ich das ja für einen schlechten Scherz gehalten. Versteckte Kamera oder so etwas, du weißt schon. Aber wenn du den Schnee gesehen hast …“
„Und gespürt.“
Ihre Oma schüttelte erneut den Kopf, doch zu Reginas Überraschung blieb sie stumm. Das passierte nicht oft. Normal hatte ihre Oma zu allem einen Spruch auf den Lippen – meistens ein Zitat aus einer ihrer Lieblingssoaps.

Statt weiter auf das Thema einzugehen, trug Regina die Plastikdosen in die Küche und stellte sie auf der Arbeitsplatte ab. „Hast du Hunger, Oma?“, rief sie über ihre Schulter. „Ich könnte dir etwas Lasagne aufwärmen.“
„Nein, nein, Liebling“, rief ihre Oma zurück. „Ich habe mir vorhin eine Tütensuppe gemacht. Das reicht erst mal.“
Regina grinste. Was das Essen anging, kam sie wirklich eher nach ihrer Oma als nach ihrer Mutter – die wiederum würde die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn sie wüsste, was die beiden verspeisten, wenn sie nicht dabei war. Also räumte Regina das Essen und die zusätzlichen Lebensmittel, die ihre Mutter ihr mitgegeben hatte, in Omas Kühlschrank.
Dabei nahm sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung war. Sie blinzelte und schaute noch einmal hin. Das konnte doch nicht sein … Hatte der Backofen ihr gerade wirklich zugeblinzelt? Nein, das war unmöglich. Sie rieb sich über die Augen und wandte sich zur Tür, um die Küche zu verlassen. Heute war wirklich der Wurm drin – erst recht seit Tante Susis Apfel!
Trotzdem verharrte sie auf der Schwelle und blickte noch einmal über die Schulter zurück. Ein leises Pling ertönte und das Licht im Backofen ging an. Regina zuckte zusammen, dennoch lief sie instinktiv auf das Gerät zu. „Oma? Hast du etwas im Ofen?“
Es war unwahrscheinlich, aber wie sonst sollte sie sich die plötzliche Interaktion des Backofens erklären? Sie bückte sich, schaute durch die Scheibe in den Ofen und sah ein Brot darin. „Oma? Da ist Brot in deinem Ofen!“
Sie wollte den Backofen ausschalten, denn wenn ein Pling ertönte, war das Brot darin sicherlich fertig, doch in dem Moment sah sie, dass dieser gar nicht an war. Wenn sie nach dem Temperaturregler ging, sollte nicht einmal das Licht an sein. Regina runzelte die Stirn, öffnete aber dennoch die Klappe – und der Duft von frisch gebackenem Brot stieg ihr in die Nase. Vorsichtig streckte sie die Hand aus und berührte das Brot mit einem Finger. Es war warm – nicht so heiß, wie es eigentlich sein sollte, wenn es gerade noch gebacken worden war. Aber doch so, als hätte man es vor einer halben Stunde gebacken und dann zum Abkühlen nach draußen gestellt.
Sie hörte langsame Schritte, die kurz hinter ihr verstummten. Regina drehte sich um und sah ihre Oma, die sich am Türrahmen festhielt. Sie schnupperte und dann richtete sie sich plötzlich auf und wirkte wieder fit, als hätte allein der Duft des Brots sie gesund gemacht.
„Oma, da ist Brot im Ofen“, wiederholte Regina, obwohl ihre Oma das natürlich längst selbst gesehen hatte. Doch etwas anderes fiel ihr nicht ein.
Als sie sich erneut zum Ofen umdrehte, bemerkte sie, dass sich dessen Inhalt in der Zwischenzeit noch weiter ›vermehrt‹ hatte: Das ganze Blech war voller Teigwaren – Brot, Brötchen, Croissants –, als wäre eine Großfamilie zum Brunch eingeladen.
Ganz vorsichtig und mit zwei Topflappen – von Reginas Mutter gestrickt, nicht von ihrer Oma – holte sie das Brot schließlich aus dem Ofen und stellte es auf der Arbeitsplatte ab. Skeptisch begutachtete sie es von allen Seiten, doch es sah aus wie ein ganz normales Gebäck, es roch so gut wie frisch vom Bäcker und auch sonst konnte Regina nichts erkennen, das sonderbar war. Nachdem sie auch die anderen Backwaren auf den Tisch gestellt hatte, blickte sie zu ihrer Oma auf. Die war allerdings bereits ins Wohnzimmer zurückgekehrt und schaute wahrscheinlich weiter Telenovelas.
Nachdem Regina sich eine Limo eingegossen hatte, fläzte sie sich neben ihrer Großmutter in einen Sessel und beobachtete sie für einen Augenblick. Eingekuschelt in ihre Decke starrte ihre Oma wie gebannt auf den Bildschirm. Mit einem Kopfschütteln versuchte Regina, das Geschehene zu verdrängen. Vermutlich konnte Oma sich nur nicht dran erinnern, dass sie etwas in den Ofen getan hatte. Schließlich zog Regina ihr Handy hervor und schaute, wie es um ihre Monster stand. Sie freute sich, dass eines der schon ewig liegenden Eier endlich geschlüpft war – da hatte sich die Wegstrecke von zu Hause zu ihrer Großmutter ja irgendwie doch noch ausgezahlt.

Erst in der nächsten Werbeunterbrechung schnitt Oma das andere Thema wieder an, dem Regina mit ihrem Gang nach draußen aus dem Weg gegangen war. „Wieso willst du eigentlich ausgerechnet mit Wolf zum Wunderjunggesellenball?“, fragte sie und schaute Regina stirnrunzelnd an. „Du könntest auch allein gehen oder mit einer deiner Freundinnen. Wäre das nicht einfacher?“

Weiter geht’s: Kapitel 6

Hinter den Kulissen

Dieses Kapitel von Märchenspinnerin Christina Löw, musste auch noch ein bisschen überarbeitet werden. Ursprünglich hatte sie nämlich nicht geplant die Oma zu Frau Holle zu machen, aber so finde ich es irgendwie passender. 😀

Nächste Woche wird es hier ein bisschen mehr zu ihr geben. Nicht nur meine Rezension zu „Träume voller Schatten„, ihrer Zwerg Nase Adaption, sondern auch ein Interview mit ihr und meine Station ihrer Kreativtour #IchAlsZwerg zum Buch.

Im Verlauf des Märchensommers könnt ihr das Buch auch als E-Book gewinnen.

Anne/PoiSonPaiNter